Samstag, 2. Mai 2015

Star Trek – Vanguard 6: Enthüllungen

Die zur Zeit der klassischen „Star Trek“-Abenteuer von Kirk und Spock angesiedelte Romanreihe um die Raumstation Vanguard wird in diesem Band in Form einer Anthologie mit vier Kurzgeschichten weitererzählt. Dem Leser stellt sich nun die Frage: Sind die „Enthüllungen“ lesenswert?

„Enthüllungen“ ist kein gewöhnlicher Roman der Reihe um die Raumstation Vanguard und die Erforschung des Meta-Genoms, das auf die uralten und mächtigen Shedai zurückgeht. Es ist vielmehr eine Anthologie von vier Geschichten, die alle mehr oder weniger in der Taurusregion angesiedelt sind. Die Autoren greifen dabei auf Ereignisse aus der Vergangenheit und der Zukunft der verschiedenen Akteure zurück. Die Geschichten selbst sind nicht direkt miteinander verbunden. Stattdessen heben sie einzelne Ereignisse und Charakterentwicklungen hervor.

Die erste Geschichte trägt den Titel „Beinahe Morgen“ und stammt aus der Feder von Dayton Ward. Die Erzählung ist quasi ein Prequel, zu den Ereignissen des ersten Bandes „Der Vorbote“, da sie zeitlich vor den dortigen Ereignissen angesiedelt ist. Die Station ist noch nicht vollständig in Betrieb genommen, und die neue Besatzung muss sich erst einmal kennenlernen. Besonders die Sorge vor dem wachsenden klingonischen Interesse bereitet dem Botschafter Chetanien und dem neuen Kommandanten Diego Reyes einiges Kopfzerbrechen. Der Verdacht drängt sich auf, dass die Klingonen auch dem Meta-Genom auf der Spur sind. Die Handlung der Geschichte ist relativ unspektakulär und erzählt im Grunde kaum etwas, das man nicht schon aus der Lektüre der ersten beiden Bände erfahren konnte. Nur wird der Leser diesmal „Zeuge“ der Ereignisse, die schließlich zu einigen der Tragödien im Verlauf der Reihe geführt haben.

Die zweite Geschichte, für die Kevin Dilmores verantwortlich zeichnet, trägt den Titel „Schlechte Nachrichten“ und  befasst sich mit dem Reporter Tim Pennington. Dieser hat gerade seinen größten Erfolg als Journalist gefeiert, nachdem er in Reyes’ Auftrag streng geheime Informationen veröffentlichte. Eine ehrgeizige junge Kollegin nimmt zu ihm Kontakt auf und bringt ihn dazu, mit ihr auf dem Schiff des Gangsterbosses Ganz Nachforschungen anzustellen. Die Suche nach brisanten Informationen entgleitet aber zusehends seiner Kontrolle und bringt ihn und andere in tödliche Gefahren. Diese Geschichte wird aus der Ich-Perspektive von Tim Pennington erzählt. Das ist ungewöhnlich für die Bücher im „Star Trek“-Franchise.

Die Geschichte selbst hat mit der eigentlichen Romanreihe aber nur wenig zu tun, außer vielleicht einen Grund für den Reporter zu bieten, um sich mit T’Prynn später auf eine Reise nach Vulkan zu begeben.  Die Spionagestory wäre ja durchaus spannend, wenn sie für die Handlung der Romane nicht so belanglos wäre. Das auch vor allem aus dem Grund, weil wir zu Beginn des vierten Bandes zwar erfuhren, dass Pennington sich erhebliche Sorgen um T’Prynns Zustand machte. Seine unliebsamen Erlebnisse mit den Orionern finden aber keine Erwähnung. Und auch das Schicksal seiner jungen Kollegin, sollte Tim erheblich mehr aufwühlen, davon ist in den bereits existierenden Romanen aber nichts zu merken. Gerade das macht die Geschichte in meinen Augen unglaubwürdig.

Für die dritte Geschichte, die den Titel „Die letzten edlen Männer“ trägt, hat sich der Autor Marco Palmieri etwas völlig anderes einfallen lassen. Es handelt sich eigentlich um zwei Geschichten, die sich kapitelweise abwechseln. Die erste nimmt den größeren Teil in Anspruch und setzt nach den Ereignissen des fünften Romans ein. Die Handlung legt den Fokus auf Rana Desai und Ezekiel Fisher, die auf einer Kolonie in der Taurusregion, die von ihren Bewohnern nicht freiwillig aufgegeben wird, den plötzlichen Tod eines Sternenflottenangehörigen aufklären. Die Kolonie soll in Zukunft nicht mehr von der Flotte geschützt werden, und es gilt, die Kolonisten überzeugen, dass sie den Planeten verlassen sollten, bevor die Klingonen oder die Tholianer angreifen.

Die zweite Geschichte ist eine Rückblende in die gemeinsame Vergangenheit von Diego Reyes, Ezekiel Fisher und dem inzwischen im Kampf gegen die Tholianer gefallenen Kommandanten der U.S.S. Bombay, Hallie Gannon. Die Geschichte spielt neun Jahre in der Vergangenheit. Damals kommandierte Diego Reyes die U.S.S. Dauntless und musste bei einer Hilfsmission feststellen, dass die Klingonen die bedrohte Kolonie besetzt haben. Die Kolonisten und die Klingonen kooperieren scheinbar friedlich miteinander, was gelinde gesagt völlig  untypisch ist. Was führt Gorkon, der Anführer der Klingonen im Schilde? Reyes steht vor einem Rätsel.

Beide Geschichten sind schön zu lesen und bieten ein paar schöne Rätsel. Jedoch war für mich nicht unbedingt ersichtlich, was die beiden Geschichten miteinander zu tun haben sollen. Die platte Erkenntnis, dass die Dinge nicht immer so sind, wie sie auf den ersten Blick zu sein scheinen, empfinde ich als Bindeglied jedenfalls zu schwach.

Die letzte Story „Und die Sterne blicken herab“ greift die Handlung um Cervantes Quinn und  seiner Partnerin Bridget „Bridy Mac“ McLellan auf. Die Ereignisse spielen sich ungefähr sechs Monate nach „Vor dem Fall“ ab. Die beiden suchen im Geheimauftrag der Sternenflotte nach Beweisen für das Meta-Genom und den Shedai. Ein orionischer Frachter im Gornraum könnte wichtige Informationen in seinem Computerkern enthalten. Aber das Schiff wurde beschlagnahmt und zu allem Überfluss hat der Gangster Ganz einen Attentäter auf Quinn angesetzt. Diesmal darf wieder David Mack ran, und er serviert auch das Glanzstück der Anthologie. Es gibt ein paar sehr interessante Enthüllungen, die auch gekonnt in den etablierten Kanon eingepasst sind. Die Geschichte ist actionreich und sehr spannend, aber das Ende war in seiner Tragik relativ leicht abzusehen. Wie gewohnt erhält Quinn vom Schicksal ein paar sehr derbe Nackenschläge.

Fazit: Die ersten beiden Geschichte dieser Anthologie sind zwar ganz gut geschrieben, jedoch konnte keine mich wirklich überzeugen. Die erste kochte nur Bekanntes noch einmal auf, die zweite ist schlecht mit der Handlung der Romanreihe verbunden. Das hätte man bestimmt auch eleganter gekonnt. Die dritte und die vierte Geschichte dagegen bringen den eigentlichen Plot ein gutes Stück nach vorne, auch wenn einigen meiner Lieblingsprotagonisten dabei übel mitgespielt wurde. Besonders gut hat mir die dritte Geschichte gefallen, obwohl die vierte mit mehr Action aufwarten konnte. Das absehbare bittere Ende hat mir bei der letzten, ansonsten wirklich gut geschriebenen Geschichte den Spaß genommen. „Enthüllungen“ ist für die Fans der „Vanguard“-Reihe ein „Must have“. Wer mit der Reihe oder gar mit „Star Trek“ nichts anzufangen weiß, wird ob der fehlenden Hintergrundinformationen aus den anderen Büchern ziemlich verloren dastehen.

Star Trek – Vanguard 6: Enthüllungen
Film/Serien-Roman
Dayton Ward, Kevin Dillmore, David Mack, Marco Palmieri
Cross Cult 2011
ISBN: 978-3941248106
400 S., Taschenbuch, deutsch
Preis: EUR 12,80


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