Die Saga um die Raumstation Vanguard geht in die fünfte
Runde. Noch immer bietet das Geheimnis um das Metagenom aus der Taurusregion
genug Zündstoff, um den Konflikt zwischen der Föderation und dem Klingonischen
Reich ständig eskalieren zu lassen. Vor dem Hintergrund der Originalserie
entfaltet sich einmal mehr ein Netz aus Intrigen und Abenteuer …
Im fünften Band der „Vanguard“-Reihe schwelt noch immer der
Konflikt zwischen der Föderation, den Klingonen und Tholianern in der Taurus
Regi
on, in der die Raumstation Vanguard liegt, vor sich hin. Noch immer sind
die Klingonen und die Föderation daran interessiert, die Geheimnisse der
Shedai, einer uralten Rasse, die in diesem Bereich des Weltraums vor Urzeiten
beherrschte, zu enträtseln und für sich nutzbar zu machen.
David Mack hat diesmal die Autorenarbeit übernommen und
führt die mannigfaltigen Handlungsstränge, die Dayton Ward in „Offene
Geheimnisse“ hinterließ, weiter. Dabei fügt er alles zu einer schönen Handlung
zusammen, die sich fast nahtlos in das „Star Trek“-Universum einfügt.
Die diversen Handlungsebenen, die auf gut 400 Seiten und 60
Kapitel verteilt sind, beschäftigen sich unter anderem mit den krummen Geschäften
des orionischen Kaufmanns Ganz mit den Klingonen, der ganz nebenbei noch einige
Probleme mit seinem Auftragskiller Zett Nilric hat, und sie erzählen von der
JAG-Offizierin Rana Desai und ihrem Umgang mit dem Verlust ihres tot geglaubten
Liebhabers Diego Reyes. Über Diego Reyes, den ehemaligen Kommandanten von
Sternenbasis 47 gibt es auch neues zu berichtigen. Er befindet sich im
Gewahrsam der Klingonen. Ein nicht unwesentlicher Teil der Handlung beschäftigt
sich mit den Hintergründen seiner Gefangenschaft. Was das klingonische
Ratsmitglied Gorkon damit zu tun hat, wird ebenfalls näher beleuchtet. Ein
kurzer Handlungsstrang – quasi abgekoppelt von den Ereignissen der
Haupthandlung – befasst sich mit Botschafter Jetanien und Nimbus III. Auch die
Ereignisse auf der Station selbst kommen nicht zu kurz. Neben dem neuen
Kommandeur, Admiral Nogura, und anderen Offiziellen, wie Rana Desai, kommen
hier natürlich auch das Forschungsteam auf der Station ins Rampenlicht.
Dann gibt es zwei Storyelemente, denen besondere
Aufmerksamkeit zukommt. Zum einen versucht die ehemalige Geheimdienstoffizierin
von Vanguard, T’Prynn, gemeinsam mit dem Reporter Tim Pennington, ihren Namen
wieder reinzuwaschen, nachdem sie im letzten Band wegen der Fälschung ihrer
medizinischen Unterlagen unehrenhaft aus der Sternenflotte entlassen worden
ist.
Der zweite, für mich sehr überraschende Handlungsstrang,
betrifft Cervantes Quinn. Bisher hat der Leser den Schurken als abgehalfterten
Raketenjockey und Schmuggler kennen gelernt, der ständig besoffen war und ein
genauso heruntergekommenes Schiff durch das Weltall steuerte. Bei vielen
Gelegenheiten zeigte es sich, dass er nicht nur Skrupel bei einigen seiner
illegalen Aufgaben hatte, sondern ein Herz aus Gold. Aber die Wandlung die er seit
seinem letzten Auftreten durchgemacht hat, ist doch nun sehr überraschend.
Er hat dem Alkohol abgeschworen und betätigt sich nunmehr
als freiberuflicher Agent für den Geheimdienst der Sternenflotte. Dabei wird er
von Bridy McLellan, einem zum Geheimdienst abkommandierten Mitglied der
Besatzung des Aufklärungsschiffes U.S.S. Sagittarius, das im dritten Teil der
Reihe „Ernte den Sturm“ eine Hauptrolle spielte, unterstützt. Bei diversen
Gelegenheiten plaudert Quinn aus dem Nähkästchen, und der Leser erfährt seine
Lebensgeschichte, aber auch welche anderen verborgenen Talente in ihm
schlummern.
Auf einem Planeten in der Nähe der klingonischen Grenze
kreuzen sich die beiden oben genannten und auch einige andere Handlungsstränge
in einem actiongeladenen Showdown. Im Vergleich zum vorangegangenen Band geht
es hier wieder richtig zur Sache.
Was mir allerdings übel aufgestoßen ist, war das Fehlen von
Bonusmaterial. Der CrossCult-Verlag hatte bisher in allen seinen „Star
Trek“-Romanen, die ich in die Hand bekommen habe, im Anhang einem Gastautor die
Gelegenheit gegeben, ein wenig über das Franchise zu philosophieren. Diesmal
habe ich vergeblich danach Ausschau gehalten. Dabei wären auch hier einige
dankbare Themen aufzugreifen gewesen, wie zum Beispiel das zwiespältige
Verhältnis der Föderation zur obersten Direktive.
Fazit: „Vor dem Fall“ bietet einmal mehr eine spannende,
komplexe Handlung, die den Leser zu fesseln vermag, ohne ihn zu erschlagen. Was
David Mack hier bietet, ist klassisches „Star Trek“ in Vollendung. Hier wird
der Hintergrund der Originalserie auch ohne Kirk und Spock lebendig, und es
wird eindrucksvoll unter Beweis gestellt, dass es in dieser Zeit neben Kirk und
Spock auch andere gibt, die das Universum retten können. Man kann gespannt
sein, was die Reihe für den Leser noch bereit hält. Das erreichte Niveau ist
jedenfalls jetzt schon kaum zu toppen.
Star Trek – Vanguard: Vor dem Fall
Film/Serien-Roman
David Mack
Cross Cult
2009
ISBN: 978-3-941248-09-0
379 S., Taschenbuch, deutsch
Preis: EUR 12,80
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