Sonntag, 17. Mai 2015

Star Trek Titan 5 – Stürmische See

Die Gefahr durch die Borg ist gebannt. Während man die Trümmer beseitigt, wird William Riker mit der U.S.S. Titan wieder auf Forschungsreise geschickt. Diesmal ist der Wasserplanet Droplet Ziel der bunt zusammengewürfelten Besatzung. Und wie könnte es anders sein: Auch diesmal lässt Riker die Gelegenheit nicht aus, um während eines überraschenden Erstkontaktes in ein Fettnäpfchen zu treten.

Nach den Schrecken der „Destiny“-Trilogie, die auch vor der Besatzung von Rikers Titan nicht halt gemacht hatten, wendet sich die U.S.S. Titan als Forschungsschiff wieder der Erkundung der Galaxis zu. Eigentlich will Riker eher beim Wiederaufbau der Föderation helfen, aber man gibt ihm zu verstehen, dass es sich hierbei um eine politische Entscheidung handelt. Etwas doof fand ich das Argument, dass man erwarte, in Zukunft mit dem neuen Quantum-Slipstream-Antrieb, der auf der U.S.S. Aventine während der Ereignisse der „Destiny“-Reihe erfolgreich zum Einsatz kam, erheblich mehr Raum erforschen zu können. Aber solange man damit beschäftigt sei, die Scherben hinter den Borg aufzukehren, müssten halt Riker und Co. die Fahne für die Föderation schwenken. 

Das Ganze ist also eine rein politische Entscheidung. Riker muss als Lückenbüßer herhalten, bis man etwas Besseres ins Feld führen kann. Brav macht man sich also auf zu unbekannten Gestaden und das buchstäblich, denn das erste Ziel ist der Wasserplanet Droplet. Die Pilotin Aili Lavena, ein aquatisches Wesen, ist für eine Erkundungsmission prädestiniert, und anfänglich geht auch alles glatt. Man macht erstaunliche Entdeckungen und muss schließlich auch noch feststellen: Der Wasserplanet birgt zu aller Überraschung auch noch intelligentes Leben. 

Und schon ist man wieder in einer heiklen Erstkontaktsituation, zumal die aquatischen Bewohner des Planeten noch unter den Schutz der Obersten Direktive fallen. Eigentlich sollte sich Riker aus allem heraushalten, aber eine Bedrohung aus dem All lässt die Besatzung der Titan einen Rettungsversuch unternehmen, der in einer Katastrophe endet. Zynische Zungen sagen immer: „Gut gemeint ist nicht gut gemacht“. Und so ist es auch hier. Es ist immer das Gleiche. Die Besatzung der Titan mischt sich mit den besten Absichten ein und provoziert damit fast immer eine gewaltige Katastrophe. Der Roman hat im Kern also eigentlich wieder die gleichen Themen wie auch schon die Romane zuvor. 

Bennett geht das Thema in einer gut gelösten Variation an, da die Bewohner von Droplet völlig anders sind, als die meisten Spezies bei „Star Trek“. Einen besonderen Reiz hatte es dabei, dass bis zum Schluss nicht klar ist, ob es sich um etwas intelligentere Tiere oder um eine intelligente Spezies handelt, mit der man sich auf Augenhöhe „unterhalten“ kann. Dass ein besonderer Fokus auf Aili Lavena gesetzt wird, hat dem Roman gut getan. Bisher war die Pilotin nur ein Held aus der zweiten Reihe, aber hier darf sie voll im Rampenlicht stehen. Der Plot um Deanna Troy und die Geburt ihres Babys samt den Komplikationen, die sich dabei ergeben, war für meinen Geschmack dagegen zuviel des Guten. 

Ansonsten hat Christopher L. Bennett mit verschiedenen Stilmitteln versucht, den Umfang des Romans weiter zu steigern. Traurig aber wahr: auch jenseits des großen Teich ist es scheinbar üblich, Autoren nach Umfang zu bezahlen und nicht nur nach Inhalt. Und so sehen sich die Autoren auch hier gezwungen, Worte zu schinden. Und dies geht oftmals auf Kosten des Tempos und der Spannung. Techno-Babble gehört zwar zu einem „Star Trek“-Roman, wie das Salz zum Meer, aber hier wird für meinen Geschmack zu extensiv davon Gebrauch gemacht. Das Gleiche gilt für den überbordeten Einsatz exotischer Besatzungsmitglieder. Klar, es ist eine „Multikulti“-Truppe, die mit Riker durch All gondelt, aber für jedes Redshirt und jeden Fähnrich wird extra die Spezies, der er angehört, mit dazu genannt. Oftmals gefolgt beziehungsweise ergänzt von einer Beschreibung der optischen Besonderheiten der Rasse. Auf mich wirkt die Titan langsam aber sicher eher wie ein Kuriosenkabinett auf Reisen, denn wie ein Forschungsraumschiff. Trotzdem kann man mit beidem aber wunderbar Worte schinden. 

Die Story an und für sich ist eher Standardkost, auch wenn sie mit einigen sehr interessanten Ansätzen aufwartet. Was mich auch etwas gestört hat, ist das beständige Flirten der Besatzungsmitglieder untereinander. Auch die Tatsache, dass extrem viele Besatzungsmitglieder seelischen Ballast in Form von Traumata mit sich herumtragen, mag gut dafür sein, weitere Worte für den Roman zusammenzutragen, die Handlung selbst bringt es aber nicht entscheidend voran. Eines muss man Bennett allerdings lassen: Die von ihm in Szene gesetzten Charaktermomente und Beziehungskisten sind wirklich gut geschrieben. Das hat er bereits schon im Roman „Mehr als die Summe“ bewiesen. 

Was mich auch diesmal gestört hat, waren etliche Fehler, die dem Lektorat durchgegangen sind. Das hätte nicht sein müssen. 

Fazit: „Stürmische See“ ist bei Weitem kein Sturm im Wasserglas. Dennoch geht es irgendwie zurück zur „Routine“. Riker und Co. stolpern mal wieder in eine Situation, in der sie mit guten Absichten enorme Probleme erzeugen. Das alles kennt der Leser schon aus der Zeit vor dem „Destiny“-Cross-Over. Willkommen zurück im Alltag. Das Ganze ist mehr oder minder eine Variation des Themas, das schon in die „Hunde des Orion“ zum Tragen kam. Schon da hatte Bennett sehr gute Ansätze gehabt. Und auch diesmal sind die Ansätze ebenfalls gut, jedoch hätte man hier noch etwas mehr daraus machen können. Der Roman ist im Großen und Ganzen gut gelungen, aber der Autor hat mit „Die Hunde des Orion“ für mich persönlich das bessere Buch geschrieben. Für alle Diejenigen, welche die Charakterentwicklung weiterverfolgen wollen, die sich wie ein roter Faden durch die bisherigen Publikationen ziehen, ist das Buch auch wegen der guten Charaktermomente Pflicht.

Star Trek Titan 5 – Stürmische See
Film/Serien-Roman
Christopher L. Bennett
Cross Cult 2010
ISBN: 978-3-941248-91-5
344 S., Taschenbuch, deutsch
Preis: EUR 12,80


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