Mittwoch, 20. Mai 2015

Star Trek – Destiny 1: Götter der Nacht

„Das Schicksal des Menschen ist der Mensch.“ Dieses Zitat von Berthold Brecht bekommt bei „Götter der Nacht“, dem ersten Band der mit Spannung erwarteten „Star Trek – Destiny“-Trilogie, eine besondere, ganz eigene Bedeutung. Man kann gespannt sein, was das Schicksal für Captain Picard und seine Mitstreiter unabwendbar vorgesehen hat …

Da ist er nun, der von den Fans erwartete und vom Cross-Cult-Verlag viel beworbene Crossover zwischen der Reihe um Rikers U.S.S. Titan und dem Relaunch der Next Generation. Die Inhaltsangabe hört sich dann auch vielversprechend an: 

„Jean-Luc Picard von der U.S.S. Enterprise, William T. Riker von der U.S.S. Titan und Ezri Dax von der U.S.S. Aventine kämpfen gemeinsam gegen den größten Feind der Föderation: die Borg. Welten gehen unter, Helden werden sterben. Nach dieser fulminanten Crossover-Trilogie ist im „Star Trek“-Universum nichts mehr wie vorher! Ein halbes Jahrzehnt nach dem Dominion-Krieg und mehr als ein Jahr nach Aufstieg und Fall des Praetors Shinzon, kehrt die größte Geißel der Galaxis zurück, um der Föderation verheerenden Schaden zuzufügen, und dieses Mal besteht ihr Ziel in nichts Geringerem als der vollkommenen Auslöschung. Andernorts, tief im Gamma-Quadranten, wird ein uraltes Rätsel gelöst. Ein Raumschiff der ersten Generationen der Erde, seit Jahrhunderten verschollen, wird tot und verlassen auf einem einsamen Planeten gefunden. Aber seine Entdeckung, so weit von seinem Heimatort entfernt, wirft beunruhigende Fragen auf, und die Antworten greifen zurück auf einen Überlebenskampf, den einst ein Captain und ihre Mannschaft an die Grenzen ihrer Menschlichkeit gebracht hatte. Von diesem erschreckenden Unruheherd beginnt eine apokalyptische Odyssee, die Zeit und Raum umfassen, die Vergangenheit enthüllen, die Zukunft bestimmen und drei Captains – Jean-Luc Picard von der U.S.S. Enterprise, William Riker von der U.S.S. Titan und Ezri Dax von der U.S.S. Aventine – zeigen wird, dass manche Schicksale unabwendbar sind.“ 

Aha, die Borg mal wieder – und wieder einmal geht es um das Überleben der Föderation. Im ersten Moment war ich enttäuscht. Drei von fünf kürzlich erschienenen Romanen des „TNG“-Relaunches haben sich schon mit demselben Thema mehr oder weniger spektakulär auseinandergesetzt. Noch eine neue Variante des Borgthemas wollte ich eigentlich nicht lesen. Zumal nach dem Superkubus in „Heldentod“ die Superlative bereits erreicht schien. 

David Mack, der diesmal die Autorenarbeit übernommen hat, setzt stattdessen auf die guten alten Borg. Diese sind nicht schneller, stärker oder fortschrittlicher, sondern einfach nur in der Überzahl. Nicht nur ein Kubus greift an, sondern gleich mehrere fallen über die Welten der Föderation her. 

Die Thematik ist also schon von Anfang an von einer bedrückenden und düsteren Stimmung geprägt. Die Föderation steht mit dem Rücken zur Wand, und es scheint so, dass die Borg noch nicht einmal richtig angefangen haben. 

Die Handlung von „Götter der Nacht“ setzt, zumindest für die Protagonisten aus dem 24. Jahrhundert unmittelbar da ein, wo Christopher L. Bennett die Besatzung der Enterprise am Ende von „Größer als die Summe“ zurückließ. 

Während Captain Ezri Dax im Gamma-Quadranten versucht das Rätsel um das Wrack der Columbia zu lösen, die vor 200 Jahren zu Beginn des Krieges zwischen der Erde und den Romulanern verschwand, kämpft Picards Enterprise an vorderster Front gegen die Borg. Riker mit seiner U.S.S. Titan dagegen ist zu weit weg, um in das Geschehen eingreifen zu können. Außerdem beschäftigen ihn auch noch zusätzlich Probleme privater Natur. 

Der wohl wichtigste Handlungsstrang widmet sich dann den Erlebnissen der Columbia Crew, die der Strandung des Schiffes im Gamma-Quadranten vorausgeht. Das sind vier Handlungsstränge, verteilt auf vier verschiedene Schiffe, alles zusammengepresst auf 430 Seiten. Das bedeutet, dass David Mack mit einer Vielzahl von Akteuren jonglieren muss. Für mich als Leser war es allerdings manchmal schwierig, immer nachzuvollziehen, wer jetzt gerade gehandelt und gesprochen hat. Die Aufzählung der Besatzungsmitglieder der beteiligten Schiffsbesatzungen im Anhang bietet da eine gewisse Orientierungshilfe. 

Es bedeutet auch dass, die Erzählstränge und einzelne Personen nicht alle die gleiche Aufmerksamkeit bekommen. So bekommt T'Ryssa Chen, die Halbvulkanierin, die im Roman „Mehr als die Summe“, fast ständig im Rampenlicht stand, zum Beispiel nur drei kurze Sätze und wird dann spornstreichs von Picard abgeschnitten. Zu meiner Überraschung findet aber auch in diesem Umfeld eine entsprechende Charakterentwicklung statt. So zum Beispiel bei Riker und Troi oder Picard und Beverly Crusher. Die größte Aufmerksamkeit kommt natürlich der Besatzung der Columbia zu. Nichtsdestotrotz bekommt jeder Handlungsstrang einen gut ausgebauten Spannungsbogen und auch jeweils einen eigenen Cliffhänger. 

Das diesmalige Bonusmaterial, das auch diesmal von Julian Wangler zusammengestellt wurde, blieb hinter meinen Erwartungen zurück. Eine Aufzählung der Begegnungen zwischen Borg und Föderation ist für jemanden, der keinen blassen Dunst davon hat, bestimmt hilfreich. Für den versierten Fan jedoch ist es eine Art Infodumping. Hier bleibt Wangler hinter seinen bereits bekannten Möglichkeiten. Diesmal findet leider keine Extrapolation statt. Obwohl hier sich aus meiner Sicht eine Menge Möglichkeiten finden ließen. 

Fazit: „Götter der Nacht“ ist der Auftakt zum groß angekündigten „Star Trek“-Crossover, das unter anderem die Abenteuer des „TNG“-Relaunches und von Rikers U.S.S. Titan in einer weiteren Borg-Geschichte vereint. Dass zusätzlich Ezri Dax mit einem eigenen Schiff mit von der Partie ist und man auch einen Handlungsstrang in der Vergangenheit verfolgt, der am Ende das Rätsel um das Wrack im Gamma-Quadranten löst, trägt zu einer sehr komplexen, aber in sich schlüssigen Romanhandlung bei. Hut ab für David Mack, dem dieses Kunststück gelungen ist. Auf der anderen Seite hätte ich mir aber bei etlichen Protagonisten mehr Zeit und mehr Tiefe gewünscht. Die Geschichte selbst kommt noch nicht so recht in Fahrt, aber eine Vielzahl offener Handlungsstränge verspricht auch bei den Nachfolgeromanen der Trilogie eine Menge Spannung. Für jeden „Star Trek“-Fan ein absolutes Muss, denn hier bahnt sich ein entscheidender Wendepunkt im Franchise an. Der erste Band macht Lust auf mehr.

Star Trek – Destiny 1: Götter der Nacht 
Film/Serien-Roman
David Mack 
Cross Cult 2010
ISBN: 978-3-941248-83-0
430 S., Taschenbuch, deutsch
Preis: EUR 12,80


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