Montag, 18. Mai 2015

Star Trek Titan 6 - Synthese

Zuletzt besuchte die U.S.S. Titan unter William Rikers Kommando den Planeten Droplet und dessen aquatische Bewohner. Diesmal wird die Besatzung des Föderationsraumschiffs mit einer völlig anderen Form von „Leben“ konfrontiert.


„Synthese“ ist der sechste Band der „Titan“-Reihe. Diesmal stammt die Geschichte aus der Feder von James Swallow. Auf dem Cover findet sich neben Riker auch das Abbild von Minuet, die Fans der TNG noch aus der Folge „11001001“ bekannt sein dürfte. Diese holographische Schöpfung spielt im Laufe der Handlung eine nicht unerhebliche Rolle. Die Handlung dieses Romans ist relativ schnell umrissen. Die U.S.S. Titan trifft unvermittelt auf ein Gebiet, in welchem sich Reisen mit Warpgeschwindigkeit als schwierig erweisen. Bei der Untersuchung des Phänomens stößt das Raumschiff auf ein Schlachtfeld. Es gelingt der Besatzung, einen intakten Computerkern zu bergen. Schnell wird der Besatzung klar, dass der Kern keinen simplen Computer sondern eine echte künstliche Intelligenz beherbergt. Die künstliche Intelligenz bezeichnet sich selbst als ZweitGen Weiß-Blau und gehört einer Zivilisation künstlicher Intelligenzen an, die seit Urzeiten in einen Krieg mit einer ominösen Entität verstrickt sind, die sie schlicht als „Null“ bezeichnen. 

Riker und die Besatzung der Titan versuchen mit den KIs in Kontakt zu treten, stoßen aber auf Abneigung und Vorurteile. Aber auch an Bord der Titan bestehen erhebliche Ressentiments gegenüber den Computerwesen. Zu frisch sind die Erinnerungen an den Vernichtungskrieg der Borg gegen die Föderation. Die Aktionen der KI ZweitGen Weiß-Blau, tragen auch nicht zur Vertrauensbildung bei, als diese sich am Computersystem der Titan zu schaffen macht und unvorhergesehene Folgen hervorruft. Nichtsdestotrotz bietet Riker den Maschinen seine Unterstützung im Kampf gegen die Null an. Aber die Vorbehalte der Maschinen verzögern ein effektives Eingreifen der Titan und die unheimliche Macht gewinnt zusehends an Boden und droht die Computerintelligenzen zu vernichten. Bald reift die Erkenntnis, dass die Null nur im Zusammenspiel mit der Technik der Maschinen und den Fertigkeiten und Eigenarten der Besatzung der Titan besiegt werden kann. 

Und da sind sie wieder, die typischen „Star Trek“-Themen. Hier dreht sich alles zum einen um das Thema Toleranz gegenüber anderen und die Überwindung von Vorurteilen. Zum anderen behandelt die Geschichte die Themenkreise Selbstbestimmung und freier Wille. Das trifft vor allem auf die in ihrem Denken erstarrten künstlichen Intelligenzen zu, die sich nicht von ihrer Grundprogrammierung trennen können und so nicht in der Lage sind, mit freiem Willen über ihre Existenz zu entscheiden. Beide Elemente sind in der Geschichte gut miteinander verwoben. Eine andere Thematik, die in die Handlung eingeflossen ist, behandelt die Probleme von Eltern und Kindern. Riker und Troy freuen sich über die ersten Fortschritte ihrer gemeinsamen Tochter Tasha, die zweite Generation der KIs muss sich mit den eingefahrenen Ansichten der künstlichen Intelligenzen der ersten Generation auseinandersetzen. Ein anderer, der sich mit unverhofften „Vaterfreuden“ konfrontiert sieht, ist der Chefingenieur der Titan, Dr. Xin Ra-Havreii. Ausgerechnet der Mann, dessen Rasse dafür bekannt ist, einen Hang zu ausufernder Promiskuität und wenig Familiensinn zu besitzen, und der selbst auf der Titan auf etliche Affären zurückblicken kann, sieht sich auf ungewöhnliche Weise mit ungewolltem Nachwuchs gegenüber. Seine wechselhafte Beziehung zu der Wissenschaftsoffizierin Pazlar ist in diesem Fall eine zusätzliche Belastung. 

Ein kleiner Tipp noch zu den Problemen, denen sich die Besatzung mit dem Computersystem der Titan auseinandersetzen muss. Die moralische Fragestellung zu dieser Problematik wurde auch in der TNG-Episode „Wem gehört Data?“ angeschnitten. 

Die Geschichte bietet einige dramatische Sequenzen, besonders die Raumkämpfe kommen diesmal nicht zu kurz. Der versierte Leser hat das Rätsel um die künstlichen Intelligenzen relativ schnell gelöst. Die Lösung aller Probleme am Ende passt zwar wunderbar in die Sphäre des freien Willens, war mir persönlich aber ein wenig zu glatt. Auf der anderen Seite wird diese Episode so abgeschlossen, ohne einschneidende und unabsehbare Folgen für die nachfolgenden Romane zu schaffen. Die Geschichte ist sehr schön geschrieben und wartet mit einem ordentlichen klassischen Spannungsbogen auf, der recht gradlinig verläuft. Das alles ist solide gemacht, aber wirklich große Überraschungen konnte ich nun nicht feststellen. 

Fazit: „Synthese“ bereichert die Reisen der Titan um ein weiteres schönes Abenteuer. Die solide gemachte Story um eine Zivilisation künstlicher Intelligenzen konnte mich zwar nicht restlos begeistern, sie ist aber in meinen Augen definitiv eine der besseren Episoden auf dem steinigen Weg der Titan zu den Sternen. Schön fand ich, dass auch diesmal die Charakterentwicklung nicht zu kurz gekommen ist. Für „Star Trek“-Fans ist diese Episode „alter Schule“ genau das richtige.

Star Trek Titan Band 6: Synthese 
Film/Serien-Roman
James Swallow 
Cross Cult 2011
ISBN: 978-3941248670 
375 S., Taschenbuch, deutsch
Preis: EUR 12,80


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