Nachdem ich gestern die gesammelten Rezensionen zu Star Trek: Vanguard abgeschlossen habe, dachte ich mir, das es ein passender Augenblick wäre, meine erste Rezension für den Ringboten-online.de hier zu veröffentlichen. Passen deshalb, weil der letzte Band der Vanguard Reihe und dieser Band einiges gemeinsam haben: Beide Bücher teilen sich den Titel und beide Bücher gehören zum Star Trek Universum. Behandelt aber werden Geschichten, welche nicht unterschiedlicher sein könnten.
Sturm auf den Himmel (Star Trek TNG-Roman Nr. 61)
Eine kleine Zeitreise gefällig, zum Beispiel in die gute
alte Zeit, als die U.S.S. Enterprise-D über den Bildschirm flog? Wer den
ständigen Wiederholungen der Fernsehepisoden der Next Generation überdrüssig
ist, bekommt mit diesem Roman neue Inhalte mit bewährten Mustern geboten.
Picard und Co. suchen auf einem fremden Planeten eine Heilpflanze und stoßen
dabei auf ein düsteres Geheimnis.
Eine Art Rettungsmission
Die Crew der U.S.S. Enterprise-D begleitet im 61. Roman
dieser Reihe ein Team von Botschaftern der Föderationswelt Orakisa auf einer
dringenden diplomatischen Mission. Die Welt Orakisa war ursprünglich eine
Kolonie der Welt Skerris IV, welche sich aber bereits vor sehr langer Zeit
selbst vernichtet hat. Nachdem die Orakisaner entdeckt haben, dass sie die
Abkömmlinge der Skerrianer sind, haben sie sich entschieden, die verwüstete
Welt ihrer Vorfahren wieder zu besiedeln. Um auf der mittlerweile unwirtlichen
Welt ihrer Vorfahren zu überleben, haben sich die Kolonisten umfassenden
genetischen Veränderungen unterzogen. Leider sind die Kolonisten dennoch vom
Tod bedroht, denn sie benötigen für Ihren Stoffwechsel ein Enzym, das nicht synthetisch
hergestellt werden kann, und ihre einzige Hoffnung auf Heilung liegt in einer
kleinen Pflanze, die auf der Heimatwelt ausgestorben ist. Jedoch wurde das
unscheinbare Kraut von einigen Kolonisten auf verschiedene Welten mitgenommen.
Alle bisherigen ehemaligen Kolonien hatten diese Pflanze nicht, deshalb ruhen
alle Hoffnungen auf der letzten Kolonie. Die Enterprise-Crew um Captain Picard
wird, dort angekommen, zwar freundlich aufgenommen, aber schon bald stellt sich
heraus, dass die Einheimischen nicht ganz ehrlich zu ihren Besuchern sind.
Fido, die Liebe und andere Dinge
Die Geschichte, die ungefähr im Zeitraum der 5. und 6.
Staffel der Next Generation angesiedelt
(also noch auf U.S.S. Enterprise-D), ist an und für sich stimmig
geschrieben, wenn ich mir auch bei den Charakteren mehr Tiefgang gewünscht
hätte. Geordi LaForge, der auf dem Einband vor der exotischen Kulisse eines
Palastes zu sehen ist, bekommt eine halbherzige Liebesgeschichte angedichtet,
die ihn am Ende mit leeren Händen dastehen lässt, was nur natürlich ist, da
ansonsten die Geschichte nicht in den offiziellen Kanon passen würde. Leider
fällt diese Nebenhandlung nur skizzenhaft aus, ich hätte mir mehr Gefühl und
auch vertraute Gespräche zwischen LaForge und seiner Geliebten gewünscht, als
nur die meisten Begebenheiten in Retrospektive serviert zu bekommen. Die
Nebenhandlung um Worf und seinen Sohn Alexander kommt dafür etwas besser weg:
Worf muss sich mit dem neuen Haustier seines Sohnes Alexander, einem Hamster
namens Fido, auseinandersetzen. Da er das Tier für eines Klingonen unwürdig
erachtet, versucht er, den Hamster loszuwerden, scheut aber die direkte
Konfrontation mit seinem Sohn. Lediglich die Personen, die nicht zur Besatzung
der U.S.S. Enterprise gehören, bekommen die Gelegenheit zu wirklicher
Entwicklung. Grundlegende Veränderungen oder gar der Tod eines wichtigen
Crewmitglieds, etwa Commander Riker, kann man im Hinblick auf den Zeitrahmen
sowieso nicht erwarten.
Familiäre und kulturelle Auseinandersetzungen
Der ganze Roman thematisiert zum einen – mal wieder – die
Oberste Direktive, welche die Crew um Captain Picard – zu unser aller
Überraschung – geschickt umgehen muss, um sie nicht zu brechen. Der zweite
Zentrale Punkt sind die Beziehungen zwischen Eltern und Kindern, sei es auf der
familiären Ebene zwischen Worf und seinem Sohn oder parallel dazu zwischen dem
orakisanischen Diplomaten und dessen Sohn, der ebenfalls als Diplomat tätig ist
und sich den Anfeindungen und der Kritik seines Vaters ausgesetzt sieht. Zum anderen
werden die Unterschiede von der alten Mutterwelt der Skerrianer und deren
ehemaligen Kolonien näher beleuchtet. An drei Ablegern der skerrianischen
Zivilisation werden die kulturellen Unterschiede, die sich gebildet haben,
aufgezeigt. Jede der Kulturen wird dabei über das politische System, aber vor
allem über die Mythen und die Religion der Völker identifiziert. Der
persönliche Glaube einzelner Akteure, Religion und Mystizismus werden in diesem
Zusammenhang ebenfalls eingestreut, es wird jedoch alles nur angerissen und
nicht wirklich grundlegend und explizit erklärt und die Religionen der
Nachkommen der Skerrianer und deren Unterschiede erschließen sich daher nur bei
aufmerksamen und genauem Lesen.
Des „Star Trek“-Fans Freud‘ und Leid
Im Allgemeinen freue ich mich über (fast) jede „Star
Trek“-Episode, die als Übersetzung ihren Weg in deutsche Buchhandlungen findet,
auch wenn das amerikanische Original bereits 1997 veröffentlicht wurde. Die
Handlung ist leider ziemlich gradlinig und wartet nur mit wenigen wirklichen
Überraschungen auf, hält sich aber an die Stimmung der Serie. Wirkliche Nerven
zerreißende Spannung kommt leider nicht auf, zu vorhersehbar sind die
Handlungsstränge und die wenige richtige Spannung, die sich gegen Ende des Romans
aufbaut, löst sich ganz schnell auf. Am Ende werden die Konflikte fast zu
elegant gelöst und alle sind glücklich – außer Geordi LaForge natürlich.
Wenn man den Roman als Grundlage für eine Episode genommen
hätte, wäre bestimmt ein guter Zweiteiler daraus geworden, mir ist es
jedenfalls nicht schwer gefallen, die Personen vor meinem geistigen Auge
erstehen zu lassen.
Die religiösen Themen, die eingestreut werden, sind für den
atheistisch angehauchten Hintergrund von „Star Trek“ etwas ungewöhnlich. Picard
und Konsorten gehen hier vorsichtiger und diplomatischer vor, als zum Beispiel
beim Erstkontakt in der Episode „Who watches the Watchers“ mit den Mintakanern,
zumindest zeigen sie hier Verständnis für die religiösen Ansichten der
Einheimischen.
Fazit: Das TNG-Abenteuer „Sturm auf den Himmel“ ist solide
gemacht und unterhaltsam geschrieben. Der Roman hält sich an das bewährte
Schema der Ursprungsserie und bietet einen hohen Wiedererkennungswert. Wer
allerdings nach Action dürstet, wird hier enttäuscht werden. Getreu dem
Hintergrund der Vorbildserie wird mehr diskutiert und weniger gekämpft. Der
Hintergrund ist recht gut, die Handlung interessant, wenn sie auch teilweise so
gut wie gar keine Spannung enthält, am Ende bekommt man leider keine wirklichen
Überraschungen präsentiert. Insgesamt handelt es sich eher um literarische
Schonkost, aber für ein paar kurzweilige Stunden ist der Roman allemal gut.
Sturm auf den Himmel (Star Trek TNG-Roman Nr. 61)
Film/Serien-Roman
Esther Friesner
Heyne 2006
ISBN: 3-453-52149-8
298 S., Taschenbuch, deutsch
Preis: EUR 7,95
bei amazon.de bestellen
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen