Sonntag, 25. August 2013

Im Schatten des Mondkaisers

Da ist sie schon, die Rezension zum zweiten Band von Bernd Perplies Carya Trilogie. Der dritte Teil, "Das geraubte Paradies" erscheint am 12. September 2013 ich bin schon gespannt, was sich der Autor hat einfallen lassen.


Im Schatten des Mondkaisers 

Der zweite Band von Bernd Perplies Carya Trilogie führt die Protagonistin und ihre Freunde von der unwirtlichen postapokalyptischen Einöde an den Hof des mysteriösen Mondkaisers. Schnell ist klar das Leben bei Hofe ist mindestens genauso gefährlich wie die Wildnis. Doch nur hier scheint Carya Antworten auf ihre Fragen finden zu können.

Kleine Spoilerwarnung am Anfang: Die Rezension nimmt teilweise konkret Bezug auf den Inhalt des Romans und den vorangegangen ersten Teil. Wer sich also die Lust am Lesen nicht verderben möchte sollte jetzt besser nicht weiterlesen. Mit dem Band „Im Schatten des Mondkaisers“ geht Bernd Perplies Carya Trilogie in die zweite Runde. Die junge Protagonistin Carya und ihre Freunde, der Ex-Templer Jonan und der Straßenjunge Pitlit, machen sich auf das Geheimnis um die rätselhafte Herkunft der jungen Frau zu lüften. Eine Spur, die bereits in „Flammen über Arcadion“ gelegt wurde, weist auf einen Ort in der Nähe von Paris hin.
Die Freunde organisieren mit einer gehörigen Portion Glück ihre nicht ungefährliche Reise. Das postapokalyptische Europa bietet dabei genug Gelegenheiten für ein kleines „Roadmovie“. Die Reise selbst verläuft dabei für meinen Geschmack zu linear ab. Einige Situation, die zu Schwierigkeiten hätten führen können, wird nur kurz angeschnitten und sehr rasch finden sich hilfsbereite Schurken mit einem Herzen aus Gold, die mehr oder minder selbstlos bei der Reise behilflich sind. Für meinen Geschmack lief es einfach zu glatt. Die „postapokalyptische Wildnis“ wirkt auf mich recht organisiert. Ich habe mir da wohl einfach eine andere Vorstellung gemacht. Im Reich des Mondkaisers, einem Warlord, der die Macht in dem Gebiet an sich gerissen hat, was einmal Frankreich war, werden die Protagonisten getrennt und Carya wird von einem mysteriösen Gönner an den Hof des Mondkaisers gebracht. Hier, so hofft sie, kann sie mehr über ihre Herkunft erfahren. Schnell muss Carya aber feststellen, dass das Leben bei Hofe seinen eigenen Gesetzmäßigkeiten folgt, und das hier ein Fehler ebenso tödlich sein kann, wie in der verseuchten Öde außerhalb der Siedlungen. Dabei wirkt der Roman ein wenig wie eine Reisebeschreibung. Bernd Perplies schildert etliche Orte des dem zu weiten Teilen zerstörten Paris sehr plastisch, so als ob er sie zu Recherchezwecken besucht und dann in einem ruinierten Zustand dem Leser beschreibt. In jedem Fall gibt es nur noch wenige große Sehenswürdigkeiten in der Stadt an der Seine. Aber die heute wohl bekanntesten Wahrzeichen findet man wieder. So darf zum Beispiel der Eifelturm als Schauplatz nicht fehlen. Für den Hof des Mondkaisers hat der Autor ein sehr reales Beispiel zum Vorbild erkoren. Das „Schloss des Mondes“ ist dasselbe, welches Ludwig XIV im 17. Jahrhundert für seine repräsentative Hofhaltung errichten ließ. Der Mondkaiser pflegt dabei einen ähnlich opulenten Lebensstil wie der Sonnenkönig. Da bereits der Orden des Lux Dei in Arcadion ein Sonnensymbol verwendet, wäre wohl eine weitere Referenz mit der Sonne fehl am Platze gewesen. Aber auch ansonsten ist der Mondkaiser und sein Hof recht passen gewählt. Die Hofhaltung ist ein dunkles Spiegelbild Versailler Glanzzeiten. Bei aller Verschwendung die hier zur Tagesordnung gehört, können die Zeichen des Verfalls nicht übertüncht werden. Der hier präsentierte Jahrmarkt der Eitelkeiten ist nur ein müder Abklatsch des Originals. Insofern ist die Analogie mit dem Mond sehr passend. Der neue Herr in Frankreich will als Kaiser mehr sein als der Sonnenkönig, aber er bildet nur ein schwaches, verzerrtes Abbild des Originals wieder. Nur wenige Kilometer entfernt stellen Jonan und Pitlit unterdessen fest, dass Paris nur noch bedingt eine Reise wert ist und die Macht des Mondkaisers hier schon nicht mehr viel gilt. Die beiden versuchen dort eine Möglichkeit zu finden, zu Carya an den Hof zu gelangen. Dazu müssen die beiden ein paar Aufträge und Gefälligkeiten erledigen um ans Ziel zu gelangen.  Carya unterdessen mach sich unterdessen einige wichtige Leute  zum Feind und auch ihr rätselhafter Gönner, der scheinbar mehr über ihre Herkunft weiß, als er zugibt, gibt ihr nur neue Rätsel auf.
Die Figur der Carya ist noch immer sehr widersprüchlich angelegt. Immer wieder bricht bei Gefahrensituationen in ihr ein kalter Killerinstinkt hervor, der sie ohne weiteres reuelos Morde begehen lässt. Auf der anderen Seite findet sich die Tochter eines kleinen Bürgers Arcadions ohne große Schwierigkeiten bei Hofe zurecht. Die noch junge Liebe zu Jonan wird zudem auch noch auf eine sehr harte Probe gestellt.

Der Roman lässt hier keinen Aspekt aus und ist gut durchdacht. Wirklich überraschen konnte mich allerdings nur wenig. Die Handlung und auch die Wahrheit hinter Caryas rätselhafte Herkunft sind allzu vorhersehbar präsentiert. Dennoch bleiben noch genug Fragen offen, die Raum für den dritten Band bieten.  Die Aufmachung des Buches mit festem Einband mit Schutzumschlag und Lesebändchen macht sich gut im Bücherregal. Obwohl das Buch mehr Seiten als der erste Band hat, ist hier das Papier dünner. Das Titelbild des Buches hat mir ebenfalls gut gefallen. Im Einband bekommt man noch einen kurzen Blick auf das zerstörte Paris geboten.


Fazit:  „Im Schatten des Mondkaisers“ wechselt den Schauplatz gegenüber dem ersten Band. Statt eines religiös motivierten Überwachungsstaates dient nun die Imitation  einer absolutistischen und dekadenten Monarchie als Hintergrund. Die Geschichte, die sich hier entspinnt, pendelt zwischen trügerischem höfischem Glanz und tödlichen Intrigen und der harten Realität der zerstörten Einöde, die nur wenige Kilometer auseinanderliegen. Die Geschichte verläuft relativ gradlinig und ist eine gelungene Fortsetzung des ersten Bandes.

Im Schatten des Mondkaisers
Science Fiction Roman
Bernd Perplies
LYX 2013
ISBN: 978-3802586385
544 S., Taschenbuch, deutsch
Preis: EUR 19,99

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Star Trek TNG: Tod im Winter oder Was macht Captain Picard eigentlich nach Nemesis?


Diese Rezension, die ich am 07.03.2010 beim Ringboten veröffentlicht habe, ist der Auftakt zur zweiten Dekade der Abenteuer von Captain Picard und seiner neuen Crew. Nach dem zehnten Kinofilm sprengt auch die TNG Crew die Fesseln des Franchise. Picard und die U.S.S. Enterprise stehen am Anfang von tiefgreifenden Veränderungen. Der erste Band hat mich damals noch nicht völlig zu überzeugen gewusst.   nicht völlig zu überzeugen gewusst.  

Star Trek TNG: Tod im Winter


„Die letzte Reise einer Generation beginnt“ – dieser Satz leitet einen Trailer zu „Star Trek 10 – Nemesis“ ein. Die letzte Reise im Kino ist schon eine ziemliche Weile vorbei, aber das bedeutet nicht, dass Captain Picard oder seine anderen Seriengefährten sich auf das Altenteil zurückgezogen hätten. Während Riker mit seiner U.S.S. Titan auf eigene Faust das All unsicher macht, muss der zurückgebliebene Picard auch nicht lange auf seinen nächsten Auftrag warten, auch wenn seine Enterprise im Trockendock bleiben muss.

Der CrossCult-Verlag legt bei der Veröffentlichung von Übersetzungen, speziell „Star Trek“-Romanen ein beachtliches Tempo vor. Eine meiner ersten Rezensionen für den Ringboten war ein „TNG“-Roman mit dem Titel „Sturm auf den Himmel“ gewesen. Der Heyne Verlag hatte sich dort die Muße genommen, einen Roman übersetzten zu lassen, der zum damaligen Zeitpunkt bereits über fünf Jahre zuvor in den USA veröffentlicht wurde. Das hat sich dank des CrossCult-Verlages grundlegend geändert. Mittlerweile kann man sich als deutscher „Star Trek“-Fan auf zeitnahe Übersetzungen binnen eines oder maximal zwei Jahren freuen. So auch über die Übersetzungen der Abenteuers der „TNG“-Crew nach ihrem Kampf gegen den wahnsinnigen Shinzon, der im zehnten Kinofilm der Enterprise tüchtig eingeheizt hatte. 

Picard ist nach dem Kampf gegen seinen wahnsinnigen Klon in einer Krise, da fast alle seine Weggefährten, von Worf und Geordi LaForge abgesehen, die Enterprise verlassen haben. Riker und Troy beschreiten an Bord der U.S.S. Titan neue Wege, Data ist in die ewigen Androidenjagdgründe eingegangen und Picards heimliche Liebe, die Schiffsärztin Dr. Beverly Crusher, hat eine neue Stelle auf der Erde angetreten. 

Picards Melancholie wird von der Nachricht gestört, dass Dr. Crusher auf einem heiklen und geheimen Einsatz im romulanischen Raum verschollen ist. Eine eisige Randwelt des Romulanischen Reichs ist Schauplatz einer humanitären Katastrophe. Die Bevölkerung, die von den Romulanern unterworfen wurde, leidet an einer gefährlichen Seuche, die sie in Massen dahinrafft. Die Romulaner verschließen ihre Augen vor dem Problem, und die Föderation sieht die Chance, bei der Bevölkerung Pluspunkte zu sammeln, wenn sie ein Heilmittel herstellen kann. 

Aber auch Tal’Aura, die amtierende Praetorin, hat die rebellischen Randbereiche des Romulanischen Imperiums im Blick. Und wenn sie schon nicht ihren rebellischen Untertanen Hilfe leisten will, so schickt sie einen Kettenhund, der die Rebellen zur Räson bringen soll. Der Kettenhund ist für Fans der Fernsehserie keine Unbekannte. Es ist Niemand geringeres als Sela, die eiskalte Halbromulanerin. Picard und seine Mannschaft hatten schon öfters Gelegenheit, der Agentin des romulanischen Geheimdienstes ins Handwerk zu Pfuschen. Und Dr. Crusher läuft, wie könnte es anders sein, Sela praktisch in die Arme. 

Wie zu erwarten ist, betraut Starfleet Picard und zwei seiner ehemaligen Kameraden aus der Zeit seines Kommandos über die U.S.S. Stargazer, Pug Joseph and Doktor Carter Greyhorse, sowie den romulanischen Überläufer Decalon, die Mission auf dem eisigen Planeten Kevratas zu beenden. Wenn es ihnen dabei gelingt, Dr. Crusher zu retten, dann wäre das ein netter Bonus. 

Die Handlung folgt zum einen den Ereignissen auf dem Planeten, einmal aus der Warte Picards und zum anderen aus dem Blickwinkel von Dr. Crusher, die nach ihrer Gefangennahme versucht, aus den Fängen er Romulaner zu fliehen. Zusätzlich bekommt der Leser noch einige tiefere Einblicke in die Romulanischen Ränkespiele, die sich an Tal’Auras Hof zutragen. Gerade diese Handlungselemente waren für mich noch interessanter als der Handlungsstrang der Hauptprotagonisten, denn die Romulaner befinden sich am Rande eines Bürgerkrieges, bei dem alle möglichen Fraktionen versuchen, das Machtvakuum zu füllen, das der Praetor Shinzon, nach den Ereignissen von „Nemesis“ hinterlassen hat. 

Die Handlung hier hat dramatisch gesehen auch die größere Tragweite, als die Ereignisse, in die Picard und Co. auf der unbedeutenden Eiswelt verstrickt werden. Lediglich die aufkeimende Romanze zwischen Picard und Beverly Crusher gibt dem Ganzen hier etwas Würze. Der Neustart für die Abenteuer der U.S.S. Enterprise in die zweite Dekade hatte bei mir größere Erwartungen geweckt. 

Picards Reisebegleitung, die den alten Haudegen zeitweise in Erinnerungen an seine Zeiten auf der U.S.S. Stargazer schwelgen lassen, kommen in meinen Augen leider nicht so zur Geltung, wie es möglich gewesen wäre. Besonders Greyhorse blieb dabei hinter meinen Erwartungen zurück. Eher geraten da schon Picard und Decalon aneinander, und selbst da dominiert Picard die Situationen immer. 

Geordi und Worf, die in einem Nebenplot ihren Freunden beizustehen versuchen, es dann aber nicht schaffen, die Enterprise zu verlassen, ohne von ihren Vorgesetzten gestoppt zu werden, sorgen für einige unfreiwillige Komik, da die beiden bei ihren Nachforschungen wenig Diskretion walten lassen. Der abschließende Auftritt von Admiral Janeway wirkte auf mich arg gezwungen. Auf den dünnen Handlungsstrang hätte man getrost verzichten können. 

Als besonderes Bonbon und gewissermaßen schon ein gewohntes Feature in den Veröffentlichungen des CrossCult-Verlages, finden sich ein paar An- und Einsichten zum „Star Trek“-Franchise. Diesmal macht sich Julian Wangler Gedanken zu Jean-Luc Picards Beziehung zu Beverly Crusher, gesehen über die Dauer der Serie. Und passend zum neuen Serienstart in Buchform gibt es einen kleinen Blick auf die Enterprise-E und ihre Besatzung nach den Ereignissen von „Nemesis“ und dem Ende der Serie. Auch hier gibt Julian Wangler seine Ansichten zum Relaunch der Serie preis. 

Fazit: „Tod im Winter“ ist von der Handlung her eine durchschnittliche Episode. Die Ereignisse sind leicht vorhersehbar und weisen keine wirklich großen und unerwarteten Wendungen auf. Das Konfliktpotenzial einiger Akteure, besonders in Bezug auf Dr. Greyhorse und dessen kriminelle Vergangenheit, wird meiner Meinung nach nicht ausgeschöpft. Ansonsten ist der Roman handwerklich gut gelungen und schafft es mühelos Spannung aufzubauen. Er ist aber nicht zu vergleichen mit dem ersten Serienstart der Nächsten Generation auf Farpoint Station, obwohl ich etwas in dieser Art erwartet hatte. Dennoch ist der Start durchaus gelungen, und die Möglichkeit, sich zu steigern, ist in jedem Fall gegeben.

Star Trek TNG: Tod im Winter
Film/Serien-Roman
Michael Jan Friedman
Cross Cult 2009
ISBN: 978-3941248618 
318 S., Taschenbuch, deutsch
Preis: EUR 12,80 

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Samstag, 24. August 2013

Flammen über Arcadion

Diese Rezension steht schon länger beim Ringboten und bei Amazon. Der Autor beendet im September seine Trilogie. Deshalb gibt es in Vorbereitung zunächst den ersten Band "Flammen über Arcadion" und dann in den kommenden Tagen die Rezension zum zweiten Teil "Im Schatten des Mondkaisers" Das ganze fällt unter die Kategorie Jugendbuch. Die Zielgruppe sind junge Frauen. Die "Tribute von Panem" lassen grüßen.

Flammen über Arcadion



Seit dem Erfolg der „Tribute von Panem“ sind Zukunftsromane, besonders solche, die sich mit Dystopien beschäftigen wieder stärker gefragt. Hier nun der Beitrag aus dem Hause LYX: „Flammen über Arcadion“ ist der erste Teil der Carya Trilogie aus der Feder von Bernd Perplies, die ebenfalls in einer finsteren Zukunft spielt.  
 
Für Bernd Perplies neue Trilogie hat sich der LYX-Verlag für eine opulente Aufmachung entschieden: Ein fester Einband mit Schutzumschlag und Lesebändchen. Diesmal ist es jedoch kein reines Fantasy Spektakel wie Tarean oder Urban Fantasy vor Historischem Hintergrund die bei Magierdämmerung thematisiert wird. Diesmal geht es um eine düstere Dystopie nach einem verehrenden nuklearen Krieg. 
Die Stadt Arcadion, in der sich ein Großteil der Handlung abspielt, wird von der totalitären Theokratie des Lux Dei beherrscht. Solange man dem Regime treu ergeben ist und die allgegenwärtige Propaganda nicht öffentlich kritisiert, ist man vor Repressalien durch die Inquisition sicher. Für viele Einwohner der Stadt Arcadion bedeutet dies ein bequemes Leben relativen Wohlstandes. Hauptziel der Repressalien sind vor allem künstlich geschaffene Menschen, sogenannte Invitros. Den Begriff hat sich der Autor aus der Fernsehserie „Space: Above and Beyond“ aus den Neunzigern ausgeliehen, in der künstlich geschaffene Menschen ähnliche Aufgaben erfüllten. Die Thematik um die Invitros beherrscht das Buch zunächst, bis Carya ein Attentat verübt und sich der Handlungsschwerpunkt völlig auf sie und den Templer Jonan verlagert.  Wer sich ein Bild von Arcadion machen möchte findet beim Aufschlagen des Buches auf den ersten beiden Seiten respektive auf den letzten beiden Seiten einen kleinen optischen Eindruck der Stadt. Da Bernd Perplies wie auch schon in seinen anderen Romanen das Kopfkino zu inspirieren weiß, ist es mir nicht schwergefallen, die Stadt vor meinem geistigen Auge erstehen zu lassen. Die Stadt hat ein sehr reales und bekanntes Vorbild, und der Wiedererkennungswert ist sehr hoch, da auch heute bestehende Gebäude die Stadtlandschaft von Arcadion prägen. 
Ein Blick auf die Protagonistin verrät das Zielpublikum. Die Hauptperson Carya ist eine junge Frau, die durch äußere Umstände gezwungen wird aus ihrem angepassten, gut bürgerlichen Leben auszubrechen. Der Roman folgt zunächst zwei Handlungssträngen. Der eine befasst sich mit der Hauptfigur, der jungen Carya, die sich gezwungen sieht, einen Anschlag auf hochrangige Inquisitoren zu verüben. Schon bald zeigt sich, zur Überraschung der Figur und des Lesers, dass die junge Frau nicht das ist, was sie zu sein scheint. So kann sie in Notsituationen auf Fähigkeiten zurückgreifen, die sie eigentlich nicht haben sollte. Hinzu kommen ein eiserner Überlebenswille und eine erstaunliche Kaltblütigkeit, die dem Leser Rätsel aufgeben und für mich die Figur etwas an Sympathie  einbüßen lässt.  
Der zweite Handlungsstrang folgt dem desillusionierten Templersoldaten Jonan, der, mit dem wahren Gesicht des Systems ständig konfrontiert, seine Rolle und seine eigenen Handlungen mehr und mehr in Frage stellt. Seinen Motivationen konnte ich erheblich mehr Verständnis entgegenbringen als der weiblichen Hauptperson. Es zeichnet sich aber ab, dass der Autor eine Antwort für das Verhalten Caryas in Zukunft geben wird.
Die beiden Handlungsstränge kreuzen sich mehrfach, bis Jonan schließlich desertiert und Carya bei ihrem Kampf gegen den Orden des Lux Dei unterstützt. Gemeinsam suchen Sie verbündete und nach einer Möglichkeit sich dem Zugriff der Inquisition dauerhaft zu entziehen. Da sich der Roman vornehmlich an junge Frauen richtet, hat der Autor eine zaghafte Liebesgeschichte zwischen den beiden Hauptprotagonisten in die Handlung eingebaut. Der Autor lässt den Personen aber nur wenig Zeit, sich über ihre Gefühle füreinander klar zu werden, geschweige sie denn ausgiebig auszuleben. Gejagt von der Inquisition und getrieben von dem Verlangen Caryas Eltern aus der Haft zu befreien, geht dieser Aspekt meiner Meinung nach ein klein wenig unter. Etwas gestört hat mich, dass die beiden relativ schnell und unkompliziert ein ansehnliches Ensemble Verbündeter um sich scharen können. Die Verbündeten lassen sich allzu bereitwillig auf ein extrem gefährliches Spiel ein, das nicht wenige im Verlauf des Romans mit dem Leben bezahlen müssen. Etwas mehr offensichtlichen Widerwillen und Verrat hätte ich mir hier schon gewünscht. So fällt den meisten der so eingesetzten Nebenfiguren die Rolle der Redshirts zu, die der Autor opfert, um zu demonstrieren, wie unmenschlich der herrschende Orden des Lux Dei vorgeht. 
Was keineswegs zu kurz kommt ist die Action. Das schöne Lesebändchen kam bei mir nur sehr selten zu Einsatz, da ich das Buch fast in einem Rutsch durchgelesen habe. Ständig gab es neue mehr oder weniger unerwartete Wendungen, die immer wieder weiter zum Lesen animierten.
Wie schon in Magierdämmerung hat auch hier der Autor ein paar „Ostereier“ in seinem Roman versteckt. Diesmal wurde ein Nachname auch schon von einer Person in Magierdämmerung getragen. Ob es sich dabei um einen Nachfahren handelt? 
 
Fazit: „Flammen über Arcadion“ ist sehr schön geschrieben und liest sich sehr flüssig. Die Geschichte der jungen Carya, die sich gegen ein Unrechtsregime nach einer Atomaren Apokalypse auflehnt, ist ein radikaler Schauplatzwechsel zu den anderen Büchern von Bernd Perplies.  Die Aufmachung des Buches ist opulent und inhaltliche Schwächen konnte ich keine gravierenden ausmachen. Die Personen sind gut aufgearbeitet und die Handlung ist in sich schlüssig, ohne grobe Logikfehler aufzuweisen. Für ein über 500 Seiten starkes Buch mit festem Einband ist der Preis von 19,99 € angemessen. Das Amazon die Kindel-Edition für 18,99 € verkauft, lässt mich allerdings erneut davor zurückschrecken mir einen anzuschaffen. Wer gespannt auf die Fortsetzung „Im Schatten des Mondkaisers“ ist, muss sich bis März 2013 gedulden.

                       
Flammen über Arcadion 
Science Fiction Roman   
Bernd Perplies 
LYX 2012
ISBN: 978-3802586378 
515 S., Taschenbuch, deutsch
Preis: EUR 19,99 

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Mittwoch, 21. August 2013

Derrick Storm -Drei Novellen: Sammelband

Diese Rezension konnte ich nicht beim Ringboten veröffentlichen, da die Thematik zur dortigen Zielgruppe nicht passt. Eigentlich schade, denn beim Lesen bekam ich Lust, wieder einen Blick in meine Ausgabe des Millienums End  Rollenspiels zu werfen. Es muss ja nicht immer das Mittelalter, Mittelerde oder Star Wars und Star Trek sein. Leider hat sich im Bereich Spionage und Thriller kein Rollenspiel dauerhaft etablieren können.

Derrick Storm -Drei Novellen: Sammelband


Der Autor Richard Castle ließ zum Auftakt der Fernsehserie „Castle“ die Romanfigur des Derrick Storm aus Frust sterben. Mit den hier in einem Band zusammengefassten drei Novellen kehrt dank des Cross Cult Verlages der ehemalige CIA-Mann und Privatdetektiv nach seinem vorgetäuschten Tod ins Leben als Mitarbeiter des US-Auslandsgeheimdienstes zurück. Im ersten Teil „Ein Sturm zieht auf“ wird Sturm reaktiviert um in einem Entführungsfall den Stiefsohn eines einflussreichen US-Senators in Washington zu ermitteln. Schnell wird klar, dass hinter der Entführung mehr steckt. Als perfekten Counterpart bekommt er auch noch die FBI Agentin April Showers zur Seite gestellt, mit der er schnell aneinander gerät. Der Schnüffler sieht sich mit einem Netz aus Lügen und Intrigen konfrontiert, welches er routiniert entwirrt. Die Handlung wird, wie auch die beiden anderen Novellen auf etwas mehr als 100 Seiten erzählt.


Die Zweite Novelle „Im Auge des Sturms“ führt das ungleiche Paar Storm und Showers nach Großbritannien. Ein im Exil lebender russischer Oligarch soll den Beiden Auskünfte über die Ereignisse in Washington geben.
Stattdessen werden die beiden in eine internationale Verschwörung hineingezogen. Alles scheint sich um einen sagenhaften Goldschatz aus den letzten Tagen der Sowjetunion zu drehen, der irgendwo in Russland versteckt wurde. Die dritte Novelle „Vom Sturm getrieben“ führt Storm dann auch in die ehemalige Sowjetunion, wo ihn ein paar sehr unliebsame Überraschungen und Erkenntnisse erwarten.
Über die drei Novellen hinweg inszeniert der Autor einen Techno-Thriller. Die Bände sind gut recherchiert und auch routiniert umgesetzt. Richard Castle hat den Plot gut durchdacht und die meisten logischen Fehler ausgeschlossen. Die Handlung ist sehr linear und auch bei der Lösung der Hintergründe ist man als aufmerksamer Leser schnell bei der Lösung des Falles dran. Das Ganze ist solide aufbereitet, aber hier wird das Rad beileibe nicht neu erfunden. Bei den Charakteren greift er auf vor allem auf Stereotypen zurück. Machtbesessene und korrupte Politiker, Intrigante Geheimdienstleute, die ihre wahren Absichten hinter dutzenden von Lügen verbergen, sadistische Folterknechte, die Liste ließe sich beliebig erweitern. Für Charakterentwicklung bei den Nebenpersonen bleibt bei knapp dreihundert Seiten auch kaum Platz. Eine Entwicklung findet daher vor allem zwischen den beiden Hauptprotagonisten statt.

Der abgeklärte Vollprofi Derrick Storm trifft auf die hochtalentierte und nicht minder clevere FBI Agentin April Showers. Storm der sich seine Brötchen bei der CIA mit dem Aufspüren von Personen verdient hat, und sich selten um Recht und Gesetz gekümmert hat, gerät natürlich mit der idealistischen Bundesagentin aneinander. Die beiden bilden ein gutes Team, aber Storm lässt keine Möglichkeit aus, mit lahmen anzüglichen Sprüchen seine Partnerin aus der Reserve zu locken. Dass sich dann doch etwas daraus zu entwickeln scheint ist wohl Storms Hartnäckigkeit zu verdanken.
Die Handlung insgesamt wird noch von einem Trauma überschattet, das Storm von einem Missglückten Einsatz verblieben ist. Die Verarbeitung dieses Traumas macht eigentlich Storms ganze Entwicklung aus. April Showers dagegen scheint auf den zweiten Blick den Beruf verfehlt zu haben. Die gute hätte besser gleich bei der CIA anheuern sollen. Bei mir wurde durch den vorliegenden Techno-Thriller  wieder das Interesse an Spionagerollenspielen wie Spycraft 2.0, Milleniums End  und das Urgestein „Top Secret“ aus den frühen Achtzigern geweckt.

Fazit: Derrick Storm Drei Novellen bietet alles was man sich von einem Techno-Thriller erwarten darf. Gut recherchiert und arrangiert, krankt die Handlung meiner Meinung nach etwas daran, dass die Charaktere zu eindimensional geraten sind. Tatsächlich kommt aber auch wieder das Kalte Kriegs Feeling auf, dass man von den Thrillern alter Schule kennt.

                 
Derrick Storm – Drei Novellen
Bücher zu Filmen/Serien/Thriller  
Richard Castle   
Cross Cult 2013
ISBN: 978-386425289
328 S., Taschenbuch, deutsch
Preis: EUR 12,80

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Dienstag, 20. August 2013

James Bond 007 Band 08 In tödlicher Mission

James Bond hat, seit sich Ian Flemming den Agenten mit der Lizenz zum töten ausgedacht hat nichts von seiner Popularität eingebüßt. Nicht alles ist wie in den allseits bekannten Filmen, Aber ich bin mir sicher es lohnt sich. Der Originaltitel lautet "For your eyes only". Das gilt auch für die Leser des Lesesofas




James Bond 007 Band 08 In tödlicher Mission


Der achte Bond-„Roman“ aus Ian Flemings Feder ist eine Sammlung von fünf Kurzgeschichten, die untereinander nichts miteinander zu tun haben.
Es ist Mitte der fünfziger Jahre. Der kalte Krieg ist im vollen Gange und Bond kämpft im Spionagekrieg an vorderster Front. Viele der Titel der Kurzgeschichten haben sich als Filmtitel verewigt. Der Inhalt schlägt sich im Kino jedoch allenfalls in einzelnen Versatzstücken nieder.
Die erste Kurzgeschichte trägt den Titel „Im Angesicht des Todes“ und ist eine typische Spionagegeschichte, die perfekt in den Kontext des Kalten Krieges passt. James Bond befindet sich auf dem Rückweg von einer schief gelaufenen Mission. Da erhält er von M.  einen neuen Auftrag. Ein britischer Motorradkurier, der im Auftrag der NATO wichtige geheime Unterlagen transportierte wurde auf offener Strecke überfallen und sein Leichnam gründlich geplündert. Die zuständige NATO-Stelle hat den Fall untersucht und dann zu den Akten gelegt. Aber Bond gibt nicht auf und ermittelt auf eigene Verantwortung weiter. Dabei begibt er sich in tödliche Gefahr.

Die zweite Geschichte trägt den gleichen Titel wie dieser Sammelband. Im Umfeld der Machtübernahme Castros auf Kuba kommen Kriminelle nach Jamaika und versuchen mit unsauberen Methoden Grundbesitz zu erwerben. Ein britisches Ehepaar wird im Zuge einer dieser Aktionen ermordet. James Bond bekommt den Auftrag den Verantwortlichen, dem man den Mord nicht nachweisen kann, unschädlich zu machen. In dieser Geschichte wird Bond zum Werkzeug eines Racheplans gemacht. Der Agent plant die Ermordung eines Altnazis und seiner Schergen. Dabei muss er feststellen, dass noch andere ein Interesse am Ableben der Schurken hat. Diese Geschichte ist ein echter Klassiker, in der Bond seine Lizenz zum töten weidlich ausleben kann.
Die Geschichte „Ein Quantum Trost“ schlägt hier völlig aus der Reihe. Zum einen hat die Geschichte mit dem Film nur den Titel gemeinsam. Bond nimmt hier nur Nebenrolle ein. Er ist gezwungen  mit dem Gouverneur von Bermuda etwas Smalltalk zu betreiben. Als er erklärt, dass er wohl am ehesten eine Stewardess heiraten würde, bekommt er von diesem auf den nächsten 34 Seiten eine passende Geschichte serviert. Diese hat mit Spionage überhaupt nichts zu tun und handelt von einer in die Brüche gegangenen Beziehung und der Rache eines gehörnten Ehemanns. Das Ganze ist ein Ausflug in die Zeit, als das britische Empire kurz vor seinem endgültigen Niedergang stand.  Die Kolonialen Beamten leben eine biederen Lebensstil in Ihren Clubs und pflegen gesellschaftlichen Umgang. Eine fremdgehende Frau ist da einer Kariere schon sehr hinderlich.  Dass Bond nie eine Stewardess geheiratet, ist wohl den Schilderungen des Gouverneurs geschuldet.

„Risiko“ ist der Titel der vierten Geschichte. Bond reist nach Italien, um einen Drogenschmugglerring auszuheben und deren Boss zu töten, wie üblich ist aber nicht alles so, wie es zunächst den Anschein hat. Bond gerät dabei zwischen die Fronten zweier konkurrierender Gangsterorganisationen. Ian Fleming lässt Bond auch mal Verbrecher jagen. Flemming hat in diesem Fall das offensichtliche Ziel für Bonds Auftrag bewusst sehr charismatisch beschrieben. Ein Gauner mit einem Herzen aus Gold, das lässt auch James Bond zögern diesen zu erledigen.

Den Abschluss der Anthologie macht die Geschichte „Die Hildebrand Rarität“. Diesmal folgt Bond keinem bestimmten Auftrag. Der Geheimagent gerät in den Einflussbereich des amerikanischen Millionärs Milton Krest. Der Mann sucht einen seltenen Fisch und Bond begleitet ihn auf diese Expedition. Der versnobte Unsympath Krest reizt und beleidigt  jeden in seinem Umfeld bis auf Blut. Seine schöne Ehefrau hat unter den gewalttätigen Ausbrüchen ihres Mannes zu leiden. Als eines Nachts jemand seinen Frust mit tödlichem Ausgang an Krest auslässt, ist Bond gezwungen, die ganze Sache zu vertuschen.

Fazit: Es ist eine schöne Sammlung von fünf Geschichten, die Ian Flemming zusammengestellt hat. Ein nostalgischer Ausflug in die Fünfziger, die wunderbar übersetzt wurden. Selbst die Geschichte „Ein Quantum Trost“, in der Bond nur eine unbeteiligte Randfigur ist, ist sehr lesenswert. Wie bei Flemming üblich wird Action nur dann eingesetzt, wenn sie sachdienlich ist und den Plot vorantreibt. Die Geschwindigkeit der Geschichten ist konstant und versucht nie sinnlos Effekte  zu erhaschen. Die neue Übersetzung überzeugt mich sehr. Hier werden die fünfziger Jahre wieder lebendig.

Jamens Bond 007 Band 08 In tödlicher Mission

Film-/Spionageroman
Ian Flemming
Cross Cult 2013
ISBN: 978-3864250842
267 S., Taschenbuch, deutsch
Preis: EUR 12,80

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Andis Lesesofa ab jetzt auch mit Buchcovern

Ich war mir nicht ganz sicher ob man ohne weiteres die Buchcover für Rezensionszwecke nutzen darf, deshalb habe ich mich beim Cross Cult Verlag nochmals rückversichert. Dort hat man mir ausdrücklich die Erlaubnis zur Nutzung erteilt. 

Ab jetzt schmücken die schicken Buchdeckel auch meinen Blog.

Montag, 19. August 2013

Heute zu Besuch auf dem Lesesofa: Dr. Who

Eine weitere Rezension die am 05.08.2013 beim Ringboten veröffentlicht wurde.

Doctor Who: Rad aus Eis

Doctor Who? Genau der! Was in den 1960ern als Fernsehprogramm der BBC begann, hat sich auch hierzulande zum Britkult entwickelt. Und so kommt der spleenige Doctor mit seiner Tardis zum ersten Mal seit langer Zeit auch wieder in die heimischen Bücherregale.

Es ist nun fünfzig Jahre her, seit der Doctor das erste Mal im Programm der BBC über den Bildschirm flimmerte. Das Jubiläum ist für den Cross-Cult-Verlag Grund genug, den Zeitreisenden in der Polizeinotrufzelle in ein besonderes Schlaglicht zu setzen. Für den Roman aus der Feder von Stephen Baxter hat der Verlag eine sehr hochwertige Verarbeitung gewählt. Das stabile Hardcoverbuch mit dem griffigen, schweren Papier und dem Schutzumschlag machen einen sehr guten Eindruck in meinem Bücherregal. Hier bleiben bei mir keine Wünsche offen.

Die Handlung entführt den Leser in die Zeit der zweiten Inkarnation des Doctors, der in der Serie von Patrick Troughton dargestellt wurde. Begleitet wird der Doctor auf diesem Abenteuer von James McCrimmon, genannt Jamie, der sich dem Doctor in der Episode „Highlanders“ anschloss, und Zoe Heriot, die sich im Anschluss an die Episode „Wheel in Space“ an Bord der Tardis geschlichen hat. Das Schiff, das dauerhaft das äußere Erscheinungsbild einer Polizeitelefonzelle angenommen hat, stößt auf eine Raum-Zeit-Störung. Im Orbit um einen Saturnmond besteht eine frühe Bergbaukolonie, welche seltene Erze für die rohstoffhungrige Erde abbaut. Das Rad aus Eis, wie die Station genannt wird, ist in jeder Hinsicht Flickwerk. Die einzelnen Sektionen sind aus ausgedienten Raumschiffen und verbrauchten Raketenstufen oder örtlichen Eisasteroiden zusammengesetzt worden.

Ähnlich instabil ist auch das soziale Gefüge der Kolonie im Weltraum. Baxter macht als Grundlage für die Gesellschaft Anleihen bei Aldous Huxleys „Schöne neue Welt“, das als zeitloser Klassiker immer wieder gerne für Buchbesprechungen in der Oberstufe genommen wird. Das hier genutzte System verzichtet zwar auf die künstliche Zeugung und die umfassende Indoktrination, steckt die Bewohner jedoch in einzelne soziale Kategorien, die man gleich an der Farbe der Kleidung erkennen kann. Soziale Spannungen und auch Unruhen sind damit vorprogrammiert. Plötzlich auftretende Sabotageakte gefährden das Bergwerk und die Station. Angeblich lauern unheimliche Wesen in den dunklen Ecken des „Rads aus Eis“.

Der Doctor und seine Begleiter versuchen hinter das Mysterium zu kommen, das die Station umgibt. Keine leichte Aufgabe in einem Klima, das von gegenseitigem Misstrauen geprägt ist. Die Bewohner machen die Besatzung der Tardis dann auch schnell für die hiesigen Probleme verantwortlich. Des Rätsels Lösung sieht derweil ganz anders aus, als alle dachten. Und derjenige, der hinter den Ereignissen steckt, hat die Macht, die Station zu zerstören und alle zu töten.

Die Geschichte ist gut geschrieben und hat keine logischen Bugs. Baxter hat sich im Vorfeld eine Menge Gedanken um eine plausible Story gemacht. Außerdem hat der Autor darauf geachtet, dass sich das Umfeld an den technischen Möglichkeiten der näheren Zukunft orientiert. So wird an Bord des Rades Schwerkraft in Form von Zentripetalkraft simuliert. Und die Bewohner recyceln alles, was sie an Rohstoffen haben oder gewinnen Nahrungsmittel mit hydroponischen Gärten. Das fand ich richtig gut.

Von den Charakteren gefiel mir Jamie noch besser als der Doctor, und den fand ich schon gut. Zoe dagegen war ein wenig arg voreingenommen und besserwisserisch. Was mir ebenfalls zugesagt hat, waren die vielen Bezüge auf die britischen Inseln. Ein Roboter mit schottischem Akzent und ein Highlander, der bei jeder Gelegenheit über die Engländer herzieht, sind nur ein kleiner Ausschnitt, der hier geboten wird.

Natürlich hat Baxter das Rad mit dieser Geschichte nicht neu erfunden. Die Handlung folgt einem klassischen Muster. Auch verläuft sie recht linear. Auf Rückblenden und andere Kunstgriffe wird größtenteils verzichtet. Doch das schmälert das Lesevergnügen nicht.

Fazit: Dr. Who ist Kult – auch fünfzig Jahre nachdem die Tardis ihre erste Reise über den Bildschirm antrat. Der erste „Dr. Who“-Roman in zwanzig Jahren, der auf Deutsch veröffentlicht wird, bringt den Kult in den Lesesessel. Der Preis für das opulente Hardcoverbuch mit dem coolen Schutzumschlag ist angemessen. Es bleibt zu hoffen, dass Cross Cult auch noch andere Bücher mit dem Doctor veröffentlicht.


Dr. Who Rad aus Eis
Film/Serien-Roman
Stephen Baxter
Cross Cult 2013
ISBN: 978-3-86425-195-5
413 S., Hardcover, deutsch
Preis: EUR 22,00

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Sonntag, 18. August 2013

Star Trek – Typhon Pact 1: Nullsummenspiel

Die ist eine meiner neuesten Rezensionen, die am 27.07.2013 beim Ringboten veröffentlicht wurde. Der Text entspricht  genau dem dort veröffentlichten. Für diejenigen, die das Buch vielleicht kaufen möchten habe ich einen Link zu Amazon gesetzt.

Die „Typhon Pact“-Reihe wird vom Verlag Cross Cult nach den Romanen des „Destiny“-Cross-Overs als ein weiterer Meilenstein im „Star Trek“-Universum angepriesen. Mir liegt hier der erste Roman der Reihe vor und man kann gespannt sein, ob der Roman die vollmundigen Versprechen hält.
Nach dem ersten großen Cross Over in der „Destiny“-Trilogie, in der die Bedrohung durch die Borg unter horrenden Verlusten beendet wurde, hat sich das Gesicht der Föderation und Situation zu ihren Nachbarn gewandelt. Ein neues Bündnis, der Typhon-Pakt, der sich unter anderem aus Romulanern, Gorn, Tholianern und Breen zusammensetzt, ist der Sternenflotte militärisch ebenbürtig. Zum Auftakt stiehlt ein Spion des Paktes die geheimen Pläne für den neuen Quantum-Slipstream-Antrieb, dessen Weiterentwicklung die Raumfahrt revolutioniert. Dieser neue Antrieb ist der einzige wirkliche Vorteil, den die Föderation gegenüber dem Typhon-Pakt noch hat. Schon bald mehren sich die Anzeichen, dass die Breen die gestohlenen Pläne für den Bau eines Prototypen mit dem neuen Antrieb benutzen.

Die Föderation ist besorgt genug, um ein Team in den Raum der Breen zu entsenden, um den Prototypen zu zerstören. Die Agenten bekommen alle Vollmachten, inklusive der „Lizenz zum Töten“. Und wer ist der Mann, der auf diese gefährliche Mission geschickt wird? Genau: Dr. Julian Bashir, der genetisch aufgewertet Arzt der Raumstation DS9, der schon während der Serie öfters mit Geheimdienstoperationen betraut war. Da auf DS9 gerade Ruhe eingekehrt ist und der Doktor in einer klassischen Midlife-Crisis steckt, kommt ihm das Angebot des Geheimdienstes ganz recht. Als Partnerin an seiner Seite steht die ebenfalls genetisch aufgewertete Sarina Douglas, welche den Fans aus den DS9 Episoden „Statistische Wahrscheinlichkeiten“ und „Sarina“ bekannt sein dürfte.
 

Die beiden sollen als Breen getarnt das Schiffsbauprojekt der geheimnisvollen Rasse sabotieren. Klingt verrückt? Ist es auch. Der Plan, jemanden in eine Kultur einzuschleusen, über die man so gut wie gar nichts weiß, ist schon sehr verwegen. Dass der Geheimdienst auf Leute zurückgreift, die in der Föderation wegen ihrer genetischen Aufwertung stigmatisiert werden, gerade weil sie schneller, intelligenter und anpassungsfähiger sind als normale Menschen, ist schon harter Tobak. Das ganze Unternehmen ist ein reines Himmelfahrtskommando. Der Freizeitspion Bashir ist als James-Bond-Verschnitt mit der Lizenz zum Töten für mich auch nicht wirklich überzeugend. Dass er sich auf dieses dubiose Abenteuer einlässt, ist wohl seiner Zuneigung zu Sarina geschuldet, die er für intellektuell ebenbürtig erachtet. Auch die momentane Orientierungslosigkeit und rastlose Ruhe tragen zu seiner Entscheidung bei.
 

Während der Leser nun den beiden Agenten auf eine Reise zu den mysteriösen Breen begleitet, kann er sich auf einen Ausflug zu einem Volk gefasst machen, das bisher ein unbeschriebenes Blatt im „Star Trek“-Kanon war. Nun setzt Mack ein Schlaglicht auf dieses geheimnisvolle Volk.  Dabei hat er sich einen paranoiden Überwachungsstaat ausgedacht, der im „Star Trek“-Universum seinesgleichen sucht. Aber auch hier gibt es Dissidenten, die bereit sind, gegen das bestehende System aufzubegehren. Bashir und Sarina gelingt es, mit diesen Kontakt aufzunehmen. Schließlich finden sie die geheime Werft, in der der Prototyp gebaut wird.
 

Während Bashir spioniert, wird an der Grenze zum Typhon-Pakt patrouilliert. Captain Ezri Dax, die den modernen Kreuzer Aventine kommandiert, wartet darauf, die Agenten im Bedarfsfall aufzulesen, wenn diese ihre Mission abschließen. Dabei wird sie von einer Flotte des Paktes beschattet. Ezri muss sich etwas einfallen lassen, wenn sie von den feindlichen Schiffen nicht aufgehalten werden möchte und ihr läuft die Zeit davon.
 

Der Roman ist ein klassischer Agententhriller im „Star Trek“-Kleid. Statt Bashir könnte auch James Bond durch die Kulisse wandern, um das geheime Labor eines Superschurken, der im Dienste der Sowjets steht, aufzuspüren. Sarina macht sich jedenfalls als Bond-Girl ziemlich gut. Sie ist effizient und kaltblütig und genau der Typ Frau, auf die der Arzt von DS9 steht. Gegen sie wirkt Bashir aber richtig unbeholfen.
 

Die beiden bekommen dann auch ordentliche Action ab. Die Handlung verläuft allerdings ziemlich linear, und David Mack hat logische Bugs in der Story vermieden. Okay, manche Aktionen sind verrückt und ließen mich mit den Augen rollen. Aber dafür sind die Agenten ja auch genetisch aufgemotzt und mit allerlei technischen Finessen ausgestattet. Nur ein „Bondshuttle“ hat noch gefehlt. Der Kalte Krieg mit seinen Mindgames kommt jedenfalls gut rüber, was auch die gelegentlichen Abstecher auf das politische Parkett unterstreichen, wenn der Leser der Föderationspräsidentin über die Schulter schauen darf.
 

Besonders gefreut hat mich die Liebe zum Detail, die der Autor bei dem Entwurf der Zivilisation der Breen entwickelt hat. Wie weit es die Breen im Bezug auf das „Star Trek“-Universum gebracht haben, zeigt auch ein Essay aus der Feder des Autors und Übersetzers Christan Humberg, der zuletzt die Romane der letzten DS9 Reihe übersetzt hat. Hier wird der Entwicklungsbogen der Breen gespannt: von der ersten beiläufigen Erwähnung zur großen Bedrohung der Föderation. Für ein Cross-Over habe ich bisher nur die Beteiligung anderer Charaktere jenseits der DS9-Besatzung vermisst. Aber das kommt bestimmt noch.

Fazit:
 „Nullsummenspiel“ vermischt DS9 mit einem Agententhriller vor der Kulisse eines Kalten Krieges. Der Roman ist stimmig und spannend geschrieben. Der Auftakt ist sehr vielversprechend und ich bin gespannt, was als nächstes kommt. Die Idee mit dem genetisch verbesserten Julian Bashir als James-Bond-Verschnitt ist im Kontext zum bisherigen Kanon nur konsequent. Mit den Idealen, die Gene Roddenberry für seine Föderation einmal im Sinn hatte, hat das alles aber nur noch wenig zu tun. Die Föderation gleicht hier mehr dem Bild, das man heutzutage von den Vereinigten Staaten von Amerika hat.

Star Trek – Typhon Pact 1: Nullsummenspiel
Film/Serien-Roman
David Mack
Cross Cult 2013
ISBN: 978-3864251948
 
310 S., Taschenbuch, deutsch
Preis: EUR 12,80.

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Samstag, 17. August 2013

James Bond 007 Bd. 7. Goldfinger

Diese Rezension habe ich zeitgleich auch auf Amazon.de veröffentlicht. Viel Spaß beim Lesen.


James Bond 007 Goldfinger


Ian Flemming bringt uns im siebten Bond-Roman mit „Goldfinger“ zurück in die Zeit des kalten Krieges. Es ist 1959 James Bond befasst sich mit Spionage im Auftrag seiner Majestät und hat dabei nicht nur die bösen Sowjets zum Feind. Ein besonderer Schurke gerät in das Visier von Bond und dem MI6: Auric Goldfinger, ein Verbrecher, der bis über beide Ohren in kriminelle Machenschaften verstrickt ist. Immer auf seinen eigenen Vorteil bedacht und verschlagen, denkt der Schuft immer zwei Schritte voraus. Keine Gaunerei ist dem Mann zu klein und er geht dabei immer mit der gleichen Sorgfalt vor, sei es ein kleiner Betrug beim Kartenspiel oder ein großer Clou. Er ist mehr oder weniger das krasse Gegenteil von Bond, und diesem auch auf Anhieb unsympathisch. Nachdem die beiden schon einmal aneinander geraten sind, bekommt Bond den Auftrag der Bank of England herauszufinden, was einer der reichsten Männer des Landes mit seinem unrechtmäßig erworbenen Vermögen vor hat. Und so fängt ein gefährliches Spiel, in dem Bond immer tiefer in die Machenschaften des von Gold besessenen  Verbrechers. Schließlich stellt sich heraus, dass Goldfinger nicht nur den größten Goldraub in der Geschichte plant, sondern auch einen Massenmord im ganz großen Stil plant.

Die Geschichte ist sehr linear angelegt und folgt dem klassischen Muster. Der übermächtige Schurke wird in einem zähen und langen Ringen vom Helden besiegt. Zum Lohn erhält der Held die Frau als Preis. Ich gebe zu, dass ist jetzt von mir sehr überspitzt vereinfacht dargestellt.  Das erste Treffen der beiden wird von Junius Du Pont herbeigeführt, der den Lesern bereits aus "Casino Royale"  bekannt ist. Ohne Umschweife führt Eins zum Anderen und Flemming verfolgt selbst mit den Nebenschauplätzen den Hauptspannungsbogen. Bond und Goldfinger liefern sich ein Duell nach dem anderen. Man gibt sich höflich distanziert und versucht im gleichen Atemzug den anderen mit unsauberen Tricks aus dem Feld zu werfen. Der Grund warum Bond nicht bei der ersten Gelegenheit von Oddjob, dem kultigen koreanischen Handlanger Goldfingers, dessen Stahlband im Bowler spätestens seit der Verfilmung unter der Regie von Guy Hamilton legendär ist, liegt wohl darin, dass er in Bond einen annähernd intellektuell ebenbürtigen Gegner sieht. Im Film konnte man Sean Connery als James Bond, Honor Blackman als Pussy Galore und Gert Fröbe als Auric Goldfinger bewundern. Die cineastische  Umsetzung setzt den Stoff fast unverändert um und mehr als einmal hatte ich das Gesicht von Gerd Fröbe vor meinem geistigen Auge, der mit Sean Connery seine kleinen Mindgames spielt.
Dabei ist der Bond im Buch kein strahlender Held, der die Welt vor den Machenschaften des gnadenlosen Schurken bewahren möchte. Bond ist vielmehr ein Kind seiner Zeit, und teilt so manche bigotte Ansicht seiner Zeitgenossen. So sieht er zum Beispiel in den Koreanern, die Goldfinger in seiner Organisation beschäftigt, wenig mehr als Tiere. Die Action, die in vielen Bond Verfilmungen eine gewichtige Rolle einnehmen, findet sich hier nicht. Fleming setzt damit nur wohl dosierte Akzente um Spannung aufzubauen und den Plot voranzubringen.

Fazit:
James Bond  ist auch in Buchform Kult. Hier treffen zwei ebenbürtige Gegner aufeinander. Goldfinger ist ein gerissener Schurke, dem Bond oft nur mit Glück Paroli bieten kann. Obwohl die Geschichte beständig vorangetrieben wird und nie auf der Stelle tritt, werden reine Actionszenen nur wohldosiert und Punktgenau eingesetzt. Atemlose Action sieht gewiss anders aus. Aber hier geht es ja um den gediegenen James Bond und nicht um Jason Bourne. Goldfinger ist mein persönlicher Favorit unter den Büchern dieser Reihe.

James Bond 007 Bd. 7. Goldfinger 
Autor: Ian Flemming
Verlag Cross Cult 2013
ISBN: 9783864250828
393 S., Taschenbuch, deutsch
Preis: EUR 12,80

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