Star Trek – Vanguard 4: Offene Geheimnisse
Der Weltraum… ist hier im vierten Band der Reihe um die
Raumstation Vanguard Schauplatz eines Wettlaufs zwischen der Föderation und den
Klingonen um die Geheimnisse einer uralten Zivilisation in der Taurusregion. Es
scheint so, als ob beide Seiten gewillt sind, deswegen einen Krieg zu
riskieren. Ob es dazu kommt, erfährt man hier...
Im letzten Band der „Vanguard“-Reihe überschlugen sich die
Ereignisse, als sich die uralten Bewohner der Taurus Region, in der die
Raumstation Vanguard gebaut wurde, den rivalisierenden Gruppierungen – den
xenophoben Tholianern, den kriegerischen Klingonen und der Föderation –
offenbarten und die Kolonie Gamma Tauri IV auslöschten. Commodore Reyes, der
Kommandant von Vanguard, sah sich gezwungen, mittels eines schweren
Bombardements alles Leben auf dem Planeten zu vernichten. Nachdem er, von
Gewissensbissen geplagt, dem Journalisten Tim Pennington die Möglichkeit
gegeben hat, einen Artikel über die Bedrohung unzensiert zu veröffentlichen,
wurde er von seinem Kommando entbunden und angeklagt.
Nunmehr tritt der Konflikt der Föderation mit den Tholianern
in den Hintergrund angesichts einer sich immer schneller drehenden Spirale der
Gewalt zwischen den Klingonen und der Föderation. Die Taurus Region zählt dabei
zu einem der Brennpunkte, und der oberste Diplomat der Föderation in diesem
Bereich des Weltraums, Botschafter Jetanien, findet sich in einer sehr
schwierigen Situation wieder, als er versucht, den fragilen Frieden zwischen
den beiden rivalisierenden Mächten zu bewahren.
T’Prynn, die Geheimdienstoffizierin, die in den
vorangegangenen drei Bänden stetig mit vielschichtigen Intrigen und
Vertuschungsversuchen beschäftigt war, um die wahre Mission der Sternenflotte
in der Taurusregion geheim zu halten, kämpft nunmehr einsam und allein gegen
den in ihrem Verstand gefangenen Geist ihres Verlobten, den sie vor Jahren in
einem rituellen Zweikampf tötete. Die Umstände und Ereignisse im dritten Band,
„Ernte den Sturm“, sorgten dafür, dass sie in ein Koma fiel. Der Nachfolger von
Diego Reyes, Admiral Heiachiro Nogura, muss also – vielleicht zu seinem Glück –
auf die Dienste T’Prynns verzichten.
Verzichten muss der Leser auf den sympathischen Schurken
Cervantes Quinn. Dieser nimmt diesmal eine Auszeit, eine Entwicklung, die mir
persönlich nicht so gefallen hat. Stattdessen wird diesmal der Fokus auf Doktor
M’Benga und Tim Pennington gelegt, die sich beide aus unterschiedlichen Gründen
um die Gesundung T’Prynns bemühen.
Währenddessen treibt die Wissenschaftlerin Dr. Carol Marcus
zusammen mit dem Sternenflottenoffizier Ming Xiong die Forschungen rund um das
Taurus-Meta-Genom weiter voran. Ein unerwarteter Überläufer und ein seltsames
Artefakt geben ihnen dabei entscheidende Hinweise, die zu einer Entschlüsselung
der Geheimnisse der Shedai führen könnten.
Im Verlauf der Handlung weichen diesmal hinterlistige
Intrigen erheblich direkteren Aktionen. Die Klingonen werden von mal zu mal
mutiger in ihren Provokationen – alles vor dem Hintergrund der Ereignisse in
der Taurusregion und im weiteren Sinne im Kontext der klassischen „Star
Trek“-Serie. Mehr als einmal finden die Ereignisse und Aktionen der Besatzung
der U.S.S. Enterprise unter dem Kommando von Captain Kirk und seiner Crew im
Laufe der Handlung Erwähnung und beeinflussen diese teilweise sogar indirekt.
Umgekehrt wird hier oftmals der Grundstein für kommende Konflikte und
Ereignisse gelegt. Der eingefleischte Trekkie kann sich daher über eine Menge
Cross-Over-Momente mit dem Kanonuniversum freuen, die diesen Roman mühelos und
ohne Kanten in das „Star Trek“-Universum einbinden. Was hier geboten wird, hat
zwar in keinem Fall eine Auswirkung auf den etablierten Kanon der
Originalserie, aber diese Sicht der Dinge ist erfrischend anders und bietet
viele neue Blickwinkel auf bekannte Ereignisse.
Die tatsächliche Handlung im Bezug auf die Geheimnisse der
Taurus Region werden hier nur minimal vorangetrieben. Stattessen werden erst
einmal die Scherben zusammengekehrt und die einzelnen Handlungsstränge neu
geordnet. Der Roman liest sich in dieser Beziehung auch wie ein Lückenfüller,
der den Boden für neue Knalleffekte vorbereitet. Gerade deshalb ist es zu
empfehlen die zuvor veröffentlichten Romane zu lesen.
Die Übersetzung empfand ich ein klein wenig holprig, und das
Lektorat ist wie auch schon in den vorangegangenen Romanen etwas unglücklich
ausgeführt.
Fazit: „Offene Geheimnisse“ verabschiedet sich von der
Geheimniskrämerei der vorangegangenen drei Bände zugunsten einer offensiveren
Vorgehensweise auf allen Seiten. Sehr schönist, dass sich der Roman gut in das
„Star Trek“-Universum einbindet und viele Ereignisse in wechselseitige
Beziehungen gesetzt werden. Das macht die Reihe rund um die Ereignisse auf der
Raumstation Vanguard zu den besten „Star Trek“-Romanen, die ich in den letzen
Jahren lesen durfte, denn hier wird dem ehemals als etwas verstaubt geltenden
„Star Trek“-Franchise mühelos neues Leben eingehaucht, auch ohne die Zeitline
durcheinander zu bringen.
Star Trek – Vanguard: Offene Geheimnisse
Film/Serien-Roman
Dayton
Ward, Kevin Dilmore
Cross Cult
20098
ISBN: 978-3-941248-08-3
443 S., Taschenbuch, deutsch
Preis: EUR 12,80
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