Donnerstag, 26. November 2015

Star Trek TNG5: Mehr als die Summe

Nach „Widerstand“ und „Heldentod“ wird im fünften Band der Second Dekade das Thema Borg erneut auf die Tagesordnung gesetzt. Im Hinblick auf das sich anschließende Crossover der „Destiny“-Reihe war wohl kaum zu verhindern, dass hier die Borg einen erneuten Auftritt bekommen würden. Diesmal hat Christopher L. Bennet den Stab übernommen. Seine Interpretation des Themas kann sich durchaus sehen lassen.

Darum geht es: Das Raumschiff Rhea ist der Quelle von seltsamen Quantenenergien auf der Spur, die einen Teil des Weltalls durchfluten. Ein Außenteam, dem die Halbvulkanierin Lieutenant T’Ryssa Chen angehört, findet sehr seltsame Lebensformen. Zwar gelingt es T’Ryssa Chen einen schwachen telepathischen Kontakt zu den Lebewesen herzustellen, aber bevor man nähere Untersuchungen anstellen kann, taucht die Einstein, ein von den Borg in „Heldentod“ assimiliertes Sternenflottenschiff auf und greift die Rhea an. Kurz bevor der Landetrupp auch assimiliert wird, versetzen die Lebewesen die Halbvulkanierin mittels eines Quanten-Slipstreams binnen Sekundenbruchteilen auf einen 2000 Lichtjahre entfernten Planeten. Dass die Borg gerade von einer solch mächtigen Technologie besser nicht Besitz ergreifen sollten, dürfte klar sein. Ebenso steht fest, wer auch diesmal die Kartoffeln aus dem Warpkern holen darf. Es wird Zeit, dass die Enterprise und Captain Picard auf den Plan treten, um den Borg Einhalt zu gebieten. Diesmal hat Jean-Luc sogar eine Blankovollmacht der Föderation im Rücken: Er darf tun, was immer nötig ist, um die Borg aufzuhalten.

Das Thema scheint nach diesem Intro, das ich, leicht abgewandelt, der Inhaltsangabe auf der Rückseite des Umschlages entnommen habe, vorgegeben zu sein. Tatsächlich ist der Kampf gegen die Borg aber nur ein Handlungsstrang, der teilweise völlig in den Hintergrund tritt. Bennet stattet seine Charaktere mit einer Menge familiärer Facetten aus. Familienbeziehungen werden im Verlauf der Handlung extra großgeschrieben. Fast jeder der Akteure bekommt die Gelegenheit, seine Erfahrungen und Meinungen zu diesem Thema preiszugeben. Sei es das gestörte Mutter-Tochter-Verhältnis, das T’Ryssa Chen geprägt hat, Beverly Crushers Erfahrungen, einen Wunderknaben wie Wesley großzuziehen, oder die zweite Offizierin Kadohata, die Mann und Kinder daheim gelassen hat, um zwischen den Sternen zu reisen. Auch Worf darf über seine Erfahrungen sprechen. Picard hingegen trägt sich in diesem Zusammenhang mit dem Gedanken, mit seiner neuen Lebensgefährtin Beverly Crusher eine Familie zu gründen.

Dazu passt dann auch, dass der abtrünnige Borg Hugh zur Enterprise stößt und diese um Hilfe bittet, ihm und seiner ebenfalls durch die Assimilierung sterilisierten Anhängerschaft aus ehemaligen Borgdrohnen die Möglichkeit zu , sich normal fortzupflanzen. Die Borg auf der Einstein haben damit keine Probleme. Als Antithese zu dem Familienkonzept steht hier die Assimilation in das Kollektiv. Dadurch ist eine umständliche Reproduktion nicht notwendig – benötigter Nachwuchs wird einfach für das Kollektiv zwangsrekrutiert. Zum guten Schluss empfand ich das ständig wiederkehrende Familienthema als zu viel des Guten. Das bleibende Fazit, dass es ohne Familie nicht geht, hätte man auch weniger umständlich verpacken können.

Der eigentliche Star des Romans war für mich die völlig untypische Halbvulkanierin T’Ryssa. Sie ist undiszipliniert und vorlaut. Damit ist sie das krasse Gegenstück zu den typisch stoischen Vulkaniern, die man zu Genüge kennt. Ihre besonderen Fähigkeiten, besonders die, die es ihr ermöglicht, mit den fremden Lebewesen Kontakt aufzunehmen, schaffen erst die besondere Bühne, auf der T’Ryssa überhaupt auftreten kann. Die Auftritte des quirligen Lieutenants haben die Story erheblich aufgelockert. Die Einstellung der rätselhaften Aliens, die über enorme Fähigkeiten verfügen, aber Gewalt ablehnen, stellt die Besatzung des Raumschiffs vor neue ungeahnte Herausforderungen. Diesmal bringen Waffen Picard nicht weiter, wenn er die Borg besiegen will. Diesmal muss er sich auf seine diplomatischen Fertigkeiten verlassen – und auf die oben gena
nnte Halbvulkanierin.

Als besonderes Bonbon macht sich Julian Wangler in einem kleinen Essay mit dem Titel „Abenteuer im großen Abteuer“ Gedanken um die Familienbande im „Star Trek“-Franchise.

Fazit: „Mehr als die Summe“ bietet als fünfter Band der Reihe eine neuerliche Version des Borg-Themas, diesmal kombiniert mit einem heiklen Erstkontakt mit einer fremden und sehr mächtigen, wenn auch extrem friedfertigen Spezies. Die Einstellung der Lebewesen stellt eine große und auch die wichtigste Herausforderung für die Enterprise-Besatzung dar. Die Borg geraten im Gegensatz dazu Staffage. Picard und Co. sinnieren dabei immer wieder über die Bedeutung von Familie und Kindern, während Picard darüber nachdenkt, endlich selber eine Familie mit Dr. Chrusher zu gründen – was mit etwa 75 Jahren höchste Zeit ist. Das Familienthema dominiert den Roman in zahlreichen Facetten und lässt den Kampf gegen die Borg Stellenweise zur Nebenhandlung verkommen. Schön fand ich vor allem die liebevoll in Szene gesetzten Charaktere. Ein Blick auf das Borg-Schiff und deren Ansichten zu dem Thema hätten mich gefreut. So blieben die feindlichen Borg im Großen und Ganzen nur gesichtslose Feinde. Der Roman ist weit weniger spektakulär ausgefallen als der Vorgängerband „Heldentod“. Statt endloser Materialschlachten und zigtausenden Toten, werden hier vor allem persönliche Veränderungen im Gefüge der Besatzung der U.S.S. Enterprise präsentiert. Der Roman leitet am Ende direkt in das Szenario der „Destiny“- Reihe über, die sich inhaltlich nahtlos anschließen. Wer sich auf „Destiny“ einstimmen will, kommt an „Mehr als die Summe“ nur schwer vorbei.

Star Trek TNG: Mehr als die Summe
Film/Serien-Roman
Christopher L. Bennett
Cross Cult 2010
ISBN: 978-3941248-65-6
329 S., Taschenbuch, deutsch
Preis: EUR 12,80


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Mittwoch, 25. November 2015

Star Trek. Die Gesetze der Föderation

Der Weltraum, unendliche Weiten: Dies sind die Abenteuer des Raumschiffs Enterprise, das unterwegs ist, um fremde Welten zu entdecken, unbekannte Lebensformen und neue Zivilisationen. Von dieser Prämisse kann sich der Leser in die Gesetze der Föderation verabschieden. Der Roman dringt in Bereiche vor, von denen ich dachte, man würde niemals etwas Genaues darüber erfahren. Hier kommt „Star Trek“ in einer anderen völlig anderen Dimension.

Der Leser wird von Keith R. A. DeCandido auf eine Entdeckungsreise geschickt, diesmal ohne Raumschiff, ohne Mysterien, die die Sternenflotte direkt aufdecken muss, aber vor allem ohne die gewohnten Hauptakteure. Kein Captain Picard, kein Will Riker – und auch andere bekannte Gesichter der Sternenflotte erscheinen im Laufe der Handlung allenfalls nur mit einem kurzen Schlaglicht.

Die Handlung, wenn man von dieser als solche überhaupt reden kann, dreht sich fast ausschließlich um Politik, genauer gesagt die Politik der Vereinten Föderation der Planeten. Der Roman verfolgt das erste Jahr der Präsidentschaft von Nanietta Bacco von Cestus III, anscheinend dem einzigen Ort in der Galaxis, an dem noch Baseball gespielt wird. Der Romanhandlung läuft im Hintergrund zu den Abenteuern der U.S.S. Titan und der „Second Decade“.

Dass auch in der vielseitigen und multikulturellen Regierung der Föderation nicht alles nach Wunsch verläuft, dürfte klar sein. Und so wird der Leser Zeuge von Besprechungen, öffentlichen Debatten und Ränkespielen zwischen einer Vielzahl von Personen. Da bisher über die innerhalb des etablierten Franchises immer nur nebulös beschriebene Regierung der Föderation nur sehr wenig zu lesen und zu sehen war, betritt DeCandido absolutes Neuland. Aus diesem Grund muss er auch eine Menge neuer Personen einführen, die nötig sind, um den Apparat am Laufen zu halten. Dummerweise wird das alles inflationär betrieben, und ich hatte meine Liebe Mühe, damit nicht durcheinanderzukommen.

Die Präsidentin und ihr persönlicher Stab sind noch halbwegs gut ausgearbeitet, der Rest der Akteure verkommt teilweise zu einer Ansammlung kaum aussprechbarer Namen, die oftmals bestenfalls stereotype Züge annehmen. Zu viele davon kann man dann gleich wieder vergessen, weil sie im Verlauf der Handlung nicht mehr auftauchen, da keine übergeordnete Handlung vorhanden ist, sondern ausschnittsweise das Krisenmanagement und die reguläre Regierungsarbeit von Präsidentin Bacco im Verlauf eines Jahres verfolgt wird. Dabei geht es um einen unglücklich verlaufenen Erstkontakt oder erneute Konflikte zwischen Klingonen, Romulanern und Remanern oder aber interne Streitigkeiten um die Besetzung wichtiger Posten in der Regierung. In letzterem Fall wird geschachert was das Zeug hält. Zu guter Letzt bekommt die Präsidentin auch die Folgen der dunklen Machenschaften ihres Vorgängers Min Zife zu spüren. Von den Dingen, die außerhalb des Regierungsumfelds geschehen, erhält man dabei selten einen direkten Eindruck. Vielmehr werden die Ereignisse für den Leser dergestalt präsentiert, dass diese der Präsidentin dargelegt oder in Berichten zusammengefasst werden oder ausgiebig von den Akteuren darüber debattiert wird.

Bekannte Personen aus dem Franchise sind relativ rar gesät und beschränken sich fast völlig auf kurze Cameo-Auftritte. Janeway, Spock und Admiral Ross bekommen unter anderem einen kurzen Moment im Rampenlicht, das war es in Großen und Ganzen dann auch.

Was dem Roman in meinen Augen fehlt, ist ein echter Höhepunkt. Das ist weitestgehend dadurch bedingt, dass quasi ein Zeitraum unter die Lupe genommen wird und gleichzeitig verschiedene kleine Handlungsstränge auf den Weg gebracht und teilweise kurz darauf schon gelöst werden. Das ergab bei mir den Effekt, dass ich bei den kleinen Dingen zum Weiterlesen animiert wurde. Aber einen Spannungsbogen als solchen, der sich durch die ganze Länge des Romans zieht, konnte ich nicht ausmachen.

Bei der Charakterzeichnung der wichtigsten Akteurin – so gut der Charakter von Nanietta Bacco auch ausgearbeitet ist – stört mich etwas ungemein: Sie ist einfach zu perfekt dargestellt, denn sie trifft nur wohlüberlegte Entscheidungen mit einem messerscharfen politischen Kalkül. Moralisch und rhetorisch stellt sie alle anderen Politikern in den Schatten. Kurz: Sie wird hier einfach zur perfekten Übermutter der gesamten Föderation stilisiert. In meinen Augen wirkt sie dadurch unrealistisch im Sinne von „zu gut um wahr zu sein“. Klar hat Nan Bacco auch ein paar liebenswerte Schwächen – wie zum Beispiel ihr Faible für Baseball. Aber das fällt zurück hinter den unübersehbaren persönlichen Stärken, die der Autor der Person der Präsidentin gegeben hat. Es werden eine Menge Intrigen gesponnen, aber bei all den politischen Schlammschlachten schafft es die Präsidentin moralisch integer zu bleiben.

Daneben gibt es naturgemäß noch eine über das ganze Buch verteilte Lehrstunde über den politischen Aufbau der Föderation im 24. Jahrhundert. Auch zum Thema Journalismus im 24. Jahrhundert bekommt der Leser einige Einblicke. Der Roman nimmt massiv Bezug auf die Ereignisse, die in den „A time to…“-Romanen stattfinden, die bisher nicht ins Deutsche übersetzt wurden, außerdem auf einige Ereignisse des DS9-Relaunches und den ersten Band der „Titan“-Reihe um William Rikers neues Kommando. Es ist zwar für das Verständnis des Romans nicht zwingend notwendig, trotzdem hatte ich das unbestimmte Gefühl, dass mir wichtige Details fehlen. Der lockere Schreibstil, den DeCandido an den Tag legt, trägt viel dazu bei, dass der Roman nicht langweilig wird.

Der Verlag bezeichnet den Roman als den perfekten Auftakt für die Trilogie „Star Trek – Destiny“. Dem kann ich persönlich nicht zustimmen. Die besagte Trilogie befasst sich mit der größten Bedrohung durch die Borg, die es bisher im „Star Trek“-Universum gab. Hier aber finden die Borg keine Erwähnung, auch nicht die bedrohlichen Ereignisse, die sich im Rahmen der Handlung des Romans „Heldentod“ im unmittelbaren Umfeld der Erde am Ende des vom vorliegenden Roman abgedeckten Zeitraums abspielen – was natürlich nicht möglich ist, da der hier präsentierte Roman bereits 2005 auf Englisch erschien. Damit wurde er zwei Jahre vor der englischsprachigen Ausgabe von „Heldentod“ veröffentlicht, die 2007 stattfand.

Genau das hat mich allerdings erheblich gestört. In der Chronologie des „Star Trek TNG“-Relaunches wäre es ein Leichtes gewesen, die Ereignisse des Relaunches in die Zeit nach der Romanhandlung von „Die Gesetze der Föderation“ zu verlagern. Dies ist aber leider nicht passiert, was dazu führt, dass sich deutsche Leser, die jetzt in den Genuss kommen, die zeitnah erschienenen Übersetzungen der Romane von Cross Cult lesen zu können, über diese Diskrepanzen in der Zeitlinie wundern. Da aber die Handlung mit der Geschichte der „Destiny“-Reihe nichts zu tun hat und auch nicht Bezug darauf nimmt, ist der Roman kaum als der „perfekte Auftakt“ zu bezeichnen. Der Roman „Mehr als die Summe“, dessen Handlung sich unmittelbar vor dem Beginn der „Destiny“-Bücher abspielt und auch direkt eine Überleitung dazu bietet, hätte dieses Prädikat eher verdient.

Im Anhang findet sich neben einer Auflistung bekannter Präsidenten der Föderation das bei Cross Cult bereits obligatorische Bonusmate
rial in Form von eines Essays von Julian Wangler. Diesmal geht es (natürlich) um die Regierung der Vereinten Föderation der Planeten. Der Artikel fasst noch einmal die wichtigsten Fakten zur Föderationsregierung und der Prinzipen zusammen, auf welchen diese aufbaut. Dazu setzt er noch ein paar Akzente in Bezug auf das gesamte Franchise, das diese Thematik bisher bewusst nur nebulös behandelt hat. Den Abschluss macht dann noch eine Zeitlinie, welche die verschiedenen Romane, die in der Zeit nach der Handlung des zehnten Kinofilms „Nemesis“ spielen, in Relation setzt.

Fazit: „Die Gesetze der Föderation“ ist alles andere als ein Actionkracher. Hier wird mit Worten gekämpft und nicht mit Phasern. Ein Jahr im Leben der Präsidentin der Vereinten Föderation der Planeten wird hier so gut serviert, wie man es – angesichts des gewählten Themas – nur machen kann. Wer Raumkämpfe, fremde Planeten in typischer „Star Trek“-Manier sucht, sollte die Finger davon lassen. Für alle, die sich schon immer dafür interessiert haben, wie die Vereinte Föderation der Planeten auf der politischen Ebene funktioniert, ist der Roman ein absolutes Muss.

Star Trek. Die Gesetze der Föderation
Film/Serien-Roman
Keith R. A. DeCandido
Cross Cult 2010
ISBN: 978-3-941248-50-2
450 S., Taschenbuch, deutsch
Preis: EUR 14,00


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Dienstag, 24. November 2015

Große Neuigkeiten für Star Trek in 2016 - Exclusive Star Trek Romane für Deutschland - Star Trek Prometheus -

 Das kommende Jahr 2016 bringt für das Star Trek Franchise ein wahres Feuerwerk von Neuerscheinungen. Gene Roddenberries Kreation feiert ihren fünfzigsten Geburtstag. Pünktlich zum Jubiläum kommt der dritte Teil des Reboots Star Trek Beyond in die Kinos. Für 2017 ist eine neue Fernsehserie geplant. War das vierzigste Jubiläum eher ein unscheinbares Ereignis, steht den Fans also einiges bevor. Der Cross Cult Verlag, der die Star Trek Romane  in Deutschland seit 2008 veröffentlicht, hat für die Fans in Deutschland ein ganz spezielles Bonbon vorbereitet:

Eine neue Star Trek Romantrilogie die exklusiv für das deutsche Publikum geschrieben wurde.

Der Verlag hat das Autorenduo Bernd Perplies und Christian Humberg, die bereits die Kinderbuchserien "Drachengasse 13" und "Die unheimlichen Fälle des Lucius Adler" zusammen veröffentlicht haben. Beide Autoren haben zudem bereits mehrfach amerikanische Star Trek Romane ins Deutsche übersetzt und sind daher mit dem Franchise mehr als vertraut.

Der Klappentext zum ersten Band weckt schon einmal die Lust zum lesen:

"Nahe der Grenze zum Klingonischen Reich ereignen sich mehrere brutale Terroranschläge, die Tausende von Toten fordern.
Wer steckt hinter den Angriffen? Sind es Fanatiker aus dem fremdartigen Volk der Renao, das im benachbarten Lembatta-Cluster siedelt? Oder hat der zwielichtige Typhon-Pakt seine Finger im Spiel? Die Sternenflotte entsendet die U.S.S. Prometheus, ihr kampfstärkstes Schiff, in die Grenzregion, um das Rätsel zu lösen, bevor der nächste Krieg in der Galaxis ausbricht"


Die als geschlossene Reihe angelegte Triologie tritt die Reise in die unendlichen Weiten mit der USS Prometheus an. Unter den Fans ist das Schiff, das in der Voyager Folge "Flaschenpost" einen Auftritt hatte, sehr beliebt. In den bisherigen Romanen ist die USS Prometheus nicht in Erscheinung getreten. Bisher ist nur Wenig über die eigentlichen Protagonisten der Romane bekannt. Der Klappentext von Prometheus 1: Feuer gegen Feuer verortet die Handlung in das Grenzgebiet zwischen der Föderation und dem Klingonischen Reich. Auf die Besatzung der USS Prometheus, von der man bisher allenfalls  den Namen des Captains Richard Adams in Erfahrung bringen konnte, kann man gespannt sein. Die Autoren und  der Verlag  haben durchblicken lassen, dass etablierte Persönlichkeiten aus dem Kanon weniger prominent im Rampenlicht stehen. Ein neues Schiff verdient auch eine neue und vor allem unverbrauchte Crew, die ihre eigenen Spuren im Franchise hinterlässt. Peter David hat da bereits mit seinen Romanen rund um die USS Excalibur bemerkenswerte Vorarbeit geleistet und dort die üblichen aus dem Fernsehen bekannten Akteure teilweise zu bloßen Zaungästen degradiert.

Sehr freuen kann man sich auch auf die Cover von Tobias Richter freuen. Der Illustrator zeichnet sich unter anderem für Arbeiten für den Ships of The Line Calendar verantwortlich.

Weitere Informationen zu diesem spannenden Projekt finden sich auch direkt beim Cross Cult Verlag.



Star Trek: Einzelschicksale

Die Bedrohung durch die Borg, deren Geschehnisse der Leser in der fulminanten „Destiny“-Trilogie verfolgen konnte, wurde unter enormen Opfern abgewendet. Ein Bild, wie die Vereinte Föderation der Planeten und das Klingonische Reich nach dem Vernichtungsfeldzug der Borg aussieht, wird hier exemplarisch aufgezeigt. Aber während man noch dabei ist sich die Wunden zu lecken, droht bereits neuer Ärger.

Jedes Ende ist auch ein neuer Anfang. Die „Destiny“-Trilogie brachte das Ende der Borg-Bedrohung mit sich. Aber der Preis, den die Föderation und die Klingonen dafür bezahlt haben, war immens hoch. Die Zerstörungswut der Borg hat viele Welten vernichtet und Milliarden das Leben gekostet. Die Überlebenden stehen vor einem Scherbenhaufen. Zum ersten Mal in ihrer Geschichte geht es einem Großteil der Bevölkerung richtig schlecht. Milliarden sind auf der Flucht und auf der Suche nach einer neuen Heimat. Die Wirtschaft der Föderation ist extrem angeschlagen und die Versorgung der Flüchtlinge entwickelt sich zu einem enormen Kraftakt. Nur die Tatsache, dass die alten Feinde der Föderation – wie zum Beispiel die Cardassianer oder die Romulaner – ähnlich zerschunden sind, bewahrt die Föderation vor einem Krieg.

Sonek Pran, ein Geschichtsprofessor, der das Erbgut von vier verschiedenen Rassen in sich vereint, wird auf eine Friedensmission in das zerfallende Romulanische Imperium gesandt, um dort zwischen den konkurrierenden Fraktionen zu vermitteln. Immer wieder stößt er auf seiner Reise mit dem Raumschiff Aventine, die von niemand Geringerem als Ezri Dax kommandiert wird, auf Ungereimtheiten. Diese deuten alle darauf hin, dass jemand den Wiederaufbau in der Föderation diplomatisch und mit Sabotageakten hintertreibt. Die Einzelschicksale ergeben dann auch für den Leser ein beunruhigendes Bild, welches die Romane zumindest in der nahen Zukunft beschäftigen wird. Die Klingonen dagegen müssen feststellen, dass eine Rasse, die sie in der Vergangenheit schon häufiger besiegt haben, sich erneut gegen das angeschlagene Klingonische Reich erhebt. Und diesmal haben die Feinde mächtige Verbündete auf ihrer Seite. Es gibt auch tatsächlich ein paar kurze Raumschlachten. Aber diese finden nur auf Nebenschauplätzen statt.

Ähnlich wie schon in die „Gesetze der Föderation“ wird hier mit einer Menge von Handlungen und Persönlichkeiten jongliert. Einige, wie etwa die Präsidentin Nanietta Bacco und einen Teil ihres Stabes oder die Crew der U.S.S. Aventine, durfte man bereits kennen lernen. Andere wiederum werden kurz vorgestellt, um dem Leser einen kleinen Ausschnitt zu präsentieren, und verschwinden dann wieder auf Nimmerwiedersehen in der Versenkung. Dafür, dass man ein paar besondere Schlaglichter erhält, betreibt der Autor eine Menge Aufwand. Auf diese Weise kann man zu den wenigsten Personen eine Bindung entwickeln, und so muss man sich zwangsläufig an Sonek Pran halten, der den größten Fokus bekommt.

Der gute Professor ist auch ein echter Sympathieträger, der nur wenige Makel aufweisen kann. Er ist ein ausgezeichneter Diplomat mit einem unglaublichen Gespür für die richtigen Worte. Er schätzt sein jeweiliges Gegenüber fast immer richtig ein, nur mit seinem eigenen Sohn klappt es nicht so recht. Und da ist schon wieder ein Punkt, der mir bereits in „Die Gesetze der Föderation“ negativ aufgefallen ist: Dort war der Fokus die Präsidentin Nanietta Bacco, die perfekte Übermutter der Föderation, und hier kommt nun der ultimative Diplomat daher, der fast im Alleingang eine Verschwörung gigantischen Ausmaßes aufdeckt. Das ist für meinen Geschmack etwas zu viel des Guten. Schließlich sollte es noch andere kluge Köpfe geben, die eins und eins zusammenzählen können. Ein Großteil der Motivation liegt ja auch vor allem darin, dass der Leser zusammen mit Sonek Pran hinter das Geheimnis der rätselhaften Sabotageakte und Überfälle kommt. Dadurch allein konnte ich mich über die etwas schleppend anlaufende Handlung, die durch die vielen Nebenschauplätze keinen eng geflochtenen Spannungsbogen aufbauen kann, zum Weiterlesen motivieren.

Wie auch schon bei „Gesetze der Föderation“ wird die Handlung durch den Einsatz von eingestreuten Zeitungsberichten, Briefen, politischen Talkshows oder auch einer Liste mit Todesopfern zusätzlich aufgepeppt. (Eben diese Liste hat mich schon schwer gewundert, ausgerechnet diese Personen auf der Liste zu lesen, fand ich schon krass). DeCandido hat aber, das muss ich ihm zugestehen, das Konzept, das er in „Die Gesetze der Föderation“ zum ersten Mal eingesetzt hat, konsequent weiterentwickelt. Diesmal hat die Geschichte auch einen echten Fokus.

Ein Essay mit dem Titel „Das Spiel mit den Glaskugeln – Eine kleine Geschichte der intergalaktischen Beziehungen“, wieder einmal aus der Feder von Julian Wangler, findet sich im Anhang. Auch diesmal lohnt es sich wieder, über den galaktischen Tellerrand zu schauen

Fazit: „Einzelschicksale“ weist erheblich mehr Action auf, als die „Gesetze der Föderation“, und mit Ezri Dax und der U.S.S. Aventine bekommt der Leser auch ein wenig klassisches „Star Trek“ geboten, während er dem Geschichtsprofessor und Teilzeit Diplomaten Sonek Pran über die Schultern gucken darf. Die Handlung schreitet nur gemächlich voran, und das Finale besticht nicht durch Action und Raumschlachten. „Einzelschicksale“ ist vor allem eine Charaktergeschichte, die das große Ganze zeigt und wichtige Grundlagen schafft. Für die Fans ein absolutes Muss. Der Aufbau ist vielleicht nicht jedermann Geschmack. Mir hat es aber sehr gut gefallen.

Star Trek: Einzelschicksale
Film/Serien-Roman
Keith R. A. DeCandido
Cross Cult 2010
ISBN: 978-3-941248-93-9
401 S., Taschenbuch, deutsch
Preis: EUR 12,80


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