Sonntag, 24. Mai 2015

Star Trek TNG (The Second Decade 07): Von Magie nicht zu unterscheiden

Ein altes Schiffswrack gibt der Sternenflotte große Rätsel auf. Zusammen mit dem legendären Scotty von Kirks Enterprise und einem Schiff voller Ingenieure macht sich Geordi La Forge auf, das Rätsel zu lösen. Aber das ist nur der Auftakt zu einem größeren Abenteuer …

Der Verlag hat hier eigentlich zwei Bände in diesem Buch vereinigt, die quasi einen Ausflug La Forges von der Enterprise-E bedeuten. Der siebte Band des „TNG“-Relaunches lässt nur wenig Platz für Captain Picard. Dieser bekommt nur am Anfang und am Ende einen jeweils recht kleinen Auftritt. Stattdessen nehmen Geordi La Forge und Scotty die Hauptrollen ein.

Ein Schiffswrack der NX-Klasse, die Intrepid, wird zufällig im Raum treibend gefunden. Das Schiff gibt eine Menge Rätsel auf. Deshalb entsendet die Sternenflotte die U.S.S. Challenger, die von niemand Geringerem als Scotty befehligt wird. Auf dem Schiff tummeln sich jede Menge Ingenieure, die dem Fan ein Begriff sind. Die Besatzung wurde aus allen Ecken der Galaxis zusammengezogen. Das kommt nicht nur den Charakteren im Buch seltsam vor. Selbst für „Star Trek“ schien es mir zu weit hergeholt, dass sich der unter Transporterphobie leidende Reginald Barclay von einer Mission im Gamma-Quadranten extra herbeamen lässt. Das hätte man sich schenken können.

Ansonsten geht es quer durch den Franchise. Ob es nun Nog von DS9 ist oder Guinan, die U.S.S. Challenger hat einfach zu viel namhaftes Personal an Bord. Die Fans werden zwar wissend nicken, ein Neuling im Franchise aber wird ob der vielen Anleihen auf verschiedene Episoden der Fernsehserien und Filme und der in der Zwischenzeit erschienenen Bücher leicht überfordert sein. Nur wenige werden sich zum Beispiel an Berlinghoff Rasmussen erinnern, der im ersten Teil des Buches eine wichtige Rolle spielt. Auch Leah Brahms dürfte nur den eingefleischten Fans ein Begriff sein. An der Darstellung der einzelnen Charaktere habe ich nichts zu bemängeln, der Autor kann diese recht überzeugend in Szene setzen. Dreht sich der erste Teil noch um das Wrack der Challenger, so spielt die Ursache für das Verschwinden des Schiffs im zweiten Teil „Möbius-Reise“ eine zentrale Rolle. Aber auch ein paar altbekannte Feinde der Föderation haben ihre Finger im Spiel und wollen die Situation zu ihrem Vorteil nutzen.

Die Auflösung der Handlung, welche sich unmittelbar an die des ersten Teiles anschließt und die Besatzung der Challenger über die Grenzen der bekannten Galaxie hinausführt, ist für meinen Geschmack sehr gut gelungen, und trotz seines enormen Umfangs, wird der Roman an keiner Stelle langweilig.

Fazit: McIntee hat in die beiden Teile dieses Bandes einfach ein wenig zu viel gepackt. Hier tummeln sich zu viele namhafte Charaktere, die vielversprechendem neuem Personal fast schon die Möglichkeit nehmen, sich zu entfalten. Trotzdem gelingt es ihm jeweils, einen schlüssigen Plot zu entwerfen. Die Lösungen fallen entsprechend spektakulär und dramatisch aus und versöhnen mich auch mit der holprigen Handlung, die streckenweise unter zu vielen Subplots leidet. Und auch diesmal scheint es so, dass für ein paar alte Charaktere der letzte Vorhang gefallen ist. Ob dem wirklich so ist, bleibt abzuwarten.

Star Trek TNG (The Second Decade 07): Von Magie nicht zu unterscheiden
Film/Serien-Roman
David A. McIntee
Cross Cult 2013
ISBN: 9783864252938
505 S., Taschenbuch, deutsch
Preis: EUR 14,80


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Freitag, 22. Mai 2015

Star Trek – Destiny 3: Verlorene Seelen

Die „Destiny“-Trilogie kommt zu einem spektakulären Ende. Das Schicksal der Föderation hängt an einem seidenen Faden, und diesmal ist es wirklich Zeit für drastische Veränderungen.


„Panta rhei – Alles fließt.“ Dieser auf den Philosophen Heraklit zurückgehende Aphorismus trifft auf viele Belange des Lebens zu. Demzufolge ist alles ständig in Bewegung und immer Veränderungen unterworfen. Das genaue Gegenteil war für lange Zeit im „Star Trek“-Franchise der Fall. Die Romane im „Star Trek“-Universum durften den etablierten Kanon nicht verändern. Kein Hauptakteur – sei es nun Kirk, Spock, Picard, Riker oder Worf – durften sterben oder bleibenden Schaden nehmen. Auch durften kaum größere Veränderungen an den Schiffen oder der Föderation vorgenommen werden. Am Ende der Geschichte blieb alles beim Alten. So als ob Nichts geschehen wäre. Lange Zeit war es Autoren auch verwehrt, eigene Hauptcharakter zu erschaffen und eigene Persönlichkeiten die unendlichen Weiten des Alls erforschen zu lassen. 

In den letzten Jahren hat sich da einiges getan. Mit dem elften Kinofilm hat sich der Kanon zu einem Großteil aus der bisherigen Zeitlinie verabschiedet. Damit öffnet sich ein weites Feld, in dem nun einschneidende Veränderungen auch bei den Hauptcharakteren möglich sind. Picard geht mit Beverly Crusher eine Beziehung ein und sieht Vaterfreuden entgegen. Riker lebt seine Beziehung mit Deanna Troy mit ihren Höhen und Tiefen aus. Die Autoren nutzen ihre neugewonnene Freiheiten weidlich aus. Zwar ist es unwahrscheinlich, dass Sympathieträger wie Jean-Luc Picard massakriert werden, aber nun ist eine Menge mehr möglich, auch in Bezug auf das gesamte etablierte Setting. Im letzten Band des Crossovers „Destiny“ nutzt David Mack die Gelegenheit, das Gesicht der gesamten Föderation und der anderen Mächte des Quadranten und im weiteren Sinne der gesamten Galaxis grundlegend und nachhaltig zu verändern. 

Der Vernichtungsfeldzug der Borg macht auch vor bedeutenden Heimatwelten wie Vulkan, Andor, Qo’noS und der Erde nicht halt. Um zu verhindern, dass die kybernetischen Zombies den Quadranten in Schutt und Asche legen, sieht sich die Sternenflotte genötigt, über den Einsatz von Waffen nachzudenken, die als Massenvernichtungswaffen eingestuft und allgemein geächtet sind. Besonders Seven of Nine und Captain Picard müssen sich mit diesen moralisch bedenklichen Fragen befassen. Seven geht die Sache dabei typisch technokratisch an. Picard hat andere, persönlichere Beweggründe, die ihn den Einsatz dieser Waffen befürworten lassen, was ihn direkt in den Konflikt mit Geordi LaForge bringt. 

Die ehemalige Kommandantin des Erdraumschiff Columbia, Erika Hernandez, die mit Rikers Titan aus der Gefangenschaft der Caeliar entkommen ist, stellt unterdessen überrascht fest, dass sie das Borg-Kollektiv wahrnehmen kann. Diese Tatsache bringt die Captains der Enterprise, der Titan und der Aventine dazu, einen verzweifelten Plan in Gang zu setzen, um das scheinbar Unvermeidliche doch noch abzuwenden. Auf der neuen Heimatwelt der Caeliar ergeben sich indessen neue Probleme für das Außenteam der Titan, als sich der Zustand von Deanna Troi und ihres ungeborenen Kindes immer mehr verschlechtert. 

In einem von dieser Handlung sowohl zeitlich als auch räumlich abgekoppelten Erzählstrang erfährt der Leser alles über das Schicksal der restlichen Besatzungsmitglieder des Erdraumschiffs Columbia, deren Schicksal seit dem ersten Band der Trilogie ungeklärt war. Im Laufe der dort geschilderten Tragödie werden einige erstaunliche Dinge offenbart. Zugleich sind die Caeliar schließlich gezwungen, ihren Elfenbeinturm zu verlassen und sich ebenfalls mit den Borg zu befassen. Was dann passiert? Ja, das wird nicht verraten. Ich persönlich fand die Geschichte richtig gut erzählt. Die Diskussion zwischen Picard und Geordi dagegen empfand ich als etwas unglaubwürdig, da Picard sich sonst auch immer auf das hohe moralische Ross schwingt und solche „Radikallösungen“ ablehnt. Die Borg verbleiben auch hier nur im Hintergrund als gesichtslose Masse, als Moloch der alles zu verschlingen droht. Selbst die Borgkönigin weist keine tiefer gehenden charakterisierenden Eigenschaften auf. 

Was ich diesmal vermisst habe, war ein Essay, das der CrossCult-Verlag bei den bisherigen Büchern der Trilogie beigefügt hatte. Ich hätte mich auch über ein Interview mit David Mack gefreut. Stattdessen gibt es eine Leseprobe aus „Die Gesetze der Föderation“. Das hat mich dann doch schon etwas enttäuscht. 

Fazit: „Verlorene Seelen“ bringt die Trilogie zu einem würdigen und bombastisch in Szene gesetzten Ende. Es geht richtig zur Sache – mit enormen Kollateralschäden und Milliarden von Toten. Das war schon fast zu viel des Guten, aber vielleicht war das einfach nur ungewohnt, schließlich wurde das althergebrachte Franchise nur sehr selten derart in seinen Grundfesten erschüttert. Es ist (mal wieder) die Stunde für verzweifelte Aktionen und viel Pathos. David Mack lieferte für die ganze Trilogie handwerklich sehr gut gemachte Romane ab, die mühelos Dutzende von Akteuren unter einen Hut bringt. Bei der Fülle kommen natürlich manche Protagonisten zu kurz, aber dieses Manko hatten auch schon die anderen beiden Bände. Dieser Roman ist ein absolutes Muss, denn hier findet eine Zäsur statt in „Star Trek“ statt, die tiefgreifender nicht sein könnte.

Star Trek – Destiny 3: Verlorene Seelen 
Film/Serien-Roman
David Mack
Cross Cult 2010
ISBN: 978-3941248854 
430 S., Taschenbuch, deutsch
Preis: EUR 12,80


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Donnerstag, 21. Mai 2015

Star Trek – Destiny 2: Gewöhnliche Sterbliche

„Alles – bloß nicht das bescheidene Mittelmaß des gewöhnlichen Sterblichen!“ Dieses kleine Zitat von Barry Unsworth trifft auf die hauptsächliche Protagonistin Erika Hernandez im zweiten Band der „Destiny“-Trilogie zu. Dies müssen auch die Caeliar, unsterbliche Außerirdische mit gottgleichen Fähigkeiten erfahren. Es gelingt ihr immer wieder, die Außerirdischen zu überraschen. Derweil stehen Picard und die Sternenflotte scheinbar auf verlorenem Posten; die Borg blasen zum Großangriff auf die Föderation und nichts scheint sie aufhalten zu können.
von  Andreas Loos
Der Cross-Over zwischen der Reihe um Rikers U.S.S. Titan und dem Relaunch der „Next Generation“ geht in die zweite Runde. Zwischenzeitlich sieht es richtig düster für die Föderation aus. Die Borg greifen in Massen an, und Planet um Planet fällt der Zerstörungswut der kybernetischen Zombies zum Opfer. Vor diesem Hintergrund führt David Mack fast alle seine im ersten Band begonnenen Handlungsstränge nahtlos fort. 

Wie auch schon in „Götter der Nacht“ findet die Handlung auf etlichen zeitlichen und räumlichen Ebenen statt. Während im Jahr 2381 Picard und seine Mitstreiter sowie Captain Ezri Dax von der U.S.S. Aventine sich gegen die Borg zu wehren versuchen, indem sie die Subraumtunnel erkunden, durch welche die Borg ihre Angriffe durchführen, sieht sich das Außenteam von der U.S.S. Titan tief im Beta Quadranten mit einer sehr alten und mächtigen Rasse, den Caeliar, konfrontiert, die das Schiff und seine Besatzung festsetzen wollen, um ihre Existenz vor der Galaxis zu verbergen. Die Caeliar arbeiten seit Jahrtausenden an ihrem „großen Werk“, der Suche nach einer Lebensform, die höher entwickelt ist als sie selbst. Da sind alle Einmischungen unterentwickelter Völker unerwünscht. Die unerwartete Anwesenheit des seit zwei Jahrhunderten vermissten Raumschiff-Captains Erika Hernandez wirft weitere Fragen für die Crew der Titan auf. Auf der Erde dagegen versucht Präsidentin Nanietta Bacco, bekannt aus „Die Gesetze der Föderation“, ein Bündnis gegen die Borg zu schmieden. Dabei versucht sie auch alte Feinde wie die Romulaner, die Gorn oder die Cardassianer mit ins Boot zu holen. 

Ein Großteil der Handlung widmet sich allerdings dem Leben von Erika Hernandez und ihrer drei verbliebenen Besatzungsmitglieder vom Erdschiff Columbia. Diese sind mit den Caeliar in der Vergangenheit gestrandet und müssen dort, völlig isoliert von anderen Menschen und umgeben von allmächtigen Wesen, die sie gegen ihren Willen festhalten, ihr Leben fristen. Dieser Handlungsstrang spannt sich über einige Hundert Jahre, die episodenhaft abgedeckt werden. David Mack lässt jeden der unfreiwilligen Gäste mit dieser Situation anders umgehen. Zwischenmenschliche Konflikte und introspektive Momente dominieren hier die Handlung, völlig losgelöst von der Borg-Thematik. Besonders das sehr komplexe Verhältnis zwischen Hernandez und dem Caeliar Inyx hat der Autor gut verarbeitet. Das nach meinem Verständnis überstrapazierte Thema Borg bekommt wie schon im ersten Band keine ausgeprägte direkte Handlung. Die Bedrohung existiert im Hintergrund und verdüstert die Stimmung. Da nur sehr wenig Action und Knalleffekte in der hauptsächlichen Handlung um Erike Hernandez vorkommen, beschränkt sich diese im weitesten Sinne auf die Erzählstränge im Jahr 2381. Aber auch hier wird vieles nur angedeutet. Am meisten wird noch die Besatzung der Titan eingebunden. Picard dagegen verkommt hier fast zu einem Nebencharakter. 

Das Essay im Anhang stammt aus der Feder von Anika Klüver und befasst sich unter dem Titel „Kinder der Zukunft – Fortpflanzung und Schwangerschaft im ‚Star Trek’-Universum“ mit der Verschiedenheit der Rassen und ihren ebenso unterschiedlichen Fortpflanzungsarten bei „Star Trek“. 

Fazit: „Gewöhnliche Sterbliche“ muss als zweiter Band den Boden für den großen Knall am Ende der Trilogie vorbereiten. Gerade deshalb werden die meisten Handlungsstränge hier nicht abgeschlossen. Ein Großteil der Handlung befasst sich mit den Ereignissen rund um Erika Hernandez, die in der Vergangenheit gefangen ist. Die anderen Protagonisten bekommen im Verhältnis dazu nur kleine Schlaglichter. Eins ist aber gewiss: Es bleibt weiterhin spannend. David Mack setzt die Geschichte wieder einmal gekonnt in Szene. Am Ende steht der unvermeidliche Cliffhänger, der Lust auf das Finale macht.

Star Trek – Destiny 2: Gewöhnliche Sterbliche 
Film/Serien-Roman
David Mack
Cross Cult 2010
ISBN: 978-3941248847 
432 S., Taschenbuch, deutsch
Preis: EUR 12,80


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Mittwoch, 20. Mai 2015

Star Trek – Destiny 1: Götter der Nacht

„Das Schicksal des Menschen ist der Mensch.“ Dieses Zitat von Berthold Brecht bekommt bei „Götter der Nacht“, dem ersten Band der mit Spannung erwarteten „Star Trek – Destiny“-Trilogie, eine besondere, ganz eigene Bedeutung. Man kann gespannt sein, was das Schicksal für Captain Picard und seine Mitstreiter unabwendbar vorgesehen hat …

Da ist er nun, der von den Fans erwartete und vom Cross-Cult-Verlag viel beworbene Crossover zwischen der Reihe um Rikers U.S.S. Titan und dem Relaunch der Next Generation. Die Inhaltsangabe hört sich dann auch vielversprechend an: 

„Jean-Luc Picard von der U.S.S. Enterprise, William T. Riker von der U.S.S. Titan und Ezri Dax von der U.S.S. Aventine kämpfen gemeinsam gegen den größten Feind der Föderation: die Borg. Welten gehen unter, Helden werden sterben. Nach dieser fulminanten Crossover-Trilogie ist im „Star Trek“-Universum nichts mehr wie vorher! Ein halbes Jahrzehnt nach dem Dominion-Krieg und mehr als ein Jahr nach Aufstieg und Fall des Praetors Shinzon, kehrt die größte Geißel der Galaxis zurück, um der Föderation verheerenden Schaden zuzufügen, und dieses Mal besteht ihr Ziel in nichts Geringerem als der vollkommenen Auslöschung. Andernorts, tief im Gamma-Quadranten, wird ein uraltes Rätsel gelöst. Ein Raumschiff der ersten Generationen der Erde, seit Jahrhunderten verschollen, wird tot und verlassen auf einem einsamen Planeten gefunden. Aber seine Entdeckung, so weit von seinem Heimatort entfernt, wirft beunruhigende Fragen auf, und die Antworten greifen zurück auf einen Überlebenskampf, den einst ein Captain und ihre Mannschaft an die Grenzen ihrer Menschlichkeit gebracht hatte. Von diesem erschreckenden Unruheherd beginnt eine apokalyptische Odyssee, die Zeit und Raum umfassen, die Vergangenheit enthüllen, die Zukunft bestimmen und drei Captains – Jean-Luc Picard von der U.S.S. Enterprise, William Riker von der U.S.S. Titan und Ezri Dax von der U.S.S. Aventine – zeigen wird, dass manche Schicksale unabwendbar sind.“ 

Aha, die Borg mal wieder – und wieder einmal geht es um das Überleben der Föderation. Im ersten Moment war ich enttäuscht. Drei von fünf kürzlich erschienenen Romanen des „TNG“-Relaunches haben sich schon mit demselben Thema mehr oder weniger spektakulär auseinandergesetzt. Noch eine neue Variante des Borgthemas wollte ich eigentlich nicht lesen. Zumal nach dem Superkubus in „Heldentod“ die Superlative bereits erreicht schien. 

David Mack, der diesmal die Autorenarbeit übernommen hat, setzt stattdessen auf die guten alten Borg. Diese sind nicht schneller, stärker oder fortschrittlicher, sondern einfach nur in der Überzahl. Nicht nur ein Kubus greift an, sondern gleich mehrere fallen über die Welten der Föderation her. 

Die Thematik ist also schon von Anfang an von einer bedrückenden und düsteren Stimmung geprägt. Die Föderation steht mit dem Rücken zur Wand, und es scheint so, dass die Borg noch nicht einmal richtig angefangen haben. 

Die Handlung von „Götter der Nacht“ setzt, zumindest für die Protagonisten aus dem 24. Jahrhundert unmittelbar da ein, wo Christopher L. Bennett die Besatzung der Enterprise am Ende von „Größer als die Summe“ zurückließ. 

Während Captain Ezri Dax im Gamma-Quadranten versucht das Rätsel um das Wrack der Columbia zu lösen, die vor 200 Jahren zu Beginn des Krieges zwischen der Erde und den Romulanern verschwand, kämpft Picards Enterprise an vorderster Front gegen die Borg. Riker mit seiner U.S.S. Titan dagegen ist zu weit weg, um in das Geschehen eingreifen zu können. Außerdem beschäftigen ihn auch noch zusätzlich Probleme privater Natur. 

Der wohl wichtigste Handlungsstrang widmet sich dann den Erlebnissen der Columbia Crew, die der Strandung des Schiffes im Gamma-Quadranten vorausgeht. Das sind vier Handlungsstränge, verteilt auf vier verschiedene Schiffe, alles zusammengepresst auf 430 Seiten. Das bedeutet, dass David Mack mit einer Vielzahl von Akteuren jonglieren muss. Für mich als Leser war es allerdings manchmal schwierig, immer nachzuvollziehen, wer jetzt gerade gehandelt und gesprochen hat. Die Aufzählung der Besatzungsmitglieder der beteiligten Schiffsbesatzungen im Anhang bietet da eine gewisse Orientierungshilfe. 

Es bedeutet auch dass, die Erzählstränge und einzelne Personen nicht alle die gleiche Aufmerksamkeit bekommen. So bekommt T'Ryssa Chen, die Halbvulkanierin, die im Roman „Mehr als die Summe“, fast ständig im Rampenlicht stand, zum Beispiel nur drei kurze Sätze und wird dann spornstreichs von Picard abgeschnitten. Zu meiner Überraschung findet aber auch in diesem Umfeld eine entsprechende Charakterentwicklung statt. So zum Beispiel bei Riker und Troi oder Picard und Beverly Crusher. Die größte Aufmerksamkeit kommt natürlich der Besatzung der Columbia zu. Nichtsdestotrotz bekommt jeder Handlungsstrang einen gut ausgebauten Spannungsbogen und auch jeweils einen eigenen Cliffhänger. 

Das diesmalige Bonusmaterial, das auch diesmal von Julian Wangler zusammengestellt wurde, blieb hinter meinen Erwartungen zurück. Eine Aufzählung der Begegnungen zwischen Borg und Föderation ist für jemanden, der keinen blassen Dunst davon hat, bestimmt hilfreich. Für den versierten Fan jedoch ist es eine Art Infodumping. Hier bleibt Wangler hinter seinen bereits bekannten Möglichkeiten. Diesmal findet leider keine Extrapolation statt. Obwohl hier sich aus meiner Sicht eine Menge Möglichkeiten finden ließen. 

Fazit: „Götter der Nacht“ ist der Auftakt zum groß angekündigten „Star Trek“-Crossover, das unter anderem die Abenteuer des „TNG“-Relaunches und von Rikers U.S.S. Titan in einer weiteren Borg-Geschichte vereint. Dass zusätzlich Ezri Dax mit einem eigenen Schiff mit von der Partie ist und man auch einen Handlungsstrang in der Vergangenheit verfolgt, der am Ende das Rätsel um das Wrack im Gamma-Quadranten löst, trägt zu einer sehr komplexen, aber in sich schlüssigen Romanhandlung bei. Hut ab für David Mack, dem dieses Kunststück gelungen ist. Auf der anderen Seite hätte ich mir aber bei etlichen Protagonisten mehr Zeit und mehr Tiefe gewünscht. Die Geschichte selbst kommt noch nicht so recht in Fahrt, aber eine Vielzahl offener Handlungsstränge verspricht auch bei den Nachfolgeromanen der Trilogie eine Menge Spannung. Für jeden „Star Trek“-Fan ein absolutes Muss, denn hier bahnt sich ein entscheidender Wendepunkt im Franchise an. Der erste Band macht Lust auf mehr.

Star Trek – Destiny 1: Götter der Nacht 
Film/Serien-Roman
David Mack 
Cross Cult 2010
ISBN: 978-3-941248-83-0
430 S., Taschenbuch, deutsch
Preis: EUR 12,80


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Dienstag, 19. Mai 2015

Star Trek Titan 7 – Gefallene Götter

Captain Riker und seine U.S.S. Titan setzen ihre Forschungsmission tief im Beta-Quadranten fort. Aber auch weit weg von den Kernwelten wirft der Konflikt zwischen der Föderation und dem Typhon Pakt seine Schatten.


Michael A. Martin präsentiert einen neuen Roman aus der „Titan“-Reihe. Martin hat bereits den „Typhon Pact“-Band „Feuer“ geschrieben. Der vorliegende Band baut zu einem nicht unwesentlichen Teil auf den Ereignissen dieses Bandes auf. Zudem haben auch die Ereignisse, die in dem Roman von Dayton Ward „Zwietracht“ geschehen sind, einen großen Einfluss auf die Handlung.

Und darum geht es: Die U.S.S. Titan erkundet die Umgebung des Vela Pulsars und stößt dabei auf den Planeten Ta’ith. Dieser und seine insektoiden Bewohner sind durch den Pulsar bedroht. Riker und seine Crew werden einmal mehr in ein typisches Dilemma mit der obersten Direktive hineingezogen, als ein Wesen auf dem Planeten auf ungewöhnliche Weise mit Tuvok und der KI ZweitGen Weiß-Blau Kontakt aufnimmt und um Hilfe bittet.

Auf der anderen Seite sieht sich Riker mit einer Hexenjagd in den Reihen der Sternenflotte konfrontiert. Das Hauptquartier hat nach der Abspaltung von Andor von der Föderation beschlossen, alle verbliebenden Andorianer auf weniger sensitive Posten zu versetzen. Die Andorianer auf der U.S.S. Titan sind jedoch nicht gewillt, sich auf ein karrieretechnisches Abstellgleis stellen zu lassen. Und auch Riker ist nicht gewillt, seine Besatzungsmitglieder dem blinden Aktionismus der Sternenflotte zu opfern. Das Auftauchen eines andorianischen Kriegsschiffs, das von dem arroganten Zhrar kommandiert wird, verkompliziert alles zusätzlich. Dieser setzt Riker quasi den Phaser auf die Brust und fordert die Herausgabe der auf seinem Schiff befindlichen Andorianer. Damit der Leser das Dilemma der Andorianer besser versteht, wird Lt. Pava, eine Andorianerin, ins Rampenlicht gerückt. Schon bald stellt sich heraus, dass hinter Zhrars Plänen mehr steckt, als ein paar Andorianer zurück nach Hause zu holen.

Bei dem Roman „Feuer“ war das Thema Typhon Pakt nur ein Randproblem. Dort ging es primär um die Gorn. „Gefallene Götter“ wird den regulären Abenteuern der U.S.S. Titan zugeschrieben, dieses Mal aber sind die Auswirkungen des Paktes auf die Handlung sehr viel größer. Der Roman ist mit den beiden Handlungssträngen gut durchdacht und reiht sich nahtlos in die Reihe der bereits erschienenen Romane ein. Auch wenn der Leser alle notwendigen Informationen zu den Hintergründen erhält, so steigt man doch mit diesem Roman direkt in den Spannungsbogen, der sich aus dem Typhon-Pakt-Konflikt ergibt, ein. Selbst die Handlung mit den insektoiden Außerirdischen der Woche wurzelt bereits in dem vorangegangenen Roman. Daneben werden auch die Beziehungen zwischen den Besatzungsmitgliedern etwas näher beleuchtet. Neben Riker, der für sein Engagement zugunsten seiner Besatzung fleißig Sympathiepunkte sammelt, und den Andorianern, welche an Bord der U.S.S. Titan leben, werden auch andere Personen wie Tuvok und seine Frau T’Pel – und damit ein ansehnliches Ensemble – präsentiert.

Fazit: Das neueste Abenteuer der U.S.S. Titan knüpft inhaltlich an dem vorangegangenen Band an und nimmt auch einen weiteren Themenkomplex aus der „Typhon Pakt“-Reihe auf. Der Roman ist spannend geschrieben und stimmig aufbereitet. Die Handlung rund um die insektoiden Aliens fand ich allerdings ein wenig zu vorhersehbar. 


Star Trek Titan 7 – Gefallene Götter
Film/Serien-Roman
Michael A. Martin
Cross Cult 2014
ISBN: 978-3864254291
360 S., Taschenbuch, deutsch
Preis: EUR 12,80


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Montag, 18. Mai 2015

Star Trek Titan 6 - Synthese

Zuletzt besuchte die U.S.S. Titan unter William Rikers Kommando den Planeten Droplet und dessen aquatische Bewohner. Diesmal wird die Besatzung des Föderationsraumschiffs mit einer völlig anderen Form von „Leben“ konfrontiert.


„Synthese“ ist der sechste Band der „Titan“-Reihe. Diesmal stammt die Geschichte aus der Feder von James Swallow. Auf dem Cover findet sich neben Riker auch das Abbild von Minuet, die Fans der TNG noch aus der Folge „11001001“ bekannt sein dürfte. Diese holographische Schöpfung spielt im Laufe der Handlung eine nicht unerhebliche Rolle. Die Handlung dieses Romans ist relativ schnell umrissen. Die U.S.S. Titan trifft unvermittelt auf ein Gebiet, in welchem sich Reisen mit Warpgeschwindigkeit als schwierig erweisen. Bei der Untersuchung des Phänomens stößt das Raumschiff auf ein Schlachtfeld. Es gelingt der Besatzung, einen intakten Computerkern zu bergen. Schnell wird der Besatzung klar, dass der Kern keinen simplen Computer sondern eine echte künstliche Intelligenz beherbergt. Die künstliche Intelligenz bezeichnet sich selbst als ZweitGen Weiß-Blau und gehört einer Zivilisation künstlicher Intelligenzen an, die seit Urzeiten in einen Krieg mit einer ominösen Entität verstrickt sind, die sie schlicht als „Null“ bezeichnen. 

Riker und die Besatzung der Titan versuchen mit den KIs in Kontakt zu treten, stoßen aber auf Abneigung und Vorurteile. Aber auch an Bord der Titan bestehen erhebliche Ressentiments gegenüber den Computerwesen. Zu frisch sind die Erinnerungen an den Vernichtungskrieg der Borg gegen die Föderation. Die Aktionen der KI ZweitGen Weiß-Blau, tragen auch nicht zur Vertrauensbildung bei, als diese sich am Computersystem der Titan zu schaffen macht und unvorhergesehene Folgen hervorruft. Nichtsdestotrotz bietet Riker den Maschinen seine Unterstützung im Kampf gegen die Null an. Aber die Vorbehalte der Maschinen verzögern ein effektives Eingreifen der Titan und die unheimliche Macht gewinnt zusehends an Boden und droht die Computerintelligenzen zu vernichten. Bald reift die Erkenntnis, dass die Null nur im Zusammenspiel mit der Technik der Maschinen und den Fertigkeiten und Eigenarten der Besatzung der Titan besiegt werden kann. 

Und da sind sie wieder, die typischen „Star Trek“-Themen. Hier dreht sich alles zum einen um das Thema Toleranz gegenüber anderen und die Überwindung von Vorurteilen. Zum anderen behandelt die Geschichte die Themenkreise Selbstbestimmung und freier Wille. Das trifft vor allem auf die in ihrem Denken erstarrten künstlichen Intelligenzen zu, die sich nicht von ihrer Grundprogrammierung trennen können und so nicht in der Lage sind, mit freiem Willen über ihre Existenz zu entscheiden. Beide Elemente sind in der Geschichte gut miteinander verwoben. Eine andere Thematik, die in die Handlung eingeflossen ist, behandelt die Probleme von Eltern und Kindern. Riker und Troy freuen sich über die ersten Fortschritte ihrer gemeinsamen Tochter Tasha, die zweite Generation der KIs muss sich mit den eingefahrenen Ansichten der künstlichen Intelligenzen der ersten Generation auseinandersetzen. Ein anderer, der sich mit unverhofften „Vaterfreuden“ konfrontiert sieht, ist der Chefingenieur der Titan, Dr. Xin Ra-Havreii. Ausgerechnet der Mann, dessen Rasse dafür bekannt ist, einen Hang zu ausufernder Promiskuität und wenig Familiensinn zu besitzen, und der selbst auf der Titan auf etliche Affären zurückblicken kann, sieht sich auf ungewöhnliche Weise mit ungewolltem Nachwuchs gegenüber. Seine wechselhafte Beziehung zu der Wissenschaftsoffizierin Pazlar ist in diesem Fall eine zusätzliche Belastung. 

Ein kleiner Tipp noch zu den Problemen, denen sich die Besatzung mit dem Computersystem der Titan auseinandersetzen muss. Die moralische Fragestellung zu dieser Problematik wurde auch in der TNG-Episode „Wem gehört Data?“ angeschnitten. 

Die Geschichte bietet einige dramatische Sequenzen, besonders die Raumkämpfe kommen diesmal nicht zu kurz. Der versierte Leser hat das Rätsel um die künstlichen Intelligenzen relativ schnell gelöst. Die Lösung aller Probleme am Ende passt zwar wunderbar in die Sphäre des freien Willens, war mir persönlich aber ein wenig zu glatt. Auf der anderen Seite wird diese Episode so abgeschlossen, ohne einschneidende und unabsehbare Folgen für die nachfolgenden Romane zu schaffen. Die Geschichte ist sehr schön geschrieben und wartet mit einem ordentlichen klassischen Spannungsbogen auf, der recht gradlinig verläuft. Das alles ist solide gemacht, aber wirklich große Überraschungen konnte ich nun nicht feststellen. 

Fazit: „Synthese“ bereichert die Reisen der Titan um ein weiteres schönes Abenteuer. Die solide gemachte Story um eine Zivilisation künstlicher Intelligenzen konnte mich zwar nicht restlos begeistern, sie ist aber in meinen Augen definitiv eine der besseren Episoden auf dem steinigen Weg der Titan zu den Sternen. Schön fand ich, dass auch diesmal die Charakterentwicklung nicht zu kurz gekommen ist. Für „Star Trek“-Fans ist diese Episode „alter Schule“ genau das richtige.

Star Trek Titan Band 6: Synthese 
Film/Serien-Roman
James Swallow 
Cross Cult 2011
ISBN: 978-3941248670 
375 S., Taschenbuch, deutsch
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Sonntag, 17. Mai 2015

Star Trek Titan 5 – Stürmische See

Die Gefahr durch die Borg ist gebannt. Während man die Trümmer beseitigt, wird William Riker mit der U.S.S. Titan wieder auf Forschungsreise geschickt. Diesmal ist der Wasserplanet Droplet Ziel der bunt zusammengewürfelten Besatzung. Und wie könnte es anders sein: Auch diesmal lässt Riker die Gelegenheit nicht aus, um während eines überraschenden Erstkontaktes in ein Fettnäpfchen zu treten.

Nach den Schrecken der „Destiny“-Trilogie, die auch vor der Besatzung von Rikers Titan nicht halt gemacht hatten, wendet sich die U.S.S. Titan als Forschungsschiff wieder der Erkundung der Galaxis zu. Eigentlich will Riker eher beim Wiederaufbau der Föderation helfen, aber man gibt ihm zu verstehen, dass es sich hierbei um eine politische Entscheidung handelt. Etwas doof fand ich das Argument, dass man erwarte, in Zukunft mit dem neuen Quantum-Slipstream-Antrieb, der auf der U.S.S. Aventine während der Ereignisse der „Destiny“-Reihe erfolgreich zum Einsatz kam, erheblich mehr Raum erforschen zu können. Aber solange man damit beschäftigt sei, die Scherben hinter den Borg aufzukehren, müssten halt Riker und Co. die Fahne für die Föderation schwenken. 

Das Ganze ist also eine rein politische Entscheidung. Riker muss als Lückenbüßer herhalten, bis man etwas Besseres ins Feld führen kann. Brav macht man sich also auf zu unbekannten Gestaden und das buchstäblich, denn das erste Ziel ist der Wasserplanet Droplet. Die Pilotin Aili Lavena, ein aquatisches Wesen, ist für eine Erkundungsmission prädestiniert, und anfänglich geht auch alles glatt. Man macht erstaunliche Entdeckungen und muss schließlich auch noch feststellen: Der Wasserplanet birgt zu aller Überraschung auch noch intelligentes Leben. 

Und schon ist man wieder in einer heiklen Erstkontaktsituation, zumal die aquatischen Bewohner des Planeten noch unter den Schutz der Obersten Direktive fallen. Eigentlich sollte sich Riker aus allem heraushalten, aber eine Bedrohung aus dem All lässt die Besatzung der Titan einen Rettungsversuch unternehmen, der in einer Katastrophe endet. Zynische Zungen sagen immer: „Gut gemeint ist nicht gut gemacht“. Und so ist es auch hier. Es ist immer das Gleiche. Die Besatzung der Titan mischt sich mit den besten Absichten ein und provoziert damit fast immer eine gewaltige Katastrophe. Der Roman hat im Kern also eigentlich wieder die gleichen Themen wie auch schon die Romane zuvor. 

Bennett geht das Thema in einer gut gelösten Variation an, da die Bewohner von Droplet völlig anders sind, als die meisten Spezies bei „Star Trek“. Einen besonderen Reiz hatte es dabei, dass bis zum Schluss nicht klar ist, ob es sich um etwas intelligentere Tiere oder um eine intelligente Spezies handelt, mit der man sich auf Augenhöhe „unterhalten“ kann. Dass ein besonderer Fokus auf Aili Lavena gesetzt wird, hat dem Roman gut getan. Bisher war die Pilotin nur ein Held aus der zweiten Reihe, aber hier darf sie voll im Rampenlicht stehen. Der Plot um Deanna Troy und die Geburt ihres Babys samt den Komplikationen, die sich dabei ergeben, war für meinen Geschmack dagegen zuviel des Guten. 

Ansonsten hat Christopher L. Bennett mit verschiedenen Stilmitteln versucht, den Umfang des Romans weiter zu steigern. Traurig aber wahr: auch jenseits des großen Teich ist es scheinbar üblich, Autoren nach Umfang zu bezahlen und nicht nur nach Inhalt. Und so sehen sich die Autoren auch hier gezwungen, Worte zu schinden. Und dies geht oftmals auf Kosten des Tempos und der Spannung. Techno-Babble gehört zwar zu einem „Star Trek“-Roman, wie das Salz zum Meer, aber hier wird für meinen Geschmack zu extensiv davon Gebrauch gemacht. Das Gleiche gilt für den überbordeten Einsatz exotischer Besatzungsmitglieder. Klar, es ist eine „Multikulti“-Truppe, die mit Riker durch All gondelt, aber für jedes Redshirt und jeden Fähnrich wird extra die Spezies, der er angehört, mit dazu genannt. Oftmals gefolgt beziehungsweise ergänzt von einer Beschreibung der optischen Besonderheiten der Rasse. Auf mich wirkt die Titan langsam aber sicher eher wie ein Kuriosenkabinett auf Reisen, denn wie ein Forschungsraumschiff. Trotzdem kann man mit beidem aber wunderbar Worte schinden. 

Die Story an und für sich ist eher Standardkost, auch wenn sie mit einigen sehr interessanten Ansätzen aufwartet. Was mich auch etwas gestört hat, ist das beständige Flirten der Besatzungsmitglieder untereinander. Auch die Tatsache, dass extrem viele Besatzungsmitglieder seelischen Ballast in Form von Traumata mit sich herumtragen, mag gut dafür sein, weitere Worte für den Roman zusammenzutragen, die Handlung selbst bringt es aber nicht entscheidend voran. Eines muss man Bennett allerdings lassen: Die von ihm in Szene gesetzten Charaktermomente und Beziehungskisten sind wirklich gut geschrieben. Das hat er bereits schon im Roman „Mehr als die Summe“ bewiesen. 

Was mich auch diesmal gestört hat, waren etliche Fehler, die dem Lektorat durchgegangen sind. Das hätte nicht sein müssen. 

Fazit: „Stürmische See“ ist bei Weitem kein Sturm im Wasserglas. Dennoch geht es irgendwie zurück zur „Routine“. Riker und Co. stolpern mal wieder in eine Situation, in der sie mit guten Absichten enorme Probleme erzeugen. Das alles kennt der Leser schon aus der Zeit vor dem „Destiny“-Cross-Over. Willkommen zurück im Alltag. Das Ganze ist mehr oder minder eine Variation des Themas, das schon in die „Hunde des Orion“ zum Tragen kam. Schon da hatte Bennett sehr gute Ansätze gehabt. Und auch diesmal sind die Ansätze ebenfalls gut, jedoch hätte man hier noch etwas mehr daraus machen können. Der Roman ist im Großen und Ganzen gut gelungen, aber der Autor hat mit „Die Hunde des Orion“ für mich persönlich das bessere Buch geschrieben. Für alle Diejenigen, welche die Charakterentwicklung weiterverfolgen wollen, die sich wie ein roter Faden durch die bisherigen Publikationen ziehen, ist das Buch auch wegen der guten Charaktermomente Pflicht.

Star Trek Titan 5 – Stürmische See
Film/Serien-Roman
Christopher L. Bennett
Cross Cult 2010
ISBN: 978-3-941248-91-5
344 S., Taschenbuch, deutsch
Preis: EUR 12,80


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Samstag, 16. Mai 2015

Star Trek Titan 4 – Schwert des Damokles

Eine neue Episode der Abenteuer der U.S.S. Titan unter dem Kommando von Captain Will Riker und seiner bunt zusammengewürfelten Besatzung entführt den Leser an den Rand des erforschten Weltraums. Einmal mehr wird die Crew in einen Strudel von Ereignissen hineingezogen, der sie diesmal direkt mit dem Auge einer Gottheit konfrontiert. Diese Gottheit bedroht nicht nur die Bevölkerung eines Planeten, sondern scheint auch das Schicksal des Föderationsraumschiffs zu besiegeln.

Diesmal geht die Reise der Titan einen neuen Weg und verlässt „vertraute“ Pfade. Fanden sich bisher in den Romanen rund um die U.S.S. Titan immer direkte Anleihen zu Serien und Romanereignissen, seien es die Neyel in „Der rote König“ oder die Sternquallen in „Die Hunde des Orion“, können Riker und seine Crew diesmal auf keine großartigen Erfahrungswerte zurückgreifen. 

Auf der Suche nach ihrem Schwesterschiff, der U.S.S. Charon, findet sich das Schiff im Bannkreis des Planeten Orisha wieder, der seit Jahrhunderten von einem Himmelkörper umkreist wird, den seine Bewohner für das Auge ihrer Gottheit halten. Unter diesem Eindruck hat sich eine Zivilisation gebildet, die in ständiger Angst lebt, dass sie von einem intelligenten Wesen beobachtet wird, das ihre Welt untersucht und darauf lauert diese zu zerstören. Zum ersten Mal in der Romanreihe erklärt sich der Buchtitel dabei direkt aus der Inhaltsangabe auf dem Buchrücken. Zwar kann man im übertragenen Sinne noch andere Damoklesschwerter über den Häuptern einiger Protagonisten schweben sehen, primär bezieht es sich natürlich auf das Auge, das nur darauf zu warten scheint, Tod und Verderben auf die Orishaner regnen zu lassen. 

Die Gretchenfrage, die sich hier stellt, ist natürlich folgende: Verbirgt sich hinter der Erscheinung tatsächlich ein Gott oder doch nur ein kosmisches Phänomen? Für den Wissenschaftsoffizier der Titan, dem Bajoraner Jaza, birgt dieses Rätsel besonderen Zündstoff und ihm selbst stellt sich die Frage, ob Schicksal willkürlich oder vorherbestimmt ist. 

Zunächst aber bekommt der Leser einen Einblick in das allgemeine Zusammenleben auf der U.S.S. Titan. Viele unterschiedliche Spezies bedeuten viele zusätzliche Probleme und sorgen für wachsende Spannungen zwischen den Besatzungsmitgliedern. Mit anderen Worten: Es knirscht ein wenig im Gebälk, und die Reibereien zwischen den Besatzungsmitgliedern nehmen stetig zu. Für mich als Leser war es durchaus vergnüglich, wenn sich der Wissenschaftsoffizier und der Chefingenieur nur deshalb in die Wolle kriegen, weil sie schlicht aneinander vorbeireden. Hinzu kommt, dass es zwischen Riker und Troi zu kriseln scheint, was besonders Troi in Mitleidenschaft zieht. Der cardassianische Kadett Dakal bekommt diesmal einen besonderen Platz im Rampenlicht. Dies ist insofern bemerkenswert, als dass er sich aufgrund der kriegerischen Vergangenheit seines Volkes mit der Föderation als ungeliebter Außenseiter und sich sozusagen auf einem Raumschiff voller Außenseiter doppelt ausgegrenzt sieht. Dennoch und vielleicht gerade deshalb erhält er von seinem Mentor Jaza besondere Aufmerksamkeit. 

Es mutet schon fast traditionell für die Reihe an, dass einmal mehr die oberste Direktive im Zusammenhang mit dem Planeten Orisha thematisiert wird. Dies war auch schon in den vorangegangenen Romanen einer der Kernpunkte gewesen. Im Verlauf der Handlung kommt noch eine Komponente zu dieser Thematik hinzu, die alles noch ein klein wenig komplizierter gestaltet. (Als kleiner Tipp für Trekkies zwei Namen aus einer Episode von DS9; auch wenn die Personen hier nicht auftauchen, so würden sie sich bestimmt sehr dafür interessieren, was im Verlauf der Handlung vor sich geht: Dulmer and Lucsly.) 

Durch die Einführung religiöser Sichtweisen der Orishaner wird ein Thema angeschnitten, das in „Star Trek“ oft in den Hintergrund gerückt wird. Häufig vermittelt „Star Trek“ besonders in der Originalserie den Eindruck, dass Religion ein veraltetes Konzept ist, dem die Menschheit entwachsen ist. Diese positivistisch angehauchte Sichtweise zieht sich wie ein roter Faden durch dass Franchise, obwohl DS9 und Voyager in dieser Beziehung einen Wandel vollziehen. 

Hier allerdings offenbart sich der umgekehrte Weg. Da die Orishaner das Phänomen an ihrem Himmel mit den Mitteln der Wissenschaft nicht erklären können, halten sie es zwangsläufig für eine Manifestierung ihrer Gottheit. Statt einen göttlichen Einfluss von vorneherein auszuschließen und darauf abzustellen, dass eine Erklärung durch späteren wissenschaftlichen Fortschritt ermöglicht wird, schreiben die Orishaner die Erscheinung ihrer Gottheit zu. Julian Wangler begibt sich in diesem Sinne übrigens im Anhang mit dem Leser auf einen kleinen Ausflug zu dem Thema „Star Trek“ und Religion. 

Ein Kunstgriff, der im Laufe der Handlung vorgenommen wird, entpuppt sich indes als stumpfes Schwert. Der versierte Leser weiß sehr genau, dass ihm hier ein Franchiseroman vorliegt, in dessen Handlungsverlauf den Hauptprotagonisten eine Menge passieren und ihnen auch übel mitgespielt werden kann, aber letztendlich nicht mit deren tatsächlichen Ableben zu rechnen ist. Eine solche Situation ist hier gegeben. Und während die Protagonisten vor Trauer vergehen, kann der Leser sich in dem Wissen zurücklehnen, dass alles nicht so schlimm ist, wie es den Anschein hat. 

Das Cover zeigt dieses Mal lediglich die U.S.S. Titan vor einem nebulösen Hintergrund, was ich persönlich als schade empfinde, denn die exotischen Orishaner wären gewiss eine visuelle Darstellung wert gewesen. Anders als bei den ersten Romanen der Reihe kam mir die Übersetzung weniger holprig vor, und auch grobe Schnitzer im Lektorat konnte ich nicht entdecken. 

Fazit: Riker und die Besatzung der Titan stolpern unversehens in eine Situation, die sie mit einem bedrohlichen Himmelskörper in Kontakt bringt, den die Einheimischen für das Auge ihres Gottes halten. Das Wesen des Auges und seine Auswirkungen auf den Planeten bereiten der Besatzung der Titan erhebliche Kopfschmerzen. Die Handlung ist packend geschrieben und wartet mit einigen Überraschungen auf, obwohl sich mancher Kunstgriff eher als stumpfes Damoklesschwert entpuppt. Trotzdem ist der Roman ein Muss für alle Fans und solche die es werden wollen.

Star Trek Titan 4 – Schwert des Damokles
Film/Serien-Roman
Geoffrey Thorne
Cross Cult 2009
ISBN: 978-3-941248-03-8
427 S., Taschenbuch, deutsch
Preis: EUR 12,80


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Freitag, 15. Mai 2015

Star Trek Titan 3 – Die Hunde des Orion

Captain Riker und seine kosmopolitische Crew setzen ihre Reise in die unerforschten Winkel der Galaxis fort. Statt friedlicher Erforschung kommt es zu einigen unangenehmen Begegnungen mit kosmischen Lebewesen, und schon bald steckt die Crew der Titan in einem weiteren Dilemma, denn wie so oft trügt der erste Eindruck.

Die Titan unter Will Riker hat endlich ihre eigentliche Mission begonnen, außerhalb des Föderationsraums Forschung zu betreiben. Dabei stoßen Schiff und Besatzung auf alte Bekannte, die man schon aus der dem Pilotfilm der „Star Trek – Next Generation“-TV-Serie kennt. Die Telepathen an Bord des Schiffs, Deanna Troi eingeschlossen, empfangen die Schmerzensschreie dieser Wesen. Es stellt sich heraus, dass die Wesen von einer Zivilisation interstellarer „Walfänger“ gejagt werden. 

Riker und seine Crew untersuchen das Ganze, und versuchen dabei nicht voreingenommen zu sein. Schließlich gibt die Besatzung der Titan den Wesen unwillentlich die Möglichkeit, die Jagd auf sie zu beenden. Die Freude darüber währt allerdings nur kurz, denn das Eingreifen hat ein delikates kosmisches Gleichgewicht gestört, das die ganze Galaxis bedrohen könnte. Fortan ist Riker bemüht, das gestörte Gleichgewicht wiederherzustellen – nach Möglichkeit indem er es auf eine neue Basis stellt. Dabei wird einmal mehr die Oberste Direktive strapaziert und einmal mehr darf Riker mit dem Schicksal hadern. Es ist wohl kein „Star Trek“, wenn diese Frage um Einmischung in die Angelegenheiten anderer nicht gestellt wird. In der „Titan“-Reihe ist es zumindest bisher ein zentrales Thema, um das man auch hier nicht herumkommt. 

Neben den Akteuren von der U.S.S. Titan spielen auch einige ausgesuchte „Walfänger“ wichtige Rollen. Von diesen wird noch die meiste soziale Beweglichkeit verlangt, da ihre Lebensweise und ihre überlieferten Traditionen durch die Aktionen der Titan hinfällig werden. Der Exotikfaktor liegt allerdings vor allem bei der Vielzahl von Lebewesen, die sich in den Tiefen des Alls tummeln. Mehr als eines dieser Lebewesen hatte schon mindestens einen Auftritt im etablierten Kanon, wobei hauptsächlich „TNG“ und „Voyager“ zum Zuge kommen. Autor Christopher L. Bennet offenbart ein einigermaßen komplexes kosmisches Ökosystem, in dem Humanoide bestenfalls als sekundäre Nahrungsquelle vorkommen. Dass das Ganze gerade einmal zwei Monatsreisen vom Föderationsraum entfernt stattfindet, macht mir allerdings schon Gedanken, denn viele dieser Wesen können mit Warpgeschwindigkeit reisen, und für solche Riesen wäre es nur ein Katzensprung bis zur Grenze. Dass das alles dann neu für Riker und Co. ist, klingt für mich nicht sehr einleuchtend. 

Neben diesem A-Plot hat die Crew der Titan im B-Plot noch so manches an Vergangenheitsbewältigung abzuarbeiten. Der Sicherheitschef Keru, ein Trill, hat einige Vorbehalte gegenüber dem Kadetten Torvig, der einer Spezies angehört, die mit Implantaten und Cyberware versehen ist. Das wäre kein Problem, wenn nicht Keru einige schlechte Erinnerungen an die Borg hätte. So aber begegnet er dem Kadetten mit Misstrauen und unterschwelliger Angst. Ganz allgemein scheint das Thema hier das Bekämpfen innerer Dämonen und Ängste zu sein. Tuvok bekommt das genauso zu spüren, wie auch Ensing Melora Pazlar, die im Lauf der Handlung ein Trauma erleidet, das sie erst einmal verarbeiten muss. Zudem gibt es einige Spannungen zwischen Christine Vale, dem ersten Offizier, und Deanna Troi, der Ehefrau des Captains und diplomatischen Offizier der Titan. Vale glaubt, dass Trois Wort mehr Gewicht beim Captain hat als ihr eigenes. Für ein Schiff, das in der Hauptsache viele unterschiedliche Rassen beherbergt und ein Idealbild der Föderationsgesellschaft widerspiegeln soll, gibt es sehr viele Vorurteile, die es erst einmal abzubauen gilt. 

Die Bedeutung des Titels erschließt sich erst im Lauf der Handlung, und schließt die Lösung zu Rikers Dilemma ein, deshalb wird hier nicht mehr dazu verraten. 

Als kleine Bonbons philosophiert im Anschluss an den Roman Julian Wangler über die im All lebenden Wesen und ihre Bedeutung für „Star Trek“. Christoph Hühn und Henning Konnert führen zudem ein Interview mit dem Autor Christopher L. Bennet. 

Wie schon bei den ersten beiden Bänden werden die Hauptakteure auf dem Cover in einer ansprechenden Collage miteinander verquickt. Die Übersetzung erschien mir nicht ganz so holprig, wie bei den letzten Romanen. 

Fazit: In meinen Augen beginnt jetzt endlich die wirklich neue Ära, die im ersten Band dem Leser versprochen wurde. Der Weltraum, unendliche Weiten… die U.S.S. Titan begibt sich zurück zu den Ursprüngen von „Star Trek“ und betritt dabei aufregendes Neuland. Alte Bekannte aus einer völlig neuen Perspektive und neue Konflikte zeigen, was für ein Potential der Franchise „Star Trek“ hat – auch ohne zeitreisende Romulaner, welche die Zeitline stören. Von allen Romanen der „Titan“-Reihe ist dieser bisher mein uneingeschränkter Favorit.

Star Trek Titan 3 – Die Hunde des Orion
Film/Serien-Roman
Christopher L. Bennet
Cross Cult 2009
ISBN: 978-3-941248-03-8
427 S., Taschenbuch, deutsch
Preis: EUR 12,80


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Donnerstag, 14. Mai 2015

Star Trek Titan 2 – Der Rote König

Die U.S.S. Titan setzt ihre Reise unter dem Kommando des frisch gebackenen Captain Riker fort. Kaum haben er und seine Crew den drohenden Bürgerkrieg im Romulanischen Imperium abgewendet, droht durch ein weiteres „Vermächtnis“ des verschiedenen Prätors und Picard-Klon Shinzon neue Gefahr, die mehr als nur die Besatzung der U.S.S. Titan bedroht.


Der Cross Cult Verlag legt bei der Veröffentlichung von „Star Trek“-Romanen ein beachtliches Tempo vor. So liegt nun mit der „Rote König“ bereits der zweite Band der Reihe um Rikers erstes Kommando vor. Die Handlung setzt da ein, wo „Eine neue Ära“ am Ende einen zünftigen Cliffhänger hinterlassen hat. 

Durch die Anomalie, die bei der Vernichtung von Shinzons Flagschiff Scimitar durch dessen eigene Superwaffe entstanden ist, wurde die U.S.S. Titan zusammen mit anderen romulanischen Schiffen in eine weit entfernte Nebengalaxie, die Kleine Magellansche Wolke, gezogen. Dort angekommen, stellen Riker und seine bunte Truppe schnell fest, dass die Annomalie auch noch andere Qualitäten hat, als nur als eine Art Wurmloch zu fungieren und ein schönes Farbenspiel in den Himmel zu malen. 

Was in heimatlichen Gefilden bisher als relativ harmlose Anomalie galt, entwickelt hier das Potenzial zu umfassender Zerstörung. Leidtragende sind in diesem Fall vor allem die Neyel, ein verschollener Seitenstamm der Menschheit, der sich hier eine neue Existenz aufgebaut hat. Die Neyel sind dabei keine völlig Unbekannten, zumindest nicht in dem „Star Trek“-Universum, das in den Romanen entworfen wird. 

Ihr Debüt gaben die Neyel in dem „Star Trek: The Lost Era“-Roman „The Sundered“. Damals bereiteten die Neyel Captain Sulu von der U.S.S. Excelsior einiges Kopfzerbrechen. Zwei Bekannte, die damals beteiligt waren, sind auch diesmal mit von der Partie: Tuvok, der vorübergehend auf der U.S.S. Titan dient, und Admiral Akaar. Die beiden verbinden einige gemeinsame Erlebnisse, aber genauso viel scheint sie auch zu trennen. Besonders Akaar scheint Tuvok etwas nicht verzeihen zu können und der Leser wird im Laufe der Handlung erfahren, wo des Pudels Kern liegt und ob die beiden ihre Streitigkeiten beilegen können. 

Zurück aber zu den Neyel, denn hier ist wieder einmal die klassische „Was-glaubt-ihr-weshalb-gibt-es-wohl-die-oberste-Direktive“-Situation gegeben. Einmal mehr muss Riker sich darüber Gedanken machen, wie man die Gesetze der Föderation biegt, ohne sie zu brechen – nach Jahren unter Picard dürfte das allerdings für ihn eine relativ leichte Übung sein. Entscheidet er sich für eine Rettungsaktion zugunsten der Neyel oder überlässt er die Bevölkerung als unvermeidliche Opfer von Kollateralschäden ihrem Schicksal. 

Als hauptsächlicher Fokus für den Plot um die Neyel dient vor allem Frane, ein von den Romulanern aufgesammelter Neyel, der Mitglied einer Sekte ist, die davon überzeugt ist, dass die Anomalie die Manifestierung einer örtlichen Gottheit ist, die gerade erwacht und sich darauf vorbereitet, Franes Volk für vergangene Untaten zu vernichten. Die Ingenieure der U.S.S. Titan haben natürlich eine wissenschaftlichere Erklärung für die Ereignisse. Das Ergebnis, ob nun die Wissenschaft oder die Metaphysik, ist allerdings das gleiche und droht in letzter Konsequenz die gesamte Kleine Magellansche Wolke vollständig zu vernichten. Riker fühlt sich zu dem Neyel hingezogen, denn dieser hat ein ähnliches Problem mit seinem Vater, wie es Riker mit seinem hatte. Die Bewältigung dieses Problems wird aber in den Hintergrund gedrängt, denn die Ereignisse überschlagen sich. 

Und während Riker mit einer Hiobsbotschaft nach der anderen konfrontiert wird, muss er feststellen, dass die romulanische Befehlshaberin Donatra ihr eigenes Spiel spielt, und dabei zwischen ehrenhaftem Verhalten und den üblichen romulanischen Ränkeschmieden hin- und herpendelt. 

Die Handlung verzichtet diesmal auf größere Expositionen der einzelnen Crewmitglieder, die Hauptarbeit wurde in diesem Zusammenhang bereits in Band 1 erledigt. Einige Rückblenden, die das Dilemma zwischen Tuvok und Akaar in ein rechtes Licht rücken, lockern die Handlung auf. Ansonsten wird mit Action nicht gegeizt, und besonders die Hilflosigkeit angesichts der sich anbahnenden Katastrophe wird gut in Szene gesetzt. Am Ende werden dann aber die meisten Handlungsstränge aufgelöst und Riker findet endlich ein Motto für die Widmungstafel der U.S.S. Titan. (Letzteres war für mich fast schon genauso spannend wie der eigentliche Hauptplot.) 

Der Titel bezieht sich übrigens auf Lewis Carrols „Alice hinter den Spiegeln“ und ist eine direkte Anspielung auf die Figur des Roten Königs, der angeblich die Geschichte samt Alice träumt. Das Motiv findet sich auch in Tad Williams „Fluss aus blauem Feuer“ wieder. 

Als kleines Extra werden weitere Personen des Roman-Ensembles, wie zum Beispiel Tuvok, kurz beschrieben. Außerdem erhält man einen kleinen Einblick in den Roman „The Sundered“ und die Autoren werden kurz vorgestellt. 

Wie schon beim ersten Band besticht das Cover durch eine gelungene Komposition, die sowohl Admiral Akaar als auch Tuvok sowie einen roten König verbindet. 

Fazit: „Der Rote König“ setzt konsequent die Linie fort, die in „Eine neue Ära“ begonnen wurde. Hier sind Könner und Kenner am Werk, die aus dem Franchise das Beste herausholen. Die Autoren brennen ein wahres Actionfeuerwerk ab, lassen aber auch Charakterentwicklung nicht zu kurz kommen. Riker und Co. kommen glaubwürdig rüber, und auch die einzelnen Elemente der Handlung sind stimmig und führen zum Teil auch Handlungsstränge aus anderen Romanen weiter. Alles in allem ist der Roman also nicht nur für Fans allein geeignet.

Star Trek Titan 2 – Der Rote König 
Film/Serien-Roman
Michael A. Martin, Andy Mangels
Cross Cult 2009
ISBN: 978-3-941248-02-1
377 S., Taschenbuch, deutsch
Preis: EUR 12,80


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Mittwoch, 13. Mai 2015

Star Trek Titan 1 – Eine neue Ära

Mit den Worten „Die letzte Reise einer Generation beginnt…“ war seinerzeit mit einem Trailer für den zehnten „Star Trek“-Kinofilm „Nemesis“ geworben worden. Hier nun beginnt in Buchform im wahrsten Sinne des Wortes eine neue Ära – mit alten Bekannten, alten Feinden, aber vor allem neuen Herausforderungen. Es lohnt sich, einen Blick zu riskieren…

Dank des Cross-Cult-Verlags haben deutschsprachige Romane im „Star Trek“-Universum eine neue Perspektive bekommen. Nach dem gelungenen Auftakt mit „Star Trek – Vanguard“ folgt jetzt die Fortsetzung der Zeitline nach „Nemesis“ mit den Abenteuern des Raumschiffs Titan, deren neuer Kommandeur kein anderer als William T. Riker ist. Was in „Nemesis“ nur mit wenigen Worten angedeutet wurde, wird hier in Form gegossen. Und Rikers erstes eigenes Kommando ist wirklich bemerkenswert.

Inhaltlich beginnt die Handlung kurz nach den Ereignissen von „Nemesis“. Während sich der neue Captain mit seinem neuen Kommando anfreundet, breitet sich im romulanischen Imperium das Chaos aus. Durch den Tod Shinzons, dessen gewaltsame Machtergreifung den etablierten Regierungsapparat weitgehend ausgeschaltet hat und dessen Herrschaft nur wenige Tage dauerte, ist ein Machtvakuum entstanden, das mehrere Fraktionen zu füllen gedenken. Das Imperium steht am Rande eines Bürgerkrieges. Neben den Resten des Senats und des Militärs buhlen natürlich auch der gefürchtete Geheimdienst Tal Shiar und die Remaner um die Kontrolle. Die Föderation ist besorgt, dass ein völliger Zusammenbruch des Sternenimperiums das delikate Machtgefüge des Alpha- und Beta-Quadranten empfindlich stören könnte. Aus diesem Grunde wird die Forschungsreise der U.S.S. Titan verschoben, und Riker wird beauftragt Verhandlungen zu führen, um die Stabilität des Imperiums zu gewährleisten.

Ein wirres Intrigenspiel um die Macht entbrennt, und Riker und Konsorten müssen all ihr Geschick aufwenden, um zu verhindern, dass die Verhandlungen scheitern, bevor sie ernsthaft beginnen können. Dabei hat sich die Besatzung der Titan auch noch anderen internen Herausforderungen zu stellen. Das Schiff ist ein buchstäblicher Schmelztigel der unterschiedlichsten Rassen, und der Anteil der Menschen liegt bei lediglich 15% Hier wird das Vulkanische Motto „Infinite Diversity in Infinite Combinations“ praktisch auf die Spitze getrieben.

Ein Sammelsurium an exotischen Crewmitgliedern muss einen Weg finden, sich an ein neues Schiff und aneinander zu gewöhnen. Eine weibliche Ferengi, ein Bajoraner und ein Cardassianer sind nur ein paar der hier auftretenden Exoten, und bei weitem nicht die ungewöhnlichsten. Den ersten Preis gewinnt ohne Zweifel der leitende Medizinische Offizier, ein Echsenwesen, dessen Anwesenheit nicht nur bei Riker Unbehagen erweckt. Der gute Doktor scheint sich seiner Wirkung auf andere durchaus bewusst zu sein, schließlich kokettiert genauso oft mit diesem Umstand, wie er auch darunter leidet, dass die Crew ihm mit Unbehagen begegnet. Aber jedes Crewmitglied, welches einen Auftritt in der Handlung hat, wird mit viel Liebe zum Detail in Szene gesetzt. Stereotypen kann man hier mit der Lupe suchen.

Besonders gefreut hat mich, dass es den Autoren gelungen ist, Riker, Troy und andere Protagonisten, welche man bereits aus den Serien und Filmen kennt, glaubwürdig in Szene zu setzen. Besonders Rikers trockner Humor ist den beiden gut gelungen. Ansonsten findet man noch jede Menge Akteure aus den verschiedensten „Star Trek“-Serien und -Filmen, weitgehend aus Nebenrollen aber auch prominentere Personen, wie der Vulkanier Tuvok, bekommen ihren Auftritt. Von TNG über DS9 bis hin zu Voyager wird kräftig in den Fundus erinnungswürdiger Persönlichkeiten gegriffen, um dem Fan mit mehr oder minder vertrauten Namen das Gefühl zugeben, sich trotz aller Neuerungen auf bekannten Terrain zu bewegen. Außerdem spielt ein sehr bekannter Akteur aus der Originalserie eine nicht unwesentliche Rolle. Auch auf der romulanischen Seite wird nicht mit mehr oder minder guten Charakteren gegeizt, neben Tomalak und Senator Pardek, beides alte Antagonisten aus TNG, findet man Donatra und die Senatorin Tal Aura, beide bekannt aus „Nemesis“.

Gerade die Fülle von exotischen Personen und Ausnahmepersönlichkeiten, die im Verlauf der Handlung eingeführt werden, sorgt dafür, dass die Handlung nur langsam voran kommt. Gegen Mitte nimmt sie dann aber zunehmend Fahrt auf, und auch ein recht steiler Spannungsbogen macht den etwas dahinplätschernden Anfang mehr als wett.

Als der Name U.S.S. Titan das erste mal die Runde machte, spekulierten in etlichen Foren die „Star Trek“-Fans, um welche Art von Schiff es sich hier handeln sollte. Sehr viele Fans erwarteten ein gewaltiges Schiff mit genug Feuerkraft, um einen Borgkubus im Alleingang zu vaporisieren, schließlich war das bisher immer die Richtung in Film und Fernsehen gewesen. Zumal auch die Enterprise-E größer und besser bewaffnet war, als der unmittelbare Vorgänger der Galaxy Klasse. Stattdessen bekommt Riker das Kommando über ein Forschungsraumschiff, das nach dem Saturnmond Titan benannt ist und das über gerade mal 350 Besatzungsmitglieder verfügt. Die U.S.S. Titan ist alles andere als ein waffenstarres Kriegsschiff. Dies ist ein klares Signal, dass hier wirklich eine „Neue Ära“ am Ende einer konfliktreichen Dekade im „Star Trek“-Universum eingeläutet wird.

Dies wird auch im Zusatzmaterial in den Anhängen ersichtlich. Zum einen bekommt der geneigte Leser einen Einblick in die momentanen Probleme und Feinheiten der romulanischen Politik. Zum anderen wird das Dreigestirn – bestehend aus Captain Riker, Deanna Troi, die als Counselor und diplomatischer Offizier dient, und dem ersten Offizier Christine Vale – mit kurzen Lebensläufen vorgestellt. Den Anfang der Anhänge macht jedoch ein interessanter Exkurs in die Hintergründe dieser neuen Reihe und das neue Raumschiff.

Das Cover besticht durch eine gelungene Komposition, aber das Sahnehäubchen sind die ausklappbaren und farbigen Ansichten der U.S.S. Titan. Ein kleines Extra, welches mir auch schon in dieser Form bei den Abbildungen der Raumstation „Vanguard“ in „Der Vorbote“, sehr gefallen hat.

Fazit: „Eine neue Ära“ zeigt, dass hier Kenner des Franchise am Werk sind, die mit viel Liebe zum Detail den Auftakt zu einer neuen „Star Trek“-Reihe aus der Taufe gehoben haben, der dem ursprünglichen Konzept von Gene Roddenberry sehr nahe kommt. Die Handlung gewinnt nur langsam an Fahrt, da eine Fülle von Akteuren vorgestellt werden müssen, macht aber schließlich einen etwas schleppenden Anfang mehr als wett. Ein gelungener Start für eine Buchreihe zu einem Franchise, dem bereits der kreative Tod nachgesagt worden war. Jeder, der „Star Trek“-Fan ist, sollte unbedingt einen Blick riskieren. Aber auch Gelegenheitsleser, die kein gesondertes Interesse an „Star Trek“ haben, können auf ihre Kosten kommen.

Star Trek Titan 1 – Eine neue Ära
Film/Serien-Roman
Michael A. Martin, Andy Mangels
Cross Cult 2008
ISBN: 3941248014
379 S., Taschenbuch, deutsch
Preis: EUR 12,80

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Star Trek: Titan ab heute auf dem Lesesofa

Im letzten Kinofilm an dem sich die Crew der U.S.S. Enterprsie-E unter Captain Picard beteiligte war die neue Wirkungstätte des frisch gebackenen Captains William T. Riker nicht mehr als ein beiläufig erwähnter Name: U.S.S. Titan. Amerkianische wurden um Ihre Meinung gebeten um was für eine Art Schiff es sich bei Rikers erstem eigenen Kommando handeln sollte. Heraus kam ein Forschungschiff, dass größer ist als Janeways U.S.S. Voyager und kleiner als Picards U.S.S. Enterprise.

Bevölkert wird das Schiff von einer enormen Anzahl Akteuer die unterschiedlichen Rassen angehören. Menschen sind hier eher die Minderheit an Bord. Es ist in vielerlei Hinsicht ein galaktische Patchworkfamilie, die Riker übernimmt. Die U.S.S. Titan kehrt - zumindest nominell - zu den Traditionen der Originalserie zurück. Riker darf in unbekannte Regionen des Weltraums vordringen und Entdecker sein.
Die Serie um Captain Riker und seine Crew ist vielleicht auch deshalb so erfolgreich, weil die Geschichten ein wenig an die gute alte Zeit mit Kirk, Spock und Co. erinnern.

Nun folgen in chronologischer Rheienfolge in den nächsten Tagen alle Romane der Reihe, die ich bisher gelesen habe.....

Dienstag, 12. Mai 2015

Star Trek – Frohe klingonische WeiHnach’t

Manche werden sich wundern, dass an dieser Stelle im Wonnemonat Mai ein Buch vorgestellt wird, dass sich besonders gut unter einem geschmückten Baum machen würde. Zum einen habe ich diese Rezensionen bereits beim Ringboten-Online Mitte Dezember 2014 veröffentlicht. Und zum anderen ist es ein evidentes Zeichen dafür, wie sehr ich diesen Blog bisher vernachlässigt habe...


In diesem Buch werden die Klingonen in den Mittelpunkt der Weihnachtsgeschichte gestellt. Viele vertraute Bräuche bekommen einen „klingonischen“ Einschlag. Einschließlich eines Klingolaus mit ausfahrbaren Klauen, Tribbles in den Stiefeln unartiger klingonischer Jungen und Mädchen und der beseelten Feiertagswärme einer heißen Tasse gewürzten Blutweins. Was braucht der Fan mehr, um in Weihnachtsstimmung zu kommen …

Es gibt schon seltsame Blüten, die ein Franchise treiben kann. Zum Fest der Liebe kann man auch die Geeks in seinem Umfeld mit allerlei Geschenken bedenken. Die obligatorischen Franchiseartikel, wie etwa Tassen mit Logo und Sprüchen, sind da ja schon fast langweilig. Aber für den eingefleischten Fan gibt es noch andere Schmankerl, an denen er sich erfreuen kann. Das vorliegende Buch ist eines dieser Schmankerl. Pünktlich zum Fest können sich nun „Star-Trek“-Fans auf die klingonische Weihnacht freuen.

Dieses lediglich 40 Seiten umfassende Hardcoverbuch mit Schutzumschlag macht optisch etwas her und das ist die Hauptintension. Textlich fällt das Ganze dann auch etwas mager aus. Auf jeder Doppelseite stehen Illustrationen aus der Hand von Patrick Faricy, inspiriert von dem idealisierenden Stil eines Norman Rockwell, im Mittelpunkt. Der Aufbau der Seiten ist immer gleich. Auf der Linken Seite steht der Text, auf der rechten Seite findet sich eine passende vollfarbige Zeichnung.

Der Text beschränkt sich auf ein paar Zeilen in Reimform. Dabei werden übliche (oft amerikanische) Weihnachtsgebräuche klingonisch eingefärbt. Die artigen Kinder bekommen echte Klingenwaffen zum Fest und der Urvater aller Klingonen, Kahless, wird als Jesuskind präsentiert, während ehrlose und böse Kinder mit einem grässlichen Tribble bestraft werden. Es finden sich etliche Anleihen an die klingonische Kultur, die durchaus lustig sind. Gewürzter Blutwein, ein von Bird of Preys gezogener Schlitten und verhedderte Lichterketten sind nur einige der Elemente, die hier aufgenommen wurden. Man krümmt sich zwar nicht vor Lachen, aber ich konnte beim ersten Lesen auf jeder Seite schmunzeln.

Die Reime sind erwartungsgemäß keine großartige epische Lyrik. Da ich nur die deutsche Übersetzung vorliegen hatte, kann ich leider nicht beurteilen, ob die originalen englischsprachigen Verse qualitativ besser sind. Im Zweifel würde ich jedoch eine ähnliche Qualität vermuten.

Fazit: „Frohe klingonische WeiHnach’t“ ist etwas für eingefleischte „Star Trek“-Fans. Es ist gewiss keine abendfüllende Lektüre, aber es ist kurzweilig und lädt den Fan zum Schmunzeln ein. Die liebevoll gezeichneten Illustrationen zu sehen, machte mir großen Spaß. Die Verse sind keine große Lyrik, aber durchaus witzig. Auch wenn
manchmal die Maxime „Reim dich oder ich fress’ dich“ zu sehr eingesetzt wurde. Am Ende ist das Buch nach einem „echten“ Bathlet wohl das zweitbeste Geschenk, das sich ein echter Klingonenfan für unter dem Weihnachtsbaum wünschen kann. Der Preis von 14,80 Euro ist für die solide und meiner Meinung nach gelungene Verarbeitung gerechtfertigt.

Star Trek – Frohe klingonische WeiHnach’t
Begleitbuch
Paul Ruditis
Cross Cult 2014
ISBN: 978-3864254376
40 S., Hardcover, deutsch
Preis: EUR 14,80


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Montag, 11. Mai 2015

Planet der Affen

Mit neuen Filmen, die auf dem Roman „Planet der Affen“ basieren, hat sich der Verlag Cross Cult entschieden, eine Neuauflage des ursprünglichen Buchs auf den Markt zu bringen. Der Leser kann sich auf einen echten Leckerbissen freuen.

1963 wurde Pierre Boulles „Planet der Affen“ zum ersten Mal veröffentlicht. Der Roman diente in den letzten fünfzig Jahren immer wieder als Basis für verschiedene Filme und auch für eine kurzlebige Fernsehserie. Der Verlag hat eine völlig neue Übersetzung des Romans aus dem Französischen durch Merle Taeger beauftragt, die sehr angenehm zu lesen war.
 
Wer die Geschichte aus dem Film kennt, wird hier ein paar gravierende Veränderungen feststellen, die dem Ganzen eine besondere Wendung geben, sich aber erst im Laufe der Handlung offenbaren. Die Filme haben sich teilweise enorme Freiheiten mit dem Hintergrund genommen.

Darum geht es: Zwei reiche Müßiggänger finden auf einer galaktischen Kreuzfahrt eine Flaschenpost. In der Flasche befindet sich der Reisebericht des Franzosen Ulysse Mèrou, der mit zwei Begleitern zu dem Stern Beteigeuze reist. Dort finden die Männer zu ihrer Überraschung einen Planeten vor, welcher der Erde sehr ähnelt und von ihnen Soror (Schwester) getauft wird. Nach der Landung stoßen die Forscher auf menschenähnliche Wesen, denen jedoch jedes rationale Handeln und Denken zu fehlen scheint. Durch eine Verkettung unglücklicher Ereignisse, werden die Astronauten ihrer Ausrüstung und ihrer Kleidung beraubt. Als wenn das nicht genug wäre, werden sie in einer mörderischen Treibjagd von der herrschenden Zivilisation des Planeten gejagt: den Affen.

Ulysse Mèrou wird von seinen Gefährten getrennt und in eine Forschungsanstalt gebracht. Dort wird er verschiedenen Tests unterzogen, wie sie heutzutage an Primaten durchgeführt werden. Pierre Boulle beraubt seinen Protagonisten all der zivilisatorischen Symbole und degradiert ihn zu einem Tier. Es ist quasi eine auf den Kopf gestellte Welt, die mir beim Lesen Unbehagen hervorrief. Besonders immer dann, wenn die Affen stolz über ihre Versuche an Menschen berichten. Nur mit Mühe und Glück gelingt es Ulysse, die Schimpansin Zira davon zu überzeugen, dass er fähig ist, rational zu denken und zu handeln. Gemeinsam mit Zira und ihrem Verlobten Cornelius versucht der moderne Odysseus, das Geheimnis des Planeten der Affen zu ergründen. Dabei erlebt er ein paar faustdicke Überraschungen.

Der Roman ist nicht sehr actionbetont. Der Protagonist ist kein Kämpfer und kann seiner Gefangennahme nicht entgehen. Das Buch lässt den Leser durch einen dunklen Spiegel blicken. Dabei werden zum einen Tierversuche  angeprangert, indem diese nun an Menschen durchgeführt werden. Zum Zweiten wird die narzisstische Einstellung des Menschen als vermeintliche „Krone der Schöpfung“ als Hybris entlarvt.

Das Buch ist aus meiner Sicht jedoch nicht zu Ende gedacht. So wird Mèrou mit einer schönen Frau zusammengesperrt, zu der er sich hingezogen fühlt und die er Nova tauft. Wenn man konsequent darüber nachdenkt, müsste eine Frau, die sich wie ein Affe gebärdet und deshalb auch nicht so sehr auf ihr Äußeres achtet, auf Mèrou wohl weniger attraktiv wirken. Trotzdem wird die Frau von ihm immer wieder mit einer Nymphe verglichen. Ungepflegtes Äußeres – Fehlanzeige.

Manches im Roman kommt deshalb ein wenig zu vereinfacht herüber. Vieles, insbesondere verschiedene Tests werden detailliert beschrieben. Anderes dagegen bleibt vage. Der Protagonist selbst ist eine zwiespältige Person. Zum einen bemitleidet er seine primitiven Mitmenschen, zum anderen verachtet er sie jedoch auch und behandelt sie mit der gleichen Gleichgültigkeit, wie es die Affen tun. Auch die Lösung des Rätsels zum Hintergrund des Planeten der Affen erschien mir zum Schluss ein wenig zu konstruiert und viel zu sehr an den Haaren herbeigezogen, um glaubwürdig zu sein. Ich will jedoch nicht zu viel verraten. So viel sei aber gesagt: Die Ungereimtheiten waren nun nicht so störend, als dass das Lesevergnügen geschmälert würde.

Fazit: Es ist ein zeitloser Klassiker, den Cross Cult dem Leser serviert. Das Buch geht in eine etwas andere Richtung als die verschiedenen Filme, die auf ihm basieren. Die verkehrte Welt, die Pierre Boulle seinen Mitmenschen vor gut fünfzig Jahren vorsetzte, ist sowohl Zivilisationskritik als auch ein Plädoyer gegen Tierversuche. Mit einigen Wendungen und Handlungen war ich nicht glücklich, da sie sich mir nur bedingt erschlossen hab
en. Manche Wendung in der Handlung schien mir dann doch zu konstruiert.

Planet der Affen
Science Fiction-Roman
Pierre Boulle
Cross Cult 2014
ISBN: 9783864254253
68 S., Taschenbuch, deutsch
Preis: EUR 12,80


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