Montag, 11. Mai 2015

Planet der Affen

Mit neuen Filmen, die auf dem Roman „Planet der Affen“ basieren, hat sich der Verlag Cross Cult entschieden, eine Neuauflage des ursprünglichen Buchs auf den Markt zu bringen. Der Leser kann sich auf einen echten Leckerbissen freuen.

1963 wurde Pierre Boulles „Planet der Affen“ zum ersten Mal veröffentlicht. Der Roman diente in den letzten fünfzig Jahren immer wieder als Basis für verschiedene Filme und auch für eine kurzlebige Fernsehserie. Der Verlag hat eine völlig neue Übersetzung des Romans aus dem Französischen durch Merle Taeger beauftragt, die sehr angenehm zu lesen war.
 
Wer die Geschichte aus dem Film kennt, wird hier ein paar gravierende Veränderungen feststellen, die dem Ganzen eine besondere Wendung geben, sich aber erst im Laufe der Handlung offenbaren. Die Filme haben sich teilweise enorme Freiheiten mit dem Hintergrund genommen.

Darum geht es: Zwei reiche Müßiggänger finden auf einer galaktischen Kreuzfahrt eine Flaschenpost. In der Flasche befindet sich der Reisebericht des Franzosen Ulysse Mèrou, der mit zwei Begleitern zu dem Stern Beteigeuze reist. Dort finden die Männer zu ihrer Überraschung einen Planeten vor, welcher der Erde sehr ähnelt und von ihnen Soror (Schwester) getauft wird. Nach der Landung stoßen die Forscher auf menschenähnliche Wesen, denen jedoch jedes rationale Handeln und Denken zu fehlen scheint. Durch eine Verkettung unglücklicher Ereignisse, werden die Astronauten ihrer Ausrüstung und ihrer Kleidung beraubt. Als wenn das nicht genug wäre, werden sie in einer mörderischen Treibjagd von der herrschenden Zivilisation des Planeten gejagt: den Affen.

Ulysse Mèrou wird von seinen Gefährten getrennt und in eine Forschungsanstalt gebracht. Dort wird er verschiedenen Tests unterzogen, wie sie heutzutage an Primaten durchgeführt werden. Pierre Boulle beraubt seinen Protagonisten all der zivilisatorischen Symbole und degradiert ihn zu einem Tier. Es ist quasi eine auf den Kopf gestellte Welt, die mir beim Lesen Unbehagen hervorrief. Besonders immer dann, wenn die Affen stolz über ihre Versuche an Menschen berichten. Nur mit Mühe und Glück gelingt es Ulysse, die Schimpansin Zira davon zu überzeugen, dass er fähig ist, rational zu denken und zu handeln. Gemeinsam mit Zira und ihrem Verlobten Cornelius versucht der moderne Odysseus, das Geheimnis des Planeten der Affen zu ergründen. Dabei erlebt er ein paar faustdicke Überraschungen.

Der Roman ist nicht sehr actionbetont. Der Protagonist ist kein Kämpfer und kann seiner Gefangennahme nicht entgehen. Das Buch lässt den Leser durch einen dunklen Spiegel blicken. Dabei werden zum einen Tierversuche  angeprangert, indem diese nun an Menschen durchgeführt werden. Zum Zweiten wird die narzisstische Einstellung des Menschen als vermeintliche „Krone der Schöpfung“ als Hybris entlarvt.

Das Buch ist aus meiner Sicht jedoch nicht zu Ende gedacht. So wird Mèrou mit einer schönen Frau zusammengesperrt, zu der er sich hingezogen fühlt und die er Nova tauft. Wenn man konsequent darüber nachdenkt, müsste eine Frau, die sich wie ein Affe gebärdet und deshalb auch nicht so sehr auf ihr Äußeres achtet, auf Mèrou wohl weniger attraktiv wirken. Trotzdem wird die Frau von ihm immer wieder mit einer Nymphe verglichen. Ungepflegtes Äußeres – Fehlanzeige.

Manches im Roman kommt deshalb ein wenig zu vereinfacht herüber. Vieles, insbesondere verschiedene Tests werden detailliert beschrieben. Anderes dagegen bleibt vage. Der Protagonist selbst ist eine zwiespältige Person. Zum einen bemitleidet er seine primitiven Mitmenschen, zum anderen verachtet er sie jedoch auch und behandelt sie mit der gleichen Gleichgültigkeit, wie es die Affen tun. Auch die Lösung des Rätsels zum Hintergrund des Planeten der Affen erschien mir zum Schluss ein wenig zu konstruiert und viel zu sehr an den Haaren herbeigezogen, um glaubwürdig zu sein. Ich will jedoch nicht zu viel verraten. So viel sei aber gesagt: Die Ungereimtheiten waren nun nicht so störend, als dass das Lesevergnügen geschmälert würde.

Fazit: Es ist ein zeitloser Klassiker, den Cross Cult dem Leser serviert. Das Buch geht in eine etwas andere Richtung als die verschiedenen Filme, die auf ihm basieren. Die verkehrte Welt, die Pierre Boulle seinen Mitmenschen vor gut fünfzig Jahren vorsetzte, ist sowohl Zivilisationskritik als auch ein Plädoyer gegen Tierversuche. Mit einigen Wendungen und Handlungen war ich nicht glücklich, da sie sich mir nur bedingt erschlossen hab
en. Manche Wendung in der Handlung schien mir dann doch zu konstruiert.

Planet der Affen
Science Fiction-Roman
Pierre Boulle
Cross Cult 2014
ISBN: 9783864254253
68 S., Taschenbuch, deutsch
Preis: EUR 12,80


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