Donnerstag, 26. November 2015

Star Trek TNG5: Mehr als die Summe

Nach „Widerstand“ und „Heldentod“ wird im fünften Band der Second Dekade das Thema Borg erneut auf die Tagesordnung gesetzt. Im Hinblick auf das sich anschließende Crossover der „Destiny“-Reihe war wohl kaum zu verhindern, dass hier die Borg einen erneuten Auftritt bekommen würden. Diesmal hat Christopher L. Bennet den Stab übernommen. Seine Interpretation des Themas kann sich durchaus sehen lassen.

Darum geht es: Das Raumschiff Rhea ist der Quelle von seltsamen Quantenenergien auf der Spur, die einen Teil des Weltalls durchfluten. Ein Außenteam, dem die Halbvulkanierin Lieutenant T’Ryssa Chen angehört, findet sehr seltsame Lebensformen. Zwar gelingt es T’Ryssa Chen einen schwachen telepathischen Kontakt zu den Lebewesen herzustellen, aber bevor man nähere Untersuchungen anstellen kann, taucht die Einstein, ein von den Borg in „Heldentod“ assimiliertes Sternenflottenschiff auf und greift die Rhea an. Kurz bevor der Landetrupp auch assimiliert wird, versetzen die Lebewesen die Halbvulkanierin mittels eines Quanten-Slipstreams binnen Sekundenbruchteilen auf einen 2000 Lichtjahre entfernten Planeten. Dass die Borg gerade von einer solch mächtigen Technologie besser nicht Besitz ergreifen sollten, dürfte klar sein. Ebenso steht fest, wer auch diesmal die Kartoffeln aus dem Warpkern holen darf. Es wird Zeit, dass die Enterprise und Captain Picard auf den Plan treten, um den Borg Einhalt zu gebieten. Diesmal hat Jean-Luc sogar eine Blankovollmacht der Föderation im Rücken: Er darf tun, was immer nötig ist, um die Borg aufzuhalten.

Das Thema scheint nach diesem Intro, das ich, leicht abgewandelt, der Inhaltsangabe auf der Rückseite des Umschlages entnommen habe, vorgegeben zu sein. Tatsächlich ist der Kampf gegen die Borg aber nur ein Handlungsstrang, der teilweise völlig in den Hintergrund tritt. Bennet stattet seine Charaktere mit einer Menge familiärer Facetten aus. Familienbeziehungen werden im Verlauf der Handlung extra großgeschrieben. Fast jeder der Akteure bekommt die Gelegenheit, seine Erfahrungen und Meinungen zu diesem Thema preiszugeben. Sei es das gestörte Mutter-Tochter-Verhältnis, das T’Ryssa Chen geprägt hat, Beverly Crushers Erfahrungen, einen Wunderknaben wie Wesley großzuziehen, oder die zweite Offizierin Kadohata, die Mann und Kinder daheim gelassen hat, um zwischen den Sternen zu reisen. Auch Worf darf über seine Erfahrungen sprechen. Picard hingegen trägt sich in diesem Zusammenhang mit dem Gedanken, mit seiner neuen Lebensgefährtin Beverly Crusher eine Familie zu gründen.

Dazu passt dann auch, dass der abtrünnige Borg Hugh zur Enterprise stößt und diese um Hilfe bittet, ihm und seiner ebenfalls durch die Assimilierung sterilisierten Anhängerschaft aus ehemaligen Borgdrohnen die Möglichkeit zu , sich normal fortzupflanzen. Die Borg auf der Einstein haben damit keine Probleme. Als Antithese zu dem Familienkonzept steht hier die Assimilation in das Kollektiv. Dadurch ist eine umständliche Reproduktion nicht notwendig – benötigter Nachwuchs wird einfach für das Kollektiv zwangsrekrutiert. Zum guten Schluss empfand ich das ständig wiederkehrende Familienthema als zu viel des Guten. Das bleibende Fazit, dass es ohne Familie nicht geht, hätte man auch weniger umständlich verpacken können.

Der eigentliche Star des Romans war für mich die völlig untypische Halbvulkanierin T’Ryssa. Sie ist undiszipliniert und vorlaut. Damit ist sie das krasse Gegenstück zu den typisch stoischen Vulkaniern, die man zu Genüge kennt. Ihre besonderen Fähigkeiten, besonders die, die es ihr ermöglicht, mit den fremden Lebewesen Kontakt aufzunehmen, schaffen erst die besondere Bühne, auf der T’Ryssa überhaupt auftreten kann. Die Auftritte des quirligen Lieutenants haben die Story erheblich aufgelockert. Die Einstellung der rätselhaften Aliens, die über enorme Fähigkeiten verfügen, aber Gewalt ablehnen, stellt die Besatzung des Raumschiffs vor neue ungeahnte Herausforderungen. Diesmal bringen Waffen Picard nicht weiter, wenn er die Borg besiegen will. Diesmal muss er sich auf seine diplomatischen Fertigkeiten verlassen – und auf die oben gena
nnte Halbvulkanierin.

Als besonderes Bonbon macht sich Julian Wangler in einem kleinen Essay mit dem Titel „Abenteuer im großen Abteuer“ Gedanken um die Familienbande im „Star Trek“-Franchise.

Fazit: „Mehr als die Summe“ bietet als fünfter Band der Reihe eine neuerliche Version des Borg-Themas, diesmal kombiniert mit einem heiklen Erstkontakt mit einer fremden und sehr mächtigen, wenn auch extrem friedfertigen Spezies. Die Einstellung der Lebewesen stellt eine große und auch die wichtigste Herausforderung für die Enterprise-Besatzung dar. Die Borg geraten im Gegensatz dazu Staffage. Picard und Co. sinnieren dabei immer wieder über die Bedeutung von Familie und Kindern, während Picard darüber nachdenkt, endlich selber eine Familie mit Dr. Chrusher zu gründen – was mit etwa 75 Jahren höchste Zeit ist. Das Familienthema dominiert den Roman in zahlreichen Facetten und lässt den Kampf gegen die Borg Stellenweise zur Nebenhandlung verkommen. Schön fand ich vor allem die liebevoll in Szene gesetzten Charaktere. Ein Blick auf das Borg-Schiff und deren Ansichten zu dem Thema hätten mich gefreut. So blieben die feindlichen Borg im Großen und Ganzen nur gesichtslose Feinde. Der Roman ist weit weniger spektakulär ausgefallen als der Vorgängerband „Heldentod“. Statt endloser Materialschlachten und zigtausenden Toten, werden hier vor allem persönliche Veränderungen im Gefüge der Besatzung der U.S.S. Enterprise präsentiert. Der Roman leitet am Ende direkt in das Szenario der „Destiny“- Reihe über, die sich inhaltlich nahtlos anschließen. Wer sich auf „Destiny“ einstimmen will, kommt an „Mehr als die Summe“ nur schwer vorbei.

Star Trek TNG: Mehr als die Summe
Film/Serien-Roman
Christopher L. Bennett
Cross Cult 2010
ISBN: 978-3941248-65-6
329 S., Taschenbuch, deutsch
Preis: EUR 12,80


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Mittwoch, 25. November 2015

Star Trek. Die Gesetze der Föderation

Der Weltraum, unendliche Weiten: Dies sind die Abenteuer des Raumschiffs Enterprise, das unterwegs ist, um fremde Welten zu entdecken, unbekannte Lebensformen und neue Zivilisationen. Von dieser Prämisse kann sich der Leser in die Gesetze der Föderation verabschieden. Der Roman dringt in Bereiche vor, von denen ich dachte, man würde niemals etwas Genaues darüber erfahren. Hier kommt „Star Trek“ in einer anderen völlig anderen Dimension.

Der Leser wird von Keith R. A. DeCandido auf eine Entdeckungsreise geschickt, diesmal ohne Raumschiff, ohne Mysterien, die die Sternenflotte direkt aufdecken muss, aber vor allem ohne die gewohnten Hauptakteure. Kein Captain Picard, kein Will Riker – und auch andere bekannte Gesichter der Sternenflotte erscheinen im Laufe der Handlung allenfalls nur mit einem kurzen Schlaglicht.

Die Handlung, wenn man von dieser als solche überhaupt reden kann, dreht sich fast ausschließlich um Politik, genauer gesagt die Politik der Vereinten Föderation der Planeten. Der Roman verfolgt das erste Jahr der Präsidentschaft von Nanietta Bacco von Cestus III, anscheinend dem einzigen Ort in der Galaxis, an dem noch Baseball gespielt wird. Der Romanhandlung läuft im Hintergrund zu den Abenteuern der U.S.S. Titan und der „Second Decade“.

Dass auch in der vielseitigen und multikulturellen Regierung der Föderation nicht alles nach Wunsch verläuft, dürfte klar sein. Und so wird der Leser Zeuge von Besprechungen, öffentlichen Debatten und Ränkespielen zwischen einer Vielzahl von Personen. Da bisher über die innerhalb des etablierten Franchises immer nur nebulös beschriebene Regierung der Föderation nur sehr wenig zu lesen und zu sehen war, betritt DeCandido absolutes Neuland. Aus diesem Grund muss er auch eine Menge neuer Personen einführen, die nötig sind, um den Apparat am Laufen zu halten. Dummerweise wird das alles inflationär betrieben, und ich hatte meine Liebe Mühe, damit nicht durcheinanderzukommen.

Die Präsidentin und ihr persönlicher Stab sind noch halbwegs gut ausgearbeitet, der Rest der Akteure verkommt teilweise zu einer Ansammlung kaum aussprechbarer Namen, die oftmals bestenfalls stereotype Züge annehmen. Zu viele davon kann man dann gleich wieder vergessen, weil sie im Verlauf der Handlung nicht mehr auftauchen, da keine übergeordnete Handlung vorhanden ist, sondern ausschnittsweise das Krisenmanagement und die reguläre Regierungsarbeit von Präsidentin Bacco im Verlauf eines Jahres verfolgt wird. Dabei geht es um einen unglücklich verlaufenen Erstkontakt oder erneute Konflikte zwischen Klingonen, Romulanern und Remanern oder aber interne Streitigkeiten um die Besetzung wichtiger Posten in der Regierung. In letzterem Fall wird geschachert was das Zeug hält. Zu guter Letzt bekommt die Präsidentin auch die Folgen der dunklen Machenschaften ihres Vorgängers Min Zife zu spüren. Von den Dingen, die außerhalb des Regierungsumfelds geschehen, erhält man dabei selten einen direkten Eindruck. Vielmehr werden die Ereignisse für den Leser dergestalt präsentiert, dass diese der Präsidentin dargelegt oder in Berichten zusammengefasst werden oder ausgiebig von den Akteuren darüber debattiert wird.

Bekannte Personen aus dem Franchise sind relativ rar gesät und beschränken sich fast völlig auf kurze Cameo-Auftritte. Janeway, Spock und Admiral Ross bekommen unter anderem einen kurzen Moment im Rampenlicht, das war es in Großen und Ganzen dann auch.

Was dem Roman in meinen Augen fehlt, ist ein echter Höhepunkt. Das ist weitestgehend dadurch bedingt, dass quasi ein Zeitraum unter die Lupe genommen wird und gleichzeitig verschiedene kleine Handlungsstränge auf den Weg gebracht und teilweise kurz darauf schon gelöst werden. Das ergab bei mir den Effekt, dass ich bei den kleinen Dingen zum Weiterlesen animiert wurde. Aber einen Spannungsbogen als solchen, der sich durch die ganze Länge des Romans zieht, konnte ich nicht ausmachen.

Bei der Charakterzeichnung der wichtigsten Akteurin – so gut der Charakter von Nanietta Bacco auch ausgearbeitet ist – stört mich etwas ungemein: Sie ist einfach zu perfekt dargestellt, denn sie trifft nur wohlüberlegte Entscheidungen mit einem messerscharfen politischen Kalkül. Moralisch und rhetorisch stellt sie alle anderen Politikern in den Schatten. Kurz: Sie wird hier einfach zur perfekten Übermutter der gesamten Föderation stilisiert. In meinen Augen wirkt sie dadurch unrealistisch im Sinne von „zu gut um wahr zu sein“. Klar hat Nan Bacco auch ein paar liebenswerte Schwächen – wie zum Beispiel ihr Faible für Baseball. Aber das fällt zurück hinter den unübersehbaren persönlichen Stärken, die der Autor der Person der Präsidentin gegeben hat. Es werden eine Menge Intrigen gesponnen, aber bei all den politischen Schlammschlachten schafft es die Präsidentin moralisch integer zu bleiben.

Daneben gibt es naturgemäß noch eine über das ganze Buch verteilte Lehrstunde über den politischen Aufbau der Föderation im 24. Jahrhundert. Auch zum Thema Journalismus im 24. Jahrhundert bekommt der Leser einige Einblicke. Der Roman nimmt massiv Bezug auf die Ereignisse, die in den „A time to…“-Romanen stattfinden, die bisher nicht ins Deutsche übersetzt wurden, außerdem auf einige Ereignisse des DS9-Relaunches und den ersten Band der „Titan“-Reihe um William Rikers neues Kommando. Es ist zwar für das Verständnis des Romans nicht zwingend notwendig, trotzdem hatte ich das unbestimmte Gefühl, dass mir wichtige Details fehlen. Der lockere Schreibstil, den DeCandido an den Tag legt, trägt viel dazu bei, dass der Roman nicht langweilig wird.

Der Verlag bezeichnet den Roman als den perfekten Auftakt für die Trilogie „Star Trek – Destiny“. Dem kann ich persönlich nicht zustimmen. Die besagte Trilogie befasst sich mit der größten Bedrohung durch die Borg, die es bisher im „Star Trek“-Universum gab. Hier aber finden die Borg keine Erwähnung, auch nicht die bedrohlichen Ereignisse, die sich im Rahmen der Handlung des Romans „Heldentod“ im unmittelbaren Umfeld der Erde am Ende des vom vorliegenden Roman abgedeckten Zeitraums abspielen – was natürlich nicht möglich ist, da der hier präsentierte Roman bereits 2005 auf Englisch erschien. Damit wurde er zwei Jahre vor der englischsprachigen Ausgabe von „Heldentod“ veröffentlicht, die 2007 stattfand.

Genau das hat mich allerdings erheblich gestört. In der Chronologie des „Star Trek TNG“-Relaunches wäre es ein Leichtes gewesen, die Ereignisse des Relaunches in die Zeit nach der Romanhandlung von „Die Gesetze der Föderation“ zu verlagern. Dies ist aber leider nicht passiert, was dazu führt, dass sich deutsche Leser, die jetzt in den Genuss kommen, die zeitnah erschienenen Übersetzungen der Romane von Cross Cult lesen zu können, über diese Diskrepanzen in der Zeitlinie wundern. Da aber die Handlung mit der Geschichte der „Destiny“-Reihe nichts zu tun hat und auch nicht Bezug darauf nimmt, ist der Roman kaum als der „perfekte Auftakt“ zu bezeichnen. Der Roman „Mehr als die Summe“, dessen Handlung sich unmittelbar vor dem Beginn der „Destiny“-Bücher abspielt und auch direkt eine Überleitung dazu bietet, hätte dieses Prädikat eher verdient.

Im Anhang findet sich neben einer Auflistung bekannter Präsidenten der Föderation das bei Cross Cult bereits obligatorische Bonusmate
rial in Form von eines Essays von Julian Wangler. Diesmal geht es (natürlich) um die Regierung der Vereinten Föderation der Planeten. Der Artikel fasst noch einmal die wichtigsten Fakten zur Föderationsregierung und der Prinzipen zusammen, auf welchen diese aufbaut. Dazu setzt er noch ein paar Akzente in Bezug auf das gesamte Franchise, das diese Thematik bisher bewusst nur nebulös behandelt hat. Den Abschluss macht dann noch eine Zeitlinie, welche die verschiedenen Romane, die in der Zeit nach der Handlung des zehnten Kinofilms „Nemesis“ spielen, in Relation setzt.

Fazit: „Die Gesetze der Föderation“ ist alles andere als ein Actionkracher. Hier wird mit Worten gekämpft und nicht mit Phasern. Ein Jahr im Leben der Präsidentin der Vereinten Föderation der Planeten wird hier so gut serviert, wie man es – angesichts des gewählten Themas – nur machen kann. Wer Raumkämpfe, fremde Planeten in typischer „Star Trek“-Manier sucht, sollte die Finger davon lassen. Für alle, die sich schon immer dafür interessiert haben, wie die Vereinte Föderation der Planeten auf der politischen Ebene funktioniert, ist der Roman ein absolutes Muss.

Star Trek. Die Gesetze der Föderation
Film/Serien-Roman
Keith R. A. DeCandido
Cross Cult 2010
ISBN: 978-3-941248-50-2
450 S., Taschenbuch, deutsch
Preis: EUR 14,00


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Dienstag, 24. November 2015

Große Neuigkeiten für Star Trek in 2016 - Exclusive Star Trek Romane für Deutschland - Star Trek Prometheus -

 Das kommende Jahr 2016 bringt für das Star Trek Franchise ein wahres Feuerwerk von Neuerscheinungen. Gene Roddenberries Kreation feiert ihren fünfzigsten Geburtstag. Pünktlich zum Jubiläum kommt der dritte Teil des Reboots Star Trek Beyond in die Kinos. Für 2017 ist eine neue Fernsehserie geplant. War das vierzigste Jubiläum eher ein unscheinbares Ereignis, steht den Fans also einiges bevor. Der Cross Cult Verlag, der die Star Trek Romane  in Deutschland seit 2008 veröffentlicht, hat für die Fans in Deutschland ein ganz spezielles Bonbon vorbereitet:

Eine neue Star Trek Romantrilogie die exklusiv für das deutsche Publikum geschrieben wurde.

Der Verlag hat das Autorenduo Bernd Perplies und Christian Humberg, die bereits die Kinderbuchserien "Drachengasse 13" und "Die unheimlichen Fälle des Lucius Adler" zusammen veröffentlicht haben. Beide Autoren haben zudem bereits mehrfach amerikanische Star Trek Romane ins Deutsche übersetzt und sind daher mit dem Franchise mehr als vertraut.

Der Klappentext zum ersten Band weckt schon einmal die Lust zum lesen:

"Nahe der Grenze zum Klingonischen Reich ereignen sich mehrere brutale Terroranschläge, die Tausende von Toten fordern.
Wer steckt hinter den Angriffen? Sind es Fanatiker aus dem fremdartigen Volk der Renao, das im benachbarten Lembatta-Cluster siedelt? Oder hat der zwielichtige Typhon-Pakt seine Finger im Spiel? Die Sternenflotte entsendet die U.S.S. Prometheus, ihr kampfstärkstes Schiff, in die Grenzregion, um das Rätsel zu lösen, bevor der nächste Krieg in der Galaxis ausbricht"


Die als geschlossene Reihe angelegte Triologie tritt die Reise in die unendlichen Weiten mit der USS Prometheus an. Unter den Fans ist das Schiff, das in der Voyager Folge "Flaschenpost" einen Auftritt hatte, sehr beliebt. In den bisherigen Romanen ist die USS Prometheus nicht in Erscheinung getreten. Bisher ist nur Wenig über die eigentlichen Protagonisten der Romane bekannt. Der Klappentext von Prometheus 1: Feuer gegen Feuer verortet die Handlung in das Grenzgebiet zwischen der Föderation und dem Klingonischen Reich. Auf die Besatzung der USS Prometheus, von der man bisher allenfalls  den Namen des Captains Richard Adams in Erfahrung bringen konnte, kann man gespannt sein. Die Autoren und  der Verlag  haben durchblicken lassen, dass etablierte Persönlichkeiten aus dem Kanon weniger prominent im Rampenlicht stehen. Ein neues Schiff verdient auch eine neue und vor allem unverbrauchte Crew, die ihre eigenen Spuren im Franchise hinterlässt. Peter David hat da bereits mit seinen Romanen rund um die USS Excalibur bemerkenswerte Vorarbeit geleistet und dort die üblichen aus dem Fernsehen bekannten Akteure teilweise zu bloßen Zaungästen degradiert.

Sehr freuen kann man sich auch auf die Cover von Tobias Richter freuen. Der Illustrator zeichnet sich unter anderem für Arbeiten für den Ships of The Line Calendar verantwortlich.

Weitere Informationen zu diesem spannenden Projekt finden sich auch direkt beim Cross Cult Verlag.



Star Trek: Einzelschicksale

Die Bedrohung durch die Borg, deren Geschehnisse der Leser in der fulminanten „Destiny“-Trilogie verfolgen konnte, wurde unter enormen Opfern abgewendet. Ein Bild, wie die Vereinte Föderation der Planeten und das Klingonische Reich nach dem Vernichtungsfeldzug der Borg aussieht, wird hier exemplarisch aufgezeigt. Aber während man noch dabei ist sich die Wunden zu lecken, droht bereits neuer Ärger.

Jedes Ende ist auch ein neuer Anfang. Die „Destiny“-Trilogie brachte das Ende der Borg-Bedrohung mit sich. Aber der Preis, den die Föderation und die Klingonen dafür bezahlt haben, war immens hoch. Die Zerstörungswut der Borg hat viele Welten vernichtet und Milliarden das Leben gekostet. Die Überlebenden stehen vor einem Scherbenhaufen. Zum ersten Mal in ihrer Geschichte geht es einem Großteil der Bevölkerung richtig schlecht. Milliarden sind auf der Flucht und auf der Suche nach einer neuen Heimat. Die Wirtschaft der Föderation ist extrem angeschlagen und die Versorgung der Flüchtlinge entwickelt sich zu einem enormen Kraftakt. Nur die Tatsache, dass die alten Feinde der Föderation – wie zum Beispiel die Cardassianer oder die Romulaner – ähnlich zerschunden sind, bewahrt die Föderation vor einem Krieg.

Sonek Pran, ein Geschichtsprofessor, der das Erbgut von vier verschiedenen Rassen in sich vereint, wird auf eine Friedensmission in das zerfallende Romulanische Imperium gesandt, um dort zwischen den konkurrierenden Fraktionen zu vermitteln. Immer wieder stößt er auf seiner Reise mit dem Raumschiff Aventine, die von niemand Geringerem als Ezri Dax kommandiert wird, auf Ungereimtheiten. Diese deuten alle darauf hin, dass jemand den Wiederaufbau in der Föderation diplomatisch und mit Sabotageakten hintertreibt. Die Einzelschicksale ergeben dann auch für den Leser ein beunruhigendes Bild, welches die Romane zumindest in der nahen Zukunft beschäftigen wird. Die Klingonen dagegen müssen feststellen, dass eine Rasse, die sie in der Vergangenheit schon häufiger besiegt haben, sich erneut gegen das angeschlagene Klingonische Reich erhebt. Und diesmal haben die Feinde mächtige Verbündete auf ihrer Seite. Es gibt auch tatsächlich ein paar kurze Raumschlachten. Aber diese finden nur auf Nebenschauplätzen statt.

Ähnlich wie schon in die „Gesetze der Föderation“ wird hier mit einer Menge von Handlungen und Persönlichkeiten jongliert. Einige, wie etwa die Präsidentin Nanietta Bacco und einen Teil ihres Stabes oder die Crew der U.S.S. Aventine, durfte man bereits kennen lernen. Andere wiederum werden kurz vorgestellt, um dem Leser einen kleinen Ausschnitt zu präsentieren, und verschwinden dann wieder auf Nimmerwiedersehen in der Versenkung. Dafür, dass man ein paar besondere Schlaglichter erhält, betreibt der Autor eine Menge Aufwand. Auf diese Weise kann man zu den wenigsten Personen eine Bindung entwickeln, und so muss man sich zwangsläufig an Sonek Pran halten, der den größten Fokus bekommt.

Der gute Professor ist auch ein echter Sympathieträger, der nur wenige Makel aufweisen kann. Er ist ein ausgezeichneter Diplomat mit einem unglaublichen Gespür für die richtigen Worte. Er schätzt sein jeweiliges Gegenüber fast immer richtig ein, nur mit seinem eigenen Sohn klappt es nicht so recht. Und da ist schon wieder ein Punkt, der mir bereits in „Die Gesetze der Föderation“ negativ aufgefallen ist: Dort war der Fokus die Präsidentin Nanietta Bacco, die perfekte Übermutter der Föderation, und hier kommt nun der ultimative Diplomat daher, der fast im Alleingang eine Verschwörung gigantischen Ausmaßes aufdeckt. Das ist für meinen Geschmack etwas zu viel des Guten. Schließlich sollte es noch andere kluge Köpfe geben, die eins und eins zusammenzählen können. Ein Großteil der Motivation liegt ja auch vor allem darin, dass der Leser zusammen mit Sonek Pran hinter das Geheimnis der rätselhaften Sabotageakte und Überfälle kommt. Dadurch allein konnte ich mich über die etwas schleppend anlaufende Handlung, die durch die vielen Nebenschauplätze keinen eng geflochtenen Spannungsbogen aufbauen kann, zum Weiterlesen motivieren.

Wie auch schon bei „Gesetze der Föderation“ wird die Handlung durch den Einsatz von eingestreuten Zeitungsberichten, Briefen, politischen Talkshows oder auch einer Liste mit Todesopfern zusätzlich aufgepeppt. (Eben diese Liste hat mich schon schwer gewundert, ausgerechnet diese Personen auf der Liste zu lesen, fand ich schon krass). DeCandido hat aber, das muss ich ihm zugestehen, das Konzept, das er in „Die Gesetze der Föderation“ zum ersten Mal eingesetzt hat, konsequent weiterentwickelt. Diesmal hat die Geschichte auch einen echten Fokus.

Ein Essay mit dem Titel „Das Spiel mit den Glaskugeln – Eine kleine Geschichte der intergalaktischen Beziehungen“, wieder einmal aus der Feder von Julian Wangler, findet sich im Anhang. Auch diesmal lohnt es sich wieder, über den galaktischen Tellerrand zu schauen

Fazit: „Einzelschicksale“ weist erheblich mehr Action auf, als die „Gesetze der Föderation“, und mit Ezri Dax und der U.S.S. Aventine bekommt der Leser auch ein wenig klassisches „Star Trek“ geboten, während er dem Geschichtsprofessor und Teilzeit Diplomaten Sonek Pran über die Schultern gucken darf. Die Handlung schreitet nur gemächlich voran, und das Finale besticht nicht durch Action und Raumschlachten. „Einzelschicksale“ ist vor allem eine Charaktergeschichte, die das große Ganze zeigt und wichtige Grundlagen schafft. Für die Fans ein absolutes Muss. Der Aufbau ist vielleicht nicht jedermann Geschmack. Mir hat es aber sehr gut gefallen.

Star Trek: Einzelschicksale
Film/Serien-Roman
Keith R. A. DeCandido
Cross Cult 2010
ISBN: 978-3-941248-93-9
401 S., Taschenbuch, deutsch
Preis: EUR 12,80


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Sonntag, 24. Mai 2015

Star Trek TNG (The Second Decade 07): Von Magie nicht zu unterscheiden

Ein altes Schiffswrack gibt der Sternenflotte große Rätsel auf. Zusammen mit dem legendären Scotty von Kirks Enterprise und einem Schiff voller Ingenieure macht sich Geordi La Forge auf, das Rätsel zu lösen. Aber das ist nur der Auftakt zu einem größeren Abenteuer …

Der Verlag hat hier eigentlich zwei Bände in diesem Buch vereinigt, die quasi einen Ausflug La Forges von der Enterprise-E bedeuten. Der siebte Band des „TNG“-Relaunches lässt nur wenig Platz für Captain Picard. Dieser bekommt nur am Anfang und am Ende einen jeweils recht kleinen Auftritt. Stattdessen nehmen Geordi La Forge und Scotty die Hauptrollen ein.

Ein Schiffswrack der NX-Klasse, die Intrepid, wird zufällig im Raum treibend gefunden. Das Schiff gibt eine Menge Rätsel auf. Deshalb entsendet die Sternenflotte die U.S.S. Challenger, die von niemand Geringerem als Scotty befehligt wird. Auf dem Schiff tummeln sich jede Menge Ingenieure, die dem Fan ein Begriff sind. Die Besatzung wurde aus allen Ecken der Galaxis zusammengezogen. Das kommt nicht nur den Charakteren im Buch seltsam vor. Selbst für „Star Trek“ schien es mir zu weit hergeholt, dass sich der unter Transporterphobie leidende Reginald Barclay von einer Mission im Gamma-Quadranten extra herbeamen lässt. Das hätte man sich schenken können.

Ansonsten geht es quer durch den Franchise. Ob es nun Nog von DS9 ist oder Guinan, die U.S.S. Challenger hat einfach zu viel namhaftes Personal an Bord. Die Fans werden zwar wissend nicken, ein Neuling im Franchise aber wird ob der vielen Anleihen auf verschiedene Episoden der Fernsehserien und Filme und der in der Zwischenzeit erschienenen Bücher leicht überfordert sein. Nur wenige werden sich zum Beispiel an Berlinghoff Rasmussen erinnern, der im ersten Teil des Buches eine wichtige Rolle spielt. Auch Leah Brahms dürfte nur den eingefleischten Fans ein Begriff sein. An der Darstellung der einzelnen Charaktere habe ich nichts zu bemängeln, der Autor kann diese recht überzeugend in Szene setzen. Dreht sich der erste Teil noch um das Wrack der Challenger, so spielt die Ursache für das Verschwinden des Schiffs im zweiten Teil „Möbius-Reise“ eine zentrale Rolle. Aber auch ein paar altbekannte Feinde der Föderation haben ihre Finger im Spiel und wollen die Situation zu ihrem Vorteil nutzen.

Die Auflösung der Handlung, welche sich unmittelbar an die des ersten Teiles anschließt und die Besatzung der Challenger über die Grenzen der bekannten Galaxie hinausführt, ist für meinen Geschmack sehr gut gelungen, und trotz seines enormen Umfangs, wird der Roman an keiner Stelle langweilig.

Fazit: McIntee hat in die beiden Teile dieses Bandes einfach ein wenig zu viel gepackt. Hier tummeln sich zu viele namhafte Charaktere, die vielversprechendem neuem Personal fast schon die Möglichkeit nehmen, sich zu entfalten. Trotzdem gelingt es ihm jeweils, einen schlüssigen Plot zu entwerfen. Die Lösungen fallen entsprechend spektakulär und dramatisch aus und versöhnen mich auch mit der holprigen Handlung, die streckenweise unter zu vielen Subplots leidet. Und auch diesmal scheint es so, dass für ein paar alte Charaktere der letzte Vorhang gefallen ist. Ob dem wirklich so ist, bleibt abzuwarten.

Star Trek TNG (The Second Decade 07): Von Magie nicht zu unterscheiden
Film/Serien-Roman
David A. McIntee
Cross Cult 2013
ISBN: 9783864252938
505 S., Taschenbuch, deutsch
Preis: EUR 14,80


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Freitag, 22. Mai 2015

Star Trek – Destiny 3: Verlorene Seelen

Die „Destiny“-Trilogie kommt zu einem spektakulären Ende. Das Schicksal der Föderation hängt an einem seidenen Faden, und diesmal ist es wirklich Zeit für drastische Veränderungen.


„Panta rhei – Alles fließt.“ Dieser auf den Philosophen Heraklit zurückgehende Aphorismus trifft auf viele Belange des Lebens zu. Demzufolge ist alles ständig in Bewegung und immer Veränderungen unterworfen. Das genaue Gegenteil war für lange Zeit im „Star Trek“-Franchise der Fall. Die Romane im „Star Trek“-Universum durften den etablierten Kanon nicht verändern. Kein Hauptakteur – sei es nun Kirk, Spock, Picard, Riker oder Worf – durften sterben oder bleibenden Schaden nehmen. Auch durften kaum größere Veränderungen an den Schiffen oder der Föderation vorgenommen werden. Am Ende der Geschichte blieb alles beim Alten. So als ob Nichts geschehen wäre. Lange Zeit war es Autoren auch verwehrt, eigene Hauptcharakter zu erschaffen und eigene Persönlichkeiten die unendlichen Weiten des Alls erforschen zu lassen. 

In den letzten Jahren hat sich da einiges getan. Mit dem elften Kinofilm hat sich der Kanon zu einem Großteil aus der bisherigen Zeitlinie verabschiedet. Damit öffnet sich ein weites Feld, in dem nun einschneidende Veränderungen auch bei den Hauptcharakteren möglich sind. Picard geht mit Beverly Crusher eine Beziehung ein und sieht Vaterfreuden entgegen. Riker lebt seine Beziehung mit Deanna Troy mit ihren Höhen und Tiefen aus. Die Autoren nutzen ihre neugewonnene Freiheiten weidlich aus. Zwar ist es unwahrscheinlich, dass Sympathieträger wie Jean-Luc Picard massakriert werden, aber nun ist eine Menge mehr möglich, auch in Bezug auf das gesamte etablierte Setting. Im letzten Band des Crossovers „Destiny“ nutzt David Mack die Gelegenheit, das Gesicht der gesamten Föderation und der anderen Mächte des Quadranten und im weiteren Sinne der gesamten Galaxis grundlegend und nachhaltig zu verändern. 

Der Vernichtungsfeldzug der Borg macht auch vor bedeutenden Heimatwelten wie Vulkan, Andor, Qo’noS und der Erde nicht halt. Um zu verhindern, dass die kybernetischen Zombies den Quadranten in Schutt und Asche legen, sieht sich die Sternenflotte genötigt, über den Einsatz von Waffen nachzudenken, die als Massenvernichtungswaffen eingestuft und allgemein geächtet sind. Besonders Seven of Nine und Captain Picard müssen sich mit diesen moralisch bedenklichen Fragen befassen. Seven geht die Sache dabei typisch technokratisch an. Picard hat andere, persönlichere Beweggründe, die ihn den Einsatz dieser Waffen befürworten lassen, was ihn direkt in den Konflikt mit Geordi LaForge bringt. 

Die ehemalige Kommandantin des Erdraumschiff Columbia, Erika Hernandez, die mit Rikers Titan aus der Gefangenschaft der Caeliar entkommen ist, stellt unterdessen überrascht fest, dass sie das Borg-Kollektiv wahrnehmen kann. Diese Tatsache bringt die Captains der Enterprise, der Titan und der Aventine dazu, einen verzweifelten Plan in Gang zu setzen, um das scheinbar Unvermeidliche doch noch abzuwenden. Auf der neuen Heimatwelt der Caeliar ergeben sich indessen neue Probleme für das Außenteam der Titan, als sich der Zustand von Deanna Troi und ihres ungeborenen Kindes immer mehr verschlechtert. 

In einem von dieser Handlung sowohl zeitlich als auch räumlich abgekoppelten Erzählstrang erfährt der Leser alles über das Schicksal der restlichen Besatzungsmitglieder des Erdraumschiffs Columbia, deren Schicksal seit dem ersten Band der Trilogie ungeklärt war. Im Laufe der dort geschilderten Tragödie werden einige erstaunliche Dinge offenbart. Zugleich sind die Caeliar schließlich gezwungen, ihren Elfenbeinturm zu verlassen und sich ebenfalls mit den Borg zu befassen. Was dann passiert? Ja, das wird nicht verraten. Ich persönlich fand die Geschichte richtig gut erzählt. Die Diskussion zwischen Picard und Geordi dagegen empfand ich als etwas unglaubwürdig, da Picard sich sonst auch immer auf das hohe moralische Ross schwingt und solche „Radikallösungen“ ablehnt. Die Borg verbleiben auch hier nur im Hintergrund als gesichtslose Masse, als Moloch der alles zu verschlingen droht. Selbst die Borgkönigin weist keine tiefer gehenden charakterisierenden Eigenschaften auf. 

Was ich diesmal vermisst habe, war ein Essay, das der CrossCult-Verlag bei den bisherigen Büchern der Trilogie beigefügt hatte. Ich hätte mich auch über ein Interview mit David Mack gefreut. Stattdessen gibt es eine Leseprobe aus „Die Gesetze der Föderation“. Das hat mich dann doch schon etwas enttäuscht. 

Fazit: „Verlorene Seelen“ bringt die Trilogie zu einem würdigen und bombastisch in Szene gesetzten Ende. Es geht richtig zur Sache – mit enormen Kollateralschäden und Milliarden von Toten. Das war schon fast zu viel des Guten, aber vielleicht war das einfach nur ungewohnt, schließlich wurde das althergebrachte Franchise nur sehr selten derart in seinen Grundfesten erschüttert. Es ist (mal wieder) die Stunde für verzweifelte Aktionen und viel Pathos. David Mack lieferte für die ganze Trilogie handwerklich sehr gut gemachte Romane ab, die mühelos Dutzende von Akteuren unter einen Hut bringt. Bei der Fülle kommen natürlich manche Protagonisten zu kurz, aber dieses Manko hatten auch schon die anderen beiden Bände. Dieser Roman ist ein absolutes Muss, denn hier findet eine Zäsur statt in „Star Trek“ statt, die tiefgreifender nicht sein könnte.

Star Trek – Destiny 3: Verlorene Seelen 
Film/Serien-Roman
David Mack
Cross Cult 2010
ISBN: 978-3941248854 
430 S., Taschenbuch, deutsch
Preis: EUR 12,80


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Donnerstag, 21. Mai 2015

Star Trek – Destiny 2: Gewöhnliche Sterbliche

„Alles – bloß nicht das bescheidene Mittelmaß des gewöhnlichen Sterblichen!“ Dieses kleine Zitat von Barry Unsworth trifft auf die hauptsächliche Protagonistin Erika Hernandez im zweiten Band der „Destiny“-Trilogie zu. Dies müssen auch die Caeliar, unsterbliche Außerirdische mit gottgleichen Fähigkeiten erfahren. Es gelingt ihr immer wieder, die Außerirdischen zu überraschen. Derweil stehen Picard und die Sternenflotte scheinbar auf verlorenem Posten; die Borg blasen zum Großangriff auf die Föderation und nichts scheint sie aufhalten zu können.
von  Andreas Loos
Der Cross-Over zwischen der Reihe um Rikers U.S.S. Titan und dem Relaunch der „Next Generation“ geht in die zweite Runde. Zwischenzeitlich sieht es richtig düster für die Föderation aus. Die Borg greifen in Massen an, und Planet um Planet fällt der Zerstörungswut der kybernetischen Zombies zum Opfer. Vor diesem Hintergrund führt David Mack fast alle seine im ersten Band begonnenen Handlungsstränge nahtlos fort. 

Wie auch schon in „Götter der Nacht“ findet die Handlung auf etlichen zeitlichen und räumlichen Ebenen statt. Während im Jahr 2381 Picard und seine Mitstreiter sowie Captain Ezri Dax von der U.S.S. Aventine sich gegen die Borg zu wehren versuchen, indem sie die Subraumtunnel erkunden, durch welche die Borg ihre Angriffe durchführen, sieht sich das Außenteam von der U.S.S. Titan tief im Beta Quadranten mit einer sehr alten und mächtigen Rasse, den Caeliar, konfrontiert, die das Schiff und seine Besatzung festsetzen wollen, um ihre Existenz vor der Galaxis zu verbergen. Die Caeliar arbeiten seit Jahrtausenden an ihrem „großen Werk“, der Suche nach einer Lebensform, die höher entwickelt ist als sie selbst. Da sind alle Einmischungen unterentwickelter Völker unerwünscht. Die unerwartete Anwesenheit des seit zwei Jahrhunderten vermissten Raumschiff-Captains Erika Hernandez wirft weitere Fragen für die Crew der Titan auf. Auf der Erde dagegen versucht Präsidentin Nanietta Bacco, bekannt aus „Die Gesetze der Föderation“, ein Bündnis gegen die Borg zu schmieden. Dabei versucht sie auch alte Feinde wie die Romulaner, die Gorn oder die Cardassianer mit ins Boot zu holen. 

Ein Großteil der Handlung widmet sich allerdings dem Leben von Erika Hernandez und ihrer drei verbliebenen Besatzungsmitglieder vom Erdschiff Columbia. Diese sind mit den Caeliar in der Vergangenheit gestrandet und müssen dort, völlig isoliert von anderen Menschen und umgeben von allmächtigen Wesen, die sie gegen ihren Willen festhalten, ihr Leben fristen. Dieser Handlungsstrang spannt sich über einige Hundert Jahre, die episodenhaft abgedeckt werden. David Mack lässt jeden der unfreiwilligen Gäste mit dieser Situation anders umgehen. Zwischenmenschliche Konflikte und introspektive Momente dominieren hier die Handlung, völlig losgelöst von der Borg-Thematik. Besonders das sehr komplexe Verhältnis zwischen Hernandez und dem Caeliar Inyx hat der Autor gut verarbeitet. Das nach meinem Verständnis überstrapazierte Thema Borg bekommt wie schon im ersten Band keine ausgeprägte direkte Handlung. Die Bedrohung existiert im Hintergrund und verdüstert die Stimmung. Da nur sehr wenig Action und Knalleffekte in der hauptsächlichen Handlung um Erike Hernandez vorkommen, beschränkt sich diese im weitesten Sinne auf die Erzählstränge im Jahr 2381. Aber auch hier wird vieles nur angedeutet. Am meisten wird noch die Besatzung der Titan eingebunden. Picard dagegen verkommt hier fast zu einem Nebencharakter. 

Das Essay im Anhang stammt aus der Feder von Anika Klüver und befasst sich unter dem Titel „Kinder der Zukunft – Fortpflanzung und Schwangerschaft im ‚Star Trek’-Universum“ mit der Verschiedenheit der Rassen und ihren ebenso unterschiedlichen Fortpflanzungsarten bei „Star Trek“. 

Fazit: „Gewöhnliche Sterbliche“ muss als zweiter Band den Boden für den großen Knall am Ende der Trilogie vorbereiten. Gerade deshalb werden die meisten Handlungsstränge hier nicht abgeschlossen. Ein Großteil der Handlung befasst sich mit den Ereignissen rund um Erika Hernandez, die in der Vergangenheit gefangen ist. Die anderen Protagonisten bekommen im Verhältnis dazu nur kleine Schlaglichter. Eins ist aber gewiss: Es bleibt weiterhin spannend. David Mack setzt die Geschichte wieder einmal gekonnt in Szene. Am Ende steht der unvermeidliche Cliffhänger, der Lust auf das Finale macht.

Star Trek – Destiny 2: Gewöhnliche Sterbliche 
Film/Serien-Roman
David Mack
Cross Cult 2010
ISBN: 978-3941248847 
432 S., Taschenbuch, deutsch
Preis: EUR 12,80


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Mittwoch, 20. Mai 2015

Star Trek – Destiny 1: Götter der Nacht

„Das Schicksal des Menschen ist der Mensch.“ Dieses Zitat von Berthold Brecht bekommt bei „Götter der Nacht“, dem ersten Band der mit Spannung erwarteten „Star Trek – Destiny“-Trilogie, eine besondere, ganz eigene Bedeutung. Man kann gespannt sein, was das Schicksal für Captain Picard und seine Mitstreiter unabwendbar vorgesehen hat …

Da ist er nun, der von den Fans erwartete und vom Cross-Cult-Verlag viel beworbene Crossover zwischen der Reihe um Rikers U.S.S. Titan und dem Relaunch der Next Generation. Die Inhaltsangabe hört sich dann auch vielversprechend an: 

„Jean-Luc Picard von der U.S.S. Enterprise, William T. Riker von der U.S.S. Titan und Ezri Dax von der U.S.S. Aventine kämpfen gemeinsam gegen den größten Feind der Föderation: die Borg. Welten gehen unter, Helden werden sterben. Nach dieser fulminanten Crossover-Trilogie ist im „Star Trek“-Universum nichts mehr wie vorher! Ein halbes Jahrzehnt nach dem Dominion-Krieg und mehr als ein Jahr nach Aufstieg und Fall des Praetors Shinzon, kehrt die größte Geißel der Galaxis zurück, um der Föderation verheerenden Schaden zuzufügen, und dieses Mal besteht ihr Ziel in nichts Geringerem als der vollkommenen Auslöschung. Andernorts, tief im Gamma-Quadranten, wird ein uraltes Rätsel gelöst. Ein Raumschiff der ersten Generationen der Erde, seit Jahrhunderten verschollen, wird tot und verlassen auf einem einsamen Planeten gefunden. Aber seine Entdeckung, so weit von seinem Heimatort entfernt, wirft beunruhigende Fragen auf, und die Antworten greifen zurück auf einen Überlebenskampf, den einst ein Captain und ihre Mannschaft an die Grenzen ihrer Menschlichkeit gebracht hatte. Von diesem erschreckenden Unruheherd beginnt eine apokalyptische Odyssee, die Zeit und Raum umfassen, die Vergangenheit enthüllen, die Zukunft bestimmen und drei Captains – Jean-Luc Picard von der U.S.S. Enterprise, William Riker von der U.S.S. Titan und Ezri Dax von der U.S.S. Aventine – zeigen wird, dass manche Schicksale unabwendbar sind.“ 

Aha, die Borg mal wieder – und wieder einmal geht es um das Überleben der Föderation. Im ersten Moment war ich enttäuscht. Drei von fünf kürzlich erschienenen Romanen des „TNG“-Relaunches haben sich schon mit demselben Thema mehr oder weniger spektakulär auseinandergesetzt. Noch eine neue Variante des Borgthemas wollte ich eigentlich nicht lesen. Zumal nach dem Superkubus in „Heldentod“ die Superlative bereits erreicht schien. 

David Mack, der diesmal die Autorenarbeit übernommen hat, setzt stattdessen auf die guten alten Borg. Diese sind nicht schneller, stärker oder fortschrittlicher, sondern einfach nur in der Überzahl. Nicht nur ein Kubus greift an, sondern gleich mehrere fallen über die Welten der Föderation her. 

Die Thematik ist also schon von Anfang an von einer bedrückenden und düsteren Stimmung geprägt. Die Föderation steht mit dem Rücken zur Wand, und es scheint so, dass die Borg noch nicht einmal richtig angefangen haben. 

Die Handlung von „Götter der Nacht“ setzt, zumindest für die Protagonisten aus dem 24. Jahrhundert unmittelbar da ein, wo Christopher L. Bennett die Besatzung der Enterprise am Ende von „Größer als die Summe“ zurückließ. 

Während Captain Ezri Dax im Gamma-Quadranten versucht das Rätsel um das Wrack der Columbia zu lösen, die vor 200 Jahren zu Beginn des Krieges zwischen der Erde und den Romulanern verschwand, kämpft Picards Enterprise an vorderster Front gegen die Borg. Riker mit seiner U.S.S. Titan dagegen ist zu weit weg, um in das Geschehen eingreifen zu können. Außerdem beschäftigen ihn auch noch zusätzlich Probleme privater Natur. 

Der wohl wichtigste Handlungsstrang widmet sich dann den Erlebnissen der Columbia Crew, die der Strandung des Schiffes im Gamma-Quadranten vorausgeht. Das sind vier Handlungsstränge, verteilt auf vier verschiedene Schiffe, alles zusammengepresst auf 430 Seiten. Das bedeutet, dass David Mack mit einer Vielzahl von Akteuren jonglieren muss. Für mich als Leser war es allerdings manchmal schwierig, immer nachzuvollziehen, wer jetzt gerade gehandelt und gesprochen hat. Die Aufzählung der Besatzungsmitglieder der beteiligten Schiffsbesatzungen im Anhang bietet da eine gewisse Orientierungshilfe. 

Es bedeutet auch dass, die Erzählstränge und einzelne Personen nicht alle die gleiche Aufmerksamkeit bekommen. So bekommt T'Ryssa Chen, die Halbvulkanierin, die im Roman „Mehr als die Summe“, fast ständig im Rampenlicht stand, zum Beispiel nur drei kurze Sätze und wird dann spornstreichs von Picard abgeschnitten. Zu meiner Überraschung findet aber auch in diesem Umfeld eine entsprechende Charakterentwicklung statt. So zum Beispiel bei Riker und Troi oder Picard und Beverly Crusher. Die größte Aufmerksamkeit kommt natürlich der Besatzung der Columbia zu. Nichtsdestotrotz bekommt jeder Handlungsstrang einen gut ausgebauten Spannungsbogen und auch jeweils einen eigenen Cliffhänger. 

Das diesmalige Bonusmaterial, das auch diesmal von Julian Wangler zusammengestellt wurde, blieb hinter meinen Erwartungen zurück. Eine Aufzählung der Begegnungen zwischen Borg und Föderation ist für jemanden, der keinen blassen Dunst davon hat, bestimmt hilfreich. Für den versierten Fan jedoch ist es eine Art Infodumping. Hier bleibt Wangler hinter seinen bereits bekannten Möglichkeiten. Diesmal findet leider keine Extrapolation statt. Obwohl hier sich aus meiner Sicht eine Menge Möglichkeiten finden ließen. 

Fazit: „Götter der Nacht“ ist der Auftakt zum groß angekündigten „Star Trek“-Crossover, das unter anderem die Abenteuer des „TNG“-Relaunches und von Rikers U.S.S. Titan in einer weiteren Borg-Geschichte vereint. Dass zusätzlich Ezri Dax mit einem eigenen Schiff mit von der Partie ist und man auch einen Handlungsstrang in der Vergangenheit verfolgt, der am Ende das Rätsel um das Wrack im Gamma-Quadranten löst, trägt zu einer sehr komplexen, aber in sich schlüssigen Romanhandlung bei. Hut ab für David Mack, dem dieses Kunststück gelungen ist. Auf der anderen Seite hätte ich mir aber bei etlichen Protagonisten mehr Zeit und mehr Tiefe gewünscht. Die Geschichte selbst kommt noch nicht so recht in Fahrt, aber eine Vielzahl offener Handlungsstränge verspricht auch bei den Nachfolgeromanen der Trilogie eine Menge Spannung. Für jeden „Star Trek“-Fan ein absolutes Muss, denn hier bahnt sich ein entscheidender Wendepunkt im Franchise an. Der erste Band macht Lust auf mehr.

Star Trek – Destiny 1: Götter der Nacht 
Film/Serien-Roman
David Mack 
Cross Cult 2010
ISBN: 978-3-941248-83-0
430 S., Taschenbuch, deutsch
Preis: EUR 12,80


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Dienstag, 19. Mai 2015

Star Trek Titan 7 – Gefallene Götter

Captain Riker und seine U.S.S. Titan setzen ihre Forschungsmission tief im Beta-Quadranten fort. Aber auch weit weg von den Kernwelten wirft der Konflikt zwischen der Föderation und dem Typhon Pakt seine Schatten.


Michael A. Martin präsentiert einen neuen Roman aus der „Titan“-Reihe. Martin hat bereits den „Typhon Pact“-Band „Feuer“ geschrieben. Der vorliegende Band baut zu einem nicht unwesentlichen Teil auf den Ereignissen dieses Bandes auf. Zudem haben auch die Ereignisse, die in dem Roman von Dayton Ward „Zwietracht“ geschehen sind, einen großen Einfluss auf die Handlung.

Und darum geht es: Die U.S.S. Titan erkundet die Umgebung des Vela Pulsars und stößt dabei auf den Planeten Ta’ith. Dieser und seine insektoiden Bewohner sind durch den Pulsar bedroht. Riker und seine Crew werden einmal mehr in ein typisches Dilemma mit der obersten Direktive hineingezogen, als ein Wesen auf dem Planeten auf ungewöhnliche Weise mit Tuvok und der KI ZweitGen Weiß-Blau Kontakt aufnimmt und um Hilfe bittet.

Auf der anderen Seite sieht sich Riker mit einer Hexenjagd in den Reihen der Sternenflotte konfrontiert. Das Hauptquartier hat nach der Abspaltung von Andor von der Föderation beschlossen, alle verbliebenden Andorianer auf weniger sensitive Posten zu versetzen. Die Andorianer auf der U.S.S. Titan sind jedoch nicht gewillt, sich auf ein karrieretechnisches Abstellgleis stellen zu lassen. Und auch Riker ist nicht gewillt, seine Besatzungsmitglieder dem blinden Aktionismus der Sternenflotte zu opfern. Das Auftauchen eines andorianischen Kriegsschiffs, das von dem arroganten Zhrar kommandiert wird, verkompliziert alles zusätzlich. Dieser setzt Riker quasi den Phaser auf die Brust und fordert die Herausgabe der auf seinem Schiff befindlichen Andorianer. Damit der Leser das Dilemma der Andorianer besser versteht, wird Lt. Pava, eine Andorianerin, ins Rampenlicht gerückt. Schon bald stellt sich heraus, dass hinter Zhrars Plänen mehr steckt, als ein paar Andorianer zurück nach Hause zu holen.

Bei dem Roman „Feuer“ war das Thema Typhon Pakt nur ein Randproblem. Dort ging es primär um die Gorn. „Gefallene Götter“ wird den regulären Abenteuern der U.S.S. Titan zugeschrieben, dieses Mal aber sind die Auswirkungen des Paktes auf die Handlung sehr viel größer. Der Roman ist mit den beiden Handlungssträngen gut durchdacht und reiht sich nahtlos in die Reihe der bereits erschienenen Romane ein. Auch wenn der Leser alle notwendigen Informationen zu den Hintergründen erhält, so steigt man doch mit diesem Roman direkt in den Spannungsbogen, der sich aus dem Typhon-Pakt-Konflikt ergibt, ein. Selbst die Handlung mit den insektoiden Außerirdischen der Woche wurzelt bereits in dem vorangegangenen Roman. Daneben werden auch die Beziehungen zwischen den Besatzungsmitgliedern etwas näher beleuchtet. Neben Riker, der für sein Engagement zugunsten seiner Besatzung fleißig Sympathiepunkte sammelt, und den Andorianern, welche an Bord der U.S.S. Titan leben, werden auch andere Personen wie Tuvok und seine Frau T’Pel – und damit ein ansehnliches Ensemble – präsentiert.

Fazit: Das neueste Abenteuer der U.S.S. Titan knüpft inhaltlich an dem vorangegangenen Band an und nimmt auch einen weiteren Themenkomplex aus der „Typhon Pakt“-Reihe auf. Der Roman ist spannend geschrieben und stimmig aufbereitet. Die Handlung rund um die insektoiden Aliens fand ich allerdings ein wenig zu vorhersehbar. 


Star Trek Titan 7 – Gefallene Götter
Film/Serien-Roman
Michael A. Martin
Cross Cult 2014
ISBN: 978-3864254291
360 S., Taschenbuch, deutsch
Preis: EUR 12,80


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Montag, 18. Mai 2015

Star Trek Titan 6 - Synthese

Zuletzt besuchte die U.S.S. Titan unter William Rikers Kommando den Planeten Droplet und dessen aquatische Bewohner. Diesmal wird die Besatzung des Föderationsraumschiffs mit einer völlig anderen Form von „Leben“ konfrontiert.


„Synthese“ ist der sechste Band der „Titan“-Reihe. Diesmal stammt die Geschichte aus der Feder von James Swallow. Auf dem Cover findet sich neben Riker auch das Abbild von Minuet, die Fans der TNG noch aus der Folge „11001001“ bekannt sein dürfte. Diese holographische Schöpfung spielt im Laufe der Handlung eine nicht unerhebliche Rolle. Die Handlung dieses Romans ist relativ schnell umrissen. Die U.S.S. Titan trifft unvermittelt auf ein Gebiet, in welchem sich Reisen mit Warpgeschwindigkeit als schwierig erweisen. Bei der Untersuchung des Phänomens stößt das Raumschiff auf ein Schlachtfeld. Es gelingt der Besatzung, einen intakten Computerkern zu bergen. Schnell wird der Besatzung klar, dass der Kern keinen simplen Computer sondern eine echte künstliche Intelligenz beherbergt. Die künstliche Intelligenz bezeichnet sich selbst als ZweitGen Weiß-Blau und gehört einer Zivilisation künstlicher Intelligenzen an, die seit Urzeiten in einen Krieg mit einer ominösen Entität verstrickt sind, die sie schlicht als „Null“ bezeichnen. 

Riker und die Besatzung der Titan versuchen mit den KIs in Kontakt zu treten, stoßen aber auf Abneigung und Vorurteile. Aber auch an Bord der Titan bestehen erhebliche Ressentiments gegenüber den Computerwesen. Zu frisch sind die Erinnerungen an den Vernichtungskrieg der Borg gegen die Föderation. Die Aktionen der KI ZweitGen Weiß-Blau, tragen auch nicht zur Vertrauensbildung bei, als diese sich am Computersystem der Titan zu schaffen macht und unvorhergesehene Folgen hervorruft. Nichtsdestotrotz bietet Riker den Maschinen seine Unterstützung im Kampf gegen die Null an. Aber die Vorbehalte der Maschinen verzögern ein effektives Eingreifen der Titan und die unheimliche Macht gewinnt zusehends an Boden und droht die Computerintelligenzen zu vernichten. Bald reift die Erkenntnis, dass die Null nur im Zusammenspiel mit der Technik der Maschinen und den Fertigkeiten und Eigenarten der Besatzung der Titan besiegt werden kann. 

Und da sind sie wieder, die typischen „Star Trek“-Themen. Hier dreht sich alles zum einen um das Thema Toleranz gegenüber anderen und die Überwindung von Vorurteilen. Zum anderen behandelt die Geschichte die Themenkreise Selbstbestimmung und freier Wille. Das trifft vor allem auf die in ihrem Denken erstarrten künstlichen Intelligenzen zu, die sich nicht von ihrer Grundprogrammierung trennen können und so nicht in der Lage sind, mit freiem Willen über ihre Existenz zu entscheiden. Beide Elemente sind in der Geschichte gut miteinander verwoben. Eine andere Thematik, die in die Handlung eingeflossen ist, behandelt die Probleme von Eltern und Kindern. Riker und Troy freuen sich über die ersten Fortschritte ihrer gemeinsamen Tochter Tasha, die zweite Generation der KIs muss sich mit den eingefahrenen Ansichten der künstlichen Intelligenzen der ersten Generation auseinandersetzen. Ein anderer, der sich mit unverhofften „Vaterfreuden“ konfrontiert sieht, ist der Chefingenieur der Titan, Dr. Xin Ra-Havreii. Ausgerechnet der Mann, dessen Rasse dafür bekannt ist, einen Hang zu ausufernder Promiskuität und wenig Familiensinn zu besitzen, und der selbst auf der Titan auf etliche Affären zurückblicken kann, sieht sich auf ungewöhnliche Weise mit ungewolltem Nachwuchs gegenüber. Seine wechselhafte Beziehung zu der Wissenschaftsoffizierin Pazlar ist in diesem Fall eine zusätzliche Belastung. 

Ein kleiner Tipp noch zu den Problemen, denen sich die Besatzung mit dem Computersystem der Titan auseinandersetzen muss. Die moralische Fragestellung zu dieser Problematik wurde auch in der TNG-Episode „Wem gehört Data?“ angeschnitten. 

Die Geschichte bietet einige dramatische Sequenzen, besonders die Raumkämpfe kommen diesmal nicht zu kurz. Der versierte Leser hat das Rätsel um die künstlichen Intelligenzen relativ schnell gelöst. Die Lösung aller Probleme am Ende passt zwar wunderbar in die Sphäre des freien Willens, war mir persönlich aber ein wenig zu glatt. Auf der anderen Seite wird diese Episode so abgeschlossen, ohne einschneidende und unabsehbare Folgen für die nachfolgenden Romane zu schaffen. Die Geschichte ist sehr schön geschrieben und wartet mit einem ordentlichen klassischen Spannungsbogen auf, der recht gradlinig verläuft. Das alles ist solide gemacht, aber wirklich große Überraschungen konnte ich nun nicht feststellen. 

Fazit: „Synthese“ bereichert die Reisen der Titan um ein weiteres schönes Abenteuer. Die solide gemachte Story um eine Zivilisation künstlicher Intelligenzen konnte mich zwar nicht restlos begeistern, sie ist aber in meinen Augen definitiv eine der besseren Episoden auf dem steinigen Weg der Titan zu den Sternen. Schön fand ich, dass auch diesmal die Charakterentwicklung nicht zu kurz gekommen ist. Für „Star Trek“-Fans ist diese Episode „alter Schule“ genau das richtige.

Star Trek Titan Band 6: Synthese 
Film/Serien-Roman
James Swallow 
Cross Cult 2011
ISBN: 978-3941248670 
375 S., Taschenbuch, deutsch
Preis: EUR 12,80


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Sonntag, 17. Mai 2015

Star Trek Titan 5 – Stürmische See

Die Gefahr durch die Borg ist gebannt. Während man die Trümmer beseitigt, wird William Riker mit der U.S.S. Titan wieder auf Forschungsreise geschickt. Diesmal ist der Wasserplanet Droplet Ziel der bunt zusammengewürfelten Besatzung. Und wie könnte es anders sein: Auch diesmal lässt Riker die Gelegenheit nicht aus, um während eines überraschenden Erstkontaktes in ein Fettnäpfchen zu treten.

Nach den Schrecken der „Destiny“-Trilogie, die auch vor der Besatzung von Rikers Titan nicht halt gemacht hatten, wendet sich die U.S.S. Titan als Forschungsschiff wieder der Erkundung der Galaxis zu. Eigentlich will Riker eher beim Wiederaufbau der Föderation helfen, aber man gibt ihm zu verstehen, dass es sich hierbei um eine politische Entscheidung handelt. Etwas doof fand ich das Argument, dass man erwarte, in Zukunft mit dem neuen Quantum-Slipstream-Antrieb, der auf der U.S.S. Aventine während der Ereignisse der „Destiny“-Reihe erfolgreich zum Einsatz kam, erheblich mehr Raum erforschen zu können. Aber solange man damit beschäftigt sei, die Scherben hinter den Borg aufzukehren, müssten halt Riker und Co. die Fahne für die Föderation schwenken. 

Das Ganze ist also eine rein politische Entscheidung. Riker muss als Lückenbüßer herhalten, bis man etwas Besseres ins Feld führen kann. Brav macht man sich also auf zu unbekannten Gestaden und das buchstäblich, denn das erste Ziel ist der Wasserplanet Droplet. Die Pilotin Aili Lavena, ein aquatisches Wesen, ist für eine Erkundungsmission prädestiniert, und anfänglich geht auch alles glatt. Man macht erstaunliche Entdeckungen und muss schließlich auch noch feststellen: Der Wasserplanet birgt zu aller Überraschung auch noch intelligentes Leben. 

Und schon ist man wieder in einer heiklen Erstkontaktsituation, zumal die aquatischen Bewohner des Planeten noch unter den Schutz der Obersten Direktive fallen. Eigentlich sollte sich Riker aus allem heraushalten, aber eine Bedrohung aus dem All lässt die Besatzung der Titan einen Rettungsversuch unternehmen, der in einer Katastrophe endet. Zynische Zungen sagen immer: „Gut gemeint ist nicht gut gemacht“. Und so ist es auch hier. Es ist immer das Gleiche. Die Besatzung der Titan mischt sich mit den besten Absichten ein und provoziert damit fast immer eine gewaltige Katastrophe. Der Roman hat im Kern also eigentlich wieder die gleichen Themen wie auch schon die Romane zuvor. 

Bennett geht das Thema in einer gut gelösten Variation an, da die Bewohner von Droplet völlig anders sind, als die meisten Spezies bei „Star Trek“. Einen besonderen Reiz hatte es dabei, dass bis zum Schluss nicht klar ist, ob es sich um etwas intelligentere Tiere oder um eine intelligente Spezies handelt, mit der man sich auf Augenhöhe „unterhalten“ kann. Dass ein besonderer Fokus auf Aili Lavena gesetzt wird, hat dem Roman gut getan. Bisher war die Pilotin nur ein Held aus der zweiten Reihe, aber hier darf sie voll im Rampenlicht stehen. Der Plot um Deanna Troy und die Geburt ihres Babys samt den Komplikationen, die sich dabei ergeben, war für meinen Geschmack dagegen zuviel des Guten. 

Ansonsten hat Christopher L. Bennett mit verschiedenen Stilmitteln versucht, den Umfang des Romans weiter zu steigern. Traurig aber wahr: auch jenseits des großen Teich ist es scheinbar üblich, Autoren nach Umfang zu bezahlen und nicht nur nach Inhalt. Und so sehen sich die Autoren auch hier gezwungen, Worte zu schinden. Und dies geht oftmals auf Kosten des Tempos und der Spannung. Techno-Babble gehört zwar zu einem „Star Trek“-Roman, wie das Salz zum Meer, aber hier wird für meinen Geschmack zu extensiv davon Gebrauch gemacht. Das Gleiche gilt für den überbordeten Einsatz exotischer Besatzungsmitglieder. Klar, es ist eine „Multikulti“-Truppe, die mit Riker durch All gondelt, aber für jedes Redshirt und jeden Fähnrich wird extra die Spezies, der er angehört, mit dazu genannt. Oftmals gefolgt beziehungsweise ergänzt von einer Beschreibung der optischen Besonderheiten der Rasse. Auf mich wirkt die Titan langsam aber sicher eher wie ein Kuriosenkabinett auf Reisen, denn wie ein Forschungsraumschiff. Trotzdem kann man mit beidem aber wunderbar Worte schinden. 

Die Story an und für sich ist eher Standardkost, auch wenn sie mit einigen sehr interessanten Ansätzen aufwartet. Was mich auch etwas gestört hat, ist das beständige Flirten der Besatzungsmitglieder untereinander. Auch die Tatsache, dass extrem viele Besatzungsmitglieder seelischen Ballast in Form von Traumata mit sich herumtragen, mag gut dafür sein, weitere Worte für den Roman zusammenzutragen, die Handlung selbst bringt es aber nicht entscheidend voran. Eines muss man Bennett allerdings lassen: Die von ihm in Szene gesetzten Charaktermomente und Beziehungskisten sind wirklich gut geschrieben. Das hat er bereits schon im Roman „Mehr als die Summe“ bewiesen. 

Was mich auch diesmal gestört hat, waren etliche Fehler, die dem Lektorat durchgegangen sind. Das hätte nicht sein müssen. 

Fazit: „Stürmische See“ ist bei Weitem kein Sturm im Wasserglas. Dennoch geht es irgendwie zurück zur „Routine“. Riker und Co. stolpern mal wieder in eine Situation, in der sie mit guten Absichten enorme Probleme erzeugen. Das alles kennt der Leser schon aus der Zeit vor dem „Destiny“-Cross-Over. Willkommen zurück im Alltag. Das Ganze ist mehr oder minder eine Variation des Themas, das schon in die „Hunde des Orion“ zum Tragen kam. Schon da hatte Bennett sehr gute Ansätze gehabt. Und auch diesmal sind die Ansätze ebenfalls gut, jedoch hätte man hier noch etwas mehr daraus machen können. Der Roman ist im Großen und Ganzen gut gelungen, aber der Autor hat mit „Die Hunde des Orion“ für mich persönlich das bessere Buch geschrieben. Für alle Diejenigen, welche die Charakterentwicklung weiterverfolgen wollen, die sich wie ein roter Faden durch die bisherigen Publikationen ziehen, ist das Buch auch wegen der guten Charaktermomente Pflicht.

Star Trek Titan 5 – Stürmische See
Film/Serien-Roman
Christopher L. Bennett
Cross Cult 2010
ISBN: 978-3-941248-91-5
344 S., Taschenbuch, deutsch
Preis: EUR 12,80


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Samstag, 16. Mai 2015

Star Trek Titan 4 – Schwert des Damokles

Eine neue Episode der Abenteuer der U.S.S. Titan unter dem Kommando von Captain Will Riker und seiner bunt zusammengewürfelten Besatzung entführt den Leser an den Rand des erforschten Weltraums. Einmal mehr wird die Crew in einen Strudel von Ereignissen hineingezogen, der sie diesmal direkt mit dem Auge einer Gottheit konfrontiert. Diese Gottheit bedroht nicht nur die Bevölkerung eines Planeten, sondern scheint auch das Schicksal des Föderationsraumschiffs zu besiegeln.

Diesmal geht die Reise der Titan einen neuen Weg und verlässt „vertraute“ Pfade. Fanden sich bisher in den Romanen rund um die U.S.S. Titan immer direkte Anleihen zu Serien und Romanereignissen, seien es die Neyel in „Der rote König“ oder die Sternquallen in „Die Hunde des Orion“, können Riker und seine Crew diesmal auf keine großartigen Erfahrungswerte zurückgreifen. 

Auf der Suche nach ihrem Schwesterschiff, der U.S.S. Charon, findet sich das Schiff im Bannkreis des Planeten Orisha wieder, der seit Jahrhunderten von einem Himmelkörper umkreist wird, den seine Bewohner für das Auge ihrer Gottheit halten. Unter diesem Eindruck hat sich eine Zivilisation gebildet, die in ständiger Angst lebt, dass sie von einem intelligenten Wesen beobachtet wird, das ihre Welt untersucht und darauf lauert diese zu zerstören. Zum ersten Mal in der Romanreihe erklärt sich der Buchtitel dabei direkt aus der Inhaltsangabe auf dem Buchrücken. Zwar kann man im übertragenen Sinne noch andere Damoklesschwerter über den Häuptern einiger Protagonisten schweben sehen, primär bezieht es sich natürlich auf das Auge, das nur darauf zu warten scheint, Tod und Verderben auf die Orishaner regnen zu lassen. 

Die Gretchenfrage, die sich hier stellt, ist natürlich folgende: Verbirgt sich hinter der Erscheinung tatsächlich ein Gott oder doch nur ein kosmisches Phänomen? Für den Wissenschaftsoffizier der Titan, dem Bajoraner Jaza, birgt dieses Rätsel besonderen Zündstoff und ihm selbst stellt sich die Frage, ob Schicksal willkürlich oder vorherbestimmt ist. 

Zunächst aber bekommt der Leser einen Einblick in das allgemeine Zusammenleben auf der U.S.S. Titan. Viele unterschiedliche Spezies bedeuten viele zusätzliche Probleme und sorgen für wachsende Spannungen zwischen den Besatzungsmitgliedern. Mit anderen Worten: Es knirscht ein wenig im Gebälk, und die Reibereien zwischen den Besatzungsmitgliedern nehmen stetig zu. Für mich als Leser war es durchaus vergnüglich, wenn sich der Wissenschaftsoffizier und der Chefingenieur nur deshalb in die Wolle kriegen, weil sie schlicht aneinander vorbeireden. Hinzu kommt, dass es zwischen Riker und Troi zu kriseln scheint, was besonders Troi in Mitleidenschaft zieht. Der cardassianische Kadett Dakal bekommt diesmal einen besonderen Platz im Rampenlicht. Dies ist insofern bemerkenswert, als dass er sich aufgrund der kriegerischen Vergangenheit seines Volkes mit der Föderation als ungeliebter Außenseiter und sich sozusagen auf einem Raumschiff voller Außenseiter doppelt ausgegrenzt sieht. Dennoch und vielleicht gerade deshalb erhält er von seinem Mentor Jaza besondere Aufmerksamkeit. 

Es mutet schon fast traditionell für die Reihe an, dass einmal mehr die oberste Direktive im Zusammenhang mit dem Planeten Orisha thematisiert wird. Dies war auch schon in den vorangegangenen Romanen einer der Kernpunkte gewesen. Im Verlauf der Handlung kommt noch eine Komponente zu dieser Thematik hinzu, die alles noch ein klein wenig komplizierter gestaltet. (Als kleiner Tipp für Trekkies zwei Namen aus einer Episode von DS9; auch wenn die Personen hier nicht auftauchen, so würden sie sich bestimmt sehr dafür interessieren, was im Verlauf der Handlung vor sich geht: Dulmer and Lucsly.) 

Durch die Einführung religiöser Sichtweisen der Orishaner wird ein Thema angeschnitten, das in „Star Trek“ oft in den Hintergrund gerückt wird. Häufig vermittelt „Star Trek“ besonders in der Originalserie den Eindruck, dass Religion ein veraltetes Konzept ist, dem die Menschheit entwachsen ist. Diese positivistisch angehauchte Sichtweise zieht sich wie ein roter Faden durch dass Franchise, obwohl DS9 und Voyager in dieser Beziehung einen Wandel vollziehen. 

Hier allerdings offenbart sich der umgekehrte Weg. Da die Orishaner das Phänomen an ihrem Himmel mit den Mitteln der Wissenschaft nicht erklären können, halten sie es zwangsläufig für eine Manifestierung ihrer Gottheit. Statt einen göttlichen Einfluss von vorneherein auszuschließen und darauf abzustellen, dass eine Erklärung durch späteren wissenschaftlichen Fortschritt ermöglicht wird, schreiben die Orishaner die Erscheinung ihrer Gottheit zu. Julian Wangler begibt sich in diesem Sinne übrigens im Anhang mit dem Leser auf einen kleinen Ausflug zu dem Thema „Star Trek“ und Religion. 

Ein Kunstgriff, der im Laufe der Handlung vorgenommen wird, entpuppt sich indes als stumpfes Schwert. Der versierte Leser weiß sehr genau, dass ihm hier ein Franchiseroman vorliegt, in dessen Handlungsverlauf den Hauptprotagonisten eine Menge passieren und ihnen auch übel mitgespielt werden kann, aber letztendlich nicht mit deren tatsächlichen Ableben zu rechnen ist. Eine solche Situation ist hier gegeben. Und während die Protagonisten vor Trauer vergehen, kann der Leser sich in dem Wissen zurücklehnen, dass alles nicht so schlimm ist, wie es den Anschein hat. 

Das Cover zeigt dieses Mal lediglich die U.S.S. Titan vor einem nebulösen Hintergrund, was ich persönlich als schade empfinde, denn die exotischen Orishaner wären gewiss eine visuelle Darstellung wert gewesen. Anders als bei den ersten Romanen der Reihe kam mir die Übersetzung weniger holprig vor, und auch grobe Schnitzer im Lektorat konnte ich nicht entdecken. 

Fazit: Riker und die Besatzung der Titan stolpern unversehens in eine Situation, die sie mit einem bedrohlichen Himmelskörper in Kontakt bringt, den die Einheimischen für das Auge ihres Gottes halten. Das Wesen des Auges und seine Auswirkungen auf den Planeten bereiten der Besatzung der Titan erhebliche Kopfschmerzen. Die Handlung ist packend geschrieben und wartet mit einigen Überraschungen auf, obwohl sich mancher Kunstgriff eher als stumpfes Damoklesschwert entpuppt. Trotzdem ist der Roman ein Muss für alle Fans und solche die es werden wollen.

Star Trek Titan 4 – Schwert des Damokles
Film/Serien-Roman
Geoffrey Thorne
Cross Cult 2009
ISBN: 978-3-941248-03-8
427 S., Taschenbuch, deutsch
Preis: EUR 12,80


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Freitag, 15. Mai 2015

Star Trek Titan 3 – Die Hunde des Orion

Captain Riker und seine kosmopolitische Crew setzen ihre Reise in die unerforschten Winkel der Galaxis fort. Statt friedlicher Erforschung kommt es zu einigen unangenehmen Begegnungen mit kosmischen Lebewesen, und schon bald steckt die Crew der Titan in einem weiteren Dilemma, denn wie so oft trügt der erste Eindruck.

Die Titan unter Will Riker hat endlich ihre eigentliche Mission begonnen, außerhalb des Föderationsraums Forschung zu betreiben. Dabei stoßen Schiff und Besatzung auf alte Bekannte, die man schon aus der dem Pilotfilm der „Star Trek – Next Generation“-TV-Serie kennt. Die Telepathen an Bord des Schiffs, Deanna Troi eingeschlossen, empfangen die Schmerzensschreie dieser Wesen. Es stellt sich heraus, dass die Wesen von einer Zivilisation interstellarer „Walfänger“ gejagt werden. 

Riker und seine Crew untersuchen das Ganze, und versuchen dabei nicht voreingenommen zu sein. Schließlich gibt die Besatzung der Titan den Wesen unwillentlich die Möglichkeit, die Jagd auf sie zu beenden. Die Freude darüber währt allerdings nur kurz, denn das Eingreifen hat ein delikates kosmisches Gleichgewicht gestört, das die ganze Galaxis bedrohen könnte. Fortan ist Riker bemüht, das gestörte Gleichgewicht wiederherzustellen – nach Möglichkeit indem er es auf eine neue Basis stellt. Dabei wird einmal mehr die Oberste Direktive strapaziert und einmal mehr darf Riker mit dem Schicksal hadern. Es ist wohl kein „Star Trek“, wenn diese Frage um Einmischung in die Angelegenheiten anderer nicht gestellt wird. In der „Titan“-Reihe ist es zumindest bisher ein zentrales Thema, um das man auch hier nicht herumkommt. 

Neben den Akteuren von der U.S.S. Titan spielen auch einige ausgesuchte „Walfänger“ wichtige Rollen. Von diesen wird noch die meiste soziale Beweglichkeit verlangt, da ihre Lebensweise und ihre überlieferten Traditionen durch die Aktionen der Titan hinfällig werden. Der Exotikfaktor liegt allerdings vor allem bei der Vielzahl von Lebewesen, die sich in den Tiefen des Alls tummeln. Mehr als eines dieser Lebewesen hatte schon mindestens einen Auftritt im etablierten Kanon, wobei hauptsächlich „TNG“ und „Voyager“ zum Zuge kommen. Autor Christopher L. Bennet offenbart ein einigermaßen komplexes kosmisches Ökosystem, in dem Humanoide bestenfalls als sekundäre Nahrungsquelle vorkommen. Dass das Ganze gerade einmal zwei Monatsreisen vom Föderationsraum entfernt stattfindet, macht mir allerdings schon Gedanken, denn viele dieser Wesen können mit Warpgeschwindigkeit reisen, und für solche Riesen wäre es nur ein Katzensprung bis zur Grenze. Dass das alles dann neu für Riker und Co. ist, klingt für mich nicht sehr einleuchtend. 

Neben diesem A-Plot hat die Crew der Titan im B-Plot noch so manches an Vergangenheitsbewältigung abzuarbeiten. Der Sicherheitschef Keru, ein Trill, hat einige Vorbehalte gegenüber dem Kadetten Torvig, der einer Spezies angehört, die mit Implantaten und Cyberware versehen ist. Das wäre kein Problem, wenn nicht Keru einige schlechte Erinnerungen an die Borg hätte. So aber begegnet er dem Kadetten mit Misstrauen und unterschwelliger Angst. Ganz allgemein scheint das Thema hier das Bekämpfen innerer Dämonen und Ängste zu sein. Tuvok bekommt das genauso zu spüren, wie auch Ensing Melora Pazlar, die im Lauf der Handlung ein Trauma erleidet, das sie erst einmal verarbeiten muss. Zudem gibt es einige Spannungen zwischen Christine Vale, dem ersten Offizier, und Deanna Troi, der Ehefrau des Captains und diplomatischen Offizier der Titan. Vale glaubt, dass Trois Wort mehr Gewicht beim Captain hat als ihr eigenes. Für ein Schiff, das in der Hauptsache viele unterschiedliche Rassen beherbergt und ein Idealbild der Föderationsgesellschaft widerspiegeln soll, gibt es sehr viele Vorurteile, die es erst einmal abzubauen gilt. 

Die Bedeutung des Titels erschließt sich erst im Lauf der Handlung, und schließt die Lösung zu Rikers Dilemma ein, deshalb wird hier nicht mehr dazu verraten. 

Als kleine Bonbons philosophiert im Anschluss an den Roman Julian Wangler über die im All lebenden Wesen und ihre Bedeutung für „Star Trek“. Christoph Hühn und Henning Konnert führen zudem ein Interview mit dem Autor Christopher L. Bennet. 

Wie schon bei den ersten beiden Bänden werden die Hauptakteure auf dem Cover in einer ansprechenden Collage miteinander verquickt. Die Übersetzung erschien mir nicht ganz so holprig, wie bei den letzten Romanen. 

Fazit: In meinen Augen beginnt jetzt endlich die wirklich neue Ära, die im ersten Band dem Leser versprochen wurde. Der Weltraum, unendliche Weiten… die U.S.S. Titan begibt sich zurück zu den Ursprüngen von „Star Trek“ und betritt dabei aufregendes Neuland. Alte Bekannte aus einer völlig neuen Perspektive und neue Konflikte zeigen, was für ein Potential der Franchise „Star Trek“ hat – auch ohne zeitreisende Romulaner, welche die Zeitline stören. Von allen Romanen der „Titan“-Reihe ist dieser bisher mein uneingeschränkter Favorit.

Star Trek Titan 3 – Die Hunde des Orion
Film/Serien-Roman
Christopher L. Bennet
Cross Cult 2009
ISBN: 978-3-941248-03-8
427 S., Taschenbuch, deutsch
Preis: EUR 12,80


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