Freitag, 15. November 2013

James Bond Feuerball

Ian Flemming hat mit seinem Agenten James Bond einen Protagonisten geschaffen, der auch nach Jahrzehnten noch immer das Interesse des Publikums zu fesseln weis. Die meisten kennen 007 aber nur von der großen Leinwand oder aus den Wiederholungen im Pantoffelkino. Das ist sehr Schade, denn die Romane waren ursprünglich Bestseller weil sie meisterhaft geschrieben waren. Daneben hat jemand über Geheimdienstarbeit geschrieben, der wirklich etwas davon verstand, weil er in diesem bereich aktiv gearbeitet hat. Die Romane sind auch ein Ausflug in die Zeit, als England radikal an Bedeutung verlor. Auch deshalb lohnt sich ein Blick in Flemmings Romane. Ein Handy oder Smartphone wäre damals ein wirklich cooles Spygadget gewesen. Bond muss sich hier noch mit Telefonen mit Wählscheibe herumschlagen und schickt M verschlüsselte Telegramme. 




James Bond 9: Feuerball
Im neunten Band der vom Cross Cult neu übersetzten James Bond Romane , komplett mit einem neuen Cover für die deutsche Ausgabe, verschlägt es den besten Agenten Ende der Fünziger Jahre auf die Bahamas.  Dort, so hoffen er und sein Vorgesetzter M, befinden sich zwei Atombomben, die von der Verbrecherorganisation S.P.E.C.T.R.E.  mitsamt einem neuen Langstreckenflugzeug gestohlen wurden. Als reicher Tourist getarnt, mischt sich Bond unter die Leute. Bei der Suche  nach Verdächtigen trifft er auf einen sehr zwielichtigen und schmierigen Typen, Emilio Largo, der angeblich eine Schatzsuche organisiert. Der Lebemann Bond, dem sein Vorgesetzter zu Beginn des Romans eine radikale Gesundheitskur verpasst hatte, ist in seinem Element. Neben Tabak und Alkoholika darf er mit Domino, der Gespielin von Largo anbandeln.  Der Roman ist gradlinig und nur spärlich ausgeschmückt. Es gibt nur wenig, das von der Haupthandlung  ablenken könnte. Trotzdem weis Fleming  die Handlung gekonnt in Szene zu setzten. Mir erschloss sich die knisternde, erotische Atmosphäre, wenn sich Bond mit Domino einlässt, genauso gut, wie die atemlose Spannung, wenn Bond in einer  nächtlichen Tauchaktion Largos Yacht einen Besuch abstattet. Daneben gibt es sogar noch – für einen Bond Roman eher weniger zu erwarten - ein paar Lektionen zum Tauchen und zu gesunder Ernährung oder der Qualität von Hotelessen.
Zum ersten Mal  begegnet der Leser einem von Bonds gefährlichsten Gegner. Das kriminelle Mastermind Ernst Stavros Blofeld ist der Kopf hinter S.P.E.C.T.R.E., der die Aktion im Hintergrund kontrolliert.  Der Leser erfährt – anders als Bond – schon zu Anfang alles über Blofeld, seine Organisation und seinen bisher größten Coup, eben jenen Diebstahl der Atombomen. Ein klein wenig gestört hat mich die Vermittlung dieses Wissens. Es wird dem Leser weitgehend losgelöst von der Handlung dargeboten. Es ist reines Infodumping, wenn Blofelds Vita detailliert ausgebreitet wird. Bond dagegen weis von Blofeld am Ende nur ein paar wenige Einzelheiten, die über seinen Namen hinausgehen. Für den Leser gibt es nur wenige Geheimnisse. Trotzdem gelingt es Flemming immer wieder Überraschungen aus dem Hut zu zaubern.  Die Action ist wohl dosiert. In erster Linie versucht Bond  mit klassischen Detektivmethoden die Tarnung von Largo aufzudecken. Die technischen Spielereien halten sich im bodenständigen Rahmen.  Getarnte Geigerzähler und leistungsfähige Funkgeräte sind hier das Maß der Dinge. Der Reiz des Romans lag bei mir vor allem darin, dass Flemming, der selbst während des Krieges mit Spionage beschäftigt war, dem Leser einen kleinen Einblick in die Welt der Geheimagenten vermittelt.


Fazit: Feuerball ist für mich der klassische Spionagethriller schlechthin. Man verfolgt James Bond dabei, wie er ein Katz und Mausspiel mit dem Schurken Emilio Largo spielt. Zum einen darauf bedacht Largos Tarnung von der Schatzsuche zu sprengen, auf der anderen Seite dagegen bemüht seine eigenen Absichten zu verschleiern. Der Roman ist sehr gut gemacht und hat mir viel Freude bereitet.