Ian Flemming hat mit seinem Agenten James Bond einen Protagonisten geschaffen, der auch nach Jahrzehnten noch immer das Interesse des Publikums zu fesseln weis. Die meisten kennen 007 aber nur von der großen Leinwand oder aus den Wiederholungen im Pantoffelkino. Das ist sehr Schade, denn die Romane waren ursprünglich Bestseller weil sie meisterhaft geschrieben waren. Daneben hat jemand über Geheimdienstarbeit geschrieben, der wirklich etwas davon verstand, weil er in diesem bereich aktiv gearbeitet hat. Die Romane sind auch ein Ausflug in die Zeit, als England radikal an Bedeutung verlor. Auch deshalb lohnt sich ein Blick in Flemmings Romane. Ein Handy oder Smartphone wäre damals ein wirklich cooles Spygadget gewesen. Bond muss sich hier noch mit Telefonen mit Wählscheibe herumschlagen und schickt M verschlüsselte Telegramme.
Im neunten Band der vom
Cross Cult neu übersetzten James Bond Romane , komplett mit einem neuen Cover
für die deutsche Ausgabe, verschlägt es den besten Agenten Ende der Fünziger
Jahre auf die Bahamas. Dort, so hoffen
er und sein Vorgesetzter M, befinden sich zwei Atombomben, die von der
Verbrecherorganisation S.P.E.C.T.R.E.
mitsamt einem neuen Langstreckenflugzeug gestohlen wurden. Als reicher
Tourist getarnt, mischt sich Bond unter die Leute. Bei der Suche nach Verdächtigen trifft er auf einen sehr
zwielichtigen und schmierigen Typen, Emilio Largo, der angeblich eine
Schatzsuche organisiert. Der Lebemann Bond, dem sein Vorgesetzter zu Beginn des
Romans eine radikale Gesundheitskur verpasst hatte, ist in seinem Element.
Neben Tabak und Alkoholika darf er mit Domino, der Gespielin von Largo
anbandeln. Der Roman ist gradlinig und
nur spärlich ausgeschmückt. Es gibt nur wenig, das von der Haupthandlung ablenken könnte. Trotzdem weis Fleming die Handlung gekonnt in Szene zu setzten. Mir
erschloss sich die knisternde, erotische Atmosphäre, wenn sich Bond mit Domino
einlässt, genauso gut, wie die atemlose Spannung, wenn Bond in einer nächtlichen Tauchaktion Largos Yacht einen
Besuch abstattet. Daneben gibt es sogar noch – für einen Bond Roman eher
weniger zu erwarten - ein paar Lektionen zum Tauchen und zu gesunder Ernährung
oder der Qualität von Hotelessen.
Zum ersten Mal begegnet der Leser einem von Bonds
gefährlichsten Gegner. Das kriminelle Mastermind Ernst Stavros Blofeld ist der
Kopf hinter S.P.E.C.T.R.E., der die Aktion im Hintergrund kontrolliert. Der Leser erfährt – anders als Bond – schon zu
Anfang alles über Blofeld, seine Organisation und seinen bisher größten Coup,
eben jenen Diebstahl der Atombomen. Ein klein wenig gestört hat mich die
Vermittlung dieses Wissens. Es wird dem Leser weitgehend losgelöst von der
Handlung dargeboten. Es ist reines Infodumping, wenn Blofelds Vita detailliert
ausgebreitet wird. Bond dagegen weis von Blofeld am Ende nur ein paar wenige
Einzelheiten, die über seinen Namen hinausgehen. Für den Leser gibt es nur
wenige Geheimnisse. Trotzdem gelingt es Flemming immer wieder Überraschungen
aus dem Hut zu zaubern. Die Action ist
wohl dosiert. In erster Linie versucht Bond mit klassischen Detektivmethoden die Tarnung
von Largo aufzudecken. Die technischen Spielereien halten sich im
bodenständigen Rahmen. Getarnte
Geigerzähler und leistungsfähige Funkgeräte sind hier das Maß der Dinge. Der
Reiz des Romans lag bei mir vor allem darin, dass Flemming, der selbst während
des Krieges mit Spionage beschäftigt war, dem Leser einen kleinen Einblick in
die Welt der Geheimagenten vermittelt.
Fazit: Feuerball ist für
mich der klassische Spionagethriller schlechthin. Man verfolgt James Bond
dabei, wie er ein Katz und Mausspiel mit dem Schurken Emilio Largo spielt. Zum
einen darauf bedacht Largos Tarnung von der Schatzsuche zu sprengen, auf der
anderen Seite dagegen bemüht seine eigenen Absichten zu verschleiern. Der Roman
ist sehr gut gemacht und hat mir viel Freude bereitet.