Sonntag, 6. Oktober 2013

Star Trek TNG: Heldentod - Ein Drama, an dem Richard Wagner seine helle Freude gehabt hätte



„Die Borg kommen! Die Borg kommen!” Dieses Zitat musste ich einfach aus dem Roman entnehmen. Aber Vorsicht! wer hier einen Aufguss des Borgthemas erwartet, der wird überrascht werden. Diesmal ist (fast) alles anders …

„Das Buch ist der Hammer“, sagte Bernd Perplies, der Redakteur des Ringboten, als mir das Rezensionsexemplar in die Hand drückte. Da diese Einschätzung von demjenigen kommt, der das Buch übersetzt hat, war ich etwas skeptisch. Obwohl Bernd absolut nicht zu denjenigen zählt, die sich selbst oder jemanden unverdient über den grünen Klee loben.

Tja, was soll ich sagen … Das Buch ist wirklich der Hammer, und Bernd hat absolut nicht übertrieben.

„Heldentod“ greift die Thematik aus dem zweiten Band der Reihe „Widerstand“ auf. Die Handlung führt zurück zum Borgkubus, der von Picard und der Enterprise nach den Ereignissen in „Widerstand“ zu Untersuchungszwecken zurückgelassen wurde. Aber diesmal ist alles anders. Mit einem Mal greifen die Borg wieder die Föderation an, mit neuen ungeahnten Techniken setzten sie der Sternenflotte zu. Das Ziel ist natürlich wieder die Erde, und um diese zu retten, müssen einige ungewöhnliche Maßnahmen ergriffen werden.

Picard sieht sich einmal mehr dazu gezwungen die Befehle der Sternenflotte zu missachten, um die Borg aufhalten zu können. Diese Vorgehensweise treibt einen Keil zwischen die Besatzungsmitglieder der Enterprise, da vor allem die neuen Besatzungsmitglieder dem Captain nicht so vertrauen, wie die alten Weggefährten wie Worf und Geordi LaForge. Leider ist dabei besonders die Position von T’Lana, der vulkanischen Counselor, nicht ganz nachvollziehbar – weder von der Logik, noch irgendwie anders. Einzig der Begriff Kadavergehorsam kommt mir da in den Sinn. Das auf diese „Unstimmigkeiten“ folgende Intermezzo, welches sich schließlich zu einer handfesten Meuterei entwickelt, hätte sich der Autor sparen können. Es bringt die Haupthandlung nicht voran.

Peter David, einer der Altmeister der „Star Trek“-Romane, setzt mit dem vierten Band der Romane, die in der Zeit nach den Ereignissen des Kinofilms „Nemesis“ spielen, ein Zeichen. Zum einen wird gleich am Anfang einer im offiziellen Kanon fest verankerten Persönlichkeit ein grauenhaftes Schicksal beschert. Zum anderen wird hier nicht eine übliche Borggeschichte in Szene gesetzt.

Denn die Borg haben die nächste Sprosse ihrer Evolution erklommen und damit ein völlig neues Szenario geschaffen. Peter David hat die bisherigen Konzepte weiterentwickelt. Assimilieren ist Geschichte – was die Borg jetzt anstellen, übertrifft die kühnsten Vorstellungen und schlimmsten Befürchtungen.

Neben Seven of Nine haben noch sehr viele „Gaststars“ ihren Auftritt, mit denen ich nie wirklich nicht gerechnet hätte, unter anderem ein gewisser Vulkanier, der bereits mit Captain Kirk zusammen die Galaxis unsicher – pardon: sicher – gemacht hat. Außerdem bekommt noch Davids Eigenschöpfung, Captain Calhoun, ein paar schöne Auftritte. Alles ist schön und mit dem bei Peter David bekannten staubtrockenen Humor umgesetzt, der auch in der Übersetzung nicht auf der Strecke bleibt.

Im Gegensatz zu den früheren Romanen wird dieses Mal am Ende die Ausgangssituation nicht wieder hergestellt. So nimmt die Geschichte hier eine dramatische Entwicklung, die in den Romanen zuvor einfach nicht möglich gewesen wäre. Zum Ende gibt es dann auch ein paar handfeste Überraschungen.

Die TNG-Relauchserie, die meiner Meinung nach nicht sehr überzeugend begann, konnte sich mit jedem Roman steigern. „Heldentod“ stellt den vorläufigen Höhepunkt der Reihe dar. Ich bin sehr gespannt, was uns Teil 5, „Mehr als die Summe“ bringt. Die Messlatte liegt jedenfalls jetzt sehr hoch.

Im Anhang stellt sich Julian Wangler philosophischen Fragen zu den Borg: Wo kommen sie her? Weshalb und seit wann assimilieren sie fremde Spezies? Und noch einige andere. Der Leser wird diese Fragen selbst beantwortet bekommen. Denn „Heldentod“ bereitet nur den Boden für die aktuelle „Star Trek: Destiny“-Reihe, in deren Verlauf die Borg erneut die Föderation ins Visier nehmen.

Fazit: Mit „Heldentod“ setzt Altmeister Peter David in der Übersetzung von Bernd Perplies einen Paukenschlag, der das eherne „Star Trek“-Franchise in seinen Grundfesten erschüttert. Mit dem „Ableben“ eines im Kanon etablierten Hauptprotagonisten werden auch die Karten für die anderen Akteure neu gemischt. So bedrohlich wie hier ist die Gefahr durch die Borg noch nie in Szene gesetzt worden. Einzig die Unstimmigkeiten zwischen den neuen und alten Besatzungsmitgliedern der Enterprise wirkten auf mich zu gekünstelt. Ansonsten gilt: Dieser Roman ist ein absolutes Muss für jeden Fan. Die Messlatte ist ziemlich hoch angelegt. Es bleibt abzuwarten, ob die nachfolgenden Bände an die hier gebotene Qualität anknüpfen können.


Star Trek TNG: Heldentod
Film/Serien-Roman
Peter David
Cross Cult 2010
ISBN: 978-3941248-64-9
358 S., Taschenbuch, deutsch
Preis: EUR 12,80

bei amazon.de bestellen 

Samstag, 5. Oktober 2013

Zusammentreffen in der Buchhandlung

Auf der Suche nach neuem Lesefutter für das Sofa kamen wir heute bei dem Mainzer Hugendubel am Brandzentrum vorbei. Wir wussten, dass heute jemand vorbeikommen würde, für den sich besonders unsere jüngste Tochter sehr interessieren würde.
Auf der Suche nach möglichen spontanen Aktivitäten für das Wochenende  entdeckte meine Frau in der "Pepper", dem Veranstaltungsblatt der Allgemeinen Zeitung Mainz, dass um die Mittagszeit der Drache Kokosnuss und seiner Freunde im Hugendubel vorbeischauen würden. Momentan ist bei den Erstklässlern der Drache Kokosnuss sehr beliebt.
Kurz nach 12.00 Uhr war es so weit: Zunächst tauchte Oskar, der Freund des kleinen Drachen auf. Kurz danach kam der kleine Drache Kokosnuss selbst. Zum Abschluss erschien dann noch Matilda, das Stachelschwein. Alle wurden von den Kindern begeistert empfangen. Bereitwillig ließen sie sich zusammen mit den Kleinen abbilden. Die Kinder waren restlos begeistert und umringten die riesigen Stoffkameraden ohne Unterlass.
Meine Kleine wollte unentwegt ein Autogramm vom kleinen Drachen haben. Sie wollte nicht einsehen, dass derjenige in dem Drachenkostüm weder der echte Drache noch der derjenige ist, der die Geschichten geschrieben hat.
Meine Große gab sich dagegen betont Cool. Sie erklärte den Drachen Kokosnuss zu "Babykram" und verzog sich in die Ecke, wo es "Gregs Tagebücher" zu kaufen gab.

Während die Mama eifrig Fotos von den Plüschtieren machte, habe ich die Gunst der Stunde genutzt und habe mich in die Sachbuchabteilung verdrückt. Dort warf ich einen kurzen Blick in Christopher Clarks "Die Schlafwandler: Wie Europa in den ersten Weltkrieg zog." Ich hatte bei der FAZ einen Artikel über das Buch gelesen und wollte mir einen eigenen Eindruck verschaffen. Ich weiß jetzt, was ich zu Weihnachten auf dem Gabentisch liegen haben möchte. Wenn es nach meiner Frau gehen würde, lägen dort eher Kochbücher und Nähanleitungen.








Star Trek TNG Second Decade "Quintessence" ein alter Bekannter aus den Anfängen von Picards Enterprise sorgt wie gewohnt für Wirbel




Die Besatzung der Enterprise wird einmal mehr von dem omnipotenten Wesen Q mit einem Besuch beehrt. Gleichzeitig entstehen überall im Universum seltsame Anomalien. Der kosmische Störenfried beteuert, diesmal nur Beobachter und nicht der Verursacher dieser Anomalien zu sein. Captain Picard schenkt Q's Worten natürlich keinen Glauben, doch was steckt wirklich dahinter?



Kaum hat die Besatzung die Borg im vorangegangenen Band „Widerstand“ erneut in ihre Schranken verwiesen, muss sich Picard bereits mit dem nächsten Problem herumschlagen. Die neue Mission der Enterprise-E ist scheinbar reine Routine. Es geht zu einem Planeten namens Gorsach IX, der aufgrund seiner hohen Topalin- und Dilithiumvorkommen für die Föderation interessant ist. Dass sich die Umgebung dort als zu perfekt erweist, um natürlichen Ursprungs zu sein, spornt die Besatzung an, herauszufinden, wer diese Welt konstruiert hat. Als ein Einsatzteam durch eine unbekannte Macht am Betreten einer Höhle gehindert wird und kurz darauf überall in der Galaxie unbekannte Anomalien erscheinen, die Raumschiffe und ganze Welten verschwinden lassen, kippt die Situation.

Genau in dieser Lage taucht ausgerechnet Q an Bord der Enterprise auf und behauptet, dass die Mission auf Gorsach IX das Universum entscheidend verändern könnte. Er erklärt Picard und seinen Mannen, dass er selbst nur ein Beobachter sei, was ihm natürlich niemand abnimmt. Picard muss aber bald darauf erfahren, dass tatsächlich nichts Geringeres als dass Ende des Universums droht …

Eingeschoben zwischen den zwei inhaltlich direkt miteinander verbundenen Romanen, „Widerstand“ und „Heldentod“ fällt dieser Roman erfrischend aus dem Rahmen. Ich persönlich habe mich immer gefreut, wenn man das von einem schmierigen Grinsen gezierte Gesicht von John De Lancie über den Bildschirm flackern sah. Es war an der Zeit, dass Q als omnipotenter Störenfried wieder einmal die Besatzung der Enterprise heimsuchte.

Der Roman nun ist buchstäblich eine echte Quintessenz, die fast alle Auftritten, die Q im Verlaufe der TV-Serie „Star Trek – The Next Generation“ hatte, in einem übergeordneten Spannungsbogen einbindet. Die Haupthandlung um die Enterpise wechselt sich dabei mit kleinen Episoden an den verschiedensten Schauplätzen im Universum ab. Weitere tiefer gehende Einblicke in das Q-Kontinuum geben kleine Zwischenspiele, dargestellt durch Qs Kontakt mit dem Kontinuum im Laufe der TV-Staffeln. Zum guten Schluss läuft natürlich alles auf einen klassischen Showdown hinaus, dessen Auflösung allerdings überraschend ausfällt.

Keith R. A. DeCandido versteht es wunderbar, Q so wiederzugeben, dass man ihn in jeder Szene wiedererkennen kann. Es ist wie immer unglaublich unterhaltsam, ihn und Picard zusammen zu erleben. Aber nicht nur die Q-Szenen wissen zu überzeugen, sondern auch die Interaktionen zwischen alten und neuen Mitglieder der Enterprise-Crew, die trotz gelegentlicher Schwierigkeiten immer besser als Mannschaft zusammen funktionieren, machen Spaß. Man trifft zum ersten Mal auf die Nummer drei in der Befehlskette hinter Picard und Worf – Commander Kadohata –, die frisch aus dem Mutterschaftsurlaub auf die Enterprise zurückgekehrt ist. Die nervige Counselor T’Lana ist hier schon fast sympathisch, trotz ihrer seltsamen Logik. Der neue Sicherheitschef der Enterprise, Leybenzon, ist ein echtes Unikat, bei dem ich immer noch nicht weiß, ob ich ihn belächeln oder bedauern soll. Der aus niederen Rängen zum Offizier aufgestiegene Veteran des Dominionkriegs glänzt mehr durch gewisse Führungsqualitäten, denn durch eine ausgefeilte wissenschaftliche Ausbildung. Deshalb steht er bei Lagebesprechungen fast immer wie ein Trottel da, da er einfach vom Wissen her nicht mitkommt.

Die neuen Mitglieder können die Lücke zwar (noch) nicht füllen, die Riker, Troi und vor allem Data hinterlassen haben, aber allmählich stellt sich wieder die „TNG“-typische familiäre Atmosphäre ein. Sozusagen als Running Gag ist auch Admiral Janeway in die Handlung eingebunden, zumal sie bisher in jeden Band des „TNG“-Relaunchs einen Auftritt bekam.

Was ebenfalls schon zu einer richtigen kleinen Tradition bei den „Star Trek“-Romanen des CrossCult Verlages avanciert ist, sind die zusätzlichen Informationen im Anhang des Romans. Diesmal befasst sich Julian Wangler mit Q und seiner Bedeutung für das „Star Trek“-Franchise.

Fazit: Meine Erwartungen an diesen Roman waren hoch, immerhin gehört Q zu meinen absoluten Lieblingsfiguren bei „Star Trek“. Und tatsächlich: „Quintessenz“ beschert der „TNG“-Relaunch-Reihe endlich den Schwung, den ich mir eigentlich schon von „Tod im Winter“ und „Widerstand“ erhofft hatte. Wer die Abenteuer der „Next Generation“ nicht kennt, wird aber einiges von dem Witz verpassen, der den vielen Zitaten und Bezugnahmen entspringt: Stichwort Sherwood Forest. Alles in allem ist der Roman gut geschrieben und offenbart keine großen Schwächen. Schon einige Erkenntnisse der TV-Serie aus Qs Perspektive sehen zu können, war es mir wert, den Roman zu lesen. Wer ein Fan von Q ist, kommt an „Quintessenz“ in keinem Fall vorbei.

Star Trek TNG: Quintessenz
Film/Serien-Roman
Keith R. A. DeCandido
Cross Cult 2010
ISBN: 978-3941248632
279 S., Taschenbuch, deutsch
Preis: EUR 12,80

bei amazon.de bestellen

Freitag, 4. Oktober 2013

Star Trek The Next Generation "Widerstand"





Der zweite Roman des Star Trek Relaunches läutete einen unheilvollen Spannungsbogen Rund um das Thema "Borg" ein. Die Bücher über die Voyager brachten die Borg zwar noch früher ins Spiel aber der Cross-Cult Verlag bringt erst jetzt die Bände heraus, deren Ereignisse in "Widerstand" nur kurz angerissen werden.

Star Trek The Next Generation "Widerstand"


Auf zu neuen Abenteuern! Die Enterprise-E verlässt mit einer zum großen Teil neuen Besatzung das Raumdock, um wieder in den aktiven Dienst zurückzukehren. Damit das Schiff nicht sofort wieder zerschossen wird, schickt die Sternenflotte Jean-Luc Picard und die Enterprise auf eine diplomatische Mission. Während die neue Besatzung versucht, sich näher kennen zu lernen, um als Team agieren zu können, vernimmt Captain Picard unvermittelt das Lied des Borg-Kollektivs. Er ist sich sicher, die Borg bereiten einen neuen Angriff auf die Erde vor.

Gerade als Picard meint, man könne nach einem Jahrzehnt der Kriege nun nach vorne blicken und wieder friedlich den Weltraum erforschen, nimmt er unvermittelt die Präsenz der Borg wahr. Admiral Janeway, die den Borg in der letzten Folge der TV-Serie „Star Trek: Voyager“ eine empfindliche Niederlage beigebracht hatte, glaubt, dass die Gefahr durch die Borg gebannt ist. Vielmehr ist sie der Ansicht, dass der Kommandant der Enterprise das Trauma der Assimilierung durch das Kollektiv und seine Taten als der Borg Locutus nicht überwunden hat. Aber der Captain ist sicher, dass die Borg damit begonnen haben eine neue Königin zu erschaffen, die dann den Angriff auf die Föderation leiten soll.

Admiral Janeway ist zwar von Picards Erklärung, er könne die Borg in seinem Geist hören, nicht überzeugt, trotzdem entsendet sie die ehemalige Drohne Seven of Nine, um der Enterprise bei einem möglichen Zusammentreffen mit den unheimlichen Cyborgwesen beizustehen.. Der Captain ist sich allerdings sicher, dass man nicht auf Seven warten kann und setzt sich über Janeways Befehle hinweg. Tatsächlich findet die Enterprise einen gewaltigen Borgkubus. Bei dem Versuch, die Borg zu stoppen, stellt die Besatzung des Sternenflottenschiffs allerdings fest, dass die Borg sich seit den letzten Begegnungen gewandelt haben. Picard und seine Mannen sehen sich gezwungen, zu wirklich drastischen und sehr riskanten Mittel zu greifen, um die Borg aufzuhalten.

Die Borg sind aber nicht das einzige Problem, mit dem Jean Luc fertig werden muss. Als Picard dem Klingonen Worf die Neuigkeit überbringen möchte, dass er von nun an der erste Offizier der Enterprise sein soll, lehnt dieser brüsk ab, da er sich wegen einer vergangenen Verfehlung für unwürdig hält. Derartig vor den Kopf geschlagen, muss Picard seinem neuen Counselor, der Vulkanierin T’Lana gegenübertreten. Diese hegt nicht nur gegen Worf extreme Vorbehalte, sondern stellt auch mit ihrer von Logik bestimmten Sichtweise ständig Picards Entscheidungen in Frage.

Der Fan bekommt vom J. M. Dillard einige Pillen zu schlucken, die für mich schwer verdaubar sind. Zum Beispiel kommen einige Ereignisse dem versierten Leser sehr bekannt vor. Besonders sei da der Prolog genannt, welcher fatal an den Prolog in „Star Trek: Der erste Kontakt“ erinnert. Der Plot und auch die Motivationen der Protagonisten, besonders die des vulkanischen Counselors, wirken oftmals an den Haaren herbeigezogen.

Wenn da nicht die fatale Ähnlichkeit zum Kinofilm wäre, müsste sich der Aufmacher hingegen in keiner Weise verstecken. Dillard arbeitet gekonnt mit starken Bildern und steigt sehr schnell in die Haupthandlung ein. Die introspektiven Momente, die Picard gegönnt werden, zählen meiner Meinung nach zu dem Besten, die tatsächliche Handlung fällt dagegen weniger spektakulär aus. In jedem Fall versteht es die Autorin, eine durchweg düstere Atmosphäre zu schaffen, die den Leser in Ihren Bann zieht.

Befremdet hat mich allerdings der Umgang und die Vorgehensweise bezüglich B4, dem geistig unbeweglichen Prototyp Datas, den die Besatzung der Enterprise abschaltet und demontiert, um ihn an das Daystrom-Institut zu schicken, damit er dort untersucht werden kann. Bei einem ähnlichen Ansinnen der Sternenflotte gegenüber Data (TNG 2. Staffel „Wem gehört Data?“), verteidigte Picard den Androiden leidenschaftlich; nun wird B4 schlicht deaktiviert, weil dieser nicht für sich selbst sprechen kann und in Unwissenheit der Konsequenzen der Prozedur zugestimmt hat. Alles in allem keine sehr angenehmen Ereignisse.

Außerdem hat Dillard sich ein paar üble Schnitzer in Bezug auf den „etablierten Kanon“, erlaubt. Das sich die Enterprise-E in eine Antriebs- und eine Untertassensektion aufteilen kann, ist zum Beispiel genauso wenig Teil des Kanons, wie die Behauptung, dass neuere Sternenflottenraumschiffe über die Möglichkeit verfügen, dank abgespeicherter Daten über romulanische Tarntechnologie binnen kürzester Zeit eine Tarnvorrichtung bauen zu können, sobald ein Admiral die Daten freigibt. Das hätte man meiner Meinung nach mit etwas Technogebrabbel besser lösen können.

Zum guten Schluss gibt es auch noch ein kleines Bonbon von Julian Wangler, der sich im Anhang ein paar Gedanken um die Rolle der Borg im Star Trek Franchise macht.

Fazit: Mit „Widerstand“ werden die Borg wieder als der Albtraum etabliert, der sie bei ihrem ersten Erscheinen in der Fernsehserie und auch im Kinofilm „Der erste Kontakt“ waren. Auf der Habenseite wird hier gekonnt mit düsterer Atmosphäre gearbeitet und ein paar neue Protagonisten werden eingeführt, deren Entwicklung sehr interessant werden dürfte. Die Handlung bleibt aber, weil sie oftmals an den Haaren herbeigezogen wirkt und in einigen Fällen auch grob gegen den etablierten Kanon verstößt, teilweise unbefriedigend. Trotz dieser Schwächen – aber vor allem wegen der düsteren, beklemmenden Stimmung, die den Roman beherrscht – ist der Roman den Kauf wert.







Star Trek TNG: Widerstand
Film/Serien-Roman
J. M. Dillard
Cross Cult 2010
ISBN: 978-3941248625
277 S., Taschenbuch, deutsch
Preis: EUR 12,80

bei amazon.de bestellen

Donnerstag, 3. Oktober 2013

Ein echter Höhepunkt: Die Szenische Lesung der Drachengasse 13 bei der Jungen Bühne Mainz


Anfang Oktober hieß es: “Runter vom Sofa und rein ins Theater“. Kurz vor Beginn der hiesigen Herbstferien wollte ich meinen beiden Töchtern etwas Besonders bieten. Auf dem Programm der Jungen Bühne Mainz stand im Rahmen des 21. Mainzer Kinder-Theater-Festivals eine Szenische Lesung aus den Büchern der Jugendbuchserie „Drachengasse 13“, die den Leser  in eine fantastische Welt der Drachen, Kobolde, Feen,  Zwergen und Elfen einlädt .
Bereits vor zwei Jahren, am 12.11.2011 hatten wir die erste Lesung dieser Art besucht. Damals wurden die ersten beiden Bände der Reihe (Band 1: „Schrecken über Bondingor“ und Band 2 „Geister aus der Tiefe“) vorgestellt.  Auch diesmal lesen die Beiden Autoren Bernd Perplies und Christian Humberg auszugsweise aus zwei Büchern der Reihe vor. Vorgestellt werden die Bände 3: „Das Geheimnis der Xix“ und Band  4: „Der dämonische Spiegel“. Dabei werden sie tatkräftig vom Ensemble der Jungen Bühne unterstützt. Die Parts der Hauptpersonen werden jeweils von einem Schauspieler übernommen. Die Handlung wird teilweise auch auf der Bühne angedeutet.  So werden das magiebegabte Mädchen Hanissa von Carola Schnell, der Junge Tomrin von Wiesenstein von Constantin Heller, der Straßenjunge Sando von Tom Gramenz gelesen.  Etliche, recht lustige Nebenrollen übernimmt Philip Barth, der auch die Regiearbeit übernahm.  

Zu Beginn der Veranstaltung haben sich  ungefähr fünfzig Leute unterschiedlichen Alters eingefunden. Gegen eine Spende gibt es Orangensaft und Wasser. Für die Kinder wurde ein Tisch vorbereitet, auf dem Stifte und Ausmalbilder mit Drachengasse 13 Motiven bereitliegen.
Zur ersten Lesung 2011 waren nur wenige Kinder erschienen. Diesmal füllen sich die vorderen Sitzreihen mit jungen Fans.  Die Autoren und die Schauspieler machen es sich auf einem roten Sofa bequem. Ein Stoffdrache symbolisiert Fleck, den liebenswerten Jungdrachen, den heimlichen Star der Buchserie. 
Die Präsentation der Lesung beider Bücher ist im Aufbau gleich und dauert ungefähr jeweils eine halbe Stunde. Zunächst wird das erste Kapitel bis zum ersten Wendepunkt der Handlung mit verteilten Rollen vorgelesen. Die weitere Handlung wird grob zusammengefasst, ohne dabei wichtige Details zu verraten.
Zwei weitere ausgesuchte Szenen schließen sich an. Eine der Szenen stellt einen skurrilen Bewohner der Stadt Bondingor vor, dem die Protagonisten im Verlauf der Handlung begegnen, die zweite präsentiert jeweils einen passenden Cliffhanger, um die Neugier der potentiellen Leser anzufachen. Besonders gefallen hat mir, neben den Einlagen von Philip Barth, die schauspielerische Leistung von Christian Humberg, der mit tiefer, heiserer Stimme den Part eines Trolls vorlas.
Im Anschluss an die Lesung konnte man die vier Romane käuflich erwerben und sie sich passender weise von den Autoren signieren lassen.

Ob in absehbarer Zeit weitere Bände der Drachengasse 13 erscheinen werden war von den Autoren nicht zu erfahren. Da besonders meine große Tochter für die Bücher Feuer und Flamme war, hoffe ich doch, dass es hier bald Nachschub gibt.


Angedacht ist, dass die beiden Szenischen Lesungen in unregelmäßigen Abständen wiederholt werden. Man sollte also die Augen offenhalten, falls man sich auch einmal in die fantastische Stadt Bondingor entführen lassen will.

Die Junge Bühne Mainz bietet daneben natürlich auch noch andere Inszenierungen. Aktuell steht für Kinder eine Bühnenfassung von Pinocchio und ein einwöchiger Theaterworkshop mit dem Titel „SCHAU! SPIEL! SPIEL! SCHAU!“ auf dem Programm, letzterer war leider schon ausgebucht, als ich von ihm erfuhr. Das hätte meiner Großen bestimmt gefallen.

Links