Dienstag, 5. Mai 2015

Sturm auf den Himmel (Star Trek TNG-Roman Nr. 61)


Nachdem ich gestern die gesammelten Rezensionen zu Star Trek: Vanguard abgeschlossen habe, dachte ich mir, das es ein passender Augenblick wäre, meine erste Rezension für den Ringboten-online.de hier zu veröffentlichen. Passen deshalb, weil der letzte Band der Vanguard Reihe und dieser Band einiges gemeinsam haben: Beide Bücher teilen sich den Titel und beide Bücher gehören zum Star Trek Universum.  Behandelt aber werden Geschichten, welche nicht unterschiedlicher sein könnten.


Sturm auf den Himmel (Star Trek TNG-Roman Nr. 61)

Eine kleine Zeitreise gefällig, zum Beispiel in die gute alte Zeit, als die U.S.S. Enterprise-D über den Bildschirm flog? Wer den ständigen Wiederholungen der Fernsehepisoden der Next Generation überdrüssig ist, bekommt mit diesem Roman neue Inhalte mit bewährten Mustern geboten. Picard und Co. suchen auf einem fremden Planeten eine Heilpflanze und stoßen dabei auf ein düsteres Geheimnis.

Eine Art Rettungsmission

Die Crew der U.S.S. Enterprise-D begleitet im 61. Roman dieser Reihe ein Team von Botschaftern der Föderationswelt Orakisa auf einer dringenden diplomatischen Mission. Die Welt Orakisa war ursprünglich eine Kolonie der Welt Skerris IV, welche sich aber bereits vor sehr langer Zeit selbst vernichtet hat. Nachdem die Orakisaner entdeckt haben, dass sie die Abkömmlinge der Skerrianer sind, haben sie sich entschieden, die verwüstete Welt ihrer Vorfahren wieder zu besiedeln. Um auf der mittlerweile unwirtlichen Welt ihrer Vorfahren zu überleben, haben sich die Kolonisten umfassenden genetischen Veränderungen unterzogen. Leider sind die Kolonisten dennoch vom Tod bedroht, denn sie benötigen für Ihren Stoffwechsel ein Enzym, das nicht synthetisch hergestellt werden kann, und ihre einzige Hoffnung auf Heilung liegt in einer kleinen Pflanze, die auf der Heimatwelt ausgestorben ist. Jedoch wurde das unscheinbare Kraut von einigen Kolonisten auf verschiedene Welten mitgenommen. Alle bisherigen ehemaligen Kolonien hatten diese Pflanze nicht, deshalb ruhen alle Hoffnungen auf der letzten Kolonie. Die Enterprise-Crew um Captain Picard wird, dort angekommen, zwar freundlich aufgenommen, aber schon bald stellt sich heraus, dass die Einheimischen nicht ganz ehrlich zu ihren Besuchern sind.

Fido, die Liebe und andere Dinge

Die Geschichte, die ungefähr im Zeitraum der 5. und 6. Staffel der Next Generation angesiedelt  (also noch auf U.S.S. Enterprise-D), ist an und für sich stimmig geschrieben, wenn ich mir auch bei den Charakteren mehr Tiefgang gewünscht hätte. Geordi LaForge, der auf dem Einband vor der exotischen Kulisse eines Palastes zu sehen ist, bekommt eine halbherzige Liebesgeschichte angedichtet, die ihn am Ende mit leeren Händen dastehen lässt, was nur natürlich ist, da ansonsten die Geschichte nicht in den offiziellen Kanon passen würde. Leider fällt diese Nebenhandlung nur skizzenhaft aus, ich hätte mir mehr Gefühl und auch vertraute Gespräche zwischen LaForge und seiner Geliebten gewünscht, als nur die meisten Begebenheiten in Retrospektive serviert zu bekommen. Die Nebenhandlung um Worf und seinen Sohn Alexander kommt dafür etwas besser weg: Worf muss sich mit dem neuen Haustier seines Sohnes Alexander, einem Hamster namens Fido, auseinandersetzen. Da er das Tier für eines Klingonen unwürdig erachtet, versucht er, den Hamster loszuwerden, scheut aber die direkte Konfrontation mit seinem Sohn. Lediglich die Personen, die nicht zur Besatzung der U.S.S. Enterprise gehören, bekommen die Gelegenheit zu wirklicher Entwicklung. Grundlegende Veränderungen oder gar der Tod eines wichtigen Crewmitglieds, etwa Commander Riker, kann man im Hinblick auf den Zeitrahmen sowieso nicht erwarten.

Familiäre und kulturelle Auseinandersetzungen

Der ganze Roman thematisiert zum einen – mal wieder – die Oberste Direktive, welche die Crew um Captain Picard – zu unser aller Überraschung – geschickt umgehen muss, um sie nicht zu brechen. Der zweite Zentrale Punkt sind die Beziehungen zwischen Eltern und Kindern, sei es auf der familiären Ebene zwischen Worf und seinem Sohn oder parallel dazu zwischen dem orakisanischen Diplomaten und dessen Sohn, der ebenfalls als Diplomat tätig ist und sich den Anfeindungen und der Kritik seines Vaters ausgesetzt sieht. Zum anderen werden die Unterschiede von der alten Mutterwelt der Skerrianer und deren ehemaligen Kolonien näher beleuchtet. An drei Ablegern der skerrianischen Zivilisation werden die kulturellen Unterschiede, die sich gebildet haben, aufgezeigt. Jede der Kulturen wird dabei über das politische System, aber vor allem über die Mythen und die Religion der Völker identifiziert. Der persönliche Glaube einzelner Akteure, Religion und Mystizismus werden in diesem Zusammenhang ebenfalls eingestreut, es wird jedoch alles nur angerissen und nicht wirklich grundlegend und explizit erklärt und die Religionen der Nachkommen der Skerrianer und deren Unterschiede erschließen sich daher nur bei aufmerksamen und genauem Lesen.

Des „Star Trek“-Fans Freud‘ und Leid

Im Allgemeinen freue ich mich über (fast) jede „Star Trek“-Episode, die als Übersetzung ihren Weg in deutsche Buchhandlungen findet, auch wenn das amerikanische Original bereits 1997 veröffentlicht wurde. Die Handlung ist leider ziemlich gradlinig und wartet nur mit wenigen wirklichen Überraschungen auf, hält sich aber an die Stimmung der Serie. Wirkliche Nerven zerreißende Spannung kommt leider nicht auf, zu vorhersehbar sind die Handlungsstränge und die wenige richtige Spannung, die sich gegen Ende des Romans aufbaut, löst sich ganz schnell auf. Am Ende werden die Konflikte fast zu elegant gelöst und alle sind glücklich – außer Geordi LaForge natürlich.

Wenn man den Roman als Grundlage für eine Episode genommen hätte, wäre bestimmt ein guter Zweiteiler daraus geworden, mir ist es jedenfalls nicht schwer gefallen, die Personen vor meinem geistigen Auge erstehen zu lassen.
Die religiösen Themen, die eingestreut werden, sind für den atheistisch angehauchten Hintergrund von „Star Trek“ etwas ungewöhnlich. Picard und Konsorten gehen hier vorsichtiger und diplomatischer vor, als zum Beispiel beim Erstkontakt in der Episode „Who watches the Watchers“ mit den Mintakanern, zumindest zeigen sie hier Verständnis für die religiösen Ansichten der Einheimischen.

Fazit: Das TNG-Abenteuer „Sturm auf den Himmel“ ist solide gemacht und unterhaltsam geschrieben. Der Roman hält sich an das bewährte Schema der Ursprungsserie und bietet einen hohen Wiedererkennungswert. Wer allerdings nach Action dürstet, wird hier enttäuscht werden. Getreu dem Hintergrund der Vorbildserie wird mehr diskutiert und weniger gekämpft. Der Hintergrund ist recht gut, die Handlung interessant, wenn sie auch teilweise so gut wie gar keine Spannung enthält, am Ende bekommt man leider keine wirklichen Überraschungen präsentiert. Insgesamt handelt es sich eher um literarische Schonkost, aber für ein paar kurzweilige Stunden ist der Roman allemal gut.

Sturm auf den Himmel (Star Trek TNG-Roman Nr. 61)
Film/Serien-Roman
Esther Friesner
Heyne 2006
ISBN: 3-453-52149-8
298 S., Taschenbuch, deutsch
Preis: EUR 7,95


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