Freitag, 15. November 2013

James Bond Feuerball

Ian Flemming hat mit seinem Agenten James Bond einen Protagonisten geschaffen, der auch nach Jahrzehnten noch immer das Interesse des Publikums zu fesseln weis. Die meisten kennen 007 aber nur von der großen Leinwand oder aus den Wiederholungen im Pantoffelkino. Das ist sehr Schade, denn die Romane waren ursprünglich Bestseller weil sie meisterhaft geschrieben waren. Daneben hat jemand über Geheimdienstarbeit geschrieben, der wirklich etwas davon verstand, weil er in diesem bereich aktiv gearbeitet hat. Die Romane sind auch ein Ausflug in die Zeit, als England radikal an Bedeutung verlor. Auch deshalb lohnt sich ein Blick in Flemmings Romane. Ein Handy oder Smartphone wäre damals ein wirklich cooles Spygadget gewesen. Bond muss sich hier noch mit Telefonen mit Wählscheibe herumschlagen und schickt M verschlüsselte Telegramme. 




James Bond 9: Feuerball
Im neunten Band der vom Cross Cult neu übersetzten James Bond Romane , komplett mit einem neuen Cover für die deutsche Ausgabe, verschlägt es den besten Agenten Ende der Fünziger Jahre auf die Bahamas.  Dort, so hoffen er und sein Vorgesetzter M, befinden sich zwei Atombomben, die von der Verbrecherorganisation S.P.E.C.T.R.E.  mitsamt einem neuen Langstreckenflugzeug gestohlen wurden. Als reicher Tourist getarnt, mischt sich Bond unter die Leute. Bei der Suche  nach Verdächtigen trifft er auf einen sehr zwielichtigen und schmierigen Typen, Emilio Largo, der angeblich eine Schatzsuche organisiert. Der Lebemann Bond, dem sein Vorgesetzter zu Beginn des Romans eine radikale Gesundheitskur verpasst hatte, ist in seinem Element. Neben Tabak und Alkoholika darf er mit Domino, der Gespielin von Largo anbandeln.  Der Roman ist gradlinig und nur spärlich ausgeschmückt. Es gibt nur wenig, das von der Haupthandlung  ablenken könnte. Trotzdem weis Fleming  die Handlung gekonnt in Szene zu setzten. Mir erschloss sich die knisternde, erotische Atmosphäre, wenn sich Bond mit Domino einlässt, genauso gut, wie die atemlose Spannung, wenn Bond in einer  nächtlichen Tauchaktion Largos Yacht einen Besuch abstattet. Daneben gibt es sogar noch – für einen Bond Roman eher weniger zu erwarten - ein paar Lektionen zum Tauchen und zu gesunder Ernährung oder der Qualität von Hotelessen.
Zum ersten Mal  begegnet der Leser einem von Bonds gefährlichsten Gegner. Das kriminelle Mastermind Ernst Stavros Blofeld ist der Kopf hinter S.P.E.C.T.R.E., der die Aktion im Hintergrund kontrolliert.  Der Leser erfährt – anders als Bond – schon zu Anfang alles über Blofeld, seine Organisation und seinen bisher größten Coup, eben jenen Diebstahl der Atombomen. Ein klein wenig gestört hat mich die Vermittlung dieses Wissens. Es wird dem Leser weitgehend losgelöst von der Handlung dargeboten. Es ist reines Infodumping, wenn Blofelds Vita detailliert ausgebreitet wird. Bond dagegen weis von Blofeld am Ende nur ein paar wenige Einzelheiten, die über seinen Namen hinausgehen. Für den Leser gibt es nur wenige Geheimnisse. Trotzdem gelingt es Flemming immer wieder Überraschungen aus dem Hut zu zaubern.  Die Action ist wohl dosiert. In erster Linie versucht Bond  mit klassischen Detektivmethoden die Tarnung von Largo aufzudecken. Die technischen Spielereien halten sich im bodenständigen Rahmen.  Getarnte Geigerzähler und leistungsfähige Funkgeräte sind hier das Maß der Dinge. Der Reiz des Romans lag bei mir vor allem darin, dass Flemming, der selbst während des Krieges mit Spionage beschäftigt war, dem Leser einen kleinen Einblick in die Welt der Geheimagenten vermittelt.


Fazit: Feuerball ist für mich der klassische Spionagethriller schlechthin. Man verfolgt James Bond dabei, wie er ein Katz und Mausspiel mit dem Schurken Emilio Largo spielt. Zum einen darauf bedacht Largos Tarnung von der Schatzsuche zu sprengen, auf der anderen Seite dagegen bemüht seine eigenen Absichten zu verschleiern. Der Roman ist sehr gut gemacht und hat mir viel Freude bereitet.

Sonntag, 6. Oktober 2013

Star Trek TNG: Heldentod - Ein Drama, an dem Richard Wagner seine helle Freude gehabt hätte



„Die Borg kommen! Die Borg kommen!” Dieses Zitat musste ich einfach aus dem Roman entnehmen. Aber Vorsicht! wer hier einen Aufguss des Borgthemas erwartet, der wird überrascht werden. Diesmal ist (fast) alles anders …

„Das Buch ist der Hammer“, sagte Bernd Perplies, der Redakteur des Ringboten, als mir das Rezensionsexemplar in die Hand drückte. Da diese Einschätzung von demjenigen kommt, der das Buch übersetzt hat, war ich etwas skeptisch. Obwohl Bernd absolut nicht zu denjenigen zählt, die sich selbst oder jemanden unverdient über den grünen Klee loben.

Tja, was soll ich sagen … Das Buch ist wirklich der Hammer, und Bernd hat absolut nicht übertrieben.

„Heldentod“ greift die Thematik aus dem zweiten Band der Reihe „Widerstand“ auf. Die Handlung führt zurück zum Borgkubus, der von Picard und der Enterprise nach den Ereignissen in „Widerstand“ zu Untersuchungszwecken zurückgelassen wurde. Aber diesmal ist alles anders. Mit einem Mal greifen die Borg wieder die Föderation an, mit neuen ungeahnten Techniken setzten sie der Sternenflotte zu. Das Ziel ist natürlich wieder die Erde, und um diese zu retten, müssen einige ungewöhnliche Maßnahmen ergriffen werden.

Picard sieht sich einmal mehr dazu gezwungen die Befehle der Sternenflotte zu missachten, um die Borg aufhalten zu können. Diese Vorgehensweise treibt einen Keil zwischen die Besatzungsmitglieder der Enterprise, da vor allem die neuen Besatzungsmitglieder dem Captain nicht so vertrauen, wie die alten Weggefährten wie Worf und Geordi LaForge. Leider ist dabei besonders die Position von T’Lana, der vulkanischen Counselor, nicht ganz nachvollziehbar – weder von der Logik, noch irgendwie anders. Einzig der Begriff Kadavergehorsam kommt mir da in den Sinn. Das auf diese „Unstimmigkeiten“ folgende Intermezzo, welches sich schließlich zu einer handfesten Meuterei entwickelt, hätte sich der Autor sparen können. Es bringt die Haupthandlung nicht voran.

Peter David, einer der Altmeister der „Star Trek“-Romane, setzt mit dem vierten Band der Romane, die in der Zeit nach den Ereignissen des Kinofilms „Nemesis“ spielen, ein Zeichen. Zum einen wird gleich am Anfang einer im offiziellen Kanon fest verankerten Persönlichkeit ein grauenhaftes Schicksal beschert. Zum anderen wird hier nicht eine übliche Borggeschichte in Szene gesetzt.

Denn die Borg haben die nächste Sprosse ihrer Evolution erklommen und damit ein völlig neues Szenario geschaffen. Peter David hat die bisherigen Konzepte weiterentwickelt. Assimilieren ist Geschichte – was die Borg jetzt anstellen, übertrifft die kühnsten Vorstellungen und schlimmsten Befürchtungen.

Neben Seven of Nine haben noch sehr viele „Gaststars“ ihren Auftritt, mit denen ich nie wirklich nicht gerechnet hätte, unter anderem ein gewisser Vulkanier, der bereits mit Captain Kirk zusammen die Galaxis unsicher – pardon: sicher – gemacht hat. Außerdem bekommt noch Davids Eigenschöpfung, Captain Calhoun, ein paar schöne Auftritte. Alles ist schön und mit dem bei Peter David bekannten staubtrockenen Humor umgesetzt, der auch in der Übersetzung nicht auf der Strecke bleibt.

Im Gegensatz zu den früheren Romanen wird dieses Mal am Ende die Ausgangssituation nicht wieder hergestellt. So nimmt die Geschichte hier eine dramatische Entwicklung, die in den Romanen zuvor einfach nicht möglich gewesen wäre. Zum Ende gibt es dann auch ein paar handfeste Überraschungen.

Die TNG-Relauchserie, die meiner Meinung nach nicht sehr überzeugend begann, konnte sich mit jedem Roman steigern. „Heldentod“ stellt den vorläufigen Höhepunkt der Reihe dar. Ich bin sehr gespannt, was uns Teil 5, „Mehr als die Summe“ bringt. Die Messlatte liegt jedenfalls jetzt sehr hoch.

Im Anhang stellt sich Julian Wangler philosophischen Fragen zu den Borg: Wo kommen sie her? Weshalb und seit wann assimilieren sie fremde Spezies? Und noch einige andere. Der Leser wird diese Fragen selbst beantwortet bekommen. Denn „Heldentod“ bereitet nur den Boden für die aktuelle „Star Trek: Destiny“-Reihe, in deren Verlauf die Borg erneut die Föderation ins Visier nehmen.

Fazit: Mit „Heldentod“ setzt Altmeister Peter David in der Übersetzung von Bernd Perplies einen Paukenschlag, der das eherne „Star Trek“-Franchise in seinen Grundfesten erschüttert. Mit dem „Ableben“ eines im Kanon etablierten Hauptprotagonisten werden auch die Karten für die anderen Akteure neu gemischt. So bedrohlich wie hier ist die Gefahr durch die Borg noch nie in Szene gesetzt worden. Einzig die Unstimmigkeiten zwischen den neuen und alten Besatzungsmitgliedern der Enterprise wirkten auf mich zu gekünstelt. Ansonsten gilt: Dieser Roman ist ein absolutes Muss für jeden Fan. Die Messlatte ist ziemlich hoch angelegt. Es bleibt abzuwarten, ob die nachfolgenden Bände an die hier gebotene Qualität anknüpfen können.


Star Trek TNG: Heldentod
Film/Serien-Roman
Peter David
Cross Cult 2010
ISBN: 978-3941248-64-9
358 S., Taschenbuch, deutsch
Preis: EUR 12,80

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Samstag, 5. Oktober 2013

Zusammentreffen in der Buchhandlung

Auf der Suche nach neuem Lesefutter für das Sofa kamen wir heute bei dem Mainzer Hugendubel am Brandzentrum vorbei. Wir wussten, dass heute jemand vorbeikommen würde, für den sich besonders unsere jüngste Tochter sehr interessieren würde.
Auf der Suche nach möglichen spontanen Aktivitäten für das Wochenende  entdeckte meine Frau in der "Pepper", dem Veranstaltungsblatt der Allgemeinen Zeitung Mainz, dass um die Mittagszeit der Drache Kokosnuss und seiner Freunde im Hugendubel vorbeischauen würden. Momentan ist bei den Erstklässlern der Drache Kokosnuss sehr beliebt.
Kurz nach 12.00 Uhr war es so weit: Zunächst tauchte Oskar, der Freund des kleinen Drachen auf. Kurz danach kam der kleine Drache Kokosnuss selbst. Zum Abschluss erschien dann noch Matilda, das Stachelschwein. Alle wurden von den Kindern begeistert empfangen. Bereitwillig ließen sie sich zusammen mit den Kleinen abbilden. Die Kinder waren restlos begeistert und umringten die riesigen Stoffkameraden ohne Unterlass.
Meine Kleine wollte unentwegt ein Autogramm vom kleinen Drachen haben. Sie wollte nicht einsehen, dass derjenige in dem Drachenkostüm weder der echte Drache noch der derjenige ist, der die Geschichten geschrieben hat.
Meine Große gab sich dagegen betont Cool. Sie erklärte den Drachen Kokosnuss zu "Babykram" und verzog sich in die Ecke, wo es "Gregs Tagebücher" zu kaufen gab.

Während die Mama eifrig Fotos von den Plüschtieren machte, habe ich die Gunst der Stunde genutzt und habe mich in die Sachbuchabteilung verdrückt. Dort warf ich einen kurzen Blick in Christopher Clarks "Die Schlafwandler: Wie Europa in den ersten Weltkrieg zog." Ich hatte bei der FAZ einen Artikel über das Buch gelesen und wollte mir einen eigenen Eindruck verschaffen. Ich weiß jetzt, was ich zu Weihnachten auf dem Gabentisch liegen haben möchte. Wenn es nach meiner Frau gehen würde, lägen dort eher Kochbücher und Nähanleitungen.








Star Trek TNG Second Decade "Quintessence" ein alter Bekannter aus den Anfängen von Picards Enterprise sorgt wie gewohnt für Wirbel




Die Besatzung der Enterprise wird einmal mehr von dem omnipotenten Wesen Q mit einem Besuch beehrt. Gleichzeitig entstehen überall im Universum seltsame Anomalien. Der kosmische Störenfried beteuert, diesmal nur Beobachter und nicht der Verursacher dieser Anomalien zu sein. Captain Picard schenkt Q's Worten natürlich keinen Glauben, doch was steckt wirklich dahinter?



Kaum hat die Besatzung die Borg im vorangegangenen Band „Widerstand“ erneut in ihre Schranken verwiesen, muss sich Picard bereits mit dem nächsten Problem herumschlagen. Die neue Mission der Enterprise-E ist scheinbar reine Routine. Es geht zu einem Planeten namens Gorsach IX, der aufgrund seiner hohen Topalin- und Dilithiumvorkommen für die Föderation interessant ist. Dass sich die Umgebung dort als zu perfekt erweist, um natürlichen Ursprungs zu sein, spornt die Besatzung an, herauszufinden, wer diese Welt konstruiert hat. Als ein Einsatzteam durch eine unbekannte Macht am Betreten einer Höhle gehindert wird und kurz darauf überall in der Galaxie unbekannte Anomalien erscheinen, die Raumschiffe und ganze Welten verschwinden lassen, kippt die Situation.

Genau in dieser Lage taucht ausgerechnet Q an Bord der Enterprise auf und behauptet, dass die Mission auf Gorsach IX das Universum entscheidend verändern könnte. Er erklärt Picard und seinen Mannen, dass er selbst nur ein Beobachter sei, was ihm natürlich niemand abnimmt. Picard muss aber bald darauf erfahren, dass tatsächlich nichts Geringeres als dass Ende des Universums droht …

Eingeschoben zwischen den zwei inhaltlich direkt miteinander verbundenen Romanen, „Widerstand“ und „Heldentod“ fällt dieser Roman erfrischend aus dem Rahmen. Ich persönlich habe mich immer gefreut, wenn man das von einem schmierigen Grinsen gezierte Gesicht von John De Lancie über den Bildschirm flackern sah. Es war an der Zeit, dass Q als omnipotenter Störenfried wieder einmal die Besatzung der Enterprise heimsuchte.

Der Roman nun ist buchstäblich eine echte Quintessenz, die fast alle Auftritten, die Q im Verlaufe der TV-Serie „Star Trek – The Next Generation“ hatte, in einem übergeordneten Spannungsbogen einbindet. Die Haupthandlung um die Enterpise wechselt sich dabei mit kleinen Episoden an den verschiedensten Schauplätzen im Universum ab. Weitere tiefer gehende Einblicke in das Q-Kontinuum geben kleine Zwischenspiele, dargestellt durch Qs Kontakt mit dem Kontinuum im Laufe der TV-Staffeln. Zum guten Schluss läuft natürlich alles auf einen klassischen Showdown hinaus, dessen Auflösung allerdings überraschend ausfällt.

Keith R. A. DeCandido versteht es wunderbar, Q so wiederzugeben, dass man ihn in jeder Szene wiedererkennen kann. Es ist wie immer unglaublich unterhaltsam, ihn und Picard zusammen zu erleben. Aber nicht nur die Q-Szenen wissen zu überzeugen, sondern auch die Interaktionen zwischen alten und neuen Mitglieder der Enterprise-Crew, die trotz gelegentlicher Schwierigkeiten immer besser als Mannschaft zusammen funktionieren, machen Spaß. Man trifft zum ersten Mal auf die Nummer drei in der Befehlskette hinter Picard und Worf – Commander Kadohata –, die frisch aus dem Mutterschaftsurlaub auf die Enterprise zurückgekehrt ist. Die nervige Counselor T’Lana ist hier schon fast sympathisch, trotz ihrer seltsamen Logik. Der neue Sicherheitschef der Enterprise, Leybenzon, ist ein echtes Unikat, bei dem ich immer noch nicht weiß, ob ich ihn belächeln oder bedauern soll. Der aus niederen Rängen zum Offizier aufgestiegene Veteran des Dominionkriegs glänzt mehr durch gewisse Führungsqualitäten, denn durch eine ausgefeilte wissenschaftliche Ausbildung. Deshalb steht er bei Lagebesprechungen fast immer wie ein Trottel da, da er einfach vom Wissen her nicht mitkommt.

Die neuen Mitglieder können die Lücke zwar (noch) nicht füllen, die Riker, Troi und vor allem Data hinterlassen haben, aber allmählich stellt sich wieder die „TNG“-typische familiäre Atmosphäre ein. Sozusagen als Running Gag ist auch Admiral Janeway in die Handlung eingebunden, zumal sie bisher in jeden Band des „TNG“-Relaunchs einen Auftritt bekam.

Was ebenfalls schon zu einer richtigen kleinen Tradition bei den „Star Trek“-Romanen des CrossCult Verlages avanciert ist, sind die zusätzlichen Informationen im Anhang des Romans. Diesmal befasst sich Julian Wangler mit Q und seiner Bedeutung für das „Star Trek“-Franchise.

Fazit: Meine Erwartungen an diesen Roman waren hoch, immerhin gehört Q zu meinen absoluten Lieblingsfiguren bei „Star Trek“. Und tatsächlich: „Quintessenz“ beschert der „TNG“-Relaunch-Reihe endlich den Schwung, den ich mir eigentlich schon von „Tod im Winter“ und „Widerstand“ erhofft hatte. Wer die Abenteuer der „Next Generation“ nicht kennt, wird aber einiges von dem Witz verpassen, der den vielen Zitaten und Bezugnahmen entspringt: Stichwort Sherwood Forest. Alles in allem ist der Roman gut geschrieben und offenbart keine großen Schwächen. Schon einige Erkenntnisse der TV-Serie aus Qs Perspektive sehen zu können, war es mir wert, den Roman zu lesen. Wer ein Fan von Q ist, kommt an „Quintessenz“ in keinem Fall vorbei.

Star Trek TNG: Quintessenz
Film/Serien-Roman
Keith R. A. DeCandido
Cross Cult 2010
ISBN: 978-3941248632
279 S., Taschenbuch, deutsch
Preis: EUR 12,80

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Freitag, 4. Oktober 2013

Star Trek The Next Generation "Widerstand"





Der zweite Roman des Star Trek Relaunches läutete einen unheilvollen Spannungsbogen Rund um das Thema "Borg" ein. Die Bücher über die Voyager brachten die Borg zwar noch früher ins Spiel aber der Cross-Cult Verlag bringt erst jetzt die Bände heraus, deren Ereignisse in "Widerstand" nur kurz angerissen werden.

Star Trek The Next Generation "Widerstand"


Auf zu neuen Abenteuern! Die Enterprise-E verlässt mit einer zum großen Teil neuen Besatzung das Raumdock, um wieder in den aktiven Dienst zurückzukehren. Damit das Schiff nicht sofort wieder zerschossen wird, schickt die Sternenflotte Jean-Luc Picard und die Enterprise auf eine diplomatische Mission. Während die neue Besatzung versucht, sich näher kennen zu lernen, um als Team agieren zu können, vernimmt Captain Picard unvermittelt das Lied des Borg-Kollektivs. Er ist sich sicher, die Borg bereiten einen neuen Angriff auf die Erde vor.

Gerade als Picard meint, man könne nach einem Jahrzehnt der Kriege nun nach vorne blicken und wieder friedlich den Weltraum erforschen, nimmt er unvermittelt die Präsenz der Borg wahr. Admiral Janeway, die den Borg in der letzten Folge der TV-Serie „Star Trek: Voyager“ eine empfindliche Niederlage beigebracht hatte, glaubt, dass die Gefahr durch die Borg gebannt ist. Vielmehr ist sie der Ansicht, dass der Kommandant der Enterprise das Trauma der Assimilierung durch das Kollektiv und seine Taten als der Borg Locutus nicht überwunden hat. Aber der Captain ist sicher, dass die Borg damit begonnen haben eine neue Königin zu erschaffen, die dann den Angriff auf die Föderation leiten soll.

Admiral Janeway ist zwar von Picards Erklärung, er könne die Borg in seinem Geist hören, nicht überzeugt, trotzdem entsendet sie die ehemalige Drohne Seven of Nine, um der Enterprise bei einem möglichen Zusammentreffen mit den unheimlichen Cyborgwesen beizustehen.. Der Captain ist sich allerdings sicher, dass man nicht auf Seven warten kann und setzt sich über Janeways Befehle hinweg. Tatsächlich findet die Enterprise einen gewaltigen Borgkubus. Bei dem Versuch, die Borg zu stoppen, stellt die Besatzung des Sternenflottenschiffs allerdings fest, dass die Borg sich seit den letzten Begegnungen gewandelt haben. Picard und seine Mannen sehen sich gezwungen, zu wirklich drastischen und sehr riskanten Mittel zu greifen, um die Borg aufzuhalten.

Die Borg sind aber nicht das einzige Problem, mit dem Jean Luc fertig werden muss. Als Picard dem Klingonen Worf die Neuigkeit überbringen möchte, dass er von nun an der erste Offizier der Enterprise sein soll, lehnt dieser brüsk ab, da er sich wegen einer vergangenen Verfehlung für unwürdig hält. Derartig vor den Kopf geschlagen, muss Picard seinem neuen Counselor, der Vulkanierin T’Lana gegenübertreten. Diese hegt nicht nur gegen Worf extreme Vorbehalte, sondern stellt auch mit ihrer von Logik bestimmten Sichtweise ständig Picards Entscheidungen in Frage.

Der Fan bekommt vom J. M. Dillard einige Pillen zu schlucken, die für mich schwer verdaubar sind. Zum Beispiel kommen einige Ereignisse dem versierten Leser sehr bekannt vor. Besonders sei da der Prolog genannt, welcher fatal an den Prolog in „Star Trek: Der erste Kontakt“ erinnert. Der Plot und auch die Motivationen der Protagonisten, besonders die des vulkanischen Counselors, wirken oftmals an den Haaren herbeigezogen.

Wenn da nicht die fatale Ähnlichkeit zum Kinofilm wäre, müsste sich der Aufmacher hingegen in keiner Weise verstecken. Dillard arbeitet gekonnt mit starken Bildern und steigt sehr schnell in die Haupthandlung ein. Die introspektiven Momente, die Picard gegönnt werden, zählen meiner Meinung nach zu dem Besten, die tatsächliche Handlung fällt dagegen weniger spektakulär aus. In jedem Fall versteht es die Autorin, eine durchweg düstere Atmosphäre zu schaffen, die den Leser in Ihren Bann zieht.

Befremdet hat mich allerdings der Umgang und die Vorgehensweise bezüglich B4, dem geistig unbeweglichen Prototyp Datas, den die Besatzung der Enterprise abschaltet und demontiert, um ihn an das Daystrom-Institut zu schicken, damit er dort untersucht werden kann. Bei einem ähnlichen Ansinnen der Sternenflotte gegenüber Data (TNG 2. Staffel „Wem gehört Data?“), verteidigte Picard den Androiden leidenschaftlich; nun wird B4 schlicht deaktiviert, weil dieser nicht für sich selbst sprechen kann und in Unwissenheit der Konsequenzen der Prozedur zugestimmt hat. Alles in allem keine sehr angenehmen Ereignisse.

Außerdem hat Dillard sich ein paar üble Schnitzer in Bezug auf den „etablierten Kanon“, erlaubt. Das sich die Enterprise-E in eine Antriebs- und eine Untertassensektion aufteilen kann, ist zum Beispiel genauso wenig Teil des Kanons, wie die Behauptung, dass neuere Sternenflottenraumschiffe über die Möglichkeit verfügen, dank abgespeicherter Daten über romulanische Tarntechnologie binnen kürzester Zeit eine Tarnvorrichtung bauen zu können, sobald ein Admiral die Daten freigibt. Das hätte man meiner Meinung nach mit etwas Technogebrabbel besser lösen können.

Zum guten Schluss gibt es auch noch ein kleines Bonbon von Julian Wangler, der sich im Anhang ein paar Gedanken um die Rolle der Borg im Star Trek Franchise macht.

Fazit: Mit „Widerstand“ werden die Borg wieder als der Albtraum etabliert, der sie bei ihrem ersten Erscheinen in der Fernsehserie und auch im Kinofilm „Der erste Kontakt“ waren. Auf der Habenseite wird hier gekonnt mit düsterer Atmosphäre gearbeitet und ein paar neue Protagonisten werden eingeführt, deren Entwicklung sehr interessant werden dürfte. Die Handlung bleibt aber, weil sie oftmals an den Haaren herbeigezogen wirkt und in einigen Fällen auch grob gegen den etablierten Kanon verstößt, teilweise unbefriedigend. Trotz dieser Schwächen – aber vor allem wegen der düsteren, beklemmenden Stimmung, die den Roman beherrscht – ist der Roman den Kauf wert.







Star Trek TNG: Widerstand
Film/Serien-Roman
J. M. Dillard
Cross Cult 2010
ISBN: 978-3941248625
277 S., Taschenbuch, deutsch
Preis: EUR 12,80

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Donnerstag, 3. Oktober 2013

Ein echter Höhepunkt: Die Szenische Lesung der Drachengasse 13 bei der Jungen Bühne Mainz


Anfang Oktober hieß es: “Runter vom Sofa und rein ins Theater“. Kurz vor Beginn der hiesigen Herbstferien wollte ich meinen beiden Töchtern etwas Besonders bieten. Auf dem Programm der Jungen Bühne Mainz stand im Rahmen des 21. Mainzer Kinder-Theater-Festivals eine Szenische Lesung aus den Büchern der Jugendbuchserie „Drachengasse 13“, die den Leser  in eine fantastische Welt der Drachen, Kobolde, Feen,  Zwergen und Elfen einlädt .
Bereits vor zwei Jahren, am 12.11.2011 hatten wir die erste Lesung dieser Art besucht. Damals wurden die ersten beiden Bände der Reihe (Band 1: „Schrecken über Bondingor“ und Band 2 „Geister aus der Tiefe“) vorgestellt.  Auch diesmal lesen die Beiden Autoren Bernd Perplies und Christian Humberg auszugsweise aus zwei Büchern der Reihe vor. Vorgestellt werden die Bände 3: „Das Geheimnis der Xix“ und Band  4: „Der dämonische Spiegel“. Dabei werden sie tatkräftig vom Ensemble der Jungen Bühne unterstützt. Die Parts der Hauptpersonen werden jeweils von einem Schauspieler übernommen. Die Handlung wird teilweise auch auf der Bühne angedeutet.  So werden das magiebegabte Mädchen Hanissa von Carola Schnell, der Junge Tomrin von Wiesenstein von Constantin Heller, der Straßenjunge Sando von Tom Gramenz gelesen.  Etliche, recht lustige Nebenrollen übernimmt Philip Barth, der auch die Regiearbeit übernahm.  

Zu Beginn der Veranstaltung haben sich  ungefähr fünfzig Leute unterschiedlichen Alters eingefunden. Gegen eine Spende gibt es Orangensaft und Wasser. Für die Kinder wurde ein Tisch vorbereitet, auf dem Stifte und Ausmalbilder mit Drachengasse 13 Motiven bereitliegen.
Zur ersten Lesung 2011 waren nur wenige Kinder erschienen. Diesmal füllen sich die vorderen Sitzreihen mit jungen Fans.  Die Autoren und die Schauspieler machen es sich auf einem roten Sofa bequem. Ein Stoffdrache symbolisiert Fleck, den liebenswerten Jungdrachen, den heimlichen Star der Buchserie. 
Die Präsentation der Lesung beider Bücher ist im Aufbau gleich und dauert ungefähr jeweils eine halbe Stunde. Zunächst wird das erste Kapitel bis zum ersten Wendepunkt der Handlung mit verteilten Rollen vorgelesen. Die weitere Handlung wird grob zusammengefasst, ohne dabei wichtige Details zu verraten.
Zwei weitere ausgesuchte Szenen schließen sich an. Eine der Szenen stellt einen skurrilen Bewohner der Stadt Bondingor vor, dem die Protagonisten im Verlauf der Handlung begegnen, die zweite präsentiert jeweils einen passenden Cliffhanger, um die Neugier der potentiellen Leser anzufachen. Besonders gefallen hat mir, neben den Einlagen von Philip Barth, die schauspielerische Leistung von Christian Humberg, der mit tiefer, heiserer Stimme den Part eines Trolls vorlas.
Im Anschluss an die Lesung konnte man die vier Romane käuflich erwerben und sie sich passender weise von den Autoren signieren lassen.

Ob in absehbarer Zeit weitere Bände der Drachengasse 13 erscheinen werden war von den Autoren nicht zu erfahren. Da besonders meine große Tochter für die Bücher Feuer und Flamme war, hoffe ich doch, dass es hier bald Nachschub gibt.


Angedacht ist, dass die beiden Szenischen Lesungen in unregelmäßigen Abständen wiederholt werden. Man sollte also die Augen offenhalten, falls man sich auch einmal in die fantastische Stadt Bondingor entführen lassen will.

Die Junge Bühne Mainz bietet daneben natürlich auch noch andere Inszenierungen. Aktuell steht für Kinder eine Bühnenfassung von Pinocchio und ein einwöchiger Theaterworkshop mit dem Titel „SCHAU! SPIEL! SPIEL! SCHAU!“ auf dem Programm, letzterer war leider schon ausgebucht, als ich von ihm erfuhr. Das hätte meiner Großen bestimmt gefallen.

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Samstag, 28. September 2013

Es ist etwas arg still im Moment

Etwas still hier. Als ich das Lesesofa ins Leben rief, hatte ich mir vorgenommen, regelmäßig zu Posten. Jetzt ist der September fast vorbei, und ich habe fast den ganzen Monat nichts veröffentlicht. Egal was kommt, ich gelobe Besserung und regelmäßige Posts.

Freitag, 6. September 2013

"Buchpiraten" treten auf unglaublich dreiste Weise ins Rampenlicht

Es ist dreist, was der anonyme selbsternannte "Buchpirat" Spiegelbest im Interview des Tagesspiegels so zum besten gibt. Zumindest gibt er offen zu, bewusst gegen geltendes deutsches Recht zu verstoßen. Auf der Seite boox.to werden illegale Buchkopien zum Download angeboten. Spiegelbest bezeichnet die Plattform als neue Form des "Verlagswesens". Ein Hohn, schließlich erwirtschaftet die Plattform nach eigenen Angaben keine Gewinne, und es ist mehr als fraglich, ob die angekündigte Flatrate je einem Schriftsteller zugute kommen wird.
Wer so etwas tut ist meiner Meinung auch nicht anders als ein Ladendieb. boox.to bietet im Grunde keine "Gratis" Literatur an, sondern handelt mit gestohlenen Gütern. Auch wenn man sich juristisch bisher noch in einer dunkelgrauen Zone wähnt, am Ende werden die Verlage, aber vor allem die Autoren um die Früchte ihrer Arbeit gebracht.
Autoren stecken eine Menge Arbeit in ihre Werke. Der Verlag bereitet die Arbeit des Autors professionell auf. Auch derjenige der das Cover eines Buches gestaltet macht das in der regel nicht für Gotteslohn. Anders als es sich die meisten Leute vorstellen, sind es nicht die Kosten für Papier, Buchdeckel und das Drucken die den Löwenanteil des Buchpreises ausmachen. Das meiste sind Personalkosten und Händlermargen. Das meiste bleibt bei den Händlern hängen. Weder die Verlage noch die Autoren machen in der Regel mit den Büchern sagenhafte Gewinne. Zudem ist ein Buch auch ein Geschäftsrisiko. Nicht jedes Buch ist ein Bestseller, der sich täglich tausendfach verkauft. Viele Bücher begeistern bestenfalls nur ein begrenztes Publikum und bringen deshalb auch nur wenig Gewinn. Ein Teil  des Risikos fließt deshalb auch in den Buchpreis mit ein. Die Verlage kalkulieren so, dass sich das Buch in einer Auflage mindestens finanziell lohnt.
Anders, als es sich wohl Spiegelbest vorstellt, ist das Schreiben eines Buches nicht etwas, das man einfach so aus dem Ärmel schüttelt. Jede Art von Schriftstellerei ist harte Arbeit. Jeder, der sich einmal daran gemacht hat, selbst etwas zu schreiben mit der Absicht das Werk nicht nur in der Schublade, beziehungsweise auf der Festplatte verschwinden zu lassen, wird dem zustimmen. Meine Gehversuche im Bereich des kreativen Schreibens  lasse ich wohlweislich unveröffentlicht. Ich habe genug Bücher rezensiert um zu erkennen, wenn etwas weniger gut gelungen ist.
In diesem Zusammenhang muss ich an ein Zitat des Klaviervirtuosen Franz Liszt denken: "Wenn ich einen Tag nicht übe, merke ich es. Wenn ich zwei Tage nicht übe, dann merken es meine Freunde. Wenn ich drei Tage nicht übe, merkt es das Publikum." Je mehr und öfter man kreativ schreibt, desto leichter fällt es texte zu schreiben und zu strukturieren.
Andis Lesesofa ist für mich auch ein Weg meine Schreibkünste auf- und auszubauen. Ich hoffe, dass meine Posts mit der Zeit in der Qualität steigen werden.


Sonntag, 25. August 2013

Im Schatten des Mondkaisers

Da ist sie schon, die Rezension zum zweiten Band von Bernd Perplies Carya Trilogie. Der dritte Teil, "Das geraubte Paradies" erscheint am 12. September 2013 ich bin schon gespannt, was sich der Autor hat einfallen lassen.


Im Schatten des Mondkaisers 

Der zweite Band von Bernd Perplies Carya Trilogie führt die Protagonistin und ihre Freunde von der unwirtlichen postapokalyptischen Einöde an den Hof des mysteriösen Mondkaisers. Schnell ist klar das Leben bei Hofe ist mindestens genauso gefährlich wie die Wildnis. Doch nur hier scheint Carya Antworten auf ihre Fragen finden zu können.

Kleine Spoilerwarnung am Anfang: Die Rezension nimmt teilweise konkret Bezug auf den Inhalt des Romans und den vorangegangen ersten Teil. Wer sich also die Lust am Lesen nicht verderben möchte sollte jetzt besser nicht weiterlesen. Mit dem Band „Im Schatten des Mondkaisers“ geht Bernd Perplies Carya Trilogie in die zweite Runde. Die junge Protagonistin Carya und ihre Freunde, der Ex-Templer Jonan und der Straßenjunge Pitlit, machen sich auf das Geheimnis um die rätselhafte Herkunft der jungen Frau zu lüften. Eine Spur, die bereits in „Flammen über Arcadion“ gelegt wurde, weist auf einen Ort in der Nähe von Paris hin.
Die Freunde organisieren mit einer gehörigen Portion Glück ihre nicht ungefährliche Reise. Das postapokalyptische Europa bietet dabei genug Gelegenheiten für ein kleines „Roadmovie“. Die Reise selbst verläuft dabei für meinen Geschmack zu linear ab. Einige Situation, die zu Schwierigkeiten hätten führen können, wird nur kurz angeschnitten und sehr rasch finden sich hilfsbereite Schurken mit einem Herzen aus Gold, die mehr oder minder selbstlos bei der Reise behilflich sind. Für meinen Geschmack lief es einfach zu glatt. Die „postapokalyptische Wildnis“ wirkt auf mich recht organisiert. Ich habe mir da wohl einfach eine andere Vorstellung gemacht. Im Reich des Mondkaisers, einem Warlord, der die Macht in dem Gebiet an sich gerissen hat, was einmal Frankreich war, werden die Protagonisten getrennt und Carya wird von einem mysteriösen Gönner an den Hof des Mondkaisers gebracht. Hier, so hofft sie, kann sie mehr über ihre Herkunft erfahren. Schnell muss Carya aber feststellen, dass das Leben bei Hofe seinen eigenen Gesetzmäßigkeiten folgt, und das hier ein Fehler ebenso tödlich sein kann, wie in der verseuchten Öde außerhalb der Siedlungen. Dabei wirkt der Roman ein wenig wie eine Reisebeschreibung. Bernd Perplies schildert etliche Orte des dem zu weiten Teilen zerstörten Paris sehr plastisch, so als ob er sie zu Recherchezwecken besucht und dann in einem ruinierten Zustand dem Leser beschreibt. In jedem Fall gibt es nur noch wenige große Sehenswürdigkeiten in der Stadt an der Seine. Aber die heute wohl bekanntesten Wahrzeichen findet man wieder. So darf zum Beispiel der Eifelturm als Schauplatz nicht fehlen. Für den Hof des Mondkaisers hat der Autor ein sehr reales Beispiel zum Vorbild erkoren. Das „Schloss des Mondes“ ist dasselbe, welches Ludwig XIV im 17. Jahrhundert für seine repräsentative Hofhaltung errichten ließ. Der Mondkaiser pflegt dabei einen ähnlich opulenten Lebensstil wie der Sonnenkönig. Da bereits der Orden des Lux Dei in Arcadion ein Sonnensymbol verwendet, wäre wohl eine weitere Referenz mit der Sonne fehl am Platze gewesen. Aber auch ansonsten ist der Mondkaiser und sein Hof recht passen gewählt. Die Hofhaltung ist ein dunkles Spiegelbild Versailler Glanzzeiten. Bei aller Verschwendung die hier zur Tagesordnung gehört, können die Zeichen des Verfalls nicht übertüncht werden. Der hier präsentierte Jahrmarkt der Eitelkeiten ist nur ein müder Abklatsch des Originals. Insofern ist die Analogie mit dem Mond sehr passend. Der neue Herr in Frankreich will als Kaiser mehr sein als der Sonnenkönig, aber er bildet nur ein schwaches, verzerrtes Abbild des Originals wieder. Nur wenige Kilometer entfernt stellen Jonan und Pitlit unterdessen fest, dass Paris nur noch bedingt eine Reise wert ist und die Macht des Mondkaisers hier schon nicht mehr viel gilt. Die beiden versuchen dort eine Möglichkeit zu finden, zu Carya an den Hof zu gelangen. Dazu müssen die beiden ein paar Aufträge und Gefälligkeiten erledigen um ans Ziel zu gelangen.  Carya unterdessen mach sich unterdessen einige wichtige Leute  zum Feind und auch ihr rätselhafter Gönner, der scheinbar mehr über ihre Herkunft weiß, als er zugibt, gibt ihr nur neue Rätsel auf.
Die Figur der Carya ist noch immer sehr widersprüchlich angelegt. Immer wieder bricht bei Gefahrensituationen in ihr ein kalter Killerinstinkt hervor, der sie ohne weiteres reuelos Morde begehen lässt. Auf der anderen Seite findet sich die Tochter eines kleinen Bürgers Arcadions ohne große Schwierigkeiten bei Hofe zurecht. Die noch junge Liebe zu Jonan wird zudem auch noch auf eine sehr harte Probe gestellt.

Der Roman lässt hier keinen Aspekt aus und ist gut durchdacht. Wirklich überraschen konnte mich allerdings nur wenig. Die Handlung und auch die Wahrheit hinter Caryas rätselhafte Herkunft sind allzu vorhersehbar präsentiert. Dennoch bleiben noch genug Fragen offen, die Raum für den dritten Band bieten.  Die Aufmachung des Buches mit festem Einband mit Schutzumschlag und Lesebändchen macht sich gut im Bücherregal. Obwohl das Buch mehr Seiten als der erste Band hat, ist hier das Papier dünner. Das Titelbild des Buches hat mir ebenfalls gut gefallen. Im Einband bekommt man noch einen kurzen Blick auf das zerstörte Paris geboten.


Fazit:  „Im Schatten des Mondkaisers“ wechselt den Schauplatz gegenüber dem ersten Band. Statt eines religiös motivierten Überwachungsstaates dient nun die Imitation  einer absolutistischen und dekadenten Monarchie als Hintergrund. Die Geschichte, die sich hier entspinnt, pendelt zwischen trügerischem höfischem Glanz und tödlichen Intrigen und der harten Realität der zerstörten Einöde, die nur wenige Kilometer auseinanderliegen. Die Geschichte verläuft relativ gradlinig und ist eine gelungene Fortsetzung des ersten Bandes.

Im Schatten des Mondkaisers
Science Fiction Roman
Bernd Perplies
LYX 2013
ISBN: 978-3802586385
544 S., Taschenbuch, deutsch
Preis: EUR 19,99

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Star Trek TNG: Tod im Winter oder Was macht Captain Picard eigentlich nach Nemesis?


Diese Rezension, die ich am 07.03.2010 beim Ringboten veröffentlicht habe, ist der Auftakt zur zweiten Dekade der Abenteuer von Captain Picard und seiner neuen Crew. Nach dem zehnten Kinofilm sprengt auch die TNG Crew die Fesseln des Franchise. Picard und die U.S.S. Enterprise stehen am Anfang von tiefgreifenden Veränderungen. Der erste Band hat mich damals noch nicht völlig zu überzeugen gewusst.   nicht völlig zu überzeugen gewusst.  

Star Trek TNG: Tod im Winter


„Die letzte Reise einer Generation beginnt“ – dieser Satz leitet einen Trailer zu „Star Trek 10 – Nemesis“ ein. Die letzte Reise im Kino ist schon eine ziemliche Weile vorbei, aber das bedeutet nicht, dass Captain Picard oder seine anderen Seriengefährten sich auf das Altenteil zurückgezogen hätten. Während Riker mit seiner U.S.S. Titan auf eigene Faust das All unsicher macht, muss der zurückgebliebene Picard auch nicht lange auf seinen nächsten Auftrag warten, auch wenn seine Enterprise im Trockendock bleiben muss.

Der CrossCult-Verlag legt bei der Veröffentlichung von Übersetzungen, speziell „Star Trek“-Romanen ein beachtliches Tempo vor. Eine meiner ersten Rezensionen für den Ringboten war ein „TNG“-Roman mit dem Titel „Sturm auf den Himmel“ gewesen. Der Heyne Verlag hatte sich dort die Muße genommen, einen Roman übersetzten zu lassen, der zum damaligen Zeitpunkt bereits über fünf Jahre zuvor in den USA veröffentlicht wurde. Das hat sich dank des CrossCult-Verlages grundlegend geändert. Mittlerweile kann man sich als deutscher „Star Trek“-Fan auf zeitnahe Übersetzungen binnen eines oder maximal zwei Jahren freuen. So auch über die Übersetzungen der Abenteuers der „TNG“-Crew nach ihrem Kampf gegen den wahnsinnigen Shinzon, der im zehnten Kinofilm der Enterprise tüchtig eingeheizt hatte. 

Picard ist nach dem Kampf gegen seinen wahnsinnigen Klon in einer Krise, da fast alle seine Weggefährten, von Worf und Geordi LaForge abgesehen, die Enterprise verlassen haben. Riker und Troy beschreiten an Bord der U.S.S. Titan neue Wege, Data ist in die ewigen Androidenjagdgründe eingegangen und Picards heimliche Liebe, die Schiffsärztin Dr. Beverly Crusher, hat eine neue Stelle auf der Erde angetreten. 

Picards Melancholie wird von der Nachricht gestört, dass Dr. Crusher auf einem heiklen und geheimen Einsatz im romulanischen Raum verschollen ist. Eine eisige Randwelt des Romulanischen Reichs ist Schauplatz einer humanitären Katastrophe. Die Bevölkerung, die von den Romulanern unterworfen wurde, leidet an einer gefährlichen Seuche, die sie in Massen dahinrafft. Die Romulaner verschließen ihre Augen vor dem Problem, und die Föderation sieht die Chance, bei der Bevölkerung Pluspunkte zu sammeln, wenn sie ein Heilmittel herstellen kann. 

Aber auch Tal’Aura, die amtierende Praetorin, hat die rebellischen Randbereiche des Romulanischen Imperiums im Blick. Und wenn sie schon nicht ihren rebellischen Untertanen Hilfe leisten will, so schickt sie einen Kettenhund, der die Rebellen zur Räson bringen soll. Der Kettenhund ist für Fans der Fernsehserie keine Unbekannte. Es ist Niemand geringeres als Sela, die eiskalte Halbromulanerin. Picard und seine Mannschaft hatten schon öfters Gelegenheit, der Agentin des romulanischen Geheimdienstes ins Handwerk zu Pfuschen. Und Dr. Crusher läuft, wie könnte es anders sein, Sela praktisch in die Arme. 

Wie zu erwarten ist, betraut Starfleet Picard und zwei seiner ehemaligen Kameraden aus der Zeit seines Kommandos über die U.S.S. Stargazer, Pug Joseph and Doktor Carter Greyhorse, sowie den romulanischen Überläufer Decalon, die Mission auf dem eisigen Planeten Kevratas zu beenden. Wenn es ihnen dabei gelingt, Dr. Crusher zu retten, dann wäre das ein netter Bonus. 

Die Handlung folgt zum einen den Ereignissen auf dem Planeten, einmal aus der Warte Picards und zum anderen aus dem Blickwinkel von Dr. Crusher, die nach ihrer Gefangennahme versucht, aus den Fängen er Romulaner zu fliehen. Zusätzlich bekommt der Leser noch einige tiefere Einblicke in die Romulanischen Ränkespiele, die sich an Tal’Auras Hof zutragen. Gerade diese Handlungselemente waren für mich noch interessanter als der Handlungsstrang der Hauptprotagonisten, denn die Romulaner befinden sich am Rande eines Bürgerkrieges, bei dem alle möglichen Fraktionen versuchen, das Machtvakuum zu füllen, das der Praetor Shinzon, nach den Ereignissen von „Nemesis“ hinterlassen hat. 

Die Handlung hier hat dramatisch gesehen auch die größere Tragweite, als die Ereignisse, in die Picard und Co. auf der unbedeutenden Eiswelt verstrickt werden. Lediglich die aufkeimende Romanze zwischen Picard und Beverly Crusher gibt dem Ganzen hier etwas Würze. Der Neustart für die Abenteuer der U.S.S. Enterprise in die zweite Dekade hatte bei mir größere Erwartungen geweckt. 

Picards Reisebegleitung, die den alten Haudegen zeitweise in Erinnerungen an seine Zeiten auf der U.S.S. Stargazer schwelgen lassen, kommen in meinen Augen leider nicht so zur Geltung, wie es möglich gewesen wäre. Besonders Greyhorse blieb dabei hinter meinen Erwartungen zurück. Eher geraten da schon Picard und Decalon aneinander, und selbst da dominiert Picard die Situationen immer. 

Geordi und Worf, die in einem Nebenplot ihren Freunden beizustehen versuchen, es dann aber nicht schaffen, die Enterprise zu verlassen, ohne von ihren Vorgesetzten gestoppt zu werden, sorgen für einige unfreiwillige Komik, da die beiden bei ihren Nachforschungen wenig Diskretion walten lassen. Der abschließende Auftritt von Admiral Janeway wirkte auf mich arg gezwungen. Auf den dünnen Handlungsstrang hätte man getrost verzichten können. 

Als besonderes Bonbon und gewissermaßen schon ein gewohntes Feature in den Veröffentlichungen des CrossCult-Verlages, finden sich ein paar An- und Einsichten zum „Star Trek“-Franchise. Diesmal macht sich Julian Wangler Gedanken zu Jean-Luc Picards Beziehung zu Beverly Crusher, gesehen über die Dauer der Serie. Und passend zum neuen Serienstart in Buchform gibt es einen kleinen Blick auf die Enterprise-E und ihre Besatzung nach den Ereignissen von „Nemesis“ und dem Ende der Serie. Auch hier gibt Julian Wangler seine Ansichten zum Relaunch der Serie preis. 

Fazit: „Tod im Winter“ ist von der Handlung her eine durchschnittliche Episode. Die Ereignisse sind leicht vorhersehbar und weisen keine wirklich großen und unerwarteten Wendungen auf. Das Konfliktpotenzial einiger Akteure, besonders in Bezug auf Dr. Greyhorse und dessen kriminelle Vergangenheit, wird meiner Meinung nach nicht ausgeschöpft. Ansonsten ist der Roman handwerklich gut gelungen und schafft es mühelos Spannung aufzubauen. Er ist aber nicht zu vergleichen mit dem ersten Serienstart der Nächsten Generation auf Farpoint Station, obwohl ich etwas in dieser Art erwartet hatte. Dennoch ist der Start durchaus gelungen, und die Möglichkeit, sich zu steigern, ist in jedem Fall gegeben.

Star Trek TNG: Tod im Winter
Film/Serien-Roman
Michael Jan Friedman
Cross Cult 2009
ISBN: 978-3941248618 
318 S., Taschenbuch, deutsch
Preis: EUR 12,80 

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Samstag, 24. August 2013

Flammen über Arcadion

Diese Rezension steht schon länger beim Ringboten und bei Amazon. Der Autor beendet im September seine Trilogie. Deshalb gibt es in Vorbereitung zunächst den ersten Band "Flammen über Arcadion" und dann in den kommenden Tagen die Rezension zum zweiten Teil "Im Schatten des Mondkaisers" Das ganze fällt unter die Kategorie Jugendbuch. Die Zielgruppe sind junge Frauen. Die "Tribute von Panem" lassen grüßen.

Flammen über Arcadion



Seit dem Erfolg der „Tribute von Panem“ sind Zukunftsromane, besonders solche, die sich mit Dystopien beschäftigen wieder stärker gefragt. Hier nun der Beitrag aus dem Hause LYX: „Flammen über Arcadion“ ist der erste Teil der Carya Trilogie aus der Feder von Bernd Perplies, die ebenfalls in einer finsteren Zukunft spielt.  
 
Für Bernd Perplies neue Trilogie hat sich der LYX-Verlag für eine opulente Aufmachung entschieden: Ein fester Einband mit Schutzumschlag und Lesebändchen. Diesmal ist es jedoch kein reines Fantasy Spektakel wie Tarean oder Urban Fantasy vor Historischem Hintergrund die bei Magierdämmerung thematisiert wird. Diesmal geht es um eine düstere Dystopie nach einem verehrenden nuklearen Krieg. 
Die Stadt Arcadion, in der sich ein Großteil der Handlung abspielt, wird von der totalitären Theokratie des Lux Dei beherrscht. Solange man dem Regime treu ergeben ist und die allgegenwärtige Propaganda nicht öffentlich kritisiert, ist man vor Repressalien durch die Inquisition sicher. Für viele Einwohner der Stadt Arcadion bedeutet dies ein bequemes Leben relativen Wohlstandes. Hauptziel der Repressalien sind vor allem künstlich geschaffene Menschen, sogenannte Invitros. Den Begriff hat sich der Autor aus der Fernsehserie „Space: Above and Beyond“ aus den Neunzigern ausgeliehen, in der künstlich geschaffene Menschen ähnliche Aufgaben erfüllten. Die Thematik um die Invitros beherrscht das Buch zunächst, bis Carya ein Attentat verübt und sich der Handlungsschwerpunkt völlig auf sie und den Templer Jonan verlagert.  Wer sich ein Bild von Arcadion machen möchte findet beim Aufschlagen des Buches auf den ersten beiden Seiten respektive auf den letzten beiden Seiten einen kleinen optischen Eindruck der Stadt. Da Bernd Perplies wie auch schon in seinen anderen Romanen das Kopfkino zu inspirieren weiß, ist es mir nicht schwergefallen, die Stadt vor meinem geistigen Auge erstehen zu lassen. Die Stadt hat ein sehr reales und bekanntes Vorbild, und der Wiedererkennungswert ist sehr hoch, da auch heute bestehende Gebäude die Stadtlandschaft von Arcadion prägen. 
Ein Blick auf die Protagonistin verrät das Zielpublikum. Die Hauptperson Carya ist eine junge Frau, die durch äußere Umstände gezwungen wird aus ihrem angepassten, gut bürgerlichen Leben auszubrechen. Der Roman folgt zunächst zwei Handlungssträngen. Der eine befasst sich mit der Hauptfigur, der jungen Carya, die sich gezwungen sieht, einen Anschlag auf hochrangige Inquisitoren zu verüben. Schon bald zeigt sich, zur Überraschung der Figur und des Lesers, dass die junge Frau nicht das ist, was sie zu sein scheint. So kann sie in Notsituationen auf Fähigkeiten zurückgreifen, die sie eigentlich nicht haben sollte. Hinzu kommen ein eiserner Überlebenswille und eine erstaunliche Kaltblütigkeit, die dem Leser Rätsel aufgeben und für mich die Figur etwas an Sympathie  einbüßen lässt.  
Der zweite Handlungsstrang folgt dem desillusionierten Templersoldaten Jonan, der, mit dem wahren Gesicht des Systems ständig konfrontiert, seine Rolle und seine eigenen Handlungen mehr und mehr in Frage stellt. Seinen Motivationen konnte ich erheblich mehr Verständnis entgegenbringen als der weiblichen Hauptperson. Es zeichnet sich aber ab, dass der Autor eine Antwort für das Verhalten Caryas in Zukunft geben wird.
Die beiden Handlungsstränge kreuzen sich mehrfach, bis Jonan schließlich desertiert und Carya bei ihrem Kampf gegen den Orden des Lux Dei unterstützt. Gemeinsam suchen Sie verbündete und nach einer Möglichkeit sich dem Zugriff der Inquisition dauerhaft zu entziehen. Da sich der Roman vornehmlich an junge Frauen richtet, hat der Autor eine zaghafte Liebesgeschichte zwischen den beiden Hauptprotagonisten in die Handlung eingebaut. Der Autor lässt den Personen aber nur wenig Zeit, sich über ihre Gefühle füreinander klar zu werden, geschweige sie denn ausgiebig auszuleben. Gejagt von der Inquisition und getrieben von dem Verlangen Caryas Eltern aus der Haft zu befreien, geht dieser Aspekt meiner Meinung nach ein klein wenig unter. Etwas gestört hat mich, dass die beiden relativ schnell und unkompliziert ein ansehnliches Ensemble Verbündeter um sich scharen können. Die Verbündeten lassen sich allzu bereitwillig auf ein extrem gefährliches Spiel ein, das nicht wenige im Verlauf des Romans mit dem Leben bezahlen müssen. Etwas mehr offensichtlichen Widerwillen und Verrat hätte ich mir hier schon gewünscht. So fällt den meisten der so eingesetzten Nebenfiguren die Rolle der Redshirts zu, die der Autor opfert, um zu demonstrieren, wie unmenschlich der herrschende Orden des Lux Dei vorgeht. 
Was keineswegs zu kurz kommt ist die Action. Das schöne Lesebändchen kam bei mir nur sehr selten zu Einsatz, da ich das Buch fast in einem Rutsch durchgelesen habe. Ständig gab es neue mehr oder weniger unerwartete Wendungen, die immer wieder weiter zum Lesen animierten.
Wie schon in Magierdämmerung hat auch hier der Autor ein paar „Ostereier“ in seinem Roman versteckt. Diesmal wurde ein Nachname auch schon von einer Person in Magierdämmerung getragen. Ob es sich dabei um einen Nachfahren handelt? 
 
Fazit: „Flammen über Arcadion“ ist sehr schön geschrieben und liest sich sehr flüssig. Die Geschichte der jungen Carya, die sich gegen ein Unrechtsregime nach einer Atomaren Apokalypse auflehnt, ist ein radikaler Schauplatzwechsel zu den anderen Büchern von Bernd Perplies.  Die Aufmachung des Buches ist opulent und inhaltliche Schwächen konnte ich keine gravierenden ausmachen. Die Personen sind gut aufgearbeitet und die Handlung ist in sich schlüssig, ohne grobe Logikfehler aufzuweisen. Für ein über 500 Seiten starkes Buch mit festem Einband ist der Preis von 19,99 € angemessen. Das Amazon die Kindel-Edition für 18,99 € verkauft, lässt mich allerdings erneut davor zurückschrecken mir einen anzuschaffen. Wer gespannt auf die Fortsetzung „Im Schatten des Mondkaisers“ ist, muss sich bis März 2013 gedulden.

                       
Flammen über Arcadion 
Science Fiction Roman   
Bernd Perplies 
LYX 2012
ISBN: 978-3802586378 
515 S., Taschenbuch, deutsch
Preis: EUR 19,99 

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Mittwoch, 21. August 2013

Derrick Storm -Drei Novellen: Sammelband

Diese Rezension konnte ich nicht beim Ringboten veröffentlichen, da die Thematik zur dortigen Zielgruppe nicht passt. Eigentlich schade, denn beim Lesen bekam ich Lust, wieder einen Blick in meine Ausgabe des Millienums End  Rollenspiels zu werfen. Es muss ja nicht immer das Mittelalter, Mittelerde oder Star Wars und Star Trek sein. Leider hat sich im Bereich Spionage und Thriller kein Rollenspiel dauerhaft etablieren können.

Derrick Storm -Drei Novellen: Sammelband


Der Autor Richard Castle ließ zum Auftakt der Fernsehserie „Castle“ die Romanfigur des Derrick Storm aus Frust sterben. Mit den hier in einem Band zusammengefassten drei Novellen kehrt dank des Cross Cult Verlages der ehemalige CIA-Mann und Privatdetektiv nach seinem vorgetäuschten Tod ins Leben als Mitarbeiter des US-Auslandsgeheimdienstes zurück. Im ersten Teil „Ein Sturm zieht auf“ wird Sturm reaktiviert um in einem Entführungsfall den Stiefsohn eines einflussreichen US-Senators in Washington zu ermitteln. Schnell wird klar, dass hinter der Entführung mehr steckt. Als perfekten Counterpart bekommt er auch noch die FBI Agentin April Showers zur Seite gestellt, mit der er schnell aneinander gerät. Der Schnüffler sieht sich mit einem Netz aus Lügen und Intrigen konfrontiert, welches er routiniert entwirrt. Die Handlung wird, wie auch die beiden anderen Novellen auf etwas mehr als 100 Seiten erzählt.


Die Zweite Novelle „Im Auge des Sturms“ führt das ungleiche Paar Storm und Showers nach Großbritannien. Ein im Exil lebender russischer Oligarch soll den Beiden Auskünfte über die Ereignisse in Washington geben.
Stattdessen werden die beiden in eine internationale Verschwörung hineingezogen. Alles scheint sich um einen sagenhaften Goldschatz aus den letzten Tagen der Sowjetunion zu drehen, der irgendwo in Russland versteckt wurde. Die dritte Novelle „Vom Sturm getrieben“ führt Storm dann auch in die ehemalige Sowjetunion, wo ihn ein paar sehr unliebsame Überraschungen und Erkenntnisse erwarten.
Über die drei Novellen hinweg inszeniert der Autor einen Techno-Thriller. Die Bände sind gut recherchiert und auch routiniert umgesetzt. Richard Castle hat den Plot gut durchdacht und die meisten logischen Fehler ausgeschlossen. Die Handlung ist sehr linear und auch bei der Lösung der Hintergründe ist man als aufmerksamer Leser schnell bei der Lösung des Falles dran. Das Ganze ist solide aufbereitet, aber hier wird das Rad beileibe nicht neu erfunden. Bei den Charakteren greift er auf vor allem auf Stereotypen zurück. Machtbesessene und korrupte Politiker, Intrigante Geheimdienstleute, die ihre wahren Absichten hinter dutzenden von Lügen verbergen, sadistische Folterknechte, die Liste ließe sich beliebig erweitern. Für Charakterentwicklung bei den Nebenpersonen bleibt bei knapp dreihundert Seiten auch kaum Platz. Eine Entwicklung findet daher vor allem zwischen den beiden Hauptprotagonisten statt.

Der abgeklärte Vollprofi Derrick Storm trifft auf die hochtalentierte und nicht minder clevere FBI Agentin April Showers. Storm der sich seine Brötchen bei der CIA mit dem Aufspüren von Personen verdient hat, und sich selten um Recht und Gesetz gekümmert hat, gerät natürlich mit der idealistischen Bundesagentin aneinander. Die beiden bilden ein gutes Team, aber Storm lässt keine Möglichkeit aus, mit lahmen anzüglichen Sprüchen seine Partnerin aus der Reserve zu locken. Dass sich dann doch etwas daraus zu entwickeln scheint ist wohl Storms Hartnäckigkeit zu verdanken.
Die Handlung insgesamt wird noch von einem Trauma überschattet, das Storm von einem Missglückten Einsatz verblieben ist. Die Verarbeitung dieses Traumas macht eigentlich Storms ganze Entwicklung aus. April Showers dagegen scheint auf den zweiten Blick den Beruf verfehlt zu haben. Die gute hätte besser gleich bei der CIA anheuern sollen. Bei mir wurde durch den vorliegenden Techno-Thriller  wieder das Interesse an Spionagerollenspielen wie Spycraft 2.0, Milleniums End  und das Urgestein „Top Secret“ aus den frühen Achtzigern geweckt.

Fazit: Derrick Storm Drei Novellen bietet alles was man sich von einem Techno-Thriller erwarten darf. Gut recherchiert und arrangiert, krankt die Handlung meiner Meinung nach etwas daran, dass die Charaktere zu eindimensional geraten sind. Tatsächlich kommt aber auch wieder das Kalte Kriegs Feeling auf, dass man von den Thrillern alter Schule kennt.

                 
Derrick Storm – Drei Novellen
Bücher zu Filmen/Serien/Thriller  
Richard Castle   
Cross Cult 2013
ISBN: 978-386425289
328 S., Taschenbuch, deutsch
Preis: EUR 12,80

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Dienstag, 20. August 2013

James Bond 007 Band 08 In tödlicher Mission

James Bond hat, seit sich Ian Flemming den Agenten mit der Lizenz zum töten ausgedacht hat nichts von seiner Popularität eingebüßt. Nicht alles ist wie in den allseits bekannten Filmen, Aber ich bin mir sicher es lohnt sich. Der Originaltitel lautet "For your eyes only". Das gilt auch für die Leser des Lesesofas




James Bond 007 Band 08 In tödlicher Mission


Der achte Bond-„Roman“ aus Ian Flemings Feder ist eine Sammlung von fünf Kurzgeschichten, die untereinander nichts miteinander zu tun haben.
Es ist Mitte der fünfziger Jahre. Der kalte Krieg ist im vollen Gange und Bond kämpft im Spionagekrieg an vorderster Front. Viele der Titel der Kurzgeschichten haben sich als Filmtitel verewigt. Der Inhalt schlägt sich im Kino jedoch allenfalls in einzelnen Versatzstücken nieder.
Die erste Kurzgeschichte trägt den Titel „Im Angesicht des Todes“ und ist eine typische Spionagegeschichte, die perfekt in den Kontext des Kalten Krieges passt. James Bond befindet sich auf dem Rückweg von einer schief gelaufenen Mission. Da erhält er von M.  einen neuen Auftrag. Ein britischer Motorradkurier, der im Auftrag der NATO wichtige geheime Unterlagen transportierte wurde auf offener Strecke überfallen und sein Leichnam gründlich geplündert. Die zuständige NATO-Stelle hat den Fall untersucht und dann zu den Akten gelegt. Aber Bond gibt nicht auf und ermittelt auf eigene Verantwortung weiter. Dabei begibt er sich in tödliche Gefahr.

Die zweite Geschichte trägt den gleichen Titel wie dieser Sammelband. Im Umfeld der Machtübernahme Castros auf Kuba kommen Kriminelle nach Jamaika und versuchen mit unsauberen Methoden Grundbesitz zu erwerben. Ein britisches Ehepaar wird im Zuge einer dieser Aktionen ermordet. James Bond bekommt den Auftrag den Verantwortlichen, dem man den Mord nicht nachweisen kann, unschädlich zu machen. In dieser Geschichte wird Bond zum Werkzeug eines Racheplans gemacht. Der Agent plant die Ermordung eines Altnazis und seiner Schergen. Dabei muss er feststellen, dass noch andere ein Interesse am Ableben der Schurken hat. Diese Geschichte ist ein echter Klassiker, in der Bond seine Lizenz zum töten weidlich ausleben kann.
Die Geschichte „Ein Quantum Trost“ schlägt hier völlig aus der Reihe. Zum einen hat die Geschichte mit dem Film nur den Titel gemeinsam. Bond nimmt hier nur Nebenrolle ein. Er ist gezwungen  mit dem Gouverneur von Bermuda etwas Smalltalk zu betreiben. Als er erklärt, dass er wohl am ehesten eine Stewardess heiraten würde, bekommt er von diesem auf den nächsten 34 Seiten eine passende Geschichte serviert. Diese hat mit Spionage überhaupt nichts zu tun und handelt von einer in die Brüche gegangenen Beziehung und der Rache eines gehörnten Ehemanns. Das Ganze ist ein Ausflug in die Zeit, als das britische Empire kurz vor seinem endgültigen Niedergang stand.  Die Kolonialen Beamten leben eine biederen Lebensstil in Ihren Clubs und pflegen gesellschaftlichen Umgang. Eine fremdgehende Frau ist da einer Kariere schon sehr hinderlich.  Dass Bond nie eine Stewardess geheiratet, ist wohl den Schilderungen des Gouverneurs geschuldet.

„Risiko“ ist der Titel der vierten Geschichte. Bond reist nach Italien, um einen Drogenschmugglerring auszuheben und deren Boss zu töten, wie üblich ist aber nicht alles so, wie es zunächst den Anschein hat. Bond gerät dabei zwischen die Fronten zweier konkurrierender Gangsterorganisationen. Ian Fleming lässt Bond auch mal Verbrecher jagen. Flemming hat in diesem Fall das offensichtliche Ziel für Bonds Auftrag bewusst sehr charismatisch beschrieben. Ein Gauner mit einem Herzen aus Gold, das lässt auch James Bond zögern diesen zu erledigen.

Den Abschluss der Anthologie macht die Geschichte „Die Hildebrand Rarität“. Diesmal folgt Bond keinem bestimmten Auftrag. Der Geheimagent gerät in den Einflussbereich des amerikanischen Millionärs Milton Krest. Der Mann sucht einen seltenen Fisch und Bond begleitet ihn auf diese Expedition. Der versnobte Unsympath Krest reizt und beleidigt  jeden in seinem Umfeld bis auf Blut. Seine schöne Ehefrau hat unter den gewalttätigen Ausbrüchen ihres Mannes zu leiden. Als eines Nachts jemand seinen Frust mit tödlichem Ausgang an Krest auslässt, ist Bond gezwungen, die ganze Sache zu vertuschen.

Fazit: Es ist eine schöne Sammlung von fünf Geschichten, die Ian Flemming zusammengestellt hat. Ein nostalgischer Ausflug in die Fünfziger, die wunderbar übersetzt wurden. Selbst die Geschichte „Ein Quantum Trost“, in der Bond nur eine unbeteiligte Randfigur ist, ist sehr lesenswert. Wie bei Flemming üblich wird Action nur dann eingesetzt, wenn sie sachdienlich ist und den Plot vorantreibt. Die Geschwindigkeit der Geschichten ist konstant und versucht nie sinnlos Effekte  zu erhaschen. Die neue Übersetzung überzeugt mich sehr. Hier werden die fünfziger Jahre wieder lebendig.

Jamens Bond 007 Band 08 In tödlicher Mission

Film-/Spionageroman
Ian Flemming
Cross Cult 2013
ISBN: 978-3864250842
267 S., Taschenbuch, deutsch
Preis: EUR 12,80

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Andis Lesesofa ab jetzt auch mit Buchcovern

Ich war mir nicht ganz sicher ob man ohne weiteres die Buchcover für Rezensionszwecke nutzen darf, deshalb habe ich mich beim Cross Cult Verlag nochmals rückversichert. Dort hat man mir ausdrücklich die Erlaubnis zur Nutzung erteilt. 

Ab jetzt schmücken die schicken Buchdeckel auch meinen Blog.

Montag, 19. August 2013

Heute zu Besuch auf dem Lesesofa: Dr. Who

Eine weitere Rezension die am 05.08.2013 beim Ringboten veröffentlicht wurde.

Doctor Who: Rad aus Eis

Doctor Who? Genau der! Was in den 1960ern als Fernsehprogramm der BBC begann, hat sich auch hierzulande zum Britkult entwickelt. Und so kommt der spleenige Doctor mit seiner Tardis zum ersten Mal seit langer Zeit auch wieder in die heimischen Bücherregale.

Es ist nun fünfzig Jahre her, seit der Doctor das erste Mal im Programm der BBC über den Bildschirm flimmerte. Das Jubiläum ist für den Cross-Cult-Verlag Grund genug, den Zeitreisenden in der Polizeinotrufzelle in ein besonderes Schlaglicht zu setzen. Für den Roman aus der Feder von Stephen Baxter hat der Verlag eine sehr hochwertige Verarbeitung gewählt. Das stabile Hardcoverbuch mit dem griffigen, schweren Papier und dem Schutzumschlag machen einen sehr guten Eindruck in meinem Bücherregal. Hier bleiben bei mir keine Wünsche offen.

Die Handlung entführt den Leser in die Zeit der zweiten Inkarnation des Doctors, der in der Serie von Patrick Troughton dargestellt wurde. Begleitet wird der Doctor auf diesem Abenteuer von James McCrimmon, genannt Jamie, der sich dem Doctor in der Episode „Highlanders“ anschloss, und Zoe Heriot, die sich im Anschluss an die Episode „Wheel in Space“ an Bord der Tardis geschlichen hat. Das Schiff, das dauerhaft das äußere Erscheinungsbild einer Polizeitelefonzelle angenommen hat, stößt auf eine Raum-Zeit-Störung. Im Orbit um einen Saturnmond besteht eine frühe Bergbaukolonie, welche seltene Erze für die rohstoffhungrige Erde abbaut. Das Rad aus Eis, wie die Station genannt wird, ist in jeder Hinsicht Flickwerk. Die einzelnen Sektionen sind aus ausgedienten Raumschiffen und verbrauchten Raketenstufen oder örtlichen Eisasteroiden zusammengesetzt worden.

Ähnlich instabil ist auch das soziale Gefüge der Kolonie im Weltraum. Baxter macht als Grundlage für die Gesellschaft Anleihen bei Aldous Huxleys „Schöne neue Welt“, das als zeitloser Klassiker immer wieder gerne für Buchbesprechungen in der Oberstufe genommen wird. Das hier genutzte System verzichtet zwar auf die künstliche Zeugung und die umfassende Indoktrination, steckt die Bewohner jedoch in einzelne soziale Kategorien, die man gleich an der Farbe der Kleidung erkennen kann. Soziale Spannungen und auch Unruhen sind damit vorprogrammiert. Plötzlich auftretende Sabotageakte gefährden das Bergwerk und die Station. Angeblich lauern unheimliche Wesen in den dunklen Ecken des „Rads aus Eis“.

Der Doctor und seine Begleiter versuchen hinter das Mysterium zu kommen, das die Station umgibt. Keine leichte Aufgabe in einem Klima, das von gegenseitigem Misstrauen geprägt ist. Die Bewohner machen die Besatzung der Tardis dann auch schnell für die hiesigen Probleme verantwortlich. Des Rätsels Lösung sieht derweil ganz anders aus, als alle dachten. Und derjenige, der hinter den Ereignissen steckt, hat die Macht, die Station zu zerstören und alle zu töten.

Die Geschichte ist gut geschrieben und hat keine logischen Bugs. Baxter hat sich im Vorfeld eine Menge Gedanken um eine plausible Story gemacht. Außerdem hat der Autor darauf geachtet, dass sich das Umfeld an den technischen Möglichkeiten der näheren Zukunft orientiert. So wird an Bord des Rades Schwerkraft in Form von Zentripetalkraft simuliert. Und die Bewohner recyceln alles, was sie an Rohstoffen haben oder gewinnen Nahrungsmittel mit hydroponischen Gärten. Das fand ich richtig gut.

Von den Charakteren gefiel mir Jamie noch besser als der Doctor, und den fand ich schon gut. Zoe dagegen war ein wenig arg voreingenommen und besserwisserisch. Was mir ebenfalls zugesagt hat, waren die vielen Bezüge auf die britischen Inseln. Ein Roboter mit schottischem Akzent und ein Highlander, der bei jeder Gelegenheit über die Engländer herzieht, sind nur ein kleiner Ausschnitt, der hier geboten wird.

Natürlich hat Baxter das Rad mit dieser Geschichte nicht neu erfunden. Die Handlung folgt einem klassischen Muster. Auch verläuft sie recht linear. Auf Rückblenden und andere Kunstgriffe wird größtenteils verzichtet. Doch das schmälert das Lesevergnügen nicht.

Fazit: Dr. Who ist Kult – auch fünfzig Jahre nachdem die Tardis ihre erste Reise über den Bildschirm antrat. Der erste „Dr. Who“-Roman in zwanzig Jahren, der auf Deutsch veröffentlicht wird, bringt den Kult in den Lesesessel. Der Preis für das opulente Hardcoverbuch mit dem coolen Schutzumschlag ist angemessen. Es bleibt zu hoffen, dass Cross Cult auch noch andere Bücher mit dem Doctor veröffentlicht.


Dr. Who Rad aus Eis
Film/Serien-Roman
Stephen Baxter
Cross Cult 2013
ISBN: 978-3-86425-195-5
413 S., Hardcover, deutsch
Preis: EUR 22,00

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Sonntag, 18. August 2013

Star Trek – Typhon Pact 1: Nullsummenspiel

Die ist eine meiner neuesten Rezensionen, die am 27.07.2013 beim Ringboten veröffentlicht wurde. Der Text entspricht  genau dem dort veröffentlichten. Für diejenigen, die das Buch vielleicht kaufen möchten habe ich einen Link zu Amazon gesetzt.

Die „Typhon Pact“-Reihe wird vom Verlag Cross Cult nach den Romanen des „Destiny“-Cross-Overs als ein weiterer Meilenstein im „Star Trek“-Universum angepriesen. Mir liegt hier der erste Roman der Reihe vor und man kann gespannt sein, ob der Roman die vollmundigen Versprechen hält.
Nach dem ersten großen Cross Over in der „Destiny“-Trilogie, in der die Bedrohung durch die Borg unter horrenden Verlusten beendet wurde, hat sich das Gesicht der Föderation und Situation zu ihren Nachbarn gewandelt. Ein neues Bündnis, der Typhon-Pakt, der sich unter anderem aus Romulanern, Gorn, Tholianern und Breen zusammensetzt, ist der Sternenflotte militärisch ebenbürtig. Zum Auftakt stiehlt ein Spion des Paktes die geheimen Pläne für den neuen Quantum-Slipstream-Antrieb, dessen Weiterentwicklung die Raumfahrt revolutioniert. Dieser neue Antrieb ist der einzige wirkliche Vorteil, den die Föderation gegenüber dem Typhon-Pakt noch hat. Schon bald mehren sich die Anzeichen, dass die Breen die gestohlenen Pläne für den Bau eines Prototypen mit dem neuen Antrieb benutzen.

Die Föderation ist besorgt genug, um ein Team in den Raum der Breen zu entsenden, um den Prototypen zu zerstören. Die Agenten bekommen alle Vollmachten, inklusive der „Lizenz zum Töten“. Und wer ist der Mann, der auf diese gefährliche Mission geschickt wird? Genau: Dr. Julian Bashir, der genetisch aufgewertet Arzt der Raumstation DS9, der schon während der Serie öfters mit Geheimdienstoperationen betraut war. Da auf DS9 gerade Ruhe eingekehrt ist und der Doktor in einer klassischen Midlife-Crisis steckt, kommt ihm das Angebot des Geheimdienstes ganz recht. Als Partnerin an seiner Seite steht die ebenfalls genetisch aufgewertete Sarina Douglas, welche den Fans aus den DS9 Episoden „Statistische Wahrscheinlichkeiten“ und „Sarina“ bekannt sein dürfte.
 

Die beiden sollen als Breen getarnt das Schiffsbauprojekt der geheimnisvollen Rasse sabotieren. Klingt verrückt? Ist es auch. Der Plan, jemanden in eine Kultur einzuschleusen, über die man so gut wie gar nichts weiß, ist schon sehr verwegen. Dass der Geheimdienst auf Leute zurückgreift, die in der Föderation wegen ihrer genetischen Aufwertung stigmatisiert werden, gerade weil sie schneller, intelligenter und anpassungsfähiger sind als normale Menschen, ist schon harter Tobak. Das ganze Unternehmen ist ein reines Himmelfahrtskommando. Der Freizeitspion Bashir ist als James-Bond-Verschnitt mit der Lizenz zum Töten für mich auch nicht wirklich überzeugend. Dass er sich auf dieses dubiose Abenteuer einlässt, ist wohl seiner Zuneigung zu Sarina geschuldet, die er für intellektuell ebenbürtig erachtet. Auch die momentane Orientierungslosigkeit und rastlose Ruhe tragen zu seiner Entscheidung bei.
 

Während der Leser nun den beiden Agenten auf eine Reise zu den mysteriösen Breen begleitet, kann er sich auf einen Ausflug zu einem Volk gefasst machen, das bisher ein unbeschriebenes Blatt im „Star Trek“-Kanon war. Nun setzt Mack ein Schlaglicht auf dieses geheimnisvolle Volk.  Dabei hat er sich einen paranoiden Überwachungsstaat ausgedacht, der im „Star Trek“-Universum seinesgleichen sucht. Aber auch hier gibt es Dissidenten, die bereit sind, gegen das bestehende System aufzubegehren. Bashir und Sarina gelingt es, mit diesen Kontakt aufzunehmen. Schließlich finden sie die geheime Werft, in der der Prototyp gebaut wird.
 

Während Bashir spioniert, wird an der Grenze zum Typhon-Pakt patrouilliert. Captain Ezri Dax, die den modernen Kreuzer Aventine kommandiert, wartet darauf, die Agenten im Bedarfsfall aufzulesen, wenn diese ihre Mission abschließen. Dabei wird sie von einer Flotte des Paktes beschattet. Ezri muss sich etwas einfallen lassen, wenn sie von den feindlichen Schiffen nicht aufgehalten werden möchte und ihr läuft die Zeit davon.
 

Der Roman ist ein klassischer Agententhriller im „Star Trek“-Kleid. Statt Bashir könnte auch James Bond durch die Kulisse wandern, um das geheime Labor eines Superschurken, der im Dienste der Sowjets steht, aufzuspüren. Sarina macht sich jedenfalls als Bond-Girl ziemlich gut. Sie ist effizient und kaltblütig und genau der Typ Frau, auf die der Arzt von DS9 steht. Gegen sie wirkt Bashir aber richtig unbeholfen.
 

Die beiden bekommen dann auch ordentliche Action ab. Die Handlung verläuft allerdings ziemlich linear, und David Mack hat logische Bugs in der Story vermieden. Okay, manche Aktionen sind verrückt und ließen mich mit den Augen rollen. Aber dafür sind die Agenten ja auch genetisch aufgemotzt und mit allerlei technischen Finessen ausgestattet. Nur ein „Bondshuttle“ hat noch gefehlt. Der Kalte Krieg mit seinen Mindgames kommt jedenfalls gut rüber, was auch die gelegentlichen Abstecher auf das politische Parkett unterstreichen, wenn der Leser der Föderationspräsidentin über die Schulter schauen darf.
 

Besonders gefreut hat mich die Liebe zum Detail, die der Autor bei dem Entwurf der Zivilisation der Breen entwickelt hat. Wie weit es die Breen im Bezug auf das „Star Trek“-Universum gebracht haben, zeigt auch ein Essay aus der Feder des Autors und Übersetzers Christan Humberg, der zuletzt die Romane der letzten DS9 Reihe übersetzt hat. Hier wird der Entwicklungsbogen der Breen gespannt: von der ersten beiläufigen Erwähnung zur großen Bedrohung der Föderation. Für ein Cross-Over habe ich bisher nur die Beteiligung anderer Charaktere jenseits der DS9-Besatzung vermisst. Aber das kommt bestimmt noch.

Fazit:
 „Nullsummenspiel“ vermischt DS9 mit einem Agententhriller vor der Kulisse eines Kalten Krieges. Der Roman ist stimmig und spannend geschrieben. Der Auftakt ist sehr vielversprechend und ich bin gespannt, was als nächstes kommt. Die Idee mit dem genetisch verbesserten Julian Bashir als James-Bond-Verschnitt ist im Kontext zum bisherigen Kanon nur konsequent. Mit den Idealen, die Gene Roddenberry für seine Föderation einmal im Sinn hatte, hat das alles aber nur noch wenig zu tun. Die Föderation gleicht hier mehr dem Bild, das man heutzutage von den Vereinigten Staaten von Amerika hat.

Star Trek – Typhon Pact 1: Nullsummenspiel
Film/Serien-Roman
David Mack
Cross Cult 2013
ISBN: 978-3864251948
 
310 S., Taschenbuch, deutsch
Preis: EUR 12,80.

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