Mit neuen Filmen, die auf dem Roman „Planet der Affen“
basieren, hat sich der Verlag Cross Cult entschieden, eine Neuauflage des
ursprünglichen Buchs auf den Markt zu bringen. Der Leser kann sich auf einen
echten Leckerbissen freuen.
1963 wurde Pierre Boulles „Planet der Affen“ zum ersten Mal
veröffentlicht. Der Roman diente in den letzten fünfzig Jahren immer wieder als
Basis für verschiedene Filme und auch für eine kurzlebige Fernsehserie. Der
Verlag hat eine völlig neue Übersetzung des Romans aus dem Französischen durch
Merle Taeger beauftragt, die sehr angenehm zu lesen war.
Wer die Geschichte aus dem Film kennt, wird hier ein paar
gravierende Veränderungen feststellen, die dem Ganzen eine besondere Wendung
geben, sich aber erst im Laufe der Handlung offenbaren. Die Filme haben sich
teilweise enorme Freiheiten mit dem Hintergrund genommen.
Darum geht es: Zwei reiche Müßiggänger finden auf einer
galaktischen Kreuzfahrt eine Flaschenpost. In der Flasche befindet sich der
Reisebericht des Franzosen Ulysse Mèrou, der mit zwei Begleitern zu dem Stern
Beteigeuze reist. Dort finden die Männer zu ihrer Überraschung einen Planeten
vor, welcher der Erde sehr ähnelt und von ihnen Soror (Schwester) getauft wird.
Nach der Landung stoßen die Forscher auf menschenähnliche Wesen, denen jedoch
jedes rationale Handeln und Denken zu fehlen scheint. Durch eine Verkettung
unglücklicher Ereignisse, werden die Astronauten ihrer Ausrüstung und ihrer
Kleidung beraubt. Als wenn das nicht genug wäre, werden sie in einer
mörderischen Treibjagd von der herrschenden Zivilisation des Planeten gejagt:
den Affen.
Ulysse Mèrou wird von seinen Gefährten getrennt und in eine
Forschungsanstalt gebracht. Dort wird er verschiedenen Tests unterzogen, wie
sie heutzutage an Primaten durchgeführt werden. Pierre Boulle beraubt seinen
Protagonisten all der zivilisatorischen Symbole und degradiert ihn zu einem
Tier. Es ist quasi eine auf den Kopf gestellte Welt, die mir beim Lesen
Unbehagen hervorrief. Besonders immer dann, wenn die Affen stolz über ihre Versuche
an Menschen berichten. Nur mit Mühe und Glück gelingt es Ulysse, die
Schimpansin Zira davon zu überzeugen, dass er fähig ist, rational zu denken und
zu handeln. Gemeinsam mit Zira und ihrem Verlobten Cornelius versucht der
moderne Odysseus, das Geheimnis des Planeten der Affen zu ergründen. Dabei
erlebt er ein paar faustdicke Überraschungen.
Der Roman ist nicht sehr actionbetont. Der Protagonist ist
kein Kämpfer und kann seiner Gefangennahme nicht entgehen. Das Buch lässt den
Leser durch einen dunklen Spiegel blicken. Dabei werden zum einen
Tierversuche angeprangert, indem diese
nun an Menschen durchgeführt werden. Zum Zweiten wird die narzisstische
Einstellung des Menschen als vermeintliche „Krone der Schöpfung“ als Hybris
entlarvt.
Das Buch ist aus meiner Sicht jedoch nicht zu Ende gedacht.
So wird Mèrou mit einer schönen Frau zusammengesperrt, zu der er sich
hingezogen fühlt und die er Nova tauft. Wenn man konsequent darüber nachdenkt,
müsste eine Frau, die sich wie ein Affe gebärdet und deshalb auch nicht so sehr
auf ihr Äußeres achtet, auf Mèrou wohl weniger attraktiv wirken. Trotzdem wird
die Frau von ihm immer wieder mit einer Nymphe verglichen. Ungepflegtes Äußeres
– Fehlanzeige.
Manches im Roman kommt deshalb ein wenig zu vereinfacht
herüber. Vieles, insbesondere verschiedene Tests werden detailliert
beschrieben. Anderes dagegen bleibt vage. Der Protagonist selbst ist eine
zwiespältige Person. Zum einen bemitleidet er seine primitiven Mitmenschen, zum
anderen verachtet er sie jedoch auch und behandelt sie mit der gleichen
Gleichgültigkeit, wie es die Affen tun. Auch die Lösung des Rätsels zum
Hintergrund des Planeten der Affen erschien mir zum Schluss ein wenig zu
konstruiert und viel zu sehr an den Haaren herbeigezogen, um glaubwürdig zu
sein. Ich will jedoch nicht zu viel verraten. So viel sei aber gesagt: Die
Ungereimtheiten waren nun nicht so störend, als dass das Lesevergnügen
geschmälert würde.
Fazit: Es ist ein zeitloser Klassiker, den Cross Cult dem
Leser serviert. Das Buch geht in eine etwas andere Richtung als die
verschiedenen Filme, die auf ihm basieren. Die verkehrte Welt, die Pierre
Boulle seinen Mitmenschen vor gut fünfzig Jahren vorsetzte, ist sowohl
Zivilisationskritik als auch ein Plädoyer gegen Tierversuche. Mit einigen
Wendungen und Handlungen war ich nicht glücklich, da sie sich mir nur bedingt
erschlossen hab
en. Manche Wendung in der Handlung schien mir dann doch zu
konstruiert.
Planet der
Affen
Science
Fiction-Roman
Pierre
Boulle
Cross Cult
2014
ISBN: 9783864254253
68 S., Taschenbuch, deutsch
Preis: EUR 12,80
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