Freitag, 15. Mai 2015

Star Trek Titan 3 – Die Hunde des Orion

Captain Riker und seine kosmopolitische Crew setzen ihre Reise in die unerforschten Winkel der Galaxis fort. Statt friedlicher Erforschung kommt es zu einigen unangenehmen Begegnungen mit kosmischen Lebewesen, und schon bald steckt die Crew der Titan in einem weiteren Dilemma, denn wie so oft trügt der erste Eindruck.

Die Titan unter Will Riker hat endlich ihre eigentliche Mission begonnen, außerhalb des Föderationsraums Forschung zu betreiben. Dabei stoßen Schiff und Besatzung auf alte Bekannte, die man schon aus der dem Pilotfilm der „Star Trek – Next Generation“-TV-Serie kennt. Die Telepathen an Bord des Schiffs, Deanna Troi eingeschlossen, empfangen die Schmerzensschreie dieser Wesen. Es stellt sich heraus, dass die Wesen von einer Zivilisation interstellarer „Walfänger“ gejagt werden. 

Riker und seine Crew untersuchen das Ganze, und versuchen dabei nicht voreingenommen zu sein. Schließlich gibt die Besatzung der Titan den Wesen unwillentlich die Möglichkeit, die Jagd auf sie zu beenden. Die Freude darüber währt allerdings nur kurz, denn das Eingreifen hat ein delikates kosmisches Gleichgewicht gestört, das die ganze Galaxis bedrohen könnte. Fortan ist Riker bemüht, das gestörte Gleichgewicht wiederherzustellen – nach Möglichkeit indem er es auf eine neue Basis stellt. Dabei wird einmal mehr die Oberste Direktive strapaziert und einmal mehr darf Riker mit dem Schicksal hadern. Es ist wohl kein „Star Trek“, wenn diese Frage um Einmischung in die Angelegenheiten anderer nicht gestellt wird. In der „Titan“-Reihe ist es zumindest bisher ein zentrales Thema, um das man auch hier nicht herumkommt. 

Neben den Akteuren von der U.S.S. Titan spielen auch einige ausgesuchte „Walfänger“ wichtige Rollen. Von diesen wird noch die meiste soziale Beweglichkeit verlangt, da ihre Lebensweise und ihre überlieferten Traditionen durch die Aktionen der Titan hinfällig werden. Der Exotikfaktor liegt allerdings vor allem bei der Vielzahl von Lebewesen, die sich in den Tiefen des Alls tummeln. Mehr als eines dieser Lebewesen hatte schon mindestens einen Auftritt im etablierten Kanon, wobei hauptsächlich „TNG“ und „Voyager“ zum Zuge kommen. Autor Christopher L. Bennet offenbart ein einigermaßen komplexes kosmisches Ökosystem, in dem Humanoide bestenfalls als sekundäre Nahrungsquelle vorkommen. Dass das Ganze gerade einmal zwei Monatsreisen vom Föderationsraum entfernt stattfindet, macht mir allerdings schon Gedanken, denn viele dieser Wesen können mit Warpgeschwindigkeit reisen, und für solche Riesen wäre es nur ein Katzensprung bis zur Grenze. Dass das alles dann neu für Riker und Co. ist, klingt für mich nicht sehr einleuchtend. 

Neben diesem A-Plot hat die Crew der Titan im B-Plot noch so manches an Vergangenheitsbewältigung abzuarbeiten. Der Sicherheitschef Keru, ein Trill, hat einige Vorbehalte gegenüber dem Kadetten Torvig, der einer Spezies angehört, die mit Implantaten und Cyberware versehen ist. Das wäre kein Problem, wenn nicht Keru einige schlechte Erinnerungen an die Borg hätte. So aber begegnet er dem Kadetten mit Misstrauen und unterschwelliger Angst. Ganz allgemein scheint das Thema hier das Bekämpfen innerer Dämonen und Ängste zu sein. Tuvok bekommt das genauso zu spüren, wie auch Ensing Melora Pazlar, die im Lauf der Handlung ein Trauma erleidet, das sie erst einmal verarbeiten muss. Zudem gibt es einige Spannungen zwischen Christine Vale, dem ersten Offizier, und Deanna Troi, der Ehefrau des Captains und diplomatischen Offizier der Titan. Vale glaubt, dass Trois Wort mehr Gewicht beim Captain hat als ihr eigenes. Für ein Schiff, das in der Hauptsache viele unterschiedliche Rassen beherbergt und ein Idealbild der Föderationsgesellschaft widerspiegeln soll, gibt es sehr viele Vorurteile, die es erst einmal abzubauen gilt. 

Die Bedeutung des Titels erschließt sich erst im Lauf der Handlung, und schließt die Lösung zu Rikers Dilemma ein, deshalb wird hier nicht mehr dazu verraten. 

Als kleine Bonbons philosophiert im Anschluss an den Roman Julian Wangler über die im All lebenden Wesen und ihre Bedeutung für „Star Trek“. Christoph Hühn und Henning Konnert führen zudem ein Interview mit dem Autor Christopher L. Bennet. 

Wie schon bei den ersten beiden Bänden werden die Hauptakteure auf dem Cover in einer ansprechenden Collage miteinander verquickt. Die Übersetzung erschien mir nicht ganz so holprig, wie bei den letzten Romanen. 

Fazit: In meinen Augen beginnt jetzt endlich die wirklich neue Ära, die im ersten Band dem Leser versprochen wurde. Der Weltraum, unendliche Weiten… die U.S.S. Titan begibt sich zurück zu den Ursprüngen von „Star Trek“ und betritt dabei aufregendes Neuland. Alte Bekannte aus einer völlig neuen Perspektive und neue Konflikte zeigen, was für ein Potential der Franchise „Star Trek“ hat – auch ohne zeitreisende Romulaner, welche die Zeitline stören. Von allen Romanen der „Titan“-Reihe ist dieser bisher mein uneingeschränkter Favorit.

Star Trek Titan 3 – Die Hunde des Orion
Film/Serien-Roman
Christopher L. Bennet
Cross Cult 2009
ISBN: 978-3-941248-03-8
427 S., Taschenbuch, deutsch
Preis: EUR 12,80


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