Donnerstag, 14. Mai 2015

Star Trek Titan 2 – Der Rote König

Die U.S.S. Titan setzt ihre Reise unter dem Kommando des frisch gebackenen Captain Riker fort. Kaum haben er und seine Crew den drohenden Bürgerkrieg im Romulanischen Imperium abgewendet, droht durch ein weiteres „Vermächtnis“ des verschiedenen Prätors und Picard-Klon Shinzon neue Gefahr, die mehr als nur die Besatzung der U.S.S. Titan bedroht.


Der Cross Cult Verlag legt bei der Veröffentlichung von „Star Trek“-Romanen ein beachtliches Tempo vor. So liegt nun mit der „Rote König“ bereits der zweite Band der Reihe um Rikers erstes Kommando vor. Die Handlung setzt da ein, wo „Eine neue Ära“ am Ende einen zünftigen Cliffhänger hinterlassen hat. 

Durch die Anomalie, die bei der Vernichtung von Shinzons Flagschiff Scimitar durch dessen eigene Superwaffe entstanden ist, wurde die U.S.S. Titan zusammen mit anderen romulanischen Schiffen in eine weit entfernte Nebengalaxie, die Kleine Magellansche Wolke, gezogen. Dort angekommen, stellen Riker und seine bunte Truppe schnell fest, dass die Annomalie auch noch andere Qualitäten hat, als nur als eine Art Wurmloch zu fungieren und ein schönes Farbenspiel in den Himmel zu malen. 

Was in heimatlichen Gefilden bisher als relativ harmlose Anomalie galt, entwickelt hier das Potenzial zu umfassender Zerstörung. Leidtragende sind in diesem Fall vor allem die Neyel, ein verschollener Seitenstamm der Menschheit, der sich hier eine neue Existenz aufgebaut hat. Die Neyel sind dabei keine völlig Unbekannten, zumindest nicht in dem „Star Trek“-Universum, das in den Romanen entworfen wird. 

Ihr Debüt gaben die Neyel in dem „Star Trek: The Lost Era“-Roman „The Sundered“. Damals bereiteten die Neyel Captain Sulu von der U.S.S. Excelsior einiges Kopfzerbrechen. Zwei Bekannte, die damals beteiligt waren, sind auch diesmal mit von der Partie: Tuvok, der vorübergehend auf der U.S.S. Titan dient, und Admiral Akaar. Die beiden verbinden einige gemeinsame Erlebnisse, aber genauso viel scheint sie auch zu trennen. Besonders Akaar scheint Tuvok etwas nicht verzeihen zu können und der Leser wird im Laufe der Handlung erfahren, wo des Pudels Kern liegt und ob die beiden ihre Streitigkeiten beilegen können. 

Zurück aber zu den Neyel, denn hier ist wieder einmal die klassische „Was-glaubt-ihr-weshalb-gibt-es-wohl-die-oberste-Direktive“-Situation gegeben. Einmal mehr muss Riker sich darüber Gedanken machen, wie man die Gesetze der Föderation biegt, ohne sie zu brechen – nach Jahren unter Picard dürfte das allerdings für ihn eine relativ leichte Übung sein. Entscheidet er sich für eine Rettungsaktion zugunsten der Neyel oder überlässt er die Bevölkerung als unvermeidliche Opfer von Kollateralschäden ihrem Schicksal. 

Als hauptsächlicher Fokus für den Plot um die Neyel dient vor allem Frane, ein von den Romulanern aufgesammelter Neyel, der Mitglied einer Sekte ist, die davon überzeugt ist, dass die Anomalie die Manifestierung einer örtlichen Gottheit ist, die gerade erwacht und sich darauf vorbereitet, Franes Volk für vergangene Untaten zu vernichten. Die Ingenieure der U.S.S. Titan haben natürlich eine wissenschaftlichere Erklärung für die Ereignisse. Das Ergebnis, ob nun die Wissenschaft oder die Metaphysik, ist allerdings das gleiche und droht in letzter Konsequenz die gesamte Kleine Magellansche Wolke vollständig zu vernichten. Riker fühlt sich zu dem Neyel hingezogen, denn dieser hat ein ähnliches Problem mit seinem Vater, wie es Riker mit seinem hatte. Die Bewältigung dieses Problems wird aber in den Hintergrund gedrängt, denn die Ereignisse überschlagen sich. 

Und während Riker mit einer Hiobsbotschaft nach der anderen konfrontiert wird, muss er feststellen, dass die romulanische Befehlshaberin Donatra ihr eigenes Spiel spielt, und dabei zwischen ehrenhaftem Verhalten und den üblichen romulanischen Ränkeschmieden hin- und herpendelt. 

Die Handlung verzichtet diesmal auf größere Expositionen der einzelnen Crewmitglieder, die Hauptarbeit wurde in diesem Zusammenhang bereits in Band 1 erledigt. Einige Rückblenden, die das Dilemma zwischen Tuvok und Akaar in ein rechtes Licht rücken, lockern die Handlung auf. Ansonsten wird mit Action nicht gegeizt, und besonders die Hilflosigkeit angesichts der sich anbahnenden Katastrophe wird gut in Szene gesetzt. Am Ende werden dann aber die meisten Handlungsstränge aufgelöst und Riker findet endlich ein Motto für die Widmungstafel der U.S.S. Titan. (Letzteres war für mich fast schon genauso spannend wie der eigentliche Hauptplot.) 

Der Titel bezieht sich übrigens auf Lewis Carrols „Alice hinter den Spiegeln“ und ist eine direkte Anspielung auf die Figur des Roten Königs, der angeblich die Geschichte samt Alice träumt. Das Motiv findet sich auch in Tad Williams „Fluss aus blauem Feuer“ wieder. 

Als kleines Extra werden weitere Personen des Roman-Ensembles, wie zum Beispiel Tuvok, kurz beschrieben. Außerdem erhält man einen kleinen Einblick in den Roman „The Sundered“ und die Autoren werden kurz vorgestellt. 

Wie schon beim ersten Band besticht das Cover durch eine gelungene Komposition, die sowohl Admiral Akaar als auch Tuvok sowie einen roten König verbindet. 

Fazit: „Der Rote König“ setzt konsequent die Linie fort, die in „Eine neue Ära“ begonnen wurde. Hier sind Könner und Kenner am Werk, die aus dem Franchise das Beste herausholen. Die Autoren brennen ein wahres Actionfeuerwerk ab, lassen aber auch Charakterentwicklung nicht zu kurz kommen. Riker und Co. kommen glaubwürdig rüber, und auch die einzelnen Elemente der Handlung sind stimmig und führen zum Teil auch Handlungsstränge aus anderen Romanen weiter. Alles in allem ist der Roman also nicht nur für Fans allein geeignet.

Star Trek Titan 2 – Der Rote König 
Film/Serien-Roman
Michael A. Martin, Andy Mangels
Cross Cult 2009
ISBN: 978-3-941248-02-1
377 S., Taschenbuch, deutsch
Preis: EUR 12,80


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